Kärntner Durchgang

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Kärntner Durchgang

Wien 01 Kärntner Durchgang a.jpg

Benennung 1897
Benannt nach Kärntner Straße
Straßenlänge 61,43 Meter [1]
Gehzeit 0,7 Minuten
Vorherige Bezeichnungen keine (Hasenhaus)


Namensgebung und Geschichte

Der Durchgang wurde erst 1897 durch den Abriss des „Hasenhauses" geschaffen und ist nach der Kärntner Straße benannt. Er verläuft zwischen den Häusern Kärntner Straße 8 und Kärntner Straße 10 und Seilergasse 5-7.

Das Hasenhaus

Das Hasenhaus aus Sicht von Salomon Kleiner, Aquarell 1794, heute im Museum der Stadt Wien

Das Hasenhaus gab es bereits Mitte des 14. Jahrhunderts, 1545 wird als Besitzer die Familie Gösswein genannt.

1482 stand das Haus im Mittelpunkt eines Skandals. Zu dieser Zeit hatte es Hanns Waldner, Kanzler von Friedrich III. und Maximilian I., vom Ratsherrn Christian Wissinger gekauft. Nach ihm hieß das Haus daher auch einige Zeit "Waldnerhaus". Waldner war in einen Korruptionsskandal verwickelt und beging - aus Angst vor einer Verurteilung wegen Hochverrats - 1502 Selbstmord, das Haus wurde von Kaiser Maximilian I. eingezogen.

Es gibt auch Gerüchte darüber, dass ein weiterer Eigentümer des Hauses Matthias Corvinus gewesen sein soll, er hätte es beschlagnahmt und es – eventuell für seinen Hofstaat – genutzt. Corvinus soll auch am 6.4.1490 in diesem Haus gestorben sein. [2]

1509 bestimmte Kaiser Maximilian seinen landesfürstlichen Hasenbannmeister (den „Haspelmeister“ Friedrich Jäger) zum neuen Besitzer des Hauses. Dessen Amt war für die Niederjagd auf Hasen zuständig und hatte ab diesem Zeitpunkt seinen Sitz hier, zusätzlich war das Haus als kaiserliches Abstiegsquartier freizuhalten. Jäger ließ (im Auftrag des Kaisers, um die leidige Geschichte mit Waldner vergessen zu machen) die ganze Fassade mit Jagdszenen bemalen, auf den Bildern triumphierten die Hasen über Füchse, Geier und Jagdhunde. Die Malerei symbolisierte die Kämpfe, die Kaiser Friedrich III. gegen seine zahlreichen Feinde hatte führen müssen.

Bei dem großen Stadtbrand 1525 wurde das Haus teilweise vernichtet, Kaiser Ferdinand übergab es seinem Vizehofkanzler Leonhard von Harrach, der es wieder aufbaute. Er schmückte das Haus mit polygonalen Erkern und zahlreichen Fenstern, das auffälligste waren jedoch die, nach ursprünglichem Vorbild, wiederhergestellten Fresken. [3]

1749 wurde das Renaissance-Haus versteigert, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Salomon Kleiner hat jedoch die Szenen abgemalt und dokumentiert, diese Unterlagen befanden sich in privatem Besitz des Eigentümers des Nachfolgehauses und sind heute in Verwahrung des Museums der Stadt Wien. [4]

1897 wurde auch dieses Haus abgerissen, und so entstand der heutige „Kärntner Durchgang“.

Eine Legende berichtet eine andere Version darüber, wie das historische "Comic" auf die Wand des Hauses gekommen sei.

Sagen und Legenden

Das Hasenhaus Relevante Orte: Kärntner Durchgang
Das Hasenhaus in Wien.jpg

Das Haus, das einst hier gestanden hatte, trug den Namen Hasenhaus. Seine ganze Fassade war von Bildern geziert, die eine verkehrte Welt darstellten: Die Hasen jagten die Jäger und ihre Hunde.

Im Zentrum stand ein königlicher Hase, er trug eine Krone und ein Zepter, und befahl augenscheinlich den anderen Hasen, die Jäger zu fangen, zu foltern, zu verurteilen, zu prellen, zu hängen, zu enthaupten, radzubrechen und vierzuteilen. Die Verurteilten wurden von Jesuiten und Kapuzinern in Hasengesalt auf den Tod vorbereitet, am Ende feierten die Hasen ein Triumphfest.

Es hieß, dass in dem Haus ein Graf gewohnt hätte, der heimlich Münzen selbst prägen ließ - er wurde jedoch vom Kaiser erwischt und sollte gehängt werden. Der Graf bot jedoch eine Menge Geld, und so ließ sich der Kaiser erweichen, vom Todesurteil abzugehen. Als Büße sollte die Familie des Grafen ab nun Zeit ihres Lebens einen goldenen Strick um den Hals tragen müsse, außerdem solle er die Strafen, die er hätte erleiden müssen (darunter das Wippen, das Rad und den Galgen), an sein Haus malen lassen.

Der Graf hielt sich daran, und so entstand die verwunderliche Bildgeschichte. Mancher behauptete, dass die Familie damit sagen wollte, die Richter seien Hasenköpfe gewesen, weil sie Straftäter für ein Stück Geld frei ließen.

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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, II. Band, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 4
  3. Wien Archiv, Archiv Verlag, Blatt W 05006
  4. Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 17 (1826), S. 242ff