Oppolzergasse 6
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Haus: Oppolzergasse 6 | Grund-Informationen | ||||||||
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Das Palais Lieben-Auspitz - Architektur und Geschichte
Das Palais Lieben-Auspitz wurde 1872 von Ludwig Tischler und Carl Schumann errichtet. An seiner Stelle stand einst auf der Bastei das Palais von Fürst Lubomirski mit seiner bemerkenswerten Loggia.
Rudolf Auspitz und Leopold Lieben
Rudolf Auspitz (7.7.1837-8.3.1906) ließ das Haus, gemeinsam mit seiner Frau Helene und ihren vier Geschwistern Leopold, Adolf, Richard und Ida Lieben errichten.
Persönlichkeit | Rudolf Auspitz und Leopold Lieben |
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Rudolf Auspitz wohnte bis zu seinem Tod hier. Auspitz hatte Mathematik und Chemie studiert, widmete sich aber nach Abschluss des Studiums seinen Landgütern. Ab 1871 schlug er eine politische Karriere ein, vorerst im mährischen Landtag, ab 1873 gehörte er dem Reichsrat an. Sein mathematisches Wissen verhalf ihm schließlich dazu, dass er ein anerkannter Nationalökonom wurde. Im ersten Stock des Hauses wohnte Leopold Lieben, der Vater des Physikers Robert von Lieben, der durch die Erfindung der Verstärkerröhre bekannt wurde.Roberts Schwester, die ebenfalls hier wohnte, heiratete den Arzt Johann Paul Karplus. Johann Paul Karplus war Neurophysiologe und Psychiater und war in der Nervenheilanstalt Rosenhügel Konsiliarius. Von 1917-1933 war er schließlich Primar an der Neurologisch-Psychiatrischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik. Sein Enkelsohn Martin Karplus, der ab 1938 in der USA lebte, wurde 2013 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Leopold ließ den gesamten Stock 1888 im Rokoko einrichten, der heute als Landtmann’s BelEtage genutzt wird. |
In dem Haus befand sich 1941 und 1944 das SS- und Polizeigericht VII. Ironischerweise war im selben Gebäude der Salon der Friedenskämpferin Berta Zuckerkandl tätig, woran eine Gedenktafel erinnert. |}
Gedenktafeln
Berta Zuckerkandl
Persönlichkeit | Berta Zuckerkandl |
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Berta Zuckerkandl (1864-1945) war eine Dame der Wiener Gesellschaft mit besonderen Kontakten. Ihr Vater war Moriz Szeps, der Chef des Neuen Wiener Tagblattes und engster Berater von Kronprinz Rudolf. Durch die Heirat mit dem Anatomen Emil Zuckerkandl (siehe dazu auch: Zuckerkandldenkmal) gewann sie auch Einblick in die Wissenschaft und machte sich als Journalistin und Schriftstellerin einen Namen. Ihr Salon war Treffpunkt für Künstler und Wissenschaftler, bei ihr verkehrten Rodin, Klimt, Hoffmann und Max Reinhardt. Ihre Freundin Alma, eine stadtbekannte Schönheit, lernte hier im November 1911 Gustav Mahler kennen. |
Bild | Anlass/Persönlichkeit | Text der Tafel |
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Zuckerkandl, Berta | In diesem Haus befand sich von 1917 - 1938 |
Heinrich von Neumann
Persönlichkeit | Heinrich Neumann |
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Eine weitere Gedenktafel erinnert an den HNO-Primar Heinrich von Neumann, der in diesem Haus wohnte und ordinierte. Neumann wurde 1973 in Ungarn geboren (und starb 1939 in New York). Nach dem Medizinstudium übernahm er bald (1912) das Primariat im Kaiser-Franz-Josef-Spital, bis er 1919 als Primar an die HNO-Abteilung des AKH zurückging, wo er als Assistent tätig war. Als Neumann von den Nazis verhaftet wurde, konnte er im Frühjahr 1939 nach New York emigrieren – er hatte das Ziel, dort jüdische Emigrationen zu organisieren, starb jedoch ein halbes Jahr später. |
Lokale
Café Landtmann
Franz Landtmann eröffnete hier am 1.Oktober 1873 ein Cafèhaus, das 1881 Wilhelm Kerri übernahm. 1919 kaufte es ein Karl Kraus (nicht der Herausgeber der Fackel), am 13.9.1926 übernahm es Konrad Zauner und ließ es neu gestalten. Der Ecksalon wurde mit Gipsfiguren als Wandreliefs im Stil der Wiener Werkstätte ausgestattet, die Holzsäulen im Eingangsbereich wurden vom Bildhauer Hans Scheibner gestaltet. 1927 wurde ein Gästebuch, das „Goldene Buch“ angelegt. Hier verewigten sich zahlreiche Prominente, wie Raoul Aslan, Ewald Balser, Paul Hörbiger, Hans Moser, Max Reinhardt, Oskar Werner, Paula Wessely, Oskar Kokoschka, Marlene Dietrich und Thomas Mann. In den 30er Jahren arbeitet hier Jura Soyfer.
Das Kaffeehaus wurde 1980 renoviert und gehört heute der Familie Querfeld.
Landtmanns Bel-Etage
Der erste Stock des Gebäudes wird heute vom Café Landtmann als Veranstaltungszentrum genutzt. Man kann zwischen vier historischen Zimmern für das passende Ambiente wählen. Das Mahler-Zimmer ist in weiß gehalten und hat einen Balkon auf die Ringstraße; Das Zuckerkandl-Zimmer ist mit dunkler Holvertäfelung, Kamin und ebenfalls einem Balkon zur Ringstraße ausgestattet; Das Schnitzler-Zimmer ist durch einen großen Art-Deco-Spiegel und die historische Holz-Kassettendecke gekennzeichnet Das Makart Zimmer schließlich bietet einen Blick aufs Burgtheater und das Rathaus, man sitzt unter einem Deckengemälde, das ein Schüler Makarts geschaffen hat.
Theater im Keller
1936 gründete Hans Schlesinger für seine Frau, die Tänzerin Cilli Wang, das Kabarett „Fröhlicher Landtmann“ im Keller des Kaffees. Zu Cilli Wangs Markenzeichen gerieten die mit eigener Hand geschaffenen großen Puppen, mit denen sie auf der Bühne hantierte. Während der NS-Zeit musste das Ehepaar flüchten und tauchte in den Niederlanden unter, wo Schlesinger 1945 starb.
1953 wurde das Theater „Die Tribüne“ von Otto Ander hier gegründet, die älteste noch bestehende Kleinbühne Wiens. Hier sind zahlreiche Schauspieler aufgetreten, bevor sie Berühmtheit erlangt haben: Kurt Sowinetz, Alfred Böhm, Gert Fröbe, Kurt Sobotka, Dorothea Neff, Eva Zilcher, Hilde Krahl, Helene Thimig, Vilma Degischer, Erich Padalewski, Heinz Petters, Alfons Haider, Elfriede Ott, Gerhard Bronner und Viele mehr.
Heute, in der Neuen Tribüne (seit 2002) unter der Leitung von Karlheinz Wukov gastieren hier immer noch zahlreiche Berühmtheiten. Dazu gehörten Ernst Stankovski, Heinz Holecek, Hilde Sochor, Gerhard Tötschinger, Christian Brandauer, es gibt aber auch Kooperationen mit Schauspielschulen, wie dem Konservatorium der Stadt Wien und dem Max Reinhardt Seminar.
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