Der Teufel und die neugierige Fiakerstochter

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Der Teufel und die neugierige Fiakerstochter Relevante Orte: Fiakerplatz
Johann Adam Klein Zweispänner mit Kutscher 1812.jpg

"Papa, bist du das, der da manchmal um Mitternacht noch draußen ganz laut mit der Kutsche fährt?" fragt Nanni, die Tochter des Fiakers Joseph Weinzettel, eines Abends ihren Vater. "Nein", antwortet ihr dieser. "Um diese Zeit stehen unsere Pferd' scho' lang im Stall. Das ist der Teufel, der draußen vorbeifährt und grad eine arme Seel' g'holt hat. Nie und nimma darf'st das Fenster aufmach'n und rausschau'n - sonst nimmt er di a glei mit! Versprich ma, dass't nie rausschaust, wenn'st die Kutsch'n hörst!" "Jaja, Papa, ich versprech's."

Von da an liegt die Nanni immer mit sehr gemischten Gefühlen im Bett, wenn sie wieder einmal um Mitternacht ganz laut eine Kutsche vorbeifahren hört. Zum einen hat sie's dem Vater versprochen, zum anderen tät sie aber so gerne sehen, wie die Kutsche ausschaut, mit der der Teufel die armen Seelen abholt.

Als sie eines Nachts wieder dieses laute Poltern und Peitschenknallen draußen auf der Straße hört, hält sie ihr Versprechen nicht mehr im Bett. Von der Neugier überwältigt, läuft sie zum Fenster, reißt es auf und streckt den Kopf hinaus. Da gibt ihr jemand eine so kräftige Watsche, dass sie aus dem Fenster auf die Straße fällt und sofort tot ist.

Noch in der selben Nacht findet man ihre Leiche. Auf ihrer Wange ist der Abdruck einer großen schwarzen Hand zu sehen.

Der Fiaker Weinzettel lässt in großer Trauer das Fenster zumauern und ein Marienbild an dieser Stelle einsetzen. Von einer nächtlichen Ausfahrt des Teufels hat man seitdem nie wieder gehört.



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