Peterskirche
Haus: Peterskirche | Grund-Informationen | ||||
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Architektur und Geschichte

Auf dem Petersplatz war schon in der Römerzeit ein Tempel, der angrenzende „Graben“ war der ehemalige Graben des römischen Legionslagers.
Die erste Peterskirche – von der heute nichts mehr sichtbar ist – entstand in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Chr., dazu war ein Kasernengebäude des römischen Lagers Vindobona umgebaut worden. Bei Umbauarbeiten wurde die Kirche gotisiert und erhielt einen dreigeschossigen Turm. Rund um die Kirche waren Krämerläden angesiedelt – und die „Stadtguardia“ – die Vorläufer der Polizei. Der Legende nach soll im Jahr 792 von Kaiser Karl dem Großen hier eine Kirche gegründet worden sein. Das Relief an der Südseite zeigt dieses Ereignis.
Im Jahr 1661 brannte die Kirche ab, und wurde 1701 auf Initiative von Kaiser Leopold I. nach Plänen von Gabriele Montani neu gebaut. Ab 1703 hat Lukas von Hildebrandt den Rohbau vollendet – nach dessen Plänen wurde die Kirche dann fertiggestellt. Bauende war 1722, die neue Kirche war die erste mit Kuppelbau.
Die Peterskirche ist die einzige Kirche in Wien, die durchgehend barock ist, sogar die Seitenaltäre sind aus dieser Zeit. Hier sind in Glasschränken prunkvoll gekleidete Skelette zu sehen. Links vom Eingang ist die Grabstätte von Wolfgang Lazius, einem Gelehrten, zu finden.
Die Peterskirche gehört seit 1970 dem Opus Dei. Mitglieder des Opus Dei sind verpflichtet, täglich zwei Stunden einen Bußgürtel zu tragen und sich einmal pro Woche selbst zu geißeln.
Zeittafel
Jahr | Ereignis |
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1072, 1173 | Erste Erwähnungen der Kirchen in Quellen |
1276 | Die Kirche wird zum Pfarrhof erhoben, der Friedhof wird angelegt |
1399 | Bau der St. Valentins-Kapelle |
1480 | Die Pfarre von St. Peter wird zu St. Stephan übertragen |
1535 | Die Kirche verfällt |
1544 | Kaiser Ferdinand I. lässt sich das Patronatsrecht übertragen |
1557 | Wolfgang Lazius renoviert die Kirche auf eigene Kosten |
1626 | Die Servieten wollen die Kirche besitzen, werden aber abgewiesen |
1661 | Durch einen Brand wird die Kirche schwer beschädigt |
1668 | Gründung der Bruderschaft zur allerheiligsten Dreifaltigkeit (bei den Schotten) |
1676 | Einführung der Bruderschaft in die Peterskkirche, erster Superintendet wird Franz Cischini. |
1679 | Die Pest wütet in Wien. Die Bruderschaft initiiert die Errichtung der (noch hölzernen) Pestsäule am Graben |
1693 | Die Pestsäule wird vollendet |
1698 | Der Pfarrhof wird fertiggestellt |
1700 | Die Bruderschaft beschließt den Neubau der Peterskirche |
1701 | Der Pranger "Setzstein" am Petersfriedhof wird abgetragen. Beim Abriss der Kirche wird der Grundstein gefunden, der von Karl dem Großen stammen soll. |
1702 | Am 22. April legt Kaiser Leopold I. den Grundstein für die neue Peterskirche |
1707 | Am 27. Oktober wird das Kreuz aufgesetzt |
1708 | Im Oktober wird der erste Gottesdienst in der noch unfertigen Kirche abgehalten |
1722 | An der Fassade wird die Uhr angebracht |
1723 | Die Sakristei wird erweitert |
1729 | Die Chorwand wird ausgebrochen, die Kuppel verlängert. Karl VI. veranlasst die Kupferdeckung |
1732 | Der Innenausbau ist abgeschlossen |
1733 | Am 17. Mai weiht Graf Sigmund Kollonitz die Kirche und zwei Altäre |
1749 | Joachim Georg Schwandner wird Superintendent |
1750 | Schwandner stiftet einen silbernen Tabernakelaufsatz |
1751 | Schwandner stiftet den Musikchor mit Orgel. Altomontes Pläne für den Vorbau werden umgesetzt |
1752 | Am 22. Dezember stirbt Schwandner |
1753 | Die Vorhalle ist fertiggestellt, der Bau ist abgeschlossen. Am 8.Juni werden die Benefiziaten als Stiftsherren eingeführt |
1783 | St. Peter wird wieder Pfarrkirche |
1784 | Der Dreifaltigkeitsbund wird durch Kaiser Josef II. aufgehoben |
1831 - 1833 | Renovierung des Portalvorbaus |
1833 | Die zersprungene Borromäus-Glocke wird neu gegossen |
1836 | Am 2. Juli wird das Immakulatabild von Kuppelwieser enthüllt |
1837-1841 | Das Kircheninnere wird restauriert |
1842 | Die Verkaufläden am Petersplatz werden entfernt |
1844 | Andreas Kastner veranlasst die Außenrenovierung der Kirche |
1867 | Die Kirche wird wieder restauriert |
1872 | Kurat Anton Schiestl stiftet eine neue Uhr |
1873 | Anna Lagusius spendet die große Glocke |
1886 | Unter der Leitung von Ingenieur Michael Fellner wird die Kirchen außen renoviert |
1891 | Das Portal wird renoviert |
1901 | Gründung des Kirchenmusikvereines St. Peter |
1903 | Errichtung der neuen Orgel, sie wirrd am 8. November eingeweiht |
1906 | Am 2. Dezember wird das Denkmal Krals des Großen enthüllt |
Erbauung der neuen Peterskirche
Zahlreiche Künstler ihrer Zeit waren beim Bau der Kirche eingesetzt. Darunter:
- Franz Martinelli - Bürgerlicher Maurermeister
- Franz Jänckhl - Bürgerlicher Maurermeister
- Christian Öttl - Bürgerlicher Maurermeister
- Josef Ursini - Polier
- Veit Steinpech - Steinmetzmeister
- Karl Trumer - Steinmetzmeister
- Johann Koffel - Schlosser
- Erhard Usles - Zimmermeister
- Mathias Glemer - Kupferschmied
Ein Rundgang um die Kirche
Das Portal
Das prunkvolle Portal ist aus dem Rokoko und ein Werk von Andrea Altomonte, gestiftet wurde es durch die Dreifaltigkeitsbruderschaft, vor allem aber durch Joachim Georg Schwandtner.
Die drei Blei-Figuren zeigen die drei christlichen Tugenden – oben der Glaube (Kelch), unten die Hoffnung (mit dem Anker) und die Liebe (mit dem Kind), sie sind ein Werk von Franz Kohl, einem Schüler von Georg Raphael Donner (1751). In Bronzebuchstaben ist hier der Schriftzug "QVAECVMQE VOVI REDDAM PRO SALVTE SOMINO Jonae 2, V, 10." zu lesen ("Was immer ich gelobt habe, will ich dem Herren für die Rettung erfüllen"). Der Ausspruch erinnert an Leopold I. während der Zeit der Pest.
Im Giebelfeld über dem Portal sieht man ein Bleirelief, das die Berufung der Apostel zeigt.
Oberhalb dieses Reliefs finden sich Reliefs mit Engel, die Tiara und Schlüssel tragen, die Symbole der päpstlichen Würde, die auch Apostel Petrus von Jesus erhalten hatte.
Die Türme
Der linke Turm enthält zwei Nischenplastiken, die obere zeigt den Heilgen Petrus, die untere Simon Zelotes. Am rechten Turm sind Plastiken des Johannes und des Judas Thaddäus zu sehen. Alle vier Figuren wurden aus Sandstein geschaffen.
Die rechte Seite
Das Relief Karls des Großen von Rudolf Weyr ist aus Marmor und befindet sich seit 1906 an der Ostseite der Kirche: Es zeigt die legendäre Gründung der Peterskirche durch Kaiser Karl den Großen.
Hinterseite
An der Hinterseite beherbergen zwei Nischen die Statuen des Erzengels Michael und des hl. Petrus.
Das Innere der Peterskirche
Die Innenausstattung der Peterskirche wird in der Reihenfolge dem Plan entsprechend beschrieben.
1 - Vorhalle
Im Eingangsbereich finden sich Fresken von Antonio Galli-Bibiena, dem Thaterarchitekten und Maler. Sie zeigen das Leben des Hl. Petrus:
Unter der Musikempore: Christus gibt dem Simon Petrus den Befehl, auf dem Meer zu wandeln (Matt. 14, 24-31)
Auf der Mauer links: Christus überträgt Petrus das Hritenamt (Joh. 21, 15-17)
Auf der Mauer rechts: Ananias und Saphirus vor Petrus (Apg. 5, 1-11)
Links befindet sich das Epitaph des Wolfgang Lazius, rechts das von Franz Cischini.
2 - Kuppelfresko
Das Hauptthema der Kuppel ist, die Krönung Marias, hoch auf Wolken schwebend, durch Gottvater und Gottsohn, in der Laterne wacht der Heilige Geist in Form einer Taube. Rundherum sieht man die Apostel, bekannte Heilige und Gestalten aus dem Alten Testament, die drei Erzengel, Ordensgründer und überall viele Engel.
Das riesige Kunstwerk wurde von Johann Michael Rottmayr in zwei Jahren (1713-14) fast alleine gemalt. Rottmayr kam zu dem Auftrag, da der eigentlich dafür bestimmte Andrea Pozzo überraschend 1709 gestorben war.
Zwischen den vier Fenstern sind acht Heilige zu sehen, es handelt sich um die Evangelisten und die vier großen lateinischen Kirchenlehrer, sie sind Werke von Johann Georg Schmidt.
3 - Kanzel
Links neben dem Presbyterium ist der runde Kanzelkorb, der aus Holz gearbeitet wurde, zu finden. Hier sind links und recht vergoldete Evangelisten dargestellt, in der Mitte der Brüstung der 12-jährige Jesus im Tempel lehrend. Auf dem Schalldeckel, der von Engeln getragen wird, befindet sich eine vergoldete Dreifaltigkeitsdarstellung, die von Engeln umgeben ist.
4 - Nepomuk-Altar
Rechts beim Presbyterium wurde 1729 anläßlich der Heiligsprechung des Heiligen erreichtet. Er stammt von Lorenzo Mattielli (Holz, vergoldet) und stellt das Martyrium des hl. Johannes Nepomuk dar. Darüber schwebt die Muttergottes von Bunzlau, wo der Heilige Pfarrer war. Ein Engel hält ihm die Palme des Martyriums entgegen. Die fünf Sterne im Wasser sind Symbol für das lateinische Wort TACUI (ich habe geschwiegen).
5 - Wappen des Kaisers
mit der Devise: Consilio et industria (durch Besonnenheit und Fleiß) ist im Kuppelbogen über dem Volksaltar zu sehen.
6 - Hochaltar
Der Altar in der Apsis besteht aus einem Altartisch mit Predella, die von einem Bildnis des Kirchenpatrons, dem Heiligen Petrus, geschmückt wird. In der Apsis ist ein mehrere Meter hohes Wandbild enthalten, das Szenen aus der Bibel zeigt. Rechts und links auf dem Altartisch befinden sich kleine weiße Marmorfiguren.
wurde von Antonio Galli-Bibiena entworfen: Zentral ist das große Altarblatt (von Martino Altomonte) mit der Heilung des Lahmen an der Schönen Tempelpforte in Jerusalem durch die Apostel Petrus und Johannes, flankiert von jeweils drei mächtigen Säulen. Über dem Tabernakel die Immakulata von Leopold Kupelwieser (1836), die den darüberstehenden Gnadenstuhl aus dem 15. Jahrhundert teilweise verdeckt. Auf halber Höhe des Presbyteriums befinden sich links und rechts die Kaiseroratorien. Über dem Hochaltarbild das Bild im Auszug: Es stellt die Verehrung des Gottesnamens JAHWE dar.
Ein Bild, das JAHWE ehrt (hebräisch für Gott – aus dem Alten Testament - eigentlich JHWH)
7 - Kaiseroratorien
8 - Volksaltar
Über dem Volks-Alter: Das Wappen von Leopold dem I.: Consilio et industria (durch Besonnenheit und Fleiß)
9 - Grabmal Schwandtners
9a - Sakristei
9b - Abgang zur Krypta
erstreckt sich unter der ganzen Kirche und ruht auf vier mächtigen Säulen, durch die sie drei Schiffe geteilt werden. In jenem unter dem Eingangsbereich befindet sich die Kapelle.
10 - Barbarakapelle
stellt im Altarbild (von Franz Karl Remp) das Martyrium der hl. Barbara dar, flankiert von den Statuen der hll. Klara von Assisi und Theresia von Avila. Im Vorsatzbild der hl. Expeditus. Das Gesamtkonzept sowie das Deckenfresko stammen von Matthias Steinl.
11 - Sebastiankapelle
ist die linke grosse Seitenkapelle: Das Altarblatt (Martyrium des hl. Sebastian) hat Anton Schoonjans gemalt, die Deckenfresken schuf J. M. Rottmayr, das Bild über dem Tabernakel ist eine Kopie des bekannten Gnadenbildes Mariahilf (von Franz S. Rosenstingl). Die Heiligen aus weissen Stein sind Leopold, Karl Borromäus, Rochus (beide Pestheilige) und König Ludwig von Frankreich.
Das Vorsatzbild Maria Hilf.
12 - Kapelle der Heiligen Familie
Auf dem Bild der hl. Josefmaria Escrivá, Gründer des Opus Dei. Unter der Altarmensa im gläsernen Sargschrein liegt angeblich die Leiche des Katakombenmärtyrers Donatus. Katakombenheilige sind eigentlich unbekannte antike Leichen, die – nach deren Fund – als heilig verehrt wurden.
zeigt im Altarbild (von Martino Altomonte) den hl. Josef mit dem Jesuskind, links davon sitzend Maria, im Vordergrund die Eltern der Gottesmutter, die hll. Joachim und Anna. Die Statuen des Zacharias und der Elisabeth mit dem kleinen Johannes dem Täufer ergänzen die Familie. Im Vorsatzbild der hl. Josefmaria Escrivá, Gründer des Opus Dei. Unter der Altarmensa im gläsernen Sargschrein die Leiche des Katakombenmärtyrers Donatus.
13 - Michaelskapelle
Im grossen Altarblatt (vom Wiener Schmidt): Der hl. Erzengel Michael als Sieger über die gefallenen Engel, lnks und rechts die Statuen der hl. Gabriel und hl. Raphael. Das Vorsatzbild ist eine Kopie des Gnadenbildes der Mutter vom Guten Rat, ein Geschenk von Papst Leo XIII. Der Katakombenheilige im Schrein ist der hl. Benediktus.
14 - Franz-von-Sales-Kapelle
Die Kapelle wurde von Wiener Savoyarden gestiftet, was sich aus den Statuen von drei der vier Heiligen (Mauritius, Amadeus, Liborius) schließen lässt. Bis zur Restaurierung 2004 trugen diese Statuen die Namen lokaler Heiliger: Georg, Wenzel (Böhmen) und Wolfgang. Der vierte Heilige ist der hl. Nikolaus (hier nicht sichtbar). Das Altarbild - die Erweckung eines toten Knaben durch den hl. Franz - stammt von J. Rottmayr, wie auch die Deckenfresken. Das Vorsatzbild (Herz Jesu) ist von Leopold Kupelwieser.
15 - Antoniuskapelle
16 - Orgelempore
Über dem Eingangsbereich steht die reich verzierte Orgel von Mathias Steinl, das Originalgehäuse stammt aus dem Jahr 1751. Sie wurde von Joachim Georg Schwandner gestiftet.
Das neue Instrument mit 2175 Pfeifen und drei Manualen wurde 1903 vom Orgelbauer Franz Josef Swoboda geschaffen.
17 - Kirchenbänke
Die Kirchenbänke sind noch aus der barocken Ausstattung erhalten. Sie besitzen aufwändig geschnitzte Seitenteile, auf denen Putten gruppiert sind.
Der Taufstein, ebenfalls rund aber auf einem achteckigen Fuß, besteht aus grau-weiß marmoriertem Gestein und trägt einen geschmückten Kupferdeckel.
Sagen und Legenden
Das unversehrte Marienbild | Relevante Orte: Peterskirche |
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Das Marienbild, das sich hier befindet, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1683, im Zuge der zweiten Türkenbelagerung, brannte es in der Kirche.
Dieses Marienhilfsbild lag unversehrt zwischen den Brandtrümmern. Geblieben ist nur ein kleines Brandmal als Zeichen der überstandenen Bedrohung durch das Feuer. | |
Der Heilige Nepomuk | Relevante Orte: Peterskirche |
Rechts vom Haupt-Altar befindet sich der Johannes von Nepomuk-Altar. Zu sehen ist der Heilige Nepomuk, wie er von der Karlsbrücke in Prag geschupst wird. Die silbernen Wellen der Moldau sind mit fünf Sternen geschmückt. Grund für diese Darstellung ist die dahinter stehende Legende des Heiligen Nepomuk, der der Beichtvater des Böhmerkönig Wenzel IV. war. Als der König von ihm verlangte, dass er das Beichtgeheimnis brechen solle, um ihm mitzuteilen, ob seine Gemahlin einen Liebhaber hätte, weigerte sich Nepomuk. Als Lohn stieß der König ihn von der Karlsbrücke. An der Stelle, an der Nepomuk ins Wasser fiel, erschienen fünf Sterne, die seither auf allen Darstellungen zu finden sind. Die fünf Sterne stellen einen Code dar: es sind die fünf Buchstaben des Wortes TACUI – „Ich habe geschwiegen“. Nepomuk ist auch der „Brückenheilige“. Rainer Maria Rilke hat – nachdem es in Österreich auffällig viele Nepomuk-Statuen gibt - folgendes Gedicht dazu gemacht: --Sankt Nepomuk-- |
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- ↑ Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 17