Liliengasse 2

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Haus: Liliengasse 2 Grund-Informationen
Weihburggasse 7 CM.jpg
Aliasadressen =Liliengasse 2, =Singerstraße 8, =Weihburggasse 7
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 898 | vor 1821: 954 | vor 1795: 930
Baujahr 1911 / Eden: 1933
Architekt Rudolf Erdös / Eden: Martin Johann Schmid


Das Gebäude - Architektur und Geschichte

Jugendstil-Plastiken an den Hausecken

An Stelle des ehemaligen Hauses Zur goldenen Sonne erbaute Rudolf Erdös 1911 ein spätsezessionistisches Wohnhaus. Das Haus ist mit Sturzfeldern geschmückt, in denen die Sternzeichen zu finden sind, an den Ecken stehen Frauenplastiken.

Im Inneren des Gebäudes ist noch der original erhaltene Lift, mit einem schmiedeeisernen Liftgitter zu sehen.

Vorgängerhaus

Im Keller des Hauses war im Mittelalter ein Schöpfbrunnen. Im Vorgängerhaus 898, das auch den Namen "Zum Holländer" [1] trug, war die Weinschenke Lenkey zu finden.

Die Weinschenke Lenkey

Achazius Lenkey hatte hier 1811 eine „Detailausschank“ eröffnet und schenkte ungarische Weine aus. Er hatte einige bekannte Gäste, so gehörte Franz Schubert, Moritz von Schwind und Franz von Schober zu den illustren Gästen.

1832 fand eine gerichtlich angeordnete Kontrolle der ausgeschenkten Weine statt, in ihnen wurde Bleizucker nachgewiesen. Es mussten zahlreiche Fässer Wein vernichtet werden, Lenkeys Ruf erlitt erheblichen Schaden. An Stelle dieses Lokals zog später das Bierhaus „Zum Reichsapfel“ ein.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus des Komponisten Franz Xaver Süßmayer

Persönlichkeit Franz Xaver Süßmayer
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Franz Xaver Süßmayer (auch Süßmayr) (* 1766 Schwanenstadt, Oberösterreich, † 16. September 1803, Seilerstätte 15) wohnte 1791 in diesem Haus. In diesem Jahr vollendete er Mozarts Requiem.

Lokale

Die Eden Bar

Die Eden

Die Eden Bar hat bereits eine fast 100-jährige Geschichte. 1919 erwarb die Operettensängerin Emma Steininger (Künstlername: Emmy Stein) das Lokal und taugte es von City-Bar in die Eden um. In der Nazi-Zeit wurde Emmy Stein ihr Lokal entzogen, sie wurde verhaftet, weil sie Feinsender abgehört hatte und kam dafür zwei Monate in Haft. 1848 erhielt sie das Lokal zurück und verkaufte es schließlich 1953 an Gabor Kenezy. 1974 erwarb die Bar Heinz Werner Schimanko, der sie bis zu seinem Tod 2005 betrieb. Schimanko verpflichtete sich bei den alten Besitzern, den gehobenen Stil des Lokals zu wahren, der Krawattenzwang war ein Zeichen dafür. Die Fotos, die er von seinen prominenten Gästen machte, wurden in die Schaukästen geheftet. Heutige ist Schimankos älteste Tochter Michaela Schimanko-Stiedl die Besitzerin des Etablissements.

Die heute noch vorhandene Ausstattung der Eden nahm 1933 der Architekt Martin Johann Schmid vor, der für seine "Wiener Wohnraumkultur" bekannt war und daher zahlreiche Lokale (Cafè Reisenleitner, Cafe Mirabell) gestaltet hatte.

Im Jahr 2004 feierte man in der Eden bereits das 100-jährige Jubiläum, 2011, als das Gebäude 100 Jahre alt wurde, beging man diese Feierlichkeit nochmals. Es bleibt zu vermuten, dass 2019 die dritte Hundertjahr-Feier zelebriert wird.

Bronner und Qualtinger verewigen die Eden

Blck auf den Stephansdom vom Haus Singerstraße 8, um 1900 [2]

Die Eden Bar geht auch durch ein Lied von Gerhard Bronner (geschrieben für Helmut Qualtinger) in die Geschichte ein – „Der Papa wird’s schon richten“:

Da neulich, da sitz´n ma in der Eden und reden,
der Gießhübel der Puntigam und i´...
Man red´t so - was soll ich Ihnen sagen - vom Wagen
und was ma schon so red´t um zwei Uhr früh.
Die Weiber, die hab´m ma schon nach Haus expediert,
wir war´n schon - wie man so sagt - "apres"
und weil man dann trist und bisserl nachdenklich wird
passiert´s, daß man richtiggehend philosophiert,
das ist schon so bei der "Jeunesse doreé".
Auf einmal sagt zu mir der Puntigam: "Sag´ was is´ wahr an dem Tamtam?
Ich hab´ da sowas aufgeschnappt, Du hättest einen Unfall g´habt?"
Drauf sag´ ich: "Es is´ nix passiert, mein Porsche ist schon repariert,
nur leider is´ mir ein Passant bevor er g´storb´n is´ einig´rannt."
Da mischt der Gießhübel sich ein: "Was is´ jetzt mit Dein´m Führerschein?"
"Na ja", sag´ ich, "na ja, was soll schon sein?
Der Papa wird´s schon richten, der Papa wird´s schon richten,
das g´hört zu seinen Pflichten, dazu is´ er ja da.
Denn wenn man einen Sohn hat und so a Position hat
und soviel Protektion hat wie mein Papa,
dann genügt oft schon ein Telefonat
zum richtigen Ort und dort sind sofort die Akten unauffindlich.
Sitzt dort ausnahmsweis´ ein falscher am Draht,
der glaubt er kann da Manderln machen, und wird rabiat (na ja),
der Papa wird´s schon richten, der Papa wird´s schon richten,
er weiß soviele G´schichten, die and´re Leute stör´n:
Vom kleinsten Referenten, hinauf zum Präsidenten,
wer wichtig is´, der kennt´n mein´n alten Herr´n,
man dient ihm gern und applaniert die leidigsten Affair´n ganz intern."
Und wie ma so sitzen in der Eden und reden,
inzwischen war´s schon vierlet, halber drei,
da sag´ ich - nachdem ich bißel grübl: "Gießhübl!
Ich hör´, Du hast a kleine Schererei?
In unseren Kreisen spricht man üb´rall davon,
man hätte Dich einfach abgelehnt
für irgendein´n Job bei der Atomkommission
mit monatlich dreizehntausend Schilling als Lohn,
sie sag´n Du wärst zu unintelligent!"
Da sagt der Gießhübel darauf: "Na klar, a bissel was is´ schon d´ran wahr,
wann´s d´z´ruckdenkst noch an uns´re Schul, da war ich eher schon a Null.
Na und die Universität ... Du kennst mi ja, das liegt mir net,
drum war ich bisserl desperat, als man mich dort net g´nommen hat."
Drauf sag´ ich: "S´tät mich int´ressier´n, wirst Du da gar net protestiern?"
"Zu was", sagt er, "soll ich mich strapazier´n?
Der Papa wird´s schon richten, der Papa wird´s schon richten,
das g´hört doch zu Pflichten von jedem Herrn Papa.
Und brauch ich einen Posten, dann laßt er sich´s was kosten,
sonst frag ich mich, zu was denn ist er sonst da?"
Plötzlich kommt zu uns von hinten herum
der Kellner daher und sagt: "Bitte sehr, darf ich die Rechnung bringen?"
Und der Puntigam sagt: "Bitte darum!"
Dann schaut er in sein Portemonaie und sagt: "Es ist zu dumm (Na ja),
der Papa wird´s schon richten, der Papa wird´s schon richten,
er sitzt mit seinen Nichten fast jeden Abend da.
Dann geb´n S íhm das zu lesen, ´sis´ eh net so viel g´wesen.
Er zahl´s ja von den Spesen der Herr Papa,
er hat es ja, er applaniert mir jeglichen Fauxpas, mein Papa."

Text/Musik: Gerhard Bronner

Die Bar als Drehort

Peter Patzak hat die Eden als Schauplatz eines Filmes erwählt: Im Film „Lex Minister“ spielt Hans Peter Heinzl die Hauptrolle.

Auch in der Serie "Die Vorstadtweiber" wurde die Eden als Drehort genutzt.

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Liliengasse 2 188306 römisch Im Juni 1883 drohte das Vorgängerhaus einzubrechen, man stützte es daher ab. In der ein Meter tiefen Grube, die man dafür aushob, fand man eine große Anzahl an Bruchstücken von römischen Leisten- und Hohlziegeln
Singerstraße 8-10 191108 römisch Als das bereits baufällige Haus abgerissen und das Neue im Jahr 1911 erbaut wurde, stieß man auf einen Brunnen sowie römische Mauern und Gruben. Dabei wurden zahlreiche Funde, wie Keramiken, Amphoren, Glas, Lampen und Münzen geborgen.



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Quellen

  1. Franz Haller: Adressenbuch des bürgerlichen Handelsstandes in der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien für das Jahr 1832, Eigenverlag, 1833, Wien, S. 5
  2. Alt Wiener Häuserkalender, 1919