Das Hasenhaus

Aus City ABC

Sagen und Legenden
Das Hasenhaus

1., Innere Stadt Kärntner Durchgang Kärntner Straße Renaissance-Fassadenmalerei

Relevante Orte: Bereich Kärntner Durchgang (heute u. a. Nr. 5)

Die Hasen jagen die Jäger – die verkehrte Welt am Haus

Das Hasenhaus in Wien.jpg

Legendenmotiv: Hasen treiben die Jäger

Das Haus, das einst hier gestanden hatte, trug den Namen Hasenhaus. Seine ganze Fassade war von Bildern geziert, die eine verkehrte Welt darstellten: Die Hasen jagten die Jäger und ihre Hunde.

Im Zentrum stand ein königlicher Hase, er trug eine Krone und ein Zepter, und befahl augenscheinlich den anderen Hasen, die Jäger zu fangen, zu foltern, zu verurteilen, zu prellen, zu hängen, zu enthaupten, radzubrechen und vierzuteilen. Die Verurteilten wurden von Jesuiten und Kapuzinern in Hasengestalt auf den Tod vorbereitet, am Ende feierten die Hasen ein Triumphfest. Die Leute blieben stehen, lachten und schauderten: Ein Haus, das den Starken den Spiegel vorhielt. [1]

Es hieß, dass in dem Haus ein Graf gewohnt hätte, der heimlich Münzen selbst prägen ließ - er wurde jedoch vom Kaiser erwischt und sollte gehängt werden. Der Graf bot jedoch eine Menge Geld, und so ließ sich der Kaiser erweichen, vom Todesurteil abzugehen. Als Büße sollte die Familie des Grafen ab nun Zeit ihres Lebens einen goldenen Strick um den Hals tragen müsse, außerdem solle er die Strafen, die er hätte erleiden müssen (darunter das Wippen, das Rad und den Galgen), an sein Haus malen lassen.

Der Graf hielt sich daran, und so entstand die verwunderliche Bildgeschichte. Mancher behauptete, dass die Familie damit sagen wollte, die Richter seien Hasenköpfe gewesen, weil sie Straftäter für ein Stück Geld frei ließen.

Später erzählte man, die Hasenaugen hätten in manchen Nächten geleuchtet, als wollten sie noch immer wachen über die Gasse. Wer es eilig hatte, senkte den Blick – und ging doch mit einem Gedanken weiter: Wie schnell kehren sich oben und unten um.

Ort: Bereich Kärntner Durchgang; Bezug zur Kärntner Straße

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Das Hasenhaus ist seit dem 14./16. Jahrhundert überliefert; der Bau stand am Kärntner Durchgang (später u. a. als Nr. 5 geführt). Die berühmte Fassadenmalerei zeigte – im Geist der Renaissance – ein vielteiliges Programm der verkehrten Welt; der Zyklus wurde in der Literatur wiederholt beschrieben und gilt als frühes Beispiel großformatiger Fassadenmalerei in Wien. Der Malereizyklus wurde im 18. Jahrhundert noch dokumentiert (u. a. durch Salomon Kleiner), ehe das Gebäude verschwand. [2][3][4][5]

Vertiefende Informationen: Kärntner Durchgang · Kärntner Straße · Seilergasse


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Quellen

  1. SAGEN.at (Gugitz): Das Hasenhaus – ausführliche Motivfolge der Fresken.
  2. CityABC: Kärntner Durchgang / Kärntner Durchgang 5 mit Hinweisen auf das Hasenhaus.
  3. SAGEN.at (Gugitz): Das Hasenhaus – Freskenbeschreibung.
  4. RDK Labor: Fassadenmalerei – frühe Bildprogramme, u. a. Hasenhaus in Wien um 1509.
  5. Archivalia: Notiz zu Salomon Kleiners Dokumentation der Wiener Hasenhaus-Fresken (1749).