Fiaker

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Laut Definition ist ein Fiaker eine zweispännige Kutsche, aber auch der Kutscher selbst.


Geschichte

Der für Wien so typische Fiaker hatte nicht hier seinen Ursprung, der erste Standplatz für Lohnkutschen befand sich 1662 in der Rue de Saint Fiacre in Paris. Diese Straße verdankte ihren Namen dem Einsiedler Fiacrius, der im 7. Jahrhundert von Irland nach Frankreich kam und in einem Waldstück südöstlich von Meaux eine Einsiedelei gründet hatte - nach ihm wurde ein Wirtshaus in der Straße benannt. Der Ausdruck "Fiaker" (aus dem französischen Fiacre) wurde in Österreich und Bayern gebräuchlich, überall anders setzte sich die Bezeichnung "Droschke" durch.

Der erste Wiener Fiaker, einer zweispännigen Lohnkutsche, erhielt 1693 die Konzession, bis 1984 war der Berufsstand fest in männlicher Hand.

Fiaker sind strengen gesetzlichen Regelungen unterworfen. Standplätze dürfen erst ab 11 Uhr angefahren werden, bis 22 Uhr dürfen die Kutschen unterwegs sein - Ausnahmen gibt es nur für bestellte Fahrten, die jedoch vorab behördlich genehmigt werden müssen. Herrschen Temperaturen über 35 Grad, giltFahrverbot. Jedes Pferd darf nur an 18 Tagen des Monats eingesetzt werden.

Standplätze

Preise

Laut offizieller Preisliste kosten Fahrten mit dem Fiaker von 55 € aufwärts, erlaubt sind vier Personen pro Fiaker. [1], [2], [3]

Art der Fahrt Route Preis
Kleine Rundfahrt Teil der Altstadt € 55
Große Rundfahrt Ringstraße bis Burgtheater, 40 Minuten € 80
1 Stunde Rundfahrt Individuelle Route, 60 Minuten € 110
Michaelerplatz bis Landtmann Michaelerplatz, vorbei am Hohen Markt, der Hohen Brücke bis zum Burgtheater, 20 Minuten € 80
Innenstadt nach Schönbrunn Standplatz, vorbei am Naschmarkt, bis Schloss Schönbrunn, 40 Minuten € 150 bis 250
Innenstadt zum Lusthaus Standplatz, vorbei am Wiener Prater durch die Hauptallee, bis zum Lusthaus € 150 bis 250
Innenstadt zum Lusthaus und zurück Stephansplatz, Lusthaus, eine Stunde Aufenthalt und zurück, 180 Minuten € 250
Transfer Transfer in die Innenstadt € 130
1 Stunde Rundfahrt + 1 Flasche Champagner Individuelle Route mit einer Flasche des Getränks € 170
Vom Hotel Abholung vom Hotel in der Innenstadt zu einem Lokal der Innenstadt € 130

Fiaker in der Literatur

1833 beschrieb der Georg Wilhelm Heinrich Haering unter dem Pseudonym "Willibald Alexis" die Eindrücke, die er von den Wiener Fiakern gewonnen hatte, anschaulich:

Über die Geschichte der Fiaker ist mir wenig bekannt. Unter den Polizeiakten war mir nicht vergönnt nachzusuchen; doch soll da viel über sie liegen. Sie machen wie die Zigeuner eine völlig getrennte Kaste aus, sprechen ihre eigene Sprache, haben ihre eignen Zeichen, ihren eigenen Glauben und ihre eigene Moral; ihr Ursprung ist aber so dunkel wie jener. Wenn der selige Niebuhr es übernommen, ihr dokumentierte Geschichte zu schreiben, so zweifle ich nicht, dass er sie nicht zu den etrurischen Patriciern, sondern den plebejischen Indigenis gezählt hätte.

Für den Einheimischen sind sie eine Art Parias, und werden, wenn auch nicht tätlich, doch wörtlich so "traktiert", wie sich in Norddeutschland niemand mehr traktieren lässt. Man nennt sie "Du", auch "Er", und wenn man mit ihnen freundlich sein will, schimpft man sie, je ärger um so besser. Ein Fremder, der das nicht kann und mag, wird daher auf den ersten Blick erkannt, was ihm weder zur Ehre, noch zum Vorteil ist. Denn der >Fiaker, ein schlauer Mann, weiß nun was er bieten kann, oder vielmehr er lässt den Fremden bieten und oft das Doppelte, als wenn der Wiener zahlen würde. Sich aber bieten lässt er nun gar nichts mehr, sondern handelt, wie er Lust hat; denn der Fiaker wird stolz, wenn du ihn höflich anredest, wie das gestriegelte und gespornte Pferd sich fühlt, wenn statt des gestrengen Herren ein Fremder es mit Streicheln regieren will. Der Wiener hat den Grundsatz: kurz und grob gegen sie, und wenn der Berliner in der Seele des Fiakers errötet, behauptet man, sei dieser dagegen selig; denn er hat einen Herrn gefunden, die mit dem sich gut umgehen lässt.

Schlecht behandelt und wenig geachtet werden die Fiaker, aber das ist mehr etwas speziell Herkömmliches, als dass es in einer hochmütig tyrannischen Gesinnung der Wiener läge. Die Dienstboten werden hier gut gehalten und verstehen es, sich gut halten zu lassen. Wenn auch in Ausdrücken devot und untertänig, und von der Versicherung: "I küss die Hand" bis zur Tatsache übergehend, fühlen sie doch in Wien ihre Menschenrechte so gut als irgendwo, und zu den Menschenrechten kommen noch gewisse Dienstbotenrechte, welche die Lustspieldichter der Leopoldstadt launig genug ans Tageslicht gezogen haben. Weil der Fiaker seine Menschenrechte nicht so fühlt, möchte ich noch nicht annehmen, dass es mit seiner Menschheit nicht recht bestellt sei. Gegen ihre Figuren ist gar nichts zu sagen; alle, die ich gesehen, könnten jederzeit ausgetauschte Marquissöhne sein, und würden im neuen Kostüme sich ganz gut ausnehmen. Auch, was anzunehmen, wäre, dass ihre hündische Gelassenheit, oder ihr passives Ehrgefühl auf eine slawonische Abstammung hindeute, würde durch nichts gestützt. Denn sie sehen viel ähnlicher einem schlanken Oberösterreicher, als einem bettelnden Walachen. So mag Das, was in unserem Sinn im Verkehr mit dem Fiaker empörend ist, nur konventionelle Form sein, und man schimpft und stößt sie, weil man sie lieb hat, wie ja auch Freundschaften nicht zu den unerhörten Dingen gehören, wo man sich mit Schimpfworten liebkost.

Ihre Wagen sind meist sehr elegant und doch ihr Eigentum, ihre Pferde wohlbeschaffen und trefflich einkutschiert, und in Wind und Wetter stehen sie in Überzahl auf bestimmten Plätzen, offen und verschlossen. Auch die verschlossenen werden, wie man meinte, bei gewissen Gelegenheiten, trotz des schönsten Wetters, gesucht und dann teuer bezahlt, und diese Gelegenheiten sollen in Wien nicht selten sein. Sobald du dich einem Platze näherst, und dein blick fällt auf die Kutschen, springt schon der nächststehende Fiaker zu und salutiert dich mit dem stereotypen: "Fahrn mer Ihro Gnaden?" und ehe du geantwortet, drängt der zweite, der dritte, der vierte, die ganze Reihe, und jeder versichert dich, den Hut in der Hand, seine Kutsche sei die beste, die schnellste, die billigste. Feste Preise gibt es nicht, also musst du handeln. ich habe aber nie bemerkt, dass die große Konkurrenz der Ware sie zum Vorteil der Fahrenden im Preise herabgesetzt hätte. Im Gegenteil, ob es doch den Anschein hat, als wolle man sich um dich zerreißen, scheinen die anderen doch ganz zufrieden, wenn du dich für einen unter ihnen bestimmt hast und mit ihm fortkutschierst. Entweder rührt sie wirklich nichts als die Aussicht auf Gewinn, oder es herrscht eine gefährliche Übereinkunft. Der Wiener ist mit dieser Einrichtung zufrieden, der Fremde wünscht, dass die für Alles sorgende Polizei feste Preise einführt hätte, da dieser notwendige Handel für Niemand angenehm ist, dem es nicht wie dem Wiener Spaß macht, die Leute auszuschimpfen.

Jeder Fiaker hat eine Nummer und einen Namen. Jene gibt ihm die Polizei, diesen entweder der liebe Gott oder seine Kameraden, oder alle beide. Wenn nämlich der Geburtsname eines Individuums dem Geschmack seiner Kameraden nicht entspricht, so tauft ihr Witz ihn um, und wie groß die Zahl der Fiaker ist, soll doch jeder einen solchen Spitznamen führen, unter dem er nicht allein unter den Seinen, sondern auch auf der Polizei bekannt ist. Der Wiener Volkswitz ist unerschöpflich, und diese Namensliste gewährt den Volkslustspieldichtern eine reiche Fundgrube. [4]

Sagen und Legenden zu Fiakern




Quellen

  1. https://www.fiaker.at/preisliste/
  2. https://www.fiakerzentrale.at/?page_id=911
  3. http://wien.ridingdinner.com/angebote.htm
  4. Georg Wilhelm Heinrich Haering, Willibald Alexis: Wiener Bilder. Brockhaus, Leipzig, 1833, S. 192-199