Kapuzinergruft

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Unterirdisches Wien
Kapuzinergruft
Die Kapuzinergruft unter Kirche und Kloster ist die prominente Begräbnisstätte der Habsburger und Habsburg‑Lothringer. Seit 1633 werden hier Mitglieder der Dynastie beigesetzt; heute ruhen die sterblichen Überreste von rund 150 Personen in zehn zusammenhängenden Gruftbereichen – von der niedrigen Gründergruft bis zur lichtgeführten Maria‑Theresien‑Gruft.[1][2]

Kapuzinergruft (Kaisergruft)

Die ursprüngliche kleinere Gruft wurde unter Kaiser Ferdinand II. erweitert, sie sollte als Bestattungsort (Erbbegräbnisstätte) aller Habsburger dienen. Gesamt wurde die Gruft acht Mal erweitert, um dieses Vorhaben umsetzen zu können.

Bestattungstradition: Leib – Herz – Eingeweide Die Gruft befolgt eine seltsame Tradition: Zwischen 1654 (Tod des Ferdinand IV.) bis 1878 (Tod des Erzherzogs Franz Karl) wurden die sterblichen Überreste dreigeteilt aufbewahrt:

  • Die Kapuzinergruft beherbergt nur die Körper der Habsburger,
  • die Eingeweide wurden in der Herzogsgruft des Stephansdoms beigesetzt,
  • die Herzen kamen an einen dritten Ort, nämlich in die Loretokapelle der Augustinerkirche. Die älteste Herzbestattung in St. Augustin ist 1654 belegt; insgesamt ruhen dort 54 Herzen in silbernen Gefäßen.

Traditionen in schwarz und rot Die Gebeine der Habsburger ruhen alle in Holzsärgen, wobei die Innenausstattung für Frauen und Männer unterschiedlich erfolgte: Die Särge der Männer wurden mit schwarzem Samt und Goldstoff ausgelegt, während Frauen roten Samt und Silberstoffe erhielten. Diese Holzsärge bettete man dann in Prunksarkophage. Zu Anfang waren diese Särge nur mit christlichen Symbolen geschmückt, ab dem 17. Jahrhundert vermehrte sich die Pracht, die in der Gestaltung des Doppelsargs von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz Stephan gipfelte.

Auch bei der Fahrt der Toten in die Gruft wurde ein Ritual eingehalten: Nur gekrönte Habsburger wurden in schwarzen Leichenwägen bis zur Begräbnisstatt gefahren, Erzherzöge und Erzherzoginnen wurden in roten Wagen kutschiert.

Die Leichname

Heute liegen hier 12 Kaiser, 19 Kaiserinnen und weitere Mitglieder der Familie Habsburg, gesamt wurde 143 Leichname (eine Auflistung ist hier abzurufen: Leichname in der Kapuzinergruft) hier bestattet.

Die einzige Nicht-Habsburgerin ist die Gräfin Karoline von Fuchs-Mollard, die Erzieherin von Maria Theresia. Maria Theresia hatte sich damit gegen den heftigen Widerstand ihre Berater durchgesetzt. Auf ihrem Grabmal ist eine Inschrift angebracht: "Zum unsterblichen Angedenken eines wohlwollenden dankbaren Herzens für die edle Erziehung zur Tugend. Ich, Maria Theresia"

Kleinwetzdorf - Gedenkstätte Heldenberg, Gruft

Es war (auf Wunsch von Franz Joseph I.) auch geplant, Feldmarschall Radetzky hier zu beerdigen, dieser hatte jedoch seinem Gönner Joseph Pargfrieder versprochen, am Heldenberg seine letzte Ruhe zu finden (gemeinsam mit Feldmarschall Maximilian Freiherr von Wimpffen, † 1854). Pargfieder hatte die Schulden der beiden Feldherren übernommen und dafür den Begräbnisort in seiner Heldengruft als Gegenleistung abverlangt.

Unter den Leichnamen befindet sich eine einzige Protestantin, es handelt sich um die 1829 bestattete Erzherzogin Henriette, Frau des erfolgreichen Feldherrn und Kaiserbruders Erzherzog Karl (siehe auch Annagasse 20, Der erste Weihnachtsbaum Wiens). Sie hatte sich bei ihrer Hochzeit geweigert, ihre Konfession zu ändern. Auch bei dieser Bestattung war der Widerstand hoch, doch Kaiser Franz I. setzte sich durch.

Bis 1940 war auch der Sohn Napoleons und seiner Habsburger Frau Erzherzogin Marie-Louise, Napoleon Franz Bonaparte, hier begraben. Hitler ließ ihn 1940 in den Invalidendom von Paris überstellen.

Die Räume der Gruft

Übersicht

Die Gruft ist in zehn Räume gegliedert:

Plan der Kapuzinergruft

Plan der Gruft[3]
Code Raum Gräber Kurzinfo
A Leopoldsgruft 30 16 Sarkophage + 12 Kindersärge (Nischen) + 1 Herzurne + 1 Herzurnenepitaph. Kernraum unter dem Langhaus. [4]
B Gründergruft 2 Nicht begehbar; Särge der Stifter Anna von Tirol und Kaiser Matthias. [5]
C Karlsgruft 8 7 Sarkophage + Herzurne Kaiserin Amalia Wilhelmina; Ausbau unter Karl VI., Hildebrandt. [6]
D Maria-Theresien-Gruft 16 Kuppelraum; Doppelsarkophag Maria Theresia & Franz I. Stephan (B. F. Moll). [7]
E Franzensgruft 5 Oktogon (Biedermeier); Franz II./I. im Zentrum, in den Nischen die vier Gemahlinnen. [8]
F Ferdinandsgruft 39 2 Prunksarkophage (Ferdinand I., Maria Anna) + 37 in Pfeilern/Nischen (Umbettung 1960). [9]
G Toskanagruft 14 Langer, fünfjochiger Raum; heute 14 schlichte Metallsarkophage. [10]
H Neue Gruft 26 1960–62 unter dem Klostergarten (Karl Schwanzer), klimastabil; 26 Särge. [11]
I Franz-Josephs-Gruft 3 Franz Joseph I., Elisabeth, Rudolf; 1908 mit Kapelle ergänzt. [12]
K Gruftkapelle 5 Zita, Carl Ludwig, Otto & Regina; seit 2023 auch Yolande de Ligne. [13]

A–K entsprechen den Raumcodes im Plan. Stückzahlen: Stand 24. 10. 2025 (letzte Beisetzung: Yolande de Ligne, 2023).

Der Einstieg erfolgt heute meist über das Besucherzentrum am Neuen Markt. Ein historisch geordneter Rundgang führt durch die Räume, beginnend bei der schlichten Gründergruft unter der Kaiserkapelle bis zu den repräsentativen Bereichen des 18. und 19. Jahrhunderts.

Gründergruft

Gründergruft

Gründergruft

Unter der Kaiserkapelle, gegenüber dem heutigen Besucher-Eingang zur Gruftanlage, liegt der älteste Raum der Kapuzinergruft – die Gründergruft, in älteren Quellen auch "Engelsgruft" oder "Matthiasgruft" genannt.

Der kleine, niedrige und schmucklose Raum war von Anfang an den beiden Stiftern vorbehalten: hier ruhen die truhenartigen Särge Kaiser Matthias († 1619) und Kaiserin Anna von Tirol († 1618. Überführung beider Leichname 1633). Die Herzurnen der beiden befinden sich in der Herzgruft der Augustinerkirche; die Eingeweide in der Herzogsgruft des Stephansdoms (getrennte Bestattung nach Wiener Hofsitte).[14][15][16][17]

Der Raum ist durch ein Gitter von der Leopoldsgruft getrennt, er ist nicht begehbar.

Leopoldsgruft

Leopoldsgruft

Leopoldsgruft

Die hochbarocke Leopoldsgruft liegt unter dem Hauptschiff der Kapuzinerkirche. Vier mächtige Pfeiler teilen den Raum in drei Schiffe; Kreuz- und Stichkappen­gewölbe erzeugen eine hallenartige Wirkung. 1657 veranlasste der junge Kaiser Leopold I. den Ausbau (im Anschluss an die Stiftung seines Vaters Ferdinand III.); 1701 wurde die Gruft nach Westen erweitert und schließt heute über ein Stichkappengewölbe an die Karlsgruft an.[18]

Der größte historische Kernraum unter dem Langhaus beinhaltet 30 Gräber. An der Ostwand ist das Kinder‑Columbarium zu finden, hier sind 12 schlichte, undatierte Kindersärge eingelassen, aus dem 17. Jahrhundert, die ursprünglich in der Engels-/Gründergruft standen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Kinder des Leopold I. Leopold hatte mit drei Ehefrauen 17 Kinder, wovon nur sechs erwachsen wurden.

In der Mitte der Ostwand erinnert ein Herzurnen-Epitaph von Balthasar Ferdinand Moll an Maria Anna, Königin von Portugal († 1754), Tochter Leopolds I.; außerdem befindet sich hier die Herzurne der Kaiserin Claudia Felicitas († 1676).[19]

Die Leopoldsgruft ist der zentrale Durchgangsraum der Anlage und beherbergt bedeutende Särge des 17./frühen 18. Jahrhunderts – unter anderem Ferdinand III. († 1657), Ferdinand IV. († 1654), Maria Anna von Spanien († 1646, mit Tochter), Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg († 1720), Margarita Teresa († 1673) und Leopold Johann († 1716).

Durch eine gitterartige Öffnung fällt der Blick zurück in die nicht begehbare Gründergruft.[20]

Karls-Gruft

Karlsgruft

Sarg von Karl VI.

Die spätbarocke Karlsgruft liegt direkt unter dem Altarbereich und dem Mönchschor der Kapuzinerkirche. Sie setzt die Leopoldsgruft nach Osten fort (verbunden durch drei Doppelbögen) und öffnet sich nach Westen mit drei Pfeileröffnungen zur späteren Maria-Theresien-Gruft. Der längsrechteckige Raum trägt eine stuckierte Flachtonne; Pilaster und Doppelpilaster gliedern die Wände, im Ostteil schneiden Stichkappen ein.[21][22]

Angelegt 1710 unter Kaiser Joseph I. und 1720 unter Kaiser Karl VI. vollendet (Baumeister Lukas von Hildebrandt), beherbergt die Karlsgruft sieben Sarkophage und die Herzurne der Kaiserin Amalia Wilhelmina.[23]

Zu den Prunksarkophagen zählen Leopold I., Joseph I., Karl VI. sowie Elisabeth Christine von Braunschweig; dazu kommen Maria Elisabeth (Tochter Leopolds I.), Maria Anna (Tochter Karls VI.) und der früh verstorbene Leopold Joseph (Sohn Josephs I.).[24]

Der Sarg von Karl VI.

Namensgeber der Gruft ist der Vater von Maria Theresia, Karl VI. (1685-1740). Auf dem Deckel seines Sarkophags liegt die Figur der Austria. Über der Weltkugel hält sie ein Bild des Kaisers. Auf einem Kissen liegen die Insignien des Ordens vom Goldenen Vlies, die Kaiserkrone, das Zepter, der Reichsapfel und ein Schwert. Bekannt ist der Sarg für die Abbildung eines Totenkopfes der die Reichskrone trägt.

Das Grab Karls VI. kann hier in einem Video angesehen werden: http://www.aeiou.at/aeiou.film.data.film/o215a.mpg (MPEG, 4,7 MB)

Maria‑Theresien‑Gruft

Maria-Theresien-Gruft

Maria-Theresien-Gruft

Unter einem lichtdurchfluteten Kuppelraum erhebt sich als Zentrum der Gruft der monumentale Doppelsarkophag von Maria Theresia und Franz I. Stephan – geschaffen von Balthasar Ferdinand Moll.[25] Der Raum entstand 1753/54 als glanzvollster Vergrößerungsbau der Kapuzinergruft (Rokoko) unter dem Sakristeigarten, geplant von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey und Nicolaus von Pacassi.[26]

Am 9. August 1754 stellte Moll den Doppelsarkophag auf (Maria Theresia war damals 37 Jahre alt).[27] An den vier Ecken ruhen trauernde Genien mit Wappenschilden und Kronen von Jerusalem, Böhmen, Ungarn und der Reichskrone; auf den Schmalseiten erscheinen die habsburgische und die lothringische Krone.[28] Das Kuppelfresko von Josef Ignaz Mildorfer zeigt die Vision des Propheten Ezechiel.[29]

Um den elterlichen Metallsarkophag gruppieren sich die eleganten Rokokosärge vor allem früh verstorbener Kinder und Angehöriger; eine markante Ausnahme bildet Joseph II., der „zu Füßen“ der Eltern in einem bewusst schlichten Kupfersarg ruht – ein programmatischer Kontrast zur barocken Pracht seiner Mutter.[30] Der Kupfersarg Josephs II. trägt eine lateinische Titulatur-Inschrift  ; überliefert ist zugleich sein Wunsch nach einer bescheidenen Grabformel, die sinngemäß von verfehlten Plänen spricht: "Joseph II, der in allen seinen Unternehmungen unglücklich war."– Ausdruck seines aufgeklärten Selbstbilds.[31]

Franzensgruft

Franzensgruft

Franzensgruft

1824 ließ Kaiser Franz II./I. die Gruft nach Norden erweitern; Baumeister war Johann Aman. Der Raum ist biedermeierlich gefasst und folgt einem achteckigen Grundriss mit halbrunden Wandnischen; von oben fällt gedämpftes Tageslicht durch eine Öffnung im kuppelartigen Gewölbe.[32]

Zentral steht der erhöhte Sarkophag des Kaisers; in den Nischen sind die Sarkophage seiner vier Ehefrauen angeordnet. Ursprünglich waren hier weitere Bestattungen eingestellt (u. a. Marie-Louise und Napoleon II.); sie wurden im 20. Jahrhundert verlegt (Neue Gruft bzw. nach Paris).[33]

Hier liegen (5 Gräber): – Franz II./I. (N° 57, † 1835) – Mittelpunkt der Gruft. – Elisabeth Wilhelmine von Württemberg (N° 59, † 1790) – 1. Gemahlin (Kronprinzessin). – Maria Theresia von Neapel-Sizilien (N° 60, † 1807) – 2. Gemahlin (Kaiserin). – Maria Ludovica von Este-Modena (N° 58, † 1816) – 3. Gemahlin (Kaiserin). – Karolina Augusta von Bayern (N° 61, † 1873) – 4. Gemahlin (Kaiserin).[34]

Ferdinandsgruft

Ferdinandsgruft

Ferdinandsgruft

1840–1842 als nördliche Erweiterung der Gruft errichtet (Baumeister Johann Höhne), zeigt der rechteckige Raum eine klassizistische Gliederung mit Pilastern und Architravgesims; zwischen die gefelderten Tonnenabschnitte ist eine flache, mittige Kuppel gesetzt.[35][36]

Im Zentrum ruhen Kaiser Ferdinand I. († 1875) und seine Gemahlin Maria Anna von Sardinien-Piemont († 1884). In den Wandnischen sind weitere schlichte Särge eingelassen – vor allem Kinder und nahe Verwandte der Linien Franz I./Leopold II., darunter u. a. Alexander Leopold († 1795), Maria Amalia († 1798), Louise Elisabeth († 1791), Karoline Leopoldine († 1795), Karoline Louise († 1799) und Maria Louisa († 1802).[37][38]

Die ruhige, biedermeierliche Stimmung der Ferdinandsgruft bildet einen bewussten Kontrast zur barocken Pracht der benachbarten Maria-Theresien-Gruft – ein sachlicher Erinnerungsraum der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Sarg von Elisabeth von Württemberg

In einem der Särge der Franzensgruft befindet sich der Leichnam von Elisabeth Wilhelmine von Württemberg-Mömpelgard, der ersten Gemahlin des Kaiser Franz I. Sie war bei der Geburt ihres Kindes gestorben. Ihr Geburtshelfer war Johann Lukas Boer (1751-1835), der Begründer des eigenständigen medizinischen Fachs "Geburtshilfe". Er galt als Verfechter der natürlichen Geburt - in einer Zeit, in der Zangengeburten modern waren - von 4456 Geburten, die er vorgenommen hatte, verwendete er nur 21 mal technische Hilfsmittel. Im Fall der Entbindung der Kaiserin musste er eine Zangengeburt vornehmen, nach der es zu Komplikationen kam. Als Elisabeth große Schmerzen litt, war Boer im Schloss nicht aufzufinden. Elisabeth starb.

Konsequenz für Boer war, dass ihm künftig die Patientinnen ausblieben. Allerdings hatte dies für die Wissenschaft einen positiven Effekt: Er hatte ab sofort mehr Zeit für das alte AKH und seine universitären Aufgaben. Er verschaffte seinem Institut damit Weltruhm.[39]

Toskanagruft

Toskanagruft

Toskanagruft

Die langgestreckte Toskanagruft schließt im Westen an Franzens- und Ferdinandsgruft an. Sie wurde 1840–1842 im Zuge des Klosterneubaus von Johann Höhne errichtet und ist durch Arkaden mit den Nachbarräumen verbunden.[40]

Der 21 m lange und 5 m breite, korridorartige Raum ist durch Pilaster und Gurtbögen in fünf Joche gegliedert; bereits 1845 erhielt er Gasbeleuchtung. Ursprünglich standen hier fast 50 Särge, heute – nach den Umstellungen des 20. Jahrhunderts – ruhen noch 14 schlichte Metallsarkophage.[41]

Die gleichförmigen Särge aus Gelbguss oder Kupfer – glatt, teils vernietet – spiegeln den josephinischen Rationalismus der späten Habsburgerzeit wider: Zurücknahme statt Pracht, knappe Inschriften statt Emblematik.[42]

Wer hier liegt (Auswahl): Kaiser Leopold II. (N° 113) und Kaiserin Maria Ludovika (N° 114), Leopold II. von Österreich-Toskana (N° 109), Ferdinand IV. von Österreich-Toskana (N° 108), Königin Maria Karoline (N° 107), Maria Beatrix von Modena-Este (N° 106), Rainer Ferdinand (N° 110), Albert von Sachsen-Teschen (N° 111), Maria Christina „Mimi“ (N° 112) und Franz V. von Österreich-Este (N° 101).[43]

Hinweis zur Belegung: In den 1960er-Jahren wurden zahlreiche Särge in die Neue Gruft überstellt bzw. in die Pfeiler der Ferdinandsgruft eingemauert; seither zeigt die Toskanagruft eine stark reduzierte, geordnete Aufstellung.[44]

Neue Gruft

Maximilian von Mexiko

Maximilian von Mexiko

1960–1962 entstand unter dem Klostergarten ein neuer, klimastabiler Gruftraum nach Plänen von Karl Schwanzer; 1962 wurde er von Kardinal Franz König eingeweiht. Mit 280 m² schuf die Neue Gruft Platz für 26 Särge und entlastete die bis dahin überfüllte Anlage.[45][46]

Die Architektur zeigt roh belassene, geschüttete Betonwände mit Schotterlagen – wie Erdschichten gedacht –, darüber ein gefaltetes Betondach. Der Rundgang führt von der Ferdinandsgruft in die Neue Gruft und weiter in den hinteren Teil der Franz-Josephs-Gruft.[47]

Die Aufstellung folgt Themengruppen: An der Westwand eine „Bischofsreihe“ (u. a. Leopold Wilhelm, Maximilian Franz, Kardinal Rudolf), an der Ostseite die Eltern und Verwandten Kaiser Franz Josephs (Franz Karl; Sophie von Bayern; Karl Ludwig; Maria Annunziata; Otto Franz Joseph; Maria Josepha). Besonders hervorgehoben sind Maria Ludovika, genannt Marie Louise (N° 127), 2. Gemahlin Napoleons, und Kaiser Maximilian I. von Mexiko (N° 126), deren Särge einander gegenüberstehen.[48]

Die Neue Gruft war Teil einer umfassenden Umgruppierung: zahlreiche Särge wurden neu geordnet, einige in Pfeilerkammern der Ferdinandsgruft eingemauert – zugunsten eines klaren, didaktischen Rundgangs und besserer Erhaltung.[49]

Gedenktafel in der Neuen Gruft

An der Wand der Neuen Gruft ist eine Gedenktafel angebracht, die an Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie als erste Opfer des Ersten Weltkriegs erinnert, und die nicht hier bestattet sind.

Gedenktafel Erzherzog Franz Ferdinand und Opfer des 1. Weltkrieges

Zum Gedenken
An die ersten Opfer des Weltkrieges 1914-1918
Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este

  • Graz, 18.12.1863 † Sarajevo 28.6.1914

und Sophie Erzherzogin von Hohenberg

  • Stuttgart 1.3.1868 † Sarajevo 28.6.1914

Begraben in der Gruft zu Schloss Artstetten

Franz‑Josephs‑Gruft

Franz-Josephs-Gruft

Franz-Josephs-Gruft

Anlässlich seines 60-jährigen Regierungsjubiläums ließ Kaiser Franz Joseph 1908 östlich der Franzens-/Ferdinandsgruft eine neue Mausoleums­kammer samt Gruftkapelle anlegen; die Anlage bildet heute einen Endpunkt des Rundgangs und ist über einen Durchgang mit der Neuen Gruft verbunden.[50][51]

Nach Fertigstellung wurden die Särge von Elisabeth und Kronprinz Rudolf aus der Ferdinandsgruft hierher überführt; zugleich erhielt die Gruft wieder einen Altar.[52]

Belegung (3 Särge): – Kaiser Franz Joseph I. († 1916). – Kaiserin Elisabeth („Sisi“, † 1898). – Kronprinz Rudolf († 1889).[53]

Details des Raums – darunter ein Deckenfresko und ikonographische Akzente an den Sarkophagen – verweisen auf den Memorialcharakter der späten Monarchie und die Familiengeschichte des Kaiserpaares.[54]

Gruftkapelle

Zita

Sarg von Zita

Die kleine Kapelle bildet den Abschluss der Anlage und wurde 1908 zusammen mit der Franz-Josephs-Gruft eingerichtet (sezessionistische Formen; Anbindung über den Süddurchgang).[55]

Belegung (5 Gräber): Zita von Bourbon-Parma († 1989), Carl Ludwig († 2007), Otto Habsburg († 2011) und seine Gattin Regina von Sachsen-Meiningen († 2010; 2011 hierher umgebettet), dazu Yolande de Ligne († 2023) – sie nahm den letzten verfügbaren Platz in der Kapelle ein.[56]

Am Altarraum finden sich zudem Erinnerungszeichen: eine Madonna (1899) als Elisabeth-Denkmal, eine Tafel für Franz Ferdinand und Sophie (Artstetten) und die Büste Kaiser Karls I. (der in Funchal ruht). Die Herzen von Otto und Regina wurden nach alter Habsburger-Sitte in der Loretto-Kapelle des Klosters Muri (Schweiz) beigesetzt.[57]

Besuch

Eingang und Kassa liegen separat am Neuen Markt (Tegetthoffstraße 2). Öffnungszeiten, Führungen und Preise ändern sich gelegentlich – für den Besuch bitte die offizielle Seite konsultieren.[58] Gewöhnlich ist die Gruft täglich zwischen 10:00 und 18:00 Uhr zu besichtigen. Am 1. und 2. November jeden Jahres ist nur ein "Stiller Besuch" zugelassen.[59]

Die Einlasszeremonie

Die Legende vom dreifachen Anklopfen
Vorschau: Anklopfzeremonie
Die berühmte Einlass‑Zeremonie der Kapuzinergruft

Als die die letzte Kaiserin Österreichs Zita am 1.4.1989 in Wien beigesetzt wurde, wurde auch das letzte Mal das Zeremoniell zum Einlass abgehalten.

Der Trauerzug hielt vor der verschlossenen Türe an, es wurde an die Tür geklopft und von Drinnen ertönte die Stimme des Paters Guardian: „Wer begehrt Einlass?“. Dem Zeremoniell folgend wurden sämtliche Titel des Verstorbenen genannt – in diesem Fall eben: „Zita, Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, von Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slavonien, Galizien, Lodomerien, Illyrien...“.

Die Antwort erklang: „Die kenn ich nicht.“ Der Herold klopft ein zweites Mal. Wieder die Stimme: „Wer begehrt Einlass?“ Diesmal antworte der Herold mit der kurzen Bezeichnung, und wieder blieb das Tor geschlossen.

Nach dem dritten Anklopfen und der neuerlichen Frage lautete die Antwort: „Zita, eine arme Sünderin, deren Sünden so zahlreich sind, wie die Sterne am Himmel, einer rechtgläubigen Tochter der katholischen Kirche“. Erst da erklangen die Worte „Sie soll eintreten“.

Das Herz von Zita wird im Kloster Muri in der Schweiz aufbewahrt.[60]

Videos zur Gruft

Ein Rundgang ist hier zu finden: https://www.kapuzinergruft.com/de/gruendergruft&ts=1711691916211

Die Besichtigung ist auch mit folgendem Video möglich:

YouTube • Wien
Kapuzinergruft, Rundgang

Quelle: YouTube • Direktlink

YouTube • Wien
Kapuzinergruft, ein weiterer Rundgang

Quelle: YouTube • Direktlink

Wien – Eine Stadt stellt sich vor

Die Kapuzinergruft trägt das Schild Nr. 10 der Aktion „Wien – Eine Stadt stellt sich vor“.

Tafel der Aktion „Wien – Eine Stadt stellt sich vor“, Kaisergruft

Kaisergruft
Kapuzinergruft
Von Kaiser Matthias
und Kaiserin Anna
1619
gestiftet.

→ Mehr zur Reihe: Übersicht


Navigation

→ weiter zu x
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Quellen

  1. Offizielle Seite: kaisergruft.com – Die Gruft, Überblick und Räume.
  2. Wikipedia EN: Imperial Crypt – Überblick, Vaults, letzte Beisetzung 2023.
  3. Offizieller Plan der Kapuzinergruft.
  4. „Leopoldsgruft“ (16 Sarkophage, 12 Kolumbarium-Kindersärge, Herzurne & Herzurnenepitaph).
  5. „Gründergruft“ (Raum & Belegung: 2 Särge).
  6. „Karlsgruft“ (7 Sarkophage + 1 Herzurne).
  7. „Maria Theresa Vault … contains the tombs of 16 persons.“
  8. „Franzensgruft“ (heute 5 Bestattungen).
  9. „Ferdinandsgruft“ (2 + 37 Nischenbestattungen).
  10. „Toskanagruft“/„Toskanagruft – Details“ (heute 14 Sarkophage).
  11. „Neue Gruft – Details“ (280 m², 26 Särge; Einweihung 1962).
  12. „Franz-Josephs-Gruft“ (3 Särge; 1908-Erweiterung).
  13. „Gruftkapelle“ (Zita, Carl Ludwig, Otto, Regina, Yolande 2023).
  14. Wikipedia: „Loretokapelle (Augustinerkirche Wien) – Herzgruft“ (Liste mit Anna und Matthias).
  15. Wikipedia: „Ducal Crypt (Stephansdom)“ – Organbestattungen, Praxis der Dreiteilung.
  16. kaisergruft.com – „Gründergruft“ (Raumbeschreibung, Lage) und „Gründergruft – Details“.
  17. Wikipedia: „Kaisergruft/Imperial Crypt“ – zur Überführung 1633.
  18. kaisergruft.com – „Leopoldsgruft“ (Architektur, Ausbau 1657/1701).
  19. kaisergruft.com – „Leopoldsgruft“ (Kolumbarium, Herzurnenepitaph); Wikipedia: „Imperial Crypt – Leopold Vault“.
  20. kaisergruft.com – „Leopoldsgruft“ (Sarkophag-Übersicht); kaisergruft.com – „Gründergruft“.
  21. kaisergruft.com – „Karlsgruft“ (Lage, Bau 1710–1720, Raumgliederung).
  22. kaisergruft.com – „Karlsgruft – Details“ (Architektur, Verbindung zu Leopold- und Maria-Theresien-Gruft).
  23. kaisergruft.com – „Karlsgruft – Details“ (Erbauer/Stifter, Hildebrandt, Stückzahl).
  24. kaisergruft.com – „Karlsgruft – Details“ (Liste der Bestatteten); Wikipedia: „Kaisergruft – Karlsgruft“ (Bestattungen).
  25. kaisergruft.com – „Maria-Theresien-Gruft“.
  26. kapuzinergruft.com – „Maria-Theresien-Gruft“; „… im Stil des Rokoko … 1753–1754 … Jadot/Pacassi“.
  27. kaisergruft.com – „Maria-Theresien-Gruft – Details“ (Datum 9.08.1754, Honorar).
  28. kaisergruft.com – „Kaiserin Maria Theresia“ (Symbolik am Doppelsarkophag).
  29. kaisergruft.com – „Maria-Theresien-Gruft – Details“ (Kuppelfresko Mildorfer).
  30. kaisergruft.com – „Maria-Theresien-Gruft – Details“ (Anordnung der Särge, Hinweis auf N° 42); wien.info – „Kaisergruft“.
  31. kaisergruft.com – „Kaiser Joseph II.“ (lateinische Inschrift; Anekdote zur erbetenen Grabinschrift).
  32. kaisergruft.com – „Franzensgruft“ (Bau 1824–1825, Baumeister Johann Aman, Biedermeier, Oktogon, Nischen, Oberlicht).
  33. kaisergruft.com – „Franzensgruft“ (Überblick; spätere Umstellungen, Verlegungen).
  34. kaisergruft.com – „Franzensgruft – Details“ (N° 57–61: Franz II./I. und seine vier Ehefrauen; aktuelle Belegung).
  35. Architektenlexikon Wien: Johann Höhne – Ferdinands- und Toskanagruft (1840–1842), klassische Motive, zentrale Flachkuppel.
  36. Wien Geschichte Wiki: Kapuzinergruft – Ferdinands- und Toskanagruft (1840–1842).
  37. kaisergruft.com – Ferdinandsgruft (Raum und Belegung).
  38. Wikipedia: „Kaisergruft – Ferdinandsgruft“ (Liste der in den Nischen beigesetzten Personen).
  39. Sabine Fellner, Katrin Unterreiner, Medizin in Wien, Metroverlag, 2010, S. 36-37
  40. kaisergruft.com – „Toskanagruft“ (Bau 1840–1842, Johann Höhne, Lage/Verbindungen).
  41. kaisergruft.com – „Toskanagruft – Details“ (Maße, fünf Joche, Gasbeleuchtung 1845, heute 14 Sarkophage).
  42. kaisergruft.com – „Toskanagruft – Details“ (Gestaltungsidee, josephinischer Rationalismus).
  43. kaisergruft.com – „Toskanagruft – Überblick/Personenliste“.
  44. Wikipedia EN: „Imperial Crypt – Tuscan Vault / New Vault“ (Umorganisation ab 1960).
  45. kaisergruft.com – „Neue Gruft“ (Größe 280 m², 26 Särge, Bau 1960–1962, Einweihung 1962).
  46. Wikipedia: „Kaisergruft/Imperial Crypt – New Vault“ (Bau 1960–1962; Besucherführung, Klimatisierung; Architekt Karl Schwanzer; Metalltüren Rudolf Hoflehner).
  47. kaisergruft.com – „Neue Gruft – Architektur“; Wikipedia EN – „Imperial Crypt – New Vault“ (Wegeführung).
  48. kaisergruft.com – „Neue Gruft – Sarkophage (N° 115–141)“; „Maria Ludovika (N° 127)“; „Maximilian von Mexiko (N° 126)“.
  49. Wikipedia EN: „Imperial Crypt – New Vault“ (Umgruppierung, Pfeilerkammern in der Ferdinandsgruft).
  50. Wikipedia: „Imperial Crypt“ – Ausbau 1908, Franz-Josephs-Gruft und Gruftkapelle (Architekt Cajo Perišić).
  51. kaisergruft.com – „Franz-Josephs-Gruft“ (Überblick, Lage/Anbindung).
  52. kaisergruft.com – „Franz-Josephs-Gruft“ (Überführung aus der Ferdinandsgruft, Altar).
  53. kaisergruft.com – „Franz-Josephs-Gruft“ (Personenseiten Franz Joseph / Elisabeth / Rudolf).
  54. kaisergruft.com – „Franz-Josephs-Gruft“ (Bilder/Details).
  55. kaisergruft.com – „Gruftkapelle“ (Entstehung mit Franz-Josephs-Gruft, Stil); kaisergruft.com – „Franz-Josephs-Gruft“ (1908-Erweiterung, Gruftkapelle).
  56. kaisergruft.com – „Gruftkapelle“ (N° 146, 148, 150, 151, 149); Wikipedia: „Imperial Crypt – Crypt Chapel“ (letzte Beisetzung Yolande 2023).
  57. Wikipedia: „Imperial Crypt – Crypt Chapel“ (Madonna, Gedenktafel, Büste Karl I., Herzbestattungen Muri).
  58. kaisergruft.com – Ihr Besuch: Öffnungszeiten/Führungen/Preise.
  59. http://www.kaisergruft.at/
  60. Harald Havas, Wiener Sammelsurium. Metro Verlag, S. 79