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== Die Kirche zu den neun Chören der Engel  - Architektur und Geschichte ==
== Die Kirche zu den neun Chören der Engel  - Architektur und Geschichte ==
[[File:Gotischer Chor, Kirche am Hof (1).jpg|thumb|left|250px|Der gotische Chor]]
Die Kirche ist bemerkenswert, weil sie gotisch ist – nur die Fassade wurde (wegen eines Brandes 1607) barockisiert. Der gotische Kern ist noch sichtbar, wenn man vom Schulhof auf den Chor blickt.


Die Kirche ist bemerkenswert, weil sie gotisch ist – nur die Fassade wurde (wegen eines Brandes 1607) barockisiert. Der gotische Kern ist noch sichtbar, wenn man vom Schulhof auf den Chor blickt.
Sie wurde 1386 anstatt der bisher dort stehenden romanischen Münzhof-Kapelle (die schon Teil der Babenberger Residenz war) von den Karmelitern (unter Albrecht III.) errichtet. Baumeister waren Lucas Schwendtner aus Magdeburg, Andreas der Kellermeister (Andreas Schuestl vom Petersfreyhof, der den Chor angeblich selbst finanzierte) und Mathes der Helbling. Die Glasfenster wurden von Jakob Kaschauer 1436 gefertigt, sie sind leider verloren gegangen. Früher gab es elf weitere Altäre und zwei Kapellen in der Kirche.
[[File:Delesenbach Wien c1740 01.jpg|thumb|left|250px|Die Kirche Am Hof, gestochen von Johann Adam Delsenbach. Um 1740]]
Um 1554 erhielten die Jesuiten die Kirche, die frühbarocke Fassade wurde 1662 von Eleonore von Gonzaga (der Witwe von Kaiser Ferdinand III.) in Auftrag gegeben, in Erinnerung daran befindet sich auch eine Inschrift:


Sie wurde 1386 anstatt der bisher dort stehenden romanischen Münzhof-Kapelle von den Karmelitern errichtet. Baumeister waren Lucas Schwendtner aus Magdeburg, Andreas der Kellermeister (Andreas Schuestl vom Petersfreyhof, der den Chor angeblich selbst finanzierte) und Mathes der Helbling. Die Glasfester wurden von Jakob Kaschauer 1436 gefertigt, sie sind leider verloren gegangen. Früher gab es 11 weitere Altäre und 2 Kapellen in der Kirche.
: Anna Eleonora Augusta Deo Reginaeque<br />
: angelorum posuit MDCLXII <ref>A. Realis (Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele): Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien: ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer u. topographischer Beziehung, Band 2, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846, S. 45</ref>


Um 1554 erhielten die Jesuiten die Kirche, die frühbarocke Fassade wurde 1662 von Eleonore von Gonzaga (der Witwe von Kaiser Ferdinand III.) in Auftrag gegeben. Die Steinmetzarbeiten hat Meister Johann Lorentisch aus Kaisersteinbruch übernommen.  
Die Steinmetzarbeiten hat Meister Johann Lorentisch aus Kaisersteinbruch übernommen.  


Der Jesuitenorden wurde 1773 aufgehoben, die die Kirche wurde zur Garnisonkirche wurde.
Der Jesuitenorden wurde 1773 aufgehoben, die Kirche wurde zur Garnisonkirche. Da die Kirche als Konvents-Kirche eines Bettelordens diente, und sie damit keinen Glockenturm haben durfte, ist die Glocke an der Rückseite angebracht.
Am Dachgiebel sind Statuen von Maria und 9 Engeln zu sehen, die der Kirch auch den Namen geben. Über der Terrasse befinden sich auch noch 4 Heilige des Jesuitenordens.  


Von diesem Balkon aus wurde die Auflösung des Heiligen römischen Reichs verkündet, auch Papst Pius der VI. hat hier 1782 seinen Ostersegen urbi et orbi verkündet. (Johannes Paul der II hat das 1983 wiederholt). Heute ist die Kirche die der katholischen Kroaten.
Am Dachgiebel sind Statuen der Maria und neun Engeln zu sehen, die der Kirche den Namen geben. Über der Terrasse befinden sich auch noch vier Heilige des Jesuitenordens.


{| class="galleryTable"
== Gedenktafeln ==
|-
| [[Image:Kirche Am Hof IMG 6583 Gedenktafel.JPG|thumb|
Vor diesem Gotteshaus sprach
am 12. September 1983
seine Heiligkeit
PAPST JOHANNES PAUL II.
zu katholischen Arbeitnehmern
und zur kroatischen Gemeinde
in Wien
Zur bleibenden Erinnerung
Die kroatische Gemeinde Wien
im Jahre des Herren 2003
]]
|}


Da die Kirche als Konventskirche eines Bettelordens diente, und sie damit keinen Glockenturm haben durfte, ist die Glocke an der Rückseite angebracht.
Von diesem Balkon aus wurde die Auflösung des Heiligen römischen Reichs verkündet, auch Papst Pius der VI. hat hier 1782 seinen Ostersegen urbi et orbi verkündet. (Johannes Paul II. hat das 1983 wiederholt). Heute ist die Kirche die der katholischen Kroaten. Im Vorraum der Kirche befindet sich eine Gedenktafel der Hochschulverbindung Pannonia.
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File:Kirche Am Hof IMG 6583 Gedenktafel.JPG
File:GT Johannes Paul II Text.JPG
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<gallery mode="packed-hover" widths = 300px  heights = 200px  perrow = 2  caption = "Gedenktafel Hochschulverbindung Pannonia">
File:Wien01 Am Hof001 Kirche 0087 2017-05-20 GuentherZ GD Pannonia.jpg
File:GT Verbindung Pannonia Text.JPG
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== Die Kirche innen ==
== Die Kirche innen ==


=== Der Albrechtsaltar ===  
=== Der Albrechtsaltar ===  
 
[[File:Meister des Albrechtsaltars 002.jpg|thumb|Meister des Albrechtsaltars]]
Der Albrechtsaltar zeigt die Engelsgruppe, nach der die Kirche benannt ist. Er wurde unter der Regentschaft von König Albrecht III. als Stiftung des Oswald Oberndorffer geschaffen. Oberndorffer war oberster Finanzbeamter von Österreich unter der Enns und enger Vertrauter des Herzogs. Die Stiftung durch Oberndorffer wurde erst bei Renovierungsarbeiten bestätigt – an den Außenseiten des Altars kam das Wappen Oberndorffers zum Vorschein.  
Der Albrechtsaltar zeigt die Engelsgruppe, nach der die Kirche benannt ist. Er wurde unter der Regentschaft von König Albrecht III. als Stiftung des Oswald Oberndorffer durch den "Albrechtsmeister" (einem unbekannten gotischen Meister) geschaffen. Oberndorffer war oberster Finanzbeamter von Österreich unter der Enns und enger Vertrauter des Herzogs. Die Stiftung durch Oberndorffer wurde erst bei Renovierungsarbeiten bestätigt – an den Außenseiten des Altars kam das Wappen Oberndorffers zum Vorschein.  


Der Altar hat drei Ansichten:
Der Altar hat drei Ansichten:
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: • Die Werkstagsseite – zeigt die Geschichte des Karmeliterordens
: • Die Werkstagsseite – zeigt die Geschichte des Karmeliterordens


Eine der Tafeln ist besonders interessant, sie stellt die Begegnung an der Goldenen Pforte dar. Im Hintergrund ist die älteste Ansicht von Wein im Stil des gotischen Realismus erhalten. In der Wiener Dachlandschaft ist ein niedriger schmaler Turm genau zwischen den Türmen von St. Stephan (1433) und Maria Am Gestade (1428) zu sehn – der Turm des damaligen Karmeliterklosters.  
Eine der Tafeln ist besonders interessant, sie stellt die Begegnung an der Goldenen Pforte dar. Im Hintergrund ist die älteste Ansicht von Wien im Stil des gotischen Realismus erhalten. In der Wiener Dachlandschaft ist ein niedriger schmaler Turm genau zwischen den Türmen von St. Stephan (1433) und Maria Am Gestade (1428) zu sehen – der Turm des damaligen Karmeliterklosters.  


Um 1773 wurde der Altar in Einzelbilder zerschnitten und an das Stift Klosterneuburg verkauft. Zwischen 1962 und 1981 wurden die Bilder restauriert und wieder zu einem Altar zusammengesetzt. Er ist heute in der Sebastianikapelle in der Stiftskirche Klosterneuburg aufgestellt.  
Um 1773 wurde der Altar in Einzelbilder zerschnitten und an das Stift Klosterneuburg verkauft. Zwischen 1962 und 1981 wurden die Bilder restauriert und wieder zu einem Altar zusammengesetzt. Er ist heute in der Sebastianikapelle in der Stiftskirche Klosterneuburg aufgestellt.<ref>Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 46</ref>


=== Neun Chöre der Enge ===
=== Neun Chöre der Engel ===


Die Lehre der Neun Chöre der Engel ist hierarchisch eingeteilt. Ranghöchster Engel stehen die Seraphim Cherubim und Throne, sie dienen am Thron Gottes. In der zweiten Hierarchie stehen Engel, die die Herrschaft Gottes im Universum aufbauen, sie gehören den Fürsten und Gewalten an. In die dritte Hierarchie fallen die Erzengel und Engel, sie üben Dienst am Menschen.   
Die Lehre der Neun Chöre der Engel ist hierarchisch eingeteilt. Ranghöchster Engel stehen die Seraphim Cherubim und Throne, sie dienen am Thron Gottes. In der zweiten Hierarchie stehen Engel, die die Herrschaft Gottes im Universum aufbauen, sie gehören den Fürsten und Gewalten an. In die dritte Hierarchie fallen die Erzengel und Engel, sie üben Dienst am Menschen.   
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Auf dem Altarbild wird Maria von einem Engel der österreichische Erzherzogshut übergeben. Dieser Hut wurde von Erzherzog Maximilian III. 1616 gestiftet und wird im Stift Klosterneuburg aufbewahrt. Der Hut darf nicht länger als 30 Tage vom Stift entfernt werden, sonst droht Exkommunikation.
Auf dem Altarbild wird Maria von einem Engel der österreichische Erzherzogshut übergeben. Dieser Hut wurde von Erzherzog Maximilian III. 1616 gestiftet und wird im Stift Klosterneuburg aufbewahrt. Der Hut darf nicht länger als 30 Tage vom Stift entfernt werden, sonst droht Exkommunikation.


=== Die Jesuitengruft ===
In der Kirche befindet sich ein Holzrelief, das die Heilige Anna beim Unterricht der Heiligen Maria darstellt. Zu diesem Bildnis gibt es eine Legende, die sich ganz in der Nähe abgespielt haben soll:
 
=== Das Wunder der Heiligen Anna ===
[[File:Wien - Kirche am Hof Hochaltar.jpg|250px|right]]
<table style="border:1px solid darkred; padding: 10px; box-shadow: 6px 4px 8px -2px; float:center">
<tr>
<td colspan="2" style="text-align:center"> '''Das Wunder der Heiligen Anna'''</td>
</tr>
<tr>
<td>
 
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebte im Haus „Zum Totenkopf“ in der [[Bognergasse 7]] ein liederliches Mädchen, das als „rote Franziska“ bekannt war. Trotz ihres Lebenswandels verehrte sie das Bild in der Kirche besonders und schmückte es täglich mit Blumen und ließ dort Messen lesen.
 
Eines Tages tauchte Franziska nicht mehr auf, niemand wusste, was mit ihr geschehen war. An einem stürmischen Winterabend klopfte es an der Tür der Kirche und ein altes Weibchen bat den Priester, der ihr öffnete, um die letzte Ölung für Franziska. Schnell war das alte Weibchen verschwunden, der Priester begab sich noch zum Bild der heiligen Anna, und es schien ihm, als wäre die Anna aus dem Bild verschwunden. Er dachte jedoch nicht weiter darüber nach, sondern begab sich rasch in die Bognergasse. Der Priester klingelte den Hausmeister aus dem Haus, der total erstaunt darüber war, einen Priester mit Salbungswerkzeugen zu sehen – in seinem Haus läge niemand im Sterben, behauptete er standhaft. Als der Priester ihm erklärte, er wolle zur roten Franziska, bestätigte der Hausmeister, dass sie hier wohnen würde, und dass er sie schon länger nicht mehr gesehen habe – was aber wegen ihres Rufes nicht weiter beunruhigend gewesen sei.
 
Der Priester bestand hartnäckig darauf sie zu sehen, und stieg hinauf in die Dachkammer. Da lag tatsächlich die sterbende Franziska, am Tisch brannten zwei Kerzen, dazwischen stand ein Kruzifix. Der Priester sagte, dass er auf Geheiß eines alten Weibleins da sei, wer denn diese Frau gewesen sei. Franziska wusste jedoch nichts davon, sie läge schon mehrere Tage krank hier und hätte nun gespürt, dass es dem Ende zuging. Daher habe sie zur Heiligen Anna gebetet, bei ihr sei jedoch niemand gewesen. Ihr wäre jedoch im Traum so vorgekommen, als hätte sie Besuch von einem alten Mütterchen gehabt, dass zur Tür hinaus trippelte. Da wurde dem Priester alles klar.
 
"Allmächtiger, wir beugen uns alle vor deinen Wundern! Wisse, meine Tochter, du hast bei Gott Gnade gefunden, er ließ das Wunder zu, dass das von dir so hochverehrte Bild Leben gewann. Es war also keine Täuschung, als ich, dem Tabernakel das Ziborium entnehmend, die Gestalt der Heiligen nicht im Rahmen erblickte. Sie hat hier alles zu meinem Empfang vorbereitet. Sie war das Mütterchen, das mich zu dir beschied!"
 
</td>
</tr>
</tr>
</table>
 
== Die Jesuitengruft ==
[[file:Jesuitengruft, Grundriss.jpg|thumb|250px|Grundriss der Gruft]]
Unterhalb des Chorraumes erstreckt sich eine Gruft, die auf Veranlassung von Katharina Ursula 1662 angelegt wurde. Die erste Bestattung soll im Jahr 1700 stattgefunden haben, in Summe liegen hier 91 Leichname aus der Zeit der Jesuiten.
 
In die Gruft gelangt man durch eine Bodenklappe aus Metall im Bereich der Vorsakristei. Sie ist etwa 20 Meter lang und knapp 7 Meter breit, im Westen befindet sich eine Treppenanlage. An Stelle des ehemaligen Abganges steht heute ein moderner Altar. Die Nord- und Südwand sind mit Fresken der Armen Seelen bedeckt, denen Engel zu Hilfe kommen, auf der bogenförmigen Decke ist ein Engel mit dem Schriftband  „Christus Jesus, qui mortuus est, et resurrexit, interpellat pro nobis” (Christus Jesus, der gestorben und auferstanden ist, trete für uns ein) zu sehen.
 
Mehr zur Gruft kann man hier nachlesen: [http://www.thonemann.eu/pater-vitus-georg-toennemann/jesuitengruft-der-kirche-am-hof-in-wien|Die Jesuitengruft]<ref>https://thonemann.eu/kirche-am-hof-in-wien/</ref>


Unterhalb des  Chorraumes erstreckt sich eine Gruft, die auf Veranlassung von Katharina Ursula 1662 angelegt wurde. Die erste Bestattung soll 1700 stattgefunden haben. In Summe sollen hier 91 Bestattungen in der Zeit der Jesuiten stattgefunden haben.
== Ausgrabungen ==


In die Gruft gelangt man durch eine Bodenklappe aus Metall im Bereich der Vorsakristei. Sie ist etwa 20 Meter lang und knapp 7 Meter breit, im Westen befindet sich eine Treppenanlage. An Stelle des ehemaligen Abganges steht heute ein moderner Altar. Die Nord- und Südwand sind  mit Fresken der Armen Seelen bedeckt, denen Engel zu Hilfe kommen, auf der bogenförmigen Decke ist ein Engel mit dem Schrift-band  „Christus Jesus, qui mortuus est, et resurrexit, interpellat pro nobis” (Christus Jesus, der gestorben und auferstanden ist, trete für uns ein) zu sehen.  
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! Ausgrabungscode <ref>https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll</ref>
! zeitliche Lagerung
! Beschreibung der Fundstücke
|-
| 196403
| Mittelalter/Neuzeit
| Im Jahr 1964 wurden im Zuge von Bauforschungen in der Kirche zu den neun Chören der Engel (Alte Jesuitenkirche) unter dem gotischem Pflasterboden zahlreiche Körperbestattungen gefunden und Bruchsteinmauerwerk bzw. eine Steinquadermauer freigelegt.
|}


== Haus 416 ==


Zur Kirche gibt es auch eine Sage, die [[Das Wunder der Heiligen Anna | des Wunders der Heiligen Anna]].
Neben der Kirche stand einst ein kleines Mesnerhaus (Stadt 416), heute etwa bei Schulhof 1. Das Haus war an die Jesuitenkirche angebaut und ist wahrscheinlich nach 1684 erbaut worden.
 
== Alte Ansichten ==
 
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Datei: zu den neun Chören der Engel Wien Museum Online.jpg|Kirche zu den neun Chören der Engel um 1898<ref>Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), Gruß aus Wien I. Pfarrkirche zu den neun Chören der Engel Am Hof., um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 17788/40, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/786532/)</ref>
File:Kirche zu den neun Chören der Engel, Paul Harrer-Lucienfeld. Band 2.jpg|Am Hof - Blick auf Kirche am Hof 1900
File:Am Hof, Blick auf die Kirche 1773.jpg|Am Hof - Blick auf Kirche am Hof 1773 <ref>Wilhelm Kisch: Die alten Strassen und Plaetze Wien's und ihre historisch interessanten Haeuser, I. Am Hof, S.5</ref>
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== Wien - Eine Stadt stellt sich vor ==
 
Die Kirche trägt das Schild Nummer 1 der Aktion "[[:Kategorie:Eine Stadt stellt sich vor|Wien - Eine Stadt stellt sich vor]]".
 
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File:Kirche zu den neun Chören der Engel Kirche am Hof.JPG|Originaltafel
File:1 Kirche Am Hof, A-Z.JPG|Transkription
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Gehe weiter zu [[Am Hof 2]]
Gehe weiter zu [[Am Hof 2]] | [[Schulhof 2]] | [[Seitzergasse 6]]
 
Folge der Sehenswürdigkeit Nr. 2 - "Eine Stadt stellt sich vor": [[Annakirche]]
 
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[[Kategorie:1. Bezirk - Ausgrabungen]]
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[[Kategorie:Eine Stadt stellt sich vor]]
[[Kategorie:Bearbeitungsstatus 2024]]


[[Kategorie:Kirchen]]
== Quellen ==
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]

Aktuelle Version vom 4. April 2025, 05:16 Uhr

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Seitzergasse 5/5a
=Am Hof 1
=Schulhof 1/1a
Konskriptionsnummer (Mesnerhaus)
vor 1862: 416
vor 1821: 449
vor 1795: 1365
Baujahr
1386
Architekten (Bau)
Lucas Schwendtner aus Magdeburg
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0


Die Kirche zu den neun Chören der Engel - Architektur und Geschichte

Der gotische Chor

Die Kirche ist bemerkenswert, weil sie gotisch ist – nur die Fassade wurde (wegen eines Brandes 1607) barockisiert. Der gotische Kern ist noch sichtbar, wenn man vom Schulhof auf den Chor blickt.

Sie wurde 1386 anstatt der bisher dort stehenden romanischen Münzhof-Kapelle (die schon Teil der Babenberger Residenz war) von den Karmelitern (unter Albrecht III.) errichtet. Baumeister waren Lucas Schwendtner aus Magdeburg, Andreas der Kellermeister (Andreas Schuestl vom Petersfreyhof, der den Chor angeblich selbst finanzierte) und Mathes der Helbling. Die Glasfenster wurden von Jakob Kaschauer 1436 gefertigt, sie sind leider verloren gegangen. Früher gab es elf weitere Altäre und zwei Kapellen in der Kirche.

Die Kirche Am Hof, gestochen von Johann Adam Delsenbach. Um 1740

Um 1554 erhielten die Jesuiten die Kirche, die frühbarocke Fassade wurde 1662 von Eleonore von Gonzaga (der Witwe von Kaiser Ferdinand III.) in Auftrag gegeben, in Erinnerung daran befindet sich auch eine Inschrift:

Anna Eleonora Augusta Deo Reginaeque
angelorum posuit MDCLXII [1]

Die Steinmetzarbeiten hat Meister Johann Lorentisch aus Kaisersteinbruch übernommen.

Der Jesuitenorden wurde 1773 aufgehoben, die Kirche wurde zur Garnisonkirche. Da die Kirche als Konvents-Kirche eines Bettelordens diente, und sie damit keinen Glockenturm haben durfte, ist die Glocke an der Rückseite angebracht.

Am Dachgiebel sind Statuen der Maria und neun Engeln zu sehen, die der Kirche den Namen geben. Über der Terrasse befinden sich auch noch vier Heilige des Jesuitenordens.

Gedenktafeln

Von diesem Balkon aus wurde die Auflösung des Heiligen römischen Reichs verkündet, auch Papst Pius der VI. hat hier 1782 seinen Ostersegen urbi et orbi verkündet. (Johannes Paul II. hat das 1983 wiederholt). Heute ist die Kirche die der katholischen Kroaten. Im Vorraum der Kirche befindet sich eine Gedenktafel der Hochschulverbindung Pannonia.

Die Kirche innen

Der Albrechtsaltar

Meister des Albrechtsaltars

Der Albrechtsaltar zeigt die Engelsgruppe, nach der die Kirche benannt ist. Er wurde unter der Regentschaft von König Albrecht III. als Stiftung des Oswald Oberndorffer durch den "Albrechtsmeister" (einem unbekannten gotischen Meister) geschaffen. Oberndorffer war oberster Finanzbeamter von Österreich unter der Enns und enger Vertrauter des Herzogs. Die Stiftung durch Oberndorffer wurde erst bei Renovierungsarbeiten bestätigt – an den Außenseiten des Altars kam das Wappen Oberndorffers zum Vorschein.

Der Altar hat drei Ansichten:

• Die Festtagsseite – sie zeigt das Leben von Maria.
• Die Sonntagsseite – zeigt Maria als Königin der Neun Chöre der Engel und der sieben Chöre der Heiligen
• Die Werkstagsseite – zeigt die Geschichte des Karmeliterordens

Eine der Tafeln ist besonders interessant, sie stellt die Begegnung an der Goldenen Pforte dar. Im Hintergrund ist die älteste Ansicht von Wien im Stil des gotischen Realismus erhalten. In der Wiener Dachlandschaft ist ein niedriger schmaler Turm genau zwischen den Türmen von St. Stephan (1433) und Maria Am Gestade (1428) zu sehen – der Turm des damaligen Karmeliterklosters.

Um 1773 wurde der Altar in Einzelbilder zerschnitten und an das Stift Klosterneuburg verkauft. Zwischen 1962 und 1981 wurden die Bilder restauriert und wieder zu einem Altar zusammengesetzt. Er ist heute in der Sebastianikapelle in der Stiftskirche Klosterneuburg aufgestellt.[2]

Neun Chöre der Engel

Die Lehre der Neun Chöre der Engel ist hierarchisch eingeteilt. Ranghöchster Engel stehen die Seraphim Cherubim und Throne, sie dienen am Thron Gottes. In der zweiten Hierarchie stehen Engel, die die Herrschaft Gottes im Universum aufbauen, sie gehören den Fürsten und Gewalten an. In die dritte Hierarchie fallen die Erzengel und Engel, sie üben Dienst am Menschen.

Auf dem Altarbild wird Maria von einem Engel der österreichische Erzherzogshut übergeben. Dieser Hut wurde von Erzherzog Maximilian III. 1616 gestiftet und wird im Stift Klosterneuburg aufbewahrt. Der Hut darf nicht länger als 30 Tage vom Stift entfernt werden, sonst droht Exkommunikation.

In der Kirche befindet sich ein Holzrelief, das die Heilige Anna beim Unterricht der Heiligen Maria darstellt. Zu diesem Bildnis gibt es eine Legende, die sich ganz in der Nähe abgespielt haben soll:

Das Wunder der Heiligen Anna

Wien - Kirche am Hof Hochaltar.jpg
Das Wunder der Heiligen Anna

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebte im Haus „Zum Totenkopf“ in der Bognergasse 7 ein liederliches Mädchen, das als „rote Franziska“ bekannt war. Trotz ihres Lebenswandels verehrte sie das Bild in der Kirche besonders und schmückte es täglich mit Blumen und ließ dort Messen lesen.

Eines Tages tauchte Franziska nicht mehr auf, niemand wusste, was mit ihr geschehen war. An einem stürmischen Winterabend klopfte es an der Tür der Kirche und ein altes Weibchen bat den Priester, der ihr öffnete, um die letzte Ölung für Franziska. Schnell war das alte Weibchen verschwunden, der Priester begab sich noch zum Bild der heiligen Anna, und es schien ihm, als wäre die Anna aus dem Bild verschwunden. Er dachte jedoch nicht weiter darüber nach, sondern begab sich rasch in die Bognergasse. Der Priester klingelte den Hausmeister aus dem Haus, der total erstaunt darüber war, einen Priester mit Salbungswerkzeugen zu sehen – in seinem Haus läge niemand im Sterben, behauptete er standhaft. Als der Priester ihm erklärte, er wolle zur roten Franziska, bestätigte der Hausmeister, dass sie hier wohnen würde, und dass er sie schon länger nicht mehr gesehen habe – was aber wegen ihres Rufes nicht weiter beunruhigend gewesen sei.

Der Priester bestand hartnäckig darauf sie zu sehen, und stieg hinauf in die Dachkammer. Da lag tatsächlich die sterbende Franziska, am Tisch brannten zwei Kerzen, dazwischen stand ein Kruzifix. Der Priester sagte, dass er auf Geheiß eines alten Weibleins da sei, wer denn diese Frau gewesen sei. Franziska wusste jedoch nichts davon, sie läge schon mehrere Tage krank hier und hätte nun gespürt, dass es dem Ende zuging. Daher habe sie zur Heiligen Anna gebetet, bei ihr sei jedoch niemand gewesen. Ihr wäre jedoch im Traum so vorgekommen, als hätte sie Besuch von einem alten Mütterchen gehabt, dass zur Tür hinaus trippelte. Da wurde dem Priester alles klar.

"Allmächtiger, wir beugen uns alle vor deinen Wundern! Wisse, meine Tochter, du hast bei Gott Gnade gefunden, er ließ das Wunder zu, dass das von dir so hochverehrte Bild Leben gewann. Es war also keine Täuschung, als ich, dem Tabernakel das Ziborium entnehmend, die Gestalt der Heiligen nicht im Rahmen erblickte. Sie hat hier alles zu meinem Empfang vorbereitet. Sie war das Mütterchen, das mich zu dir beschied!"

Die Jesuitengruft

Grundriss der Gruft

Unterhalb des Chorraumes erstreckt sich eine Gruft, die auf Veranlassung von Katharina Ursula 1662 angelegt wurde. Die erste Bestattung soll im Jahr 1700 stattgefunden haben, in Summe liegen hier 91 Leichname aus der Zeit der Jesuiten.

In die Gruft gelangt man durch eine Bodenklappe aus Metall im Bereich der Vorsakristei. Sie ist etwa 20 Meter lang und knapp 7 Meter breit, im Westen befindet sich eine Treppenanlage. An Stelle des ehemaligen Abganges steht heute ein moderner Altar. Die Nord- und Südwand sind mit Fresken der Armen Seelen bedeckt, denen Engel zu Hilfe kommen, auf der bogenförmigen Decke ist ein Engel mit dem Schriftband „Christus Jesus, qui mortuus est, et resurrexit, interpellat pro nobis” (Christus Jesus, der gestorben und auferstanden ist, trete für uns ein) zu sehen.

Mehr zur Gruft kann man hier nachlesen: Jesuitengruft[3]

Ausgrabungen

Ausgrabungscode [4] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
196403 Mittelalter/Neuzeit Im Jahr 1964 wurden im Zuge von Bauforschungen in der Kirche zu den neun Chören der Engel (Alte Jesuitenkirche) unter dem gotischem Pflasterboden zahlreiche Körperbestattungen gefunden und Bruchsteinmauerwerk bzw. eine Steinquadermauer freigelegt.

Haus 416

Neben der Kirche stand einst ein kleines Mesnerhaus (Stadt 416), heute etwa bei Schulhof 1. Das Haus war an die Jesuitenkirche angebaut und ist wahrscheinlich nach 1684 erbaut worden.

Alte Ansichten

Wien - Eine Stadt stellt sich vor

Die Kirche trägt das Schild Nummer 1 der Aktion "Wien - Eine Stadt stellt sich vor".



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Folge der Sehenswürdigkeit Nr. 2 - "Eine Stadt stellt sich vor": Annakirche

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Quellen

  1. A. Realis (Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele): Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien: ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer u. topographischer Beziehung, Band 2, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846, S. 45
  2. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 46
  3. https://thonemann.eu/kirche-am-hof-in-wien/
  4. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll
  5. Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), Gruß aus Wien I. Pfarrkirche zu den neun Chören der Engel Am Hof., um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 17788/40, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/786532/)
  6. Wilhelm Kisch: Die alten Strassen und Plaetze Wien's und ihre historisch interessanten Haeuser, I. Am Hof, S.5