Riemergasse 11

Aus City ABC

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Riemergasse 11
Konskriptionsnummer
vor 1862: 812
vor 1821: 862
vor 1795: 909
Baujahr
1910
Architekten (Bau)
August Fondi
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0


Der Vesquehof - Architektur und Geschichte

Das reich mit kleinen Erkern verzierte Haus wurde 1910 von August Fondi erbaut. 1918 kauften Wilhelm und Hedwig Mahler das Haus von Fondi, 1942 wurde dem Paar das Haus von den Nazis entzogen (Einverleibung in die Reichsfinanzverwaltung). Im Zuge eines Rückstellungsverfahrens erhielt es Josef Mahler 1949, der es 1954 an Josef Markus verkaufte.

Im Hauseingang befindet sich rechterhand eine steinerne Sitznische um einen steinernen Tisch. Flankiert wird diese Gruppe von zwei Säulen, deren Enden ein hockender Faun und ein Pelikan zieren.

Vorgängerhäuser, Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

1496 wird das Haus erstmals erwähnt, damals verkauften der Lederer Jörg Wasner und seine Frau Margarethe Purkchl das Haus um 120 Pfund an Jorg Oxl. Dieser neue Besitzer Oxl war der Polier, der mit der Schaffung des Orgelfußes in St. Stephan beauftragt war. Er geriet in einen furchtbaren Streit mit Meister Pilgram und kündigte seinen Auftrag. Oxl verkaufte das Haus 1510 an den Fleischer Hanns Luntzer. Nachdem Luntzers Sohn Hännslein das Haus geerbte hatte, verkaufte es dieser an den Buchdrucker Hanns Singriener und seine Gemahlin Elisabeth, die auch Haus Stadt 811 (heute Riemergasse 9) besaßen

1566 ist in dem Haus ein Wirtshaus vermerkt. ab 1684 stand das Haus in Besitz von Christoph Schmid, Hof-Seilermeister.

1735 wohnte hier der bürgerliche Stukkateur Cajetan Bussy. Zu dieser Zeit besaß das Gebäude die Familie Vesque von Büttlingen, die für den heutigen Namen, Vesquehof, verantwortlich ist. [1]

Unternehmen

Brautmoden Flossmann

Der alteingesessene Salon für Braut- und Ballmode verleiht und verkauft seine Roben. Auf 300 Quadratmetern findet man hier bestimmt etwas Passendes, notfalls gibt es eine Schneiderei, die Änderungen vornimmt.[2]

Lokale

Das Uhu, Pan und Kunstspiele

1914 ist an dem Standort das Kabarett Uhu belegt, es befand sich im Keller und Erdgeschoss des Hauses.

1919 schon verdrängt das "Vergnügungslokal Pan" das Kabarett, daraus werden die "kunstspiele pan", 1923 die "Moskauer Kunst-Spiele". im gleichen Jahr findet noch ein Umbau für das deutsch-russische Kabarett "Der blaue Vogel" statt. Obwohl diese Aufführungen erfolgreich waren, schloss das Kabarett nach einer Saison. In den folgenden Jahren scheinen für hier ansässige Lokale wechselnd die Namen "Kunstspiele" oder "Pan", es werden Theaterabende, Kabaretts und Revuen gezeigt.

Das Kino - Mikado und Rondell

Das Rondell-Kino

In der Riemergasse wurde Kino-Geschichte geschrieben, denn hier stand das "Erste Wiener Raucherkino", später das "erste, beste und einzige" Pornokino. Das erste Kino, vielleicht auch Kabarett, gab es sicher vor 1955, denn damals brannte es aus. 1949 soll hier das "Boccacio", das erste 3D-Kino Österreichs, eröffnet haben. Inhaberin des Boccacio war die Schauspielerin Helene Odilon, die angeblich sogar das ganze Haus besessen haben soll (die Nachweise dafür sind beim Brand des Justizpalastes 1937 vernichtet worden).

1959 wurde es zum Western- und Raucherkino. 1962 warb das Lokal mit dem Slogan "Rondell: Revue, Bar, Kaffee, Kino". Am 19.3.1962 gerät der Besitzer des Kinos, Dr. Friedrich Feichtinger, in die Schlagzeilen: Er hatte gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen, in dem er seine Mitarbeiter 11 bis 12 Stunden durchgehend arbeiten ließ. Zudem hatte er einen Cafetier gewürgt. Feichtinger wurde daher zu einem Monat Haft verurteilt.

Im gleichen Jahr wurde das Kino von neuen Besitzern, Rath & Co., übernommen, die einen Umbau vornahmen. Es wurde eine Bierkammer und ein Warteraum integriert, 1966 wurde sogar eine Sauna im Keller eingerichtet. Mit der Übernahme durch Rath begann ein 30 Jahre dauernder Streit zwischen dem Hausbesitzer (Salomon) und dem Kino-Besitzer, bis dieser schließlich 1993 in Konkurs ging. Diese Streitigkeiten wurden durch die ungenehmigten Umbauten ausgelöst und gipfelten schließlich im Brand einer Wohnung und den dadurch entstandenen Schaden: 1967 brach in der Wohnung einer Mieterin, Marthe Schütz, Feuer aus, sie starb in den Flammen. Durch den Brand entstand ein erheblicher Wasserschaden, das Wasser floss in Strömen ins Kino. Als der Kinobesitzer den Hausherren telefonisch davon informierte, soll dieser ein gegenseitiges Kennen geleugnet und einfach aufgelegt haben.

Nach dem Konkurs des Rondell-Kinos stand das Lokal lange leer. Einige Zeit war das Frauenprojekt "link" sehr interessiert, den Zuschlag erhielt jedoch der Jazz-Club. Der Frauenverein ist nun im Kosmos Kino ("kosmos frauen.raum") zu finden.

Porgy&Bess

Statt dem einstigen Rondell-Kino ist nun der Jazzclub Porgy&Bess hier zu finden.

Das Veranstaltungsprogramm ist hier abzurufen: http://www.porgy.at/archiv.php?monat=1&jahr=2001

Ausgrabungen

Ausgrabungscode [3] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
191060 römisch 1910 fand man bei Kanalbauarbeiten einen Denar des Severus Alexander und ein Antoninian. Möglicherweise wurden die Münzen gemeinsam mit Schutt von einer anderen Stelle hier her gebracht.



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Quellen

  1. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 153
  2. http://www.wien-konkret.at/tipp/abendkleider-ballkleid/
  3. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll