Domgasse 8

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Haus: Domgasse 8 Grund-Informationen
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Aliasadressen =Domgasse 8
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 844, tw. 839 | vor 1821: 894, 889 | vor 1795: 880, 875
Baujahr 1913
Architekt Julius Nell


Architektur und Geschichte

Das schmale Haus wurde 1913 von Julius Nell erbaut. Ursprünglich reichte das Vorgängerhaus bis an die Grünangergasse siehe auch Domgasse 6) und hatte ein Vorder- und ein Hinterhaus, die die Hausschilder „Zum roten bzw. grünen Kreuz“ hatten

Es wird vermutet, dass im Hinterhaus 1694 Georg Kolschitzky, der Hofkurier und , Kundschafter (1640–1694) gestorben ist, Eigentümer war bis 1694 jedenfalls die Stadt Wien, auch wenn in der Literatur immer wieder erwähnt wird, dass ihm dieses Haus aus Dankbarkeit um seine Verdienste von der Stadt geschenkt wurde. Um Kolschiztky ranken sich noch mehr Legenden, wie zum Beispiel, dass er das erste Kaffeehaus in Wien gegründet hätte – in Wahrheit war es jedoch Johann Diodate.

1820 gehörte das Haus Maria Anna La Roze und Therese Edle von Braulich. Ein weiterer Umbau erfolgte 1860.

Gedenktafel und Legende

Kolschitzky, der Kundschafter der Türkenbelagerung

Der in Ostgalizien geborene Kolschitzky kam im Alter von 16 Jahren nach Wien. Er sprach Türkisch und Rumänisch und war unter anderem Diener des nach Konstantinopel beorderten kaiserlichen Gesandten Johann Philipp Beris. 1667 trat er in den Dienst der „Wiener Orientalischen Handelskompanie“. An ihn erinnert die Gedenktafel an der Fassade des Hauses.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Domgasse, Vienna 18.JPG Franz Kolschitzky Wohn- und Sterbehaus

von Franciszek Jerzy Kulczycki
"Franz Kolschitzky", 1640 - 1694
Hofkurier und Kundschafter
während der Belagerung Wiens 1683
Ihrem Landsmann gestiftet von den Warschauer Konditoren 1963
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Um Kolschitzky ranken sich einige Legenden, er soll der Erfinder des Kaffeehauses gewesen sein und der Melange.

Die Sage Die Legende ums erste Kaffeehaus und Kipferl von Kolschitzky
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Als die Truppen von Großwesir Kara Mustafa im Jahr 1683 die Wienerstadt belagerten, schlug seine große Stunde als Kundschafter: Kolschitzky wagte sich, als Türke verkleidet, durch die Linien der Belagerer und kehrte mit der Meldung zurück, dass sich das Entsatzheer bald in Marsch setzen werde. Auf diese Weise schafften es die Wiener, die Truppen zu überraschen, die fluchtartig Wien verlassen haben.

Als Belohnung für seine Dienste um die Verteidigung der Stadt hat sich Kolschitzky von den Türken zurückgelassene Kaffeesäcke (sonderbare grüne Bohnen) schenken lassen. Und als Draufgabe noch ein Haus, den "Hof zur Blauen Flasche" im ehemaligen Schlossergassl – heute Domgasse. Dieser Kolschitzky hat die grünen Bohnen geröstet, gemahlen, mit Wasser aufgekocht und das schwarze, heiße Getränk ausgeschenkt: zuerst nur mit mäßigem Erfolg. Erst als der clevere Kolschitzky auf die Idee kam, seinen "Kahve" zu zuckern und mit Milch zu strecken, waren die Wiener zufrieden. Das neue Getränk, die "Melange", wurde ein Hit. Und das Wiener Kaffeehaus war geboren.

Kolschitzky soll auch das berühmte Kipferl erfunden haben, sozusagen als Rache an den Türken. Denn das halbrunde Kipferl war nichts anders als eine süße Erinnerung an den türkischen Halbmond, der in Wien anno 1683 untergegangen war – und den die Wiener nun genüsslich zwischen den Zähnen zermalmten.

Ausgrabungen

2003 wurde das Haus umgebaut. Im Zuge dessen zeigten sich die Umrisse einer ein Meter breiten Mauer mit Baugrube an, die parallel der hinteren Hausmauer verlief. In der Grube wurden Keramikteile und Tierknochen gefunden, die aus dem 15. Jahrhundert stammen (Grabungscode 200314).



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Quellen