Apotheke zur goldenen Krone
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Apotheke Zur goldenen Krone 1., Innere Stadt | |
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Überblick
Die Apotheke Zur goldenen Krone zählt zu den traditionsreichsten Wiener Apotheken. Ihre Anfänge reichen in das späte 14. Jahrhundert zurück. Der Schildname ist ab 1611 nachweisbar.[3] Über Jahrhunderte lag die Apotheke im historischen Apothekenviertel rund um Graben/Stock-im-Eisen-Platz, bevor sie im 19. Jahrhundert in die Himmelpfortgasse übersiedelte und ihre Geschichte dort bis heute sichtbar blieb – nicht zuletzt durch das berühmte Tobias-Ladenschild.
Geschichte
Mittelalter
Es spricht vieles dafür, dass der früheste Besitzer ein gewisser Eberhard war (um 1380 bis um 1390). Das 15. Jahrhundert ist vor allem mit der Apothekerfamilie Entl verbunden: Johann (Hanns) Entl der Ältere (um 1390 bis 1417), sein Sohn Michel (Michael) Entl (1417 bis vor 1441) und sein Enkel Johann (Hanns) Entl der Jüngere (um 1441 bis 1491) gelten als die ältesten gesicherten Besitzer.
Der Standort lag in dieser frühen Phase im Bereich der damaligen Grabengasse/Schmalgasse, nahe dem heutigen Stock-im-Eisen-Platz, wo mehrere Apotheken im selben Hauszusammenhang nachweisbar sind.
Frühe Neuzeit
Im 16. und 17. Jahrhundert wechselten die Besitzer mehrfach. Eine wichtige Zäsur bildet die Zeit der Witwe Katharina Barbara Ulrich, die nach dem Tod ihres Mannes Jonas Ulrich (1648) die Apotheke weiterführte. In den 1660er-Jahren kam es zu einer Entwicklung, die den späteren Ruf des Hauses mitprägte: Durch die Verbindung von Konzessionen und die Übersiedlung in ein prominenteres Geschäftslokal am Graben wurde der Name Zur goldenen Krone zunehmend als weithin sichtbares Zeichen wahrgenommen und übertrug sich schließlich auch als Hauszeichen.
19. Jahrhundert
1821 wurde die Apotheke von Karl Schürer von Waldheim erworben. Mit ihm beginnt der hundertjährige Familienbesitz. Die Übersiedlung in die Himmelpfortgasse ging auch auf Konkurrenzdruck in der Innenstadt zurück. Karl Schürer von Waldheim verstarb 1856.
Unter Anton Schürer von Waldheim dem Älteren entwickelte sich die Apotheke nicht nur als Betrieb, sondern auch als Standesadresse: Er engagierte sich in pharmazeutischen Fachvertretungen, arbeitete an Fragen der Pharmakopöe mit und prägte den Apothekerstand im späten 19. Jahrhundert wesentlich.
Damals befand sich die die Apotheke im alten, 1866 abgebrochenen, Elephantenhaus auf dem Graben, übersiedelte von dort in den Trattnerhof und kam dann 1847 in die Himmelpfortgasse; zuerst auf Nr.17 (alt Nr. 954) und von dort 1903 in das gegenüberliegende Haus Nr. 14.
20. Jahrhundert
1903 wurde die Apotheke in das Haus Himmelpfortgasse 14 verlegt. Dort blieb sie über viele Jahrzehnte ein Fixpunkt der Straße – samt historischer Einrichtung und dem bekannten Tobias-Schild (als Kopie nach einem Gemälde von Leopold Kupelwieser).
Nach Zäsuren und Umbrüchen des 20. Jahrhunderts – einschließlich der Ereignisse rund um 1938 und der späteren Rückstellungs- und Eigentumsverfahren – blieb der Betrieb erhalten. 2018 erfolgte die Verlegung an den heutigen Standort Himmelpfortgasse 7.[4]
Standorte
| Zeitraum | Standort (heutige Orientierung) |
|---|---|
| um 1400 – 1521 (?) | Bereich Stock-im-Eisen-Platz / Grabengasse (Konskriptionsnr. 622, Teil eines damaligen Hauses) |
| 1521 (?) – 1543/1566 | Graben (Bereich Graben 8) |
| 1543/1566 – 1663 (?) | Bereich Stock-im-Eisen-Platz 1 / Stephansplatz 2 |
| 1663 (?) – 1776 | Graben, sogenanntes „Elefantenhaus“ (Straßengrund im heutigen Zuschnitt) |
| 1776 – 1847 | Trattnerhof, Graben 29–29a |
| 1847 – 1903 | Himmelpfortgasse 17 |
| 1903 – 2018 | Himmelpfortgasse 14 |
| seit 2018 | Himmelpfortgasse 7 |
Das Apothekenschild
Die Apotheke ist eng mit einem der bekanntesten Wiener Ladenschilder verbunden: Die Heilung des blinden Tobit durch Tobias (Leopold Kupelwieser, 1826). Das Original befindet sich seit langem in Privatbesitz; in der Auslage war über Jahrzehnte eine Kopie zu sehen. In der Denkmalliste ist das Hauszeichen bzw. das Schild der ehemaligen Waldheim-Apotheke am Standort Himmelpfortgasse 14 genannt.[5] 2018 übersiedelte die Apotheke an den Standort Himmelpfortgasse 7. [6]
- 1574–1589: "Ad signum regis"
- 1606: "Officina coronae"
- 1611: "Officina regia ad auream corona"
- 1625: "Ad tres aureas coronas"
- 1685: "Zuer gulden(en) Cron"
- 1685–1912: "Zur goldenen Krone" (zwischenzeitlich auch: "Ad insigne aureae Coronae", 1690)
- 1912–1927: "Fa. Anton von Waldheim"
- seit 1927: "Zur goldenen Krone Anton Waldheim"
Besitzerliste
| Zeitraum | Besitzer / Betrieb |
|---|---|
| um 1380 – um 1390 | Eberhardus (?) |
| um 1390–1417 | Hanns Entl senior |
| 1417 – vor 1441 | Michel (Michael) Entl |
| um 1441–1491 | Hanns Entl junior |
| um 1491–1500 | unbekannt (Witwenbetrieb?) |
| 1500–1543 | Ludwig Heyn |
| 1543–1577 | Ulrich Heyn |
| 1577–1587 | Erhard Schmeisser |
| 1587–1594 | Helena Schmeisser (Witwenbetrieb) |
| 1594–1617 | unbekannt |
| 1617–1629 (?) | Johannes Peringer (Kauf) |
| 1629–1648 | Jonas Ulrich (Kauf) |
| 1648–1664 | Katharina Barbara Ulrich (Witwenbetrieb) |
| 1664–1673 | Johann Heinrichsohn |
| 1673–1679 | Töchter Heinrichsohn (mit Provisor) |
| 1679–1680 | Jonathan Hessenthaler |
| 1680–1681 | Rosina Hessenthaler (Witwenbetrieb) |
| 1681–1685 | Franz Kauffmann |
| 1685–1717 | Paul Leonhard Gymnich |
| 1717–1723 | Maria Anna Gymnich (Witwenbetrieb) |
| 1723–1752 | Johann Michael Herzog |
| 1752–1756 | Maria Eva Herzog (Witwenbetrieb) |
| 1756–1769 | Gottfried Dolhopf |
| 1769–1780 | Josef Pranter |
| 1780–1783 | Franz Jagatitsch |
| 1783–1798 | Franz Baumgartner |
| 1798–1806 | Anton Aichinger |
| 1806–1807 | Josef Hornung |
| 1807–1808 | Ernest Röhrich |
| 1808–1821 | Franz Vinzenz Freystädter |
| 1821–1856 | Karl Schürer von Waldheim |
| 1856–1857 | Dorothea Schürer von Waldheim (Witwenbetrieb) |
| 1857–1899 | Anton Schürer von Waldheim der Ältere |
| 1899–1909 | Anton Schürer von Waldheim der Jüngere |
| 1909–1918 | Max Schneid |
| 1918–1922 | OHG (Fa. Anton Waldheim) |
| 1922–1938 | wechselnde Gesellschafter (u. a. Eugen Löwy) |
| ab 1938 | Zäsur und Eigentümerwechsel (NS-Zeit), danach Rückstellungs- und Folgeperioden |
Literatur
Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken. Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Studienverlag, Innsbruck 2010, S. 185–228.
Felix Czeike: Die Apotheke „Zur goldenen Krone“ am Graben. In: Wiener Geschichtsblätter, Band 27 (1972), S. 26.
Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums, Wien 1917–1919, S. 19 ff.
Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Holzhausen, Wien 1897–1918, Band 6, S. 281 ff.
Weblinks
Wien Museum Magazin: Leopold Kupelwiesers Geschäftsschild der Apotheke zur goldenen Krone (15.9.2022).
Offizielle Website: apo-goldene-krone.at.
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↔ Kontext: Himmelpfortgasse 14
Quellen
- ↑ Wien Museum Magazin: „Leopold Kupelwiesers Geschäftsschild der Apotheke zur goldenen Krone“ (15.9.2022), online.
- ↑ Wien Museum Magazin: „Leopold Kupelwiesers Geschäftsschild der Apotheke zur goldenen Krone“ (15.9.2022), online.
- ↑ Wien Museum Magazin: „Leopold Kupelwiesers Geschäftsschild der Apotheke zur goldenen Krone“ (15.9.2022), online.
- ↑ Wien Museum Magazin: „Leopold Kupelwiesers Geschäftsschild der Apotheke zur goldenen Krone“ (15.9.2022), online.
- ↑ Bundesdenkmalamt: Denkmalliste Wien (Stand 30.06.2025), Eintrag zu Himmelpfortgasse 14 („Wohn- und Geschäftshaus und Hauszeichen, Heilung des Tobias/Schild der ehem. Waldheim Apotheke“), online.
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zur_goldenen_Krone_(Apotheke)
