Am Hof 13
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- Bezirk
1., Innere Stadt
- Aliasadressen
- =Am Hof 13
- =Parisergasse 1
- =Schulhof 8
- Konskriptionsnummer
- vor 1862: 420
- vor 1821: 235
- vor 1795: 235
- Baujahr
- 1671
- Architekten (Bau)
- k.A.
Das Palais Collalto - Architektur und Geschichte
Das Collaltopalais wurde 1671 erbaut, auf Seite des Platzes Am Hof zeigt es eine barocke Fassade (die anderen Seiten sind klassizistisch). Zwischen dem Haus und der Kirche wurde eine Verbindung mittels Schwippbogen hergestellt, sodass ein Durchgang entstand, der noch heute vorhanden ist.
Vorgängerhäuser
Nach der Vertreibung der Juden 1442 stand hier (Stadt 420) das Herberghaus, auch „Zum Elend“ genannt, es war für die Aufnahme von Fremden bestimmt (ähnlich einem heutigen Asylantenhaus).
1521 besaß der Ratsherr Sebastian Schranz das Haus, sein Sohn, Sebastian Schranz, der 1747/48 auch Wiener Bürgermeister war, erbte das Haus. 1560 kaufte Ferdinand I. das Areal und übergab es schließlich den Jesuiten (nachdem seine Pläne für eine kaiserliche Landschaftsschule gescheitert waren), um ein Konvikt für adelige Jungen zu errichten.
1611 kauften es die Stände, bis der Grund 1671 in Besitz der Familie Collalto gelang.[1]
Gedenktafeln
Mozarts erstes öffentliches Konzert
In der zweiten Oktoberwoche 1762 fand das erste öffentliche Konzert des damals sechsjährigen Wolfgang Amadeus Mozart gemeinsam mit dessen Schwester im Palais Collalto statt (Gedenktafel von 1956).
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
Wohnhaus General Francois Josef Lefebvre
1809 wohnte hier General Francois Josef Lefebvre (Herzog von Danzig).Wohn- und Sterbehaus Ludwig Damböck
In dem Haus wohnte und starb der Spitzen- und Vorhangfabrikant Ludwig Damböck der Ältere (* 18. Juli 1799, † 22. August 1850 Stadt 341, ebenhier). Seine Fabrik stand in der Webgasse 37.Unterirdisches
Der Keller des Hauses
Im Keller des Hauses befand sich eines der Warenlager des jüdischen Ghettos, heute ist hier das Lokal „Borrega Marques“. Das Besondere an dem Kellerlokal sind die erhaltenen frühgotischen Sitznischen. Im westlichen Trakt sind sogar Reste der Babenberger Pfalz erhalten. [2]
Ein Kriminalfall
Johann Karl (von) Sothen und die Trafik
1842 hatte ein armer Tabakhändler hier seinen Laden, der dann durch verschiedene Transaktionen zu Reichtum kam und Besitzer der Herrschaft Kobenzl wurde (Johann Karl, später Freiherr von Sothen).
Der letzte Besitzer des Schlosses am Kobenzl war, bevor es die Stadt Wien in ein Hotel umbauen ließ, der Sohn von Johann Carl Freiherr von Sothen. Bekannt wurde Sothen als Erbauer der Sissy-Kapelle (das erste neugotische Gebäude in Wien) zur Hochzeit von Franz Joseph I. mit Elisabeth im April 1854, die er jedoch eigentlich zum Eigenzweck erbaute – sie diente als Grabstätte für sich und seine Frau Franziska. Diese Tatsache geriet in Vergessenheit, erst bei der Renovierung der Kapelle im Jahr 2002 fand man die sterblichen Überreste von Sothen, die Gebeine wurden exhumiert und neben der Kapelle bestattet.
Das Geld zur Erbauung der Kapelle und dem Kauf des Schlosses kam jedoch aus seltsamen Quellen. Der Freiherr war eigentlich Tabaktrafikant Am Hof, und bot neben Tabakwaren auch Spielkarten an. Diese kaufte er nicht neu, sondern erwarb sie in den umliegenden Wirtshäusern um wenig Geld, reinigte sie mit Alkohol und verkaufte sie teuer weiter. Gleichzeitig führte er eine Lottokollektur. Im Haus von Sothen wohnte ein böhmischer Vogelhändler mit seinem Sohn und seiner Tochter. Da der Gewinn kaum zum Überleben reichte, versuchte Wenzel Hüttler, der Vogelhändler, sein Glück beim Lotto – im Laden von Sothen. Als die Gewinnzahlen von Hüttler, die Nummern 10, 6 und 81 einen Gewinn von 20.000 Gulden erzielten, überbrachte Sothen dem lungenkranken Wenzel die Nachricht. Angeblich lag dieser gerade im Sterben, so steckte Sothen den Gewinn selbst ein. Um den Verdacht von sich zu lenken, spielte er sich als Wohltäter der beiden Kinder auf. Er brachte sie in einem Gasthof in Brünn unter und unterschlug das unerwartet große Vermögen Wenzels, von dem nicht einmal das Vormundschaftsgericht etwas mitbekommen hatte.
Nach einigen Jahren war das Vermögen aufgebraucht, da wandte er sich wieder an die Tochter von Wenzel in Brünn, die mittlerweile Brieftauben züchtete. Mittels Erpressung brachte er sie dazu, die Zahlen der Brünner Lottoziehung per Brieftaube nach Wien zu übermitteln, sodass es Sothen möglich war, die gewinnenden Lotto-zahlen zu setzen, bevor in Wien Annahmeschluss war. (Das war nur möglich, weil es weder Telefone noch Telegrafen gab). Auf diese Weise sammelte er sich ein Millionenvermögen an.
Den Tod fand er bei einem Streit mit Wenzels Sohn, Eduard Hüttler. Dieser sprach ihn auf die unterschlagenen 20.000 Gulden an, und als Sothen mit der Polizei drohte, erschoss Eduard den Freiherren mit seinem Jagdgewehr. Das Todesdatum, nämlich der 10.6.81 stimmt mit den Lottozahlen überein, die der Beginn für Sothens Betrügereien waren.
Auf die Mauer der Grabkapelle, in der Sothen beigesetzt wurde, wurde folgender Spruch gekritzelt:
- Hier, in dieser schönen Gruft,
- liegt der allergrößte Schuft,
- Zeigts keine Sechserl runter,
- Sonst wird er wieder munter!
Ausgrabungen
Ausgrabungscode | zeitliche Lagerung | Beschreibung der Fundstücke |
---|---|---|
190207 | römisch | Im Jahr 1902 wurden bei Kabellegungsarbeiten gegen die Mitte des Platzes römische Dachziegel gefunden. |
200109 | Mittelalter | Es wurden mehrere spätmittelalterliche Baukörper im SW-Teil des Grundstücks untersucht. Die älteste Phase bilden ein Rundraum, möglicherweise ein Turmfundament der Babenbergerburg, und eine weitere Mauer aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Im Norden des Grundstücks wurde im 15. Jh. eine Kelleranlage erbaut |
191218 | Mittelalter/Neuzeit | Im Keller wurden Mauern aus größeren und kleineren Bruchsteinen sowie Ziegeln festgestellt |
200104 | Mittelalter/Neuzeit | Bei Kelleruntersuchungen fand man mittelalterliche Mauerreste und Spolien die dem praetorium des römischen Legionslagers zuzuordnen sind. Das Erdgeschoß datiert in das 13. Jh.; fast der gesamte Osttrakt ist renaissancezeitlich überwölbt. |
199906 | Mittelalter/Neuzeit | Im Jahr 1999 wurden bei Kanalbauarbeiten mittelalterliche Mauerzüge angeschnitten. |
Wien - Eine Stadt stellt sich vor
Das Palais Collalto trägt das Schild Nummer 38 der Aktion "Wien - Eine Stadt stellt sich vor".
Alte Ansichten
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Quellen
- ↑ Felix Czeike, Wiener Bezirksführer: I, Innere Stadt, Jugend und Volk, 2. Auflage, 1985, S. 7
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Collaltopalais
- ↑ Verlag Reinhold Entzmann & Sohn (Verlag), 1., Am Hof 13, um 1900, Wien Museum Inv.-Nr. 79000/1395, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/161402/)
- ↑ August Stauda (Fotograf), 1., Am Hof 13 - Collaltopalais, 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 23954, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/77842/)
- ↑ August Stauda (Fotograf), 1., Am Hof 13 - Collaltopalais - mit Schwibbogen zum Schulhof, um 1905, Wien Museum Inv.-Nr. 29925, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/99450/)
- ↑ Josef Wlha (Fotograf), 1., Am Hof 13 - Collalto Haus - Balkon, 1894, Wien Museum Inv.-Nr. 9713, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/94160/))