Hofburgkapelle
- Bezirk
1., Innere Stadt
- Aliasadressen
- =Hofburg, Schweizerhof
- Konfession
- römisch-katholisch
- Konskriptionsnummer
- vor 1862: 1
- vor 1821: 1
- vor 1795: 1
- Baujahr
- 1296
- Architekten (Bau)
- [k.A.
Architektur und Geschichte
Der Eingang in die Kapelle liegt über der Schatzkammer, man gelangt durch das Schweizertor bzw. den Inneren Burghof zu ihr. Einst, im 13. Jahrhundert, dürfte man durch eine andere Türe in die Kapelle gelangt sein, steht man im Schweizerhof, sieht man ein Fenster, das einer Tür ähnelt, darüber ein Wappen von Österreich. [1]
Die Kapelle gehört zum ältesten Teil der Hofburg. Erstmals wird die damals spätromanische Kapelle 1296 erwähnt, damals regierte Albrecht I.. Seither wurde die Kapelle zahlreiche Male umgebaut, ihr Stil wechselte mit dem Geschmack der Regenten. Albrecht V. erweiterte sie (1423-1426), Kaiser Friedrich III. ließ sie gotisieren (1447-1449). Die heute noch vorhandene spätbarocke Anlage mit den übereinanderliegenden Emporen wurde unter Maria Theresia gestaltet. 1802 fand wieder eine Regotisierung statt (Restaurierung unter Leitung von Hofbaudirektor Struppy, durch Johann Baptist Zobel). [2], [3]
Über Jahrhunderte war die Burgkapelle liturgischer Mittelpunkt der kaiserlichen Residenz. Hier wirkte auch die Hofmusikkapelle, die Maximilian I. gegen 1498 begründete und deren Geist bis heute fortlebt. Nach dem Ende der Monarchie diente die Kapelle bis 1918 als Pfarrkirche der exemten Hof‑ und Burgpfarre; seit 1920 ist sie kirchenrechtlich als Rektorat geführt.
Zeittafel
| Jahr(e) | Ereignis |
|---|---|
| 1287/88 | Einrichtung einer spätromanischen Hofkapelle; 1296 erste urkundliche Nennung. |
| 1423–1426 | Erweiterung unter Albrecht V. |
| 1447–1449 | Gotischer Um‑/Ausbau unter dem späteren Kaiser Friedrich III. |
| 1498 | Gründung der Hofmusikkapelle unter Maximilian I. (musikalische Tradition am Ort). |
| 18. Jh. | Spätbarocke Umgestaltung (Maria Theresia). |
| um 1802 | Regotisierende Überarbeitung in klassizistischem Geist. |
| bis 1918 | Pfarrkirche der k. u. k. Hof‑ und Burgpfarre. |
| ab 1920 | Umwandlung zum Rektorat; Fortführung der Liturgie und der musikalischen Tradition. |
Die Kapelle Außen
Wer den Schweizerhof betritt, findet hinter dicken Mauern einen überraschend hohen, schmalen Saalraum, dessen vertikale Spannung durch das Gewölbe und die dreigeschossige Emporenanlage gesteigert wird. Diese übereinanderliegenden Galerien prägen den Klang‑ und Sichtraum der Burgkapelle bis heute: Von hier aus musiziert die Hofmusikkapelle, hier nimmt der Chor Aufstellung, und von hier aus entspinnt sich jener „Hofklang“, der Wien in die Welt getragen hat. Der Altarraum schließt ruhig und klar; die späte Barockzeit hat Details geglättet, ohne die gotischen Linien vollständig zu tilgen. So entsteht ein charakteristischer Dialog aus mittelalterlicher Struktur und höfischer Repräsentation, der die Kapelle bis heute unverwechselbar macht.
Das Innere der Hofburgkapelle
Die Ausstattung folgt dem liturgischen Gebrauch einer Residenzkapelle: Der Altarraum bleibt gut sichtbar, während die Emporen für Chor und Instrumentalisten eine akustische Kanzel bilden. Entlang der Wände ordnen sich gemessene Dekorationen; die Farbigkeit ist zurückhaltend, damit Klang und Text den Raum bestimmen. Wer die Kapelle während einer Messfeier erlebt, versteht den Sinn ihrer Architektur sofort: Der Ton kommt „von oben“ und füllt das schlanke Schiff, während die Gemeinde den Blick nach vorn richtet – ein Raum für Wort, Musik und höfische Zeremonie.
Gotische Kunstwerke
Zu den ältesten Bestandteilen der Kapelle gehören die vier Schlusssteine des gotischen Rippengewölbes: Sie zeigen den Segen spendenden Christus Salvator, Maria mit dem Jesuskind, den Evangelisten Johannes und den Erzengel Gabriel. Damit blicken aus dem Scheitel des Gewölbes jene Figuren auf den Raum herab, die das geistliche Profil der Kapelle seit dem Spätmittelalter prägen; sie haben alle späteren Umbauten – Barockisierung und Regotisierung – überstanden und blieben als Kern der ursprünglichen Ausstattung sichtbar.
Erhalten sind aus der Gotik noch 13 der 14 Nothelfer-Statuen unter den Baldachinen (1470/1480).
- Schlusssteine
Hochaltar und Seitenaltäre
Die Gestalt des Altarraums lebt vom Dialog der Epochen: gotische Raumlinien, klassizistisch geglättete Formen – und darüber das „schwarze“ Kruzifix, das die Achse des Raumes markiert. In unmittelbarer Nähe stehen farbig gefasste Heiligenfiguren des „himmlischen Hofstaats“, die zusammen mit den gotischen Schlusssteinen das älteste Antlitz der Kapelle bewahren.
Der Blick der Kapelle sammelt sich am Hochaltar, er wurde von Louis Montoyer entworfen. Dessen Tabernakel ist in den Jahren 1772/73 nach einem Entwurf von Nikolaus Pacassi entstanden. Über ihm steht jenes kleine, dunkel gefasste Kruzifix, das über Jahrhunderte am Hof besondere Verehrung genoss – bis hin zur Überlieferung, man habe es sterbenden Habsburgern in die Hände gelegt. So verbindet der Altar höfische Geschichte und stille Frömmigkeit auf engstem Raum.
An den Seiten des Altars sind Reliefs angebracht, das linke zeigt die Begegnung Attilas mit Papst Leo I., das rechte Maria mit dem Jesuskind.
Am linken Seitenaltar steht eine hölzerne Madonna um 1410 – eine frühgotische Figur, deren schlichte Würde den Raum erdet. Der Hoftradition zufolge erhielt sie später einen Silberschmuckmantel, den man mit Kaiser Ferdinand III. in Verbindung bringt. Die Figur ist bis heute der stille Gegenpol zum Kruzifix des Hochaltars.
Der rechte Seitenaltar trägt ein Tafelbild von Hubert Maurer (1803): die "mystische Vermählung der heiligen Katharina" mit dem Jesuskind. Das spätbarock-klassizistische Pathos des Gemäldes schmiegt sich an die regotisierte Architektur und schließt den ikonographischen Bogen zwischen Marienverehrung, Kreuz und Heiligenzeugnis.
Das schwarze Kruzifix und die Legende darum
Über dem Hauptaltar der Hofburgkapelle dominiert ein schwarzes Kruzifix mit einer braunen Christusfigur, es handelt sich hier um das "Ferdinandskruzifix".
Angeblich hatte sich Ferdinand II. am 19.6.1619, als die Protestanten unter der Führung der Grafen Thurn Wien bei St. Ulrich bedrängten, zu dem Kruzifix geflüchtet. Bei diesem Ereignis soll das Kreuz ihm die Worte "Ferdinande, non te deseram"" (Ferdinand, ich werde Dich nicht verlassen) zugeflüstert haben. Tatsächlich marschierte zur Rettung das Regiment Dampierre aus und befreite die Stadt.
Da man seitdem dem Kreuz zuschrieb, es könne Wunder verrichten, wurde es bei schweren Erkrankungen der Habsburger an deren Bett gebracht. Schlussendlich wurde es zum Sterbekreuz, letztmalig beim Tod von Kaiserin Zita verwendet.
Das Kruzifix war erst in der Schatzkammer aufbewahrt worden, Maria Theresia hatte es später auf den Tabernakel der Kapelle setzen lassen.
Die Kanzel
Die Kanzel ist neugotisch und gehört zur Regotisierung des 19. Jahrhunderts: ein polygonaler Kanzelkorb mit Maßwerkfeldern und Kielbögen, darüber ein reich profilierter Schalldeckel mit Fialen und Krabben; alles in einer hellen Fassung, die sich ruhig in den schlanken Saalraum fügt.
Orgel
Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 2003 und wurde von Orgelbau Kuhn (Männedorf, Schweiz) auf der oberen Empore errichtet. Sie fasst 27 Register auf zwei Manualen und Pedal und verbindet eine präzise mechanische Spieltraktur mit einer modernen Setzeranlage. Klanglich ist sie so disponiert, dass sie sowohl die barocken und klassischen Messen als auch zeitgenössische Literatur überzeugend trägt.
Der Neubau löste eine lange Reihe älterer, teils behelfsmäßiger Instrumente ab, die den eng bemessenen Raum der Emporen nur schwer nutzbar machten. Heute erfüllt das Instrument den Saal mit einem klaren, tragfähigen, doch nie aufdringlichen Ton – ideal für die liturgische Praxis und für konzertante Einsätze.
Kaiseroratorium & Kaiserbetstühle
Hof und Liturgie begegneten einander in der Burgkapelle auf der Emporenebene: Im Kaiseroratorium des 2. Stocks saßen und knieten der Monarch und die Familie in eigenen Betstühlen – räumlich abgeschirmt, doch mit freier Sicht zum Hochaltar.
Der Zugang war hofseitig gesichert; heute erreicht man das Kaiseroratorium barrierefrei über den Lift bei der "Zehrgadenstiege" zwischen Schweizerhof und Kapellenhof. Damit bleibt jene höfische Disposition spürbar, in der Musik von oben, Gottesdienst am Altar und die Präsenz des Hofes eine einzige Feier bildeten. [4][5]
Glocken
Die Hofburgkapelle verfügt über kein eigenes Turmgeläute. Der in den Schweizerhof integrierte Bau zeigt nach außen nur die gotische Apsis; ein Glockenturm ist nicht ausgebildet. Das feierliche Läuten bei Hof prägten daher historisch die benachbarten Hofkirchen – insbesondere die Augustiner- und die Michaelerkirche.
Zum Hofburg-Ensemble gehören zudem Schlagglocken in einem Dachreiter (Zeit-/Stundenschlag), die jedoch kein liturgisches Geläute der Kapelle darstellen. [6][7]
Quelle: YouTube • Direktlink
Messen
Am Sonntag werden die Heiligen Messen durch die Philharmoniker und die Sängerknaben gestaltet. Gebracht werden Werke von Antonio Salieri, Wolfgang Amadeus Mozart, die Brüder Joseph und Michael Haydn, Anton Bruckner oder Franz Schubert. Diese Messen finden Mitte September bis Ende Juni - jeden Sonntag um 9:15 Uhr bis 10:30 Uhr - statt.
Das Ensemble der Hofburgkapelle besteht aus hochkarätigen Künstlern:
- Mitgliedern der Wiener Philharmoniker
- Mitgliedern des Herrenchors der Wiener Staatsoper
- den Wiener Sängerknaben
- der Choralschola der Wiener Hofburgkapelle
Der Eintritt zu den Messen beträgt zwischen 10 und 30 Euro, Stehplätze sind kostenlos.
Die Kapelle untersteht seit 1.3.2014 dem Bundeskanzleramt und wurde ab da von einer eigenen Direktion geleitet:
- Geschäftsführer: Prof. Dr. Walter Dobner
- Künstlerischer Leiter: o. Univ.-Prof. Erwin Ortner
- Rektor der Hofburgkapelle: Prälat Dr. Ernst Pucher[8]
Seit 2019 wird die Geschäftsführung von Mag. Jürgen Partaj wahrgenommen, Rektor der Hofburgkapelle ist derzeit Prälat DDr. Peter Schipka.
Öffnungszeiten, Gottesdienste & Tickets
Die Kapelle liegt im Schweizerhof der Hofburg. In der Regel ist sie im Rahmen von Führungen oder zu den Gottesdiensten zugänglich; die Sonntagsmessen beginnen am Vormittag, das musikalische Programm wird jeweils saisonal angekündigt. Tickets und Auskünfte bietet die Hofmusikkapelle über ihre Kassa im Schweizerhof sowie über die städtischen Vorverkaufsstellen; zusätzlich werden kurze Öffnungszeiten für Besuche außerhalb der Messfeiern angeboten.
Die Besichtigung der Kapelle ist Montag und Dienstag 10 bis 14 Uhr und Freitag 11 bis 13 Uhr möglich, an Feiertagen ist geschlossen.
Weitere interessante Details
Die Burgkapelle ist nicht nur liturgischer Raum, sondern auch klingendes Archiv: Viele Komponisten der Wiener Hofmusik – von Fux bis Salieri – sind mit dem Ort verbunden, und noch heute entstehen hier Einspielungen auf der Kuhn‑Orgel. Wer den Schweizerhof verlässt, nimmt den Eindruck eines Raums mit, der seit sieben Jahrhunderten Klang formt – und dabei modern geblieben ist.
Wien - Eine Stadt stellt sich vor
Die Kapelle trägt das Schild Nr. 4 der Aktion „Wien – Eine Stadt stellt sich vor“.
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→ Folge der Sehenswürdigkeit Nr. 5 - "Eine Stadt stellt sich vor": Deutschordenskirche
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Quellen
- ↑ P. Cölestin Wolfsgruber, Die K. u. K. Hofburgkapelle, Wien, 1905, Verlag Mayer und Comp.
- ↑ http://baukunstgeschichten.at/gotik/die-wiener-hofburgkapelle
- ↑ http://www.architektenlexikon.at/de/1340.htm
- ↑ hofmusikkapelle.gv.at: Sitzplan/Kaiseroratorium (barrierefreier Zugang über die Zehrgadenstiege)
- ↑ wien.info: Hofmusikkapelle in der Hofburgkapelle (Rolle der Emporen und liturgischer Gebrauch)
- ↑ orgeltagung-2024.gdo.de – „Wien 1, Hofburgkapelle“ (Außen nur Apsis sichtbar)
- ↑ de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Hof-_und_Burgpfarre (Rolle von Augustiner-/Michaelerkirche als Hofkirchen)
- ↑ http://www.hofmusikkapelle.gv.at

