Das Jungferngässchen und der Karneval

Aus City ABC

Die rassistische Sage vom Spuk im Zeughaus Relevante Orte: Jungferngasse
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Einst lebte in einem Haus dieses ein Jungfrau, die schon Jahre lang darauf wartete, einen geeigneten jungen Mann kennenzulernen. Dauernd war sie dem Spot ihrer Freundinnen ausgesetzt, und in ihrer Trostlosigkeit sah sie unten am St. Petersfriedhof den Totengräber.

Eilends ging sie hinunter zu ihm und erteilte ihm - lebensmüde - den Auftrag, dass er ihr ein schönes Grab schaufeln solle. Der brave Totengräber machte sich gleich an die Arbeit.

Noch am gleichen Tage lernte das verzweifelte Mädchen, vielleicht wegen ihres melancholischen Ausdrucks im hübschen Gesicht, einen Mann kennen - und der, siehe da, begehrte sie auch gleich zur Frau.

Die Braut ging nun an nächsten Tag eilends zur Kirche, betete zu Gott und dankte ihm für den Glücksfall, und da sah sie wieder den Totengräber, der noch mit der Schaffung ihres Grabes beschäftigt war. Eilig ging sie mit einer größeren Summe an Gold zu dem Arbeitenden und flüsterte errötend: "Werft ja nur die Grube wieder zu, denn ich gehe bald nicht mehr als Jungfrau durch das Gässchen."

In Blitzeseile verbreitete sich der Vorfall in Wien. und nun strömen an jedem Faschingstage sämtliche sitzendgebliebenen Mädchen zu dem Totengräber, um sich von ihm ein Grab schaufeln zu lassen. Denn sie hoffen, dadurch ebenfalls bald zur Braut zu werden. Ob und wie vielen das gelang, ist nicht bekannt, sicher ist aber, dass dem Totengräber zum Karneval ein besonderes Einkommen beschert war und er aus diesem Grund dem Gässchen den Namen "Jungferngässchen" gegeben hat.


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Quellen