Passauer Hof

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Innere Stadt
Passauer Hof
Wien hatte bis 1480 kein eigens Bistum, es gehörte zur Diözese Passau. Der Bischof von Passau beschickte die Stadt daher ab 1300 mit einem ständigen Offizial, der im "Passauer Hof" wohnte.

Der erste Passauer Hof

1297 kaufte der Passauer Bischof das Areal in der heutigen Bäckerstraße 13, um sich hier niederzulassen. 1357 wurde es an Nikolaus Würffel verkauft, der es 1385 an Herzog Albrecht III. zum Bau der Universität verkaufte. Heute gehört das Areal zur Alten Universität.

Unterer (oder großer) Passauer Hof , ehemals Stadt 212

Der Untere Passauer Hof (heute Passauer Platz 6) wurde ab 1302 vom Patronat genutzt, ab 1288 hatte er der ritterlichen Bürgerfamilie Greif gehört. Der Hof war mit der angrenzende Kirche Maria am Gestade verbunden. 1357 verkaufte Jans Greif den Hof und das Patronat an den Bischof von Passau, damit residierte hier der Passauer Offizial. 1439 wurde zur Erweiterung eine angrenzende Badstube angekauft, die abgerissen wurde, um auf der Fläche am heutigen Passauer Platz 4 und Salzgries 23 einen Garten anzulegen. Um 1400 wird ein Versammlungssaal (aula communis) erwähnt. Auf Seite des Salzgries stand ein mächtiger Turm, der Zugang zu den oberen Räumlichkeiten bot.

1480 wurde das Bistum Wien errichtet. Aus Protest übersiedelte der Offizial nun in den Pfarrhof Heiligenstadt, kehrte aber 1497 wieder hier her zurück und bildete innerhalb des Bistums, das 1723 zum Erzbistum wurde, eine Enklave.

Zu den Aufgaben des Offizials und seines Ratskollegiums gehörte die Ausübung der Gerichtsbarkeit über den Klerus. Als Strafe wurden die Geistlichen im Passauer Hof in dort vorhandene Arrestzellen gesteckt, für härtere Strafen nutzen man aber den Carcer in der Burg Greifenstein. [1], [2]

Oberer Passauer Hof

Dieses Haus (heute Salvatorgasse 12) war ab 1276 Wohnsitz des Kaplans von Maria am Gestade und wurde später auch als Pfarrhof benützt. Zusammen mit dem Patronat kam es 1357 an den Bischof von Passau, 1391 an den herzoglichen Hofmeister Hans von Liechtenstein-Nikolsburg, der in Maria am Gestade ein Kapitel stiften wollte, 1395 (nach dem Sturz des Liechtensteiners) an die österreichischen Landesfürsten, 1409 jedoch wieder an den Bischof von Passau. Die Funktion des Kaplans (Pfarrers) wurde von einem Passauer Domherrn ausgeübt.

Kleiner Passauer Hof

auch Passauer Renthof genannt, Passauer Platz 2

Dieses Haus wurde 1415 vom Passauer Bischof erworben und diente als Renthof (Amt zur Verwaltung der weltlichen Besitzungen des Bischofs im Raum von Wien). Offizial Melchior Khlesl ließ es 1609 neu erbauen und mit einem auf die Empore von Maria am Gestade führenden Schwibbogen versehen.



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Quellen

  1. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Passauer_Hof
  2. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, S. 499f.