Zedlitzgasse 4: Unterschied zwischen den Versionen
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Erster Sitz der Schule war 1872 in der Hegelgasse, der offizielle Name lautete ab 21.4.1879 "Franz Josephs-Gymnasium". | Erster Sitz der Schule war 1872 in der Hegelgasse, der offizielle Name lautete ab 21.4.1879 "Franz Josephs-Gymnasium". Die Fertigstellung des neuen Schulgebäudes war eigentlich früher geplant gewesen, der Wiener Börsenkrach von 1873 verhinderte jedoch die Finanzierung. | ||
Während der | 1911 fand schließlich endlich der Spatenstich für den Neubau statt. Während der Grabungsarbeiten stieß man hier, auf den Gründen des ehemaligen Jakoberhofes, auf Teil der alten Stadtmauer (Kasematten) und Waffen und Knochenreste der Zweiten Türkenbelagerung. | ||
1912 war dann endlich der Neubau fertiggestellt, sodass am 12.11.1912 die Eröffnung im neuen Haus gefeiert werden konnte, 1919 wurden erstmals Mädchen in der Schule zugelassen, 1922 wurde die Gasbeleuchtung durch elektrische Lampen ersetzt. | |||
Auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten absolvierten hier ihre Ausbildung, unter anderem Karl Kraus. Aber auch heute lebende Persönlichkeiten wie Elizabeth T. Spira, der Stadtrat Rudolf Schicker und der Zauberer Magic Christian gehörten zu den Schülern. | Der Direktor war der Sozialdemokrat Radnitzky, der im Zuge der Februarkämpfe 1934 unter Dollfuß zwangspensioniert wurde. | ||
Während der NS-Zeit wurden alle Schüler zur Hitlerjugend zwangsverpflichtet, zuvor wurden aber 274 von 634 Schülern gezwungen, die Schule zu verlassen, sie waren "rassisch minderwertig", hauptsächlich jüdisch. Schon als die Schule eröffnet wurde, war sie eigentlich für ihre Liberalität bekannt gewesen, die Religionszugehörigkeit der Schüler war etwa zur Hälfte christlichen, die zweite Hälfe mosaischen Glaubens. | |||
Bekannt wurde das Gymnasium auch, weil es als erstes Bildungsfahrten unternahm, die erste dieser Reisen ging nach Rom. Der erste Schulschikurs wurde im Schuljahr 1911/1912 abgehalten und zwar - in Hütteldorf. | |||
Als im April 1945 die Alliierten Wien übernahmen, diente die Schule kurz als Kommandozentrale der Russen, nach einem halben Jahr wurde der Schulbetrieb aber wieder aufgenommen. Am 1.9.1946 wurde Radnitzky wieder aus der Pension zurückgeholt und als Direktor eingesetzt. Wunsch der russischen Besatzungsmacht war, hier Russisch zu unterrichten, seither ist die Schule einer der wenigen in Österreich, die ab der 1. Klasse Russisch als erste Fremdsprache anbieten. Deswegen finden auch heute noch zahlreiche Diplomatenkinder aus Osteuropa hier ein schulisches Zuhause. | |||
Auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten absolvierten hier ihre Ausbildung, unter anderem Karl Kraus, der Mathematiker Franz Leopold Alt, der Pianist Paul Wittgenstein oder der Dramatiker Fritz Habeck. Aber auch heute lebende Persönlichkeiten wie Elizabeth T. Spira, Günther Nenning, der Stadtrat Rudolf Schicker und der Zauberer Magic Christian gehörten zu den Schülern. Ein Jahr lang (1944) war auch Helmut Qualtinger hier. | |||
Das Verzeichnis aller Absolventen bietet das schuleigene Verzeichnis an: | Das Verzeichnis aller Absolventen bietet das schuleigene Verzeichnis an: |
Version vom 14. September 2015, 17:47 Uhr
Grund-Information | |
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![]() Stubenbastei Gymnasium | |
Aliasadressen | =Zedlitzgasse 4, =Jakobergasse 5, =Stubenbastei 6-8 |
Ehem. Konskriptionsnummer | noch nicht erfasst |
Baujahr | 1911 |
Architekt | Hans Miksch und Julian Niedzielski |
Das Stubenbastei-Gymnasium - Architektur und Geschichte
Die Schule wurde - auf dem Areal des ehemaligen Jakoberhofes - 1911 erbaut.
Gymnasium Stubenbastei
Erster Sitz der Schule war 1872 in der Hegelgasse, der offizielle Name lautete ab 21.4.1879 "Franz Josephs-Gymnasium". Die Fertigstellung des neuen Schulgebäudes war eigentlich früher geplant gewesen, der Wiener Börsenkrach von 1873 verhinderte jedoch die Finanzierung.
1911 fand schließlich endlich der Spatenstich für den Neubau statt. Während der Grabungsarbeiten stieß man hier, auf den Gründen des ehemaligen Jakoberhofes, auf Teil der alten Stadtmauer (Kasematten) und Waffen und Knochenreste der Zweiten Türkenbelagerung.
1912 war dann endlich der Neubau fertiggestellt, sodass am 12.11.1912 die Eröffnung im neuen Haus gefeiert werden konnte, 1919 wurden erstmals Mädchen in der Schule zugelassen, 1922 wurde die Gasbeleuchtung durch elektrische Lampen ersetzt.
Der Direktor war der Sozialdemokrat Radnitzky, der im Zuge der Februarkämpfe 1934 unter Dollfuß zwangspensioniert wurde.
Während der NS-Zeit wurden alle Schüler zur Hitlerjugend zwangsverpflichtet, zuvor wurden aber 274 von 634 Schülern gezwungen, die Schule zu verlassen, sie waren "rassisch minderwertig", hauptsächlich jüdisch. Schon als die Schule eröffnet wurde, war sie eigentlich für ihre Liberalität bekannt gewesen, die Religionszugehörigkeit der Schüler war etwa zur Hälfte christlichen, die zweite Hälfe mosaischen Glaubens.
Bekannt wurde das Gymnasium auch, weil es als erstes Bildungsfahrten unternahm, die erste dieser Reisen ging nach Rom. Der erste Schulschikurs wurde im Schuljahr 1911/1912 abgehalten und zwar - in Hütteldorf.
Als im April 1945 die Alliierten Wien übernahmen, diente die Schule kurz als Kommandozentrale der Russen, nach einem halben Jahr wurde der Schulbetrieb aber wieder aufgenommen. Am 1.9.1946 wurde Radnitzky wieder aus der Pension zurückgeholt und als Direktor eingesetzt. Wunsch der russischen Besatzungsmacht war, hier Russisch zu unterrichten, seither ist die Schule einer der wenigen in Österreich, die ab der 1. Klasse Russisch als erste Fremdsprache anbieten. Deswegen finden auch heute noch zahlreiche Diplomatenkinder aus Osteuropa hier ein schulisches Zuhause.
Auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten absolvierten hier ihre Ausbildung, unter anderem Karl Kraus, der Mathematiker Franz Leopold Alt, der Pianist Paul Wittgenstein oder der Dramatiker Fritz Habeck. Aber auch heute lebende Persönlichkeiten wie Elizabeth T. Spira, Günther Nenning, der Stadtrat Rudolf Schicker und der Zauberer Magic Christian gehörten zu den Schülern. Ein Jahr lang (1944) war auch Helmut Qualtinger hier.
Das Verzeichnis aller Absolventen bietet das schuleigene Verzeichnis an: http://www.stubenbastei.at/?page_id=2559
Gedenktafel an vertriebene Juden
An der Hauptfront der Schule, links in der Laibung der Türe, ist eine Tafel mit Inschrift angerbracht, die an jüdische Kinder erinnert, die nicht maturieren durften. Genannt werden hier:
Walter Fritz Askonas * Ernst Beer * Viktor Brandweiner * Heinz Brodheim * Erwin Falk * Herbert Federer * Herbert Fischbach * Heinz Gehler * Kurt Gellner * Wilhelm Grünwald * Ernst Hochstädt * Raoul Kohane * Martin Kraminer * Stefan Norman Landau * Herbert Lauterbach * Hans Leucht * Herbert Lewit * Siegfried Lichtblau * Peter Lichtenstein * Kurt Lunenfeld * Harry Münz * Kurt Münz * Karl Ornstein * Siegfried Rachmuth * Robert Schönfeld * Kurt Stransky * Benno Weiser * Herbert Weiss * Georg Zinnemann
Kriegerdenkmal
An der rechten Wand der Aula ist ein Kriegerdenkmal angebracht. Es erinnert an den Ersten Weltkrieg und wurde von Josef Bayer 1922 geschaffen. Seit 2003 ist das Denkmal durch Gussformen der Schüler der damaligen 6B bedeckt. Das Projekt wurde von den Bildhauern Stefan Buxbaum und Roman Spiess betreut.
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