Stephansdom: Johann Fabris Epitaph

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Stephansdom: Johann Fabris Epitaph Beschreibung
Johann Fabri Epitaph Porträtrelief.jpg
Im linken Seitenschiff des Doms befindet sich - an der Nordwand des Langhauses, etwa in Höhe der Kanzel - das Epitaph des Bischofs Johann Fabri. Zu sehen ist der Bischof in Halbfigur in vollem Ornat. Er steht unter einem Renaissancebogen, im Giebel ist das Wappen Fabris angebracht. Das Denkmal ist ein Werk von R. Oettinger.



Das Epitaph

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
GrabMaal Johann Faber.png Johann Fabri D(eo) M(aximo) S(acrum)

IOAN(nes) FABER E LEVKIRCH SVEVIAE OPP(ido) ORIV(n) DVS
DIVI FeRdI(nandi) CAES(aris) ROM(anorum), HVNG(ariae) BOEM(iae) Q(ue)
REGIS A CONSILIS ET SACRIS CONFESSIONBVS, GRA
VISSIMVS HAERESEON PERSECVTOR, INCLYTVS
EVANGELII CHR(isti) PRAECO EP(iscop)VS VIENN(ensis) QVI POSTEA
Q(ue) TOTO DECENNIO EX HOC LOCO BONVS
PASTOR SALVTARI VERBI DEI PABVLO SVVU
GREGREM REFECIT. OBDORMI(v)IT IN D(omi)NO
ANNVM AGENS LXIII. A NATO SERVATORE MDXlI XII CALEND(is) IVNII.

Gott dem Größten geheiligt

Johann Faber (Fabri) aus Leutkirch, einer Stadt in Schwaben gebürtig,
des erlauchten Ferdinand, römischen, ungarischen, böhmischen Königs
Rat und Beichtvater, strengster Verfolger der Irrlehren,
ein berühmter Verkünder des Evangeliums Christi
Bischof von Wien, der, nachdem er volle 10 Jahre
von diesem Ort (die Kanzel) als ein guter Hirte
seine Herde mit dem heilsamen Wort Gottes
erquickt hat, im 63. Jahr seines Alters im Herrn entschlafen ist.
Von der Geburt des Heilandes 1541 am 21. Mai. [1]

Das Leben des Fabri

Johann Fabri war 1479 als Sohn eines Schmieds (daher "Fabri", Sohn des Schmieds) im Allgäu, nordöstlich von Wangen, aufgewachsen. Der Bub, eigentlich mit dem Namen Heigerlein, studierte Theologie und wurde bald nach Basel als Offizial berufen. 1522 verfasste eine Arbeit, die sich mit der Widerlegung der Thesen Luthers auseinandersetzte, das "Opus adversus nova quedam dogmata Lutheri". Ein Jahr später veröffentlichte er eine weitere Schrift, den "Ketzerhammer" (Malleus haereticorum), weitere 400 Schriften erweckten die Aufmerksamkeit des Erzherzogs von Österreich und Königs von Böhmen, Ferdinand. Er holte Fabri als Nachfolger des Bischofs Johann von Revelli als Bischof nach Wien. Hier hatten die Ideen Luthers bereits Eingang gefunden, Ziel des Erzherzogs war jedoch, gemeinsam mit Ludwig und Wilhelm von Bayern und dem Papst, das Wormser Edikt (Verfolgung und Ächtung Luthers, Verbot seiner Schriften) umzusetzen. Das geistliche Gericht, das einberufen wurde, um Ketzer zu finden und zu verurteilen, hatte auch Erfolg: der Wiener Kaufmann Caspar Tauber (siehe auch Dorotheergasse 3), der für ein allgemeines Priestertum eintrat und die lutherischen Thesen verbreitete, endete mit der Enthauptung und Verbrennung auf der Gänseweide.

Fabri hingegen war Gegner der Ketzergerichte. Seine Predigten, die jeden Sonntag und Feiertag nach der Vesper stattfanden, zogen zahlreiche Gläubige an, dabei verfolgte er jedoch Andersgläubige nicht. Vielmehr überzeugte er bei seinen eifrigen Predigten seine Zuhörer von der katholischen Kirche. Im leerstehenden Nikolaikloster richtete er ein Priesterseminar für zwölf Studenten, sechs aus Wien und sechs aus Leutkirchen ein (Collegium trilingue), die Stiftung erhielt auch seine umfassende Bibliothek.

1539 zog sich der altersschwache Prediger zurück, sein Nachfolger Friedrich Nausea übernahm das Koadjutorenamt (mit dem Recht auf die Bischofsnachfolge). Fabri starb 1541, zuvor hatte er noch angeordnet, dass nahe seiner Wirkungsstätte, der Kanzel im Stephansdom, sein Epitaphium angebracht werden solle.



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Quellen

  1. Leopold K. Mazakarini: Frühe Denkmäler mit politischen und zeitgeschichtlichen Aussagen, Gesellschaft für Natur- und Heimatkunde, Wien 1986. S. 6 f