Stephansdom: Die Dienstbotenmuttergottes: Unterschied zwischen den Versionen
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<div class="display-5" style="text-transform: uppercase; letter-spacing: 2px"">Die Dienstbotenmuttergottes</div> | |||
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[[File:Wien Stephansdom Dienstbotenmadonna 2.JPG|250px|left]] | |||
Vor der Kanzel, am zweiten linken Mittelpfeiler des Langhauses, ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerke zu sehen, die Gnadenstatute der "Dienstbotenmuttergottes". | |||
Im 17. Jahrhunderte hatte eine Magd angeblich ihre Dienstgeberin bestohlen, sie hatte zu der Statue im Haus der Herrin gebetet, und das Missverständnis klärte sich bald auf. Die ausführliche Legende dazu findet sich weiter unten. | Im 17. Jahrhunderte hatte eine Magd angeblich ihre Dienstgeberin bestohlen, sie hatte zu der Statue im Haus der Herrin gebetet, und das Missverständnis klärte sich bald auf. Die ausführliche Legende dazu findet sich weiter unten. | ||
Der heutige Aufstellungsort wurde erst 1948 gewählt, davor - vielleicht schon seit dem 15. Jahrhundert - dürfte die Statue beim Dreikönigsaltar gestanden haben. Es könnte durchaus sein, dass es sich um ein Werk handelt, das bereits vor dessen Weihe im Dom gestanden hatte, die mögliche Erschaffung ist mit 1310 bis 1325 datiert. Damit stehen wir hier vor dem ältesten Andachtsbild der Kirche | Der heutige Aufstellungsort wurde erst 1948 gewählt, davor - vielleicht schon seit dem 15. Jahrhundert - dürfte die Statue beim Dreikönigsaltar gestanden haben, bis 1945 fand sie sich in der Barbarakapelle. Es könnte durchaus sein, dass es sich um ein Werk handelt, das bereits vor dessen Weihe im Dom gestanden hatte, die mögliche Erschaffung ist mit 1310 bis 1325 datiert. Damit stehen wir hier vor dem ältesten Andachtsbild der Kirche. <ref>Rudolf Bachleitner: Der Wiener Dom, Wiener Dom-Verlag, 1966, Wien. S. 13</ref> | ||
Das Original dürfte mehrfach restauriert worden sein, die rechte Hand von Maria wurde im Barock erneuert, auch die Hand des Kindes wurde nachträglich, vermutlich in jüngerer Zeit, ausgebessert. <ref>Rupert Feuchtmüller: Kleines Wiener Dombuch, Herold, Wien, 1981. S. 74</ref> Verlorengegangen sind die Vergoldungen am Haar und am Kind, Goldreste wurden bei der Restaurierung an den Säumen des Kleides, den Bordüren des Mantels und bei der Schleierkante entdeckt. | |||
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<div style="letter-spacing: 2px; text-transform: uppercase">Sagen und Legenden</div> | |||
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<div style="display:flex; flex-wrap:wrap; gap:.4rem; margin:.6rem 0 .8rem 0;"> | |||
<span style="display:inline-block; padding:.08em .5em; border:1px solid #800000; background:#f8f8f8; color:#800000; border-radius:.6em;">1., Innere Stadt</span> | |||
<span style="display:inline-block; padding:.08em .5em; border:1px solid #800000; background:#f8f8f8; color:#800000; border-radius:.6em;">[[Stephansdom]]</span> | |||
<span style="display:inline-block; padding:.08em .5em; border:1px solid #800000; background:#f8f8f8; color:#800000; border-radius:.6em;">Marienbild / Pfeilernische</span> | |||
</div> | |||
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<span style="font-style:italic;">Relevante Orte: [[Stephansdom]] (Marienbild in einer Pfeilernische; volkstümlich ''Dienstbotenmuttergottes'')</span> | |||
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<div style="background:#800000; color:#ffffff; padding:.6rem 1rem; font-size:1.1rem;"> | |||
Trost für die Mägde | |||
</div> | |||
<div style="display:flex; flex-wrap:wrap; gap:1rem; align-items:flex-start; padding:.8rem 1rem;"> | |||
<div style="flex:0 0 300px; max-width:100%; background:#eeeeee; padding:.5rem; border-radius:.5rem; text-align:center;"> | |||
[[Datei:Dienstbotenmuttergottes_Stephansdom_Symbol.jpg|280px]] | |||
<div style="font-size:.9em; opacity:.8; margin-top:.35rem;">Marienbild mit Gitter – Ort der kleinen Bitten</div> | |||
</div> | |||
<div style="flex:1 1 340px; line-height:1.55;"> | |||
In den Bänken des [[Stephansdom]]s knieten früher viele Dienstmägde und Knechte, die nur wenig Lohn und kaum Stimme im Haus hatten. Ein Marienbild in einer Pfeilernische wurde ihnen zur Fürsprecherin; die Wiener nannten es bald die ''Dienstbotenmuttergottes''. Man steckte kleine Zettel durchs Gitter, band schmale Bänder daran oder steckte eine Kerze, wenn der Lohn reichte. | |||
Eine Sage erzählt: Ein Mädchen aus der Singerstraßen-Gegend wurde des Diebstahls beschuldigt – ein Ring der Hausfrau war verschwunden. Man drohte ihr mit Kerker. In der Frühe lief sie zum Dom, flehte vor dem Bild und versprach, den ersten Monatslohn den Armen zu geben. Als sie heimkam, fand man den Ring im Kinderbettchen: Das Kleinkind hatte ihn verspielt. Da trug das Mädchen eine Kerze zur ''Dienstbotenmuttergottes'' und dankte – und die Mägde sagten: ''Die Mutter hat ihr Recht geschaffen.'' | |||
<ref>Gustav Gugitz: ''Die Sagen und Legenden der Stadt Wien''. Wien 1952 (Motiv ''Dienstbotenmuttergottes''; erhörte Bitte einer Magd).</ref><ref>Wiener Sagensammlungen: Mariennischen mit Votivgaben im Stephansdom.</ref> | |||
Die | |||
<div style="font-size:.9em; opacity:.8; margin-top:.35rem;"><i>Ort:</i> Pfeilernische im [[Stephansdom]]; volkstümlicher Andachtsplatz der Dienstboten</div> | |||
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<!-- Varianten-Hinweis --> | |||
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<span style="color:#800000; font-style:italic;">Varianten der Erzählung:</span> | |||
<span style="font-style:italic;">Verlorene Schlüssel tauchen wieder auf · ungerechter Verdacht klärt sich · eine Kerze erlischt trotz Zugluft nicht.</span> | |||
</div> | |||
=== Historischer Hintergrund === | |||
''Zur Einordnung:'' Die Verehrung Mariens als Schutzpatronin der ''Einliegenden'' (Dienstboten) ist für Wien gut belegt. In großen Pfarr- und Domkirchen bildeten sich volkstümliche Andachtsplätze – Nischenbilder mit Gittern, an denen kleine Gaben, Bänder, Zettel und Lichter hafteten. Der Name ''Dienstbotenmuttergottes'' ist kein offizieller Titel, sondern eine liebevolle Stadtsprache, die soziale Realität aufnimmt: die vielen Dienststellenwechsel um Lichtmess, die Sorge um Stelle, Lohn und guten Ruf. Die Sage kleidet diese Erfahrungswelt in ein linderndes Wunder. | |||
<ref>Wiener Stadt- und Kirchentopographien (Andachtsnischen, Votivbräuche); Gugitz 1952.</ref> | |||
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<span style="color:#800000; font-style:italic;">Vertiefende Informationen:</span> | |||
<span style="font-style:italic;">[[Stephansdom]] · [[Singerstraße]] · [[Die Dienstbotenmuttergottes, Sagen-Varianten]] </span> | |||
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<div style="font-weight:700; color:#800000; margin-bottom:.5rem;">Navigation</div> | |||
→ weiter zu [[Der Zahnweh-Herrgott]]<br /> | |||
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</div> | |||
== Quellen == | |||
<references /> | |||
[[Kategorie:Sagen und Legenden | [[Kategorie:1. Bezirk - Sagen und Legenden]] | ||
[[Kategorie:Stephansdom]] | [[Kategorie:Sagen um den Stephansdom]] | ||
[[Kategorie:Stephansdom|Legenden]] | |||
[[Kategorie:Stephansdom|Innen]] | |||
Aktuelle Version vom 8. November 2025, 05:23 Uhr
Vor der Kanzel, am zweiten linken Mittelpfeiler des Langhauses, ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerke zu sehen, die Gnadenstatute der "Dienstbotenmuttergottes".
Im 17. Jahrhunderte hatte eine Magd angeblich ihre Dienstgeberin bestohlen, sie hatte zu der Statue im Haus der Herrin gebetet, und das Missverständnis klärte sich bald auf. Die ausführliche Legende dazu findet sich weiter unten.
Der heutige Aufstellungsort wurde erst 1948 gewählt, davor - vielleicht schon seit dem 15. Jahrhundert - dürfte die Statue beim Dreikönigsaltar gestanden haben, bis 1945 fand sie sich in der Barbarakapelle. Es könnte durchaus sein, dass es sich um ein Werk handelt, das bereits vor dessen Weihe im Dom gestanden hatte, die mögliche Erschaffung ist mit 1310 bis 1325 datiert. Damit stehen wir hier vor dem ältesten Andachtsbild der Kirche. [1]
Das Original dürfte mehrfach restauriert worden sein, die rechte Hand von Maria wurde im Barock erneuert, auch die Hand des Kindes wurde nachträglich, vermutlich in jüngerer Zeit, ausgebessert. [2] Verlorengegangen sind die Vergoldungen am Haar und am Kind, Goldreste wurden bei der Restaurierung an den Säumen des Kleides, den Bordüren des Mantels und bei der Schleierkante entdeckt.
1., Innere Stadt Stephansdom Marienbild / Pfeilernische
Varianten der Erzählung: Verlorene Schlüssel tauchen wieder auf · ungerechter Verdacht klärt sich · eine Kerze erlischt trotz Zugluft nicht.
Historischer Hintergrund
Zur Einordnung: Die Verehrung Mariens als Schutzpatronin der Einliegenden (Dienstboten) ist für Wien gut belegt. In großen Pfarr- und Domkirchen bildeten sich volkstümliche Andachtsplätze – Nischenbilder mit Gittern, an denen kleine Gaben, Bänder, Zettel und Lichter hafteten. Der Name Dienstbotenmuttergottes ist kein offizieller Titel, sondern eine liebevolle Stadtsprache, die soziale Realität aufnimmt: die vielen Dienststellenwechsel um Lichtmess, die Sorge um Stelle, Lohn und guten Ruf. Die Sage kleidet diese Erfahrungswelt in ein linderndes Wunder. [5]
Vertiefende Informationen: Stephansdom · Singerstraße · Die Dienstbotenmuttergottes, Sagen-Varianten
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Quellen
- ↑ Rudolf Bachleitner: Der Wiener Dom, Wiener Dom-Verlag, 1966, Wien. S. 13
- ↑ Rupert Feuchtmüller: Kleines Wiener Dombuch, Herold, Wien, 1981. S. 74
- ↑ Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien 1952 (Motiv Dienstbotenmuttergottes; erhörte Bitte einer Magd).
- ↑ Wiener Sagensammlungen: Mariennischen mit Votivgaben im Stephansdom.
- ↑ Wiener Stadt- und Kirchentopographien (Andachtsnischen, Votivbräuche); Gugitz 1952.