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Das erste bekannte Wiener Puff befand sich am [[Michaelerplatz]], hier stand das "Lupanar". Lupa, die Wölfin, war die römische Bezeichnung für Vertreterinnen dieses Gewerbes (eine Dirna hatte Romulus und Remus aufgezogen), Lupanar war daher das römische Puff. In kleinen Separees verwöhnten hier römische Damen ihre Legionäre aus Vindobona. Bei der Ausgrabungsstelle am Michaelerplatz findet man die Reste dieses Gebäudes, sieht man genauer hin, so erkennt man eine Wand mit Spuren von Fresken mit Weinranken, der Pflanze des römischen Gottes Bacchus. Über dem Eingang in das Bordell fand sich der Schriftzug "HIC HABITAT FELICITAS", hier wohnt die Glückseligkeit. Auch im dritten Bezirk, im Bereich des [[Rennweg|Rennwegs]], waren zahlreiche Dirnen anzutreffen. In der römischen Zivilstadt erkannte man Prostituierte an ihren grünen Togas (weiße Tunikas durften nur ehrbare Frauen tragen), an einer blonden Perücke und roten Stöckelschuhen. | |||
Das Gewerbe boomte | Das Gewerbe boomte vor allem zur Zeit der Universitätsgründung, Studenten waren gute Kunden. Im Mittelalter gab es 30 Badestuben, die ihre Kunden verwöhnten, Nutznießer und Dienstleister waren beiderlei Geschlechts. | ||
Im 16. Jahrhundert blühte das Geschäft mit der Liebe, neben drei offiziellen Bordellen (zwei beim heutigen [[Naschmarkt]] und eines am [[Tiefer Graben|Tiefen Graben]]) trieben sich Freudenmädchen in den Gassen, Spelunken und - immer noch - in den Badehäusern herum. Ferdinand I. (1503-1564) sah das Treiben nicht so locker und berief die erste Keuschheitskommission ein, sie sorgte für hohe Strafen, wenn Damen dem Gewerbe nachgingen. Viel Erfolg hatte die Kommission nicht, denn auch Ferdinand II. hatte seine Probleme mit dem Thema. Zur Abschreckung führte er eine Neuerung ein: die erwischten Dirnen wurden im "Narrenkötterl" am Hohen Markt zu Schau gestellt und von der schaulustigen Bevölkerung mit Unrat, faulem Gemüse oder Fäkalien beworfen. Doch auch diese Maßnahme führte nicht zu erhofften Erfolg, die Mädchen nutzten die Chance, neue Kunden anzuwerben. Auch Abraham a Santa Clara wetterte gegen die Unzucht, mehr dazu unter [[Augustinerstraße 3 und 5#Abraham a Santa Clara in der Augustinerkirche|Abraham a Santa Clara in der Augustinerkirche]]. | |||
Im | Im 18. Jahrhundert, in der Zeit Maria Theresias, wurde schließlich eine neue Keuschheitskommission ins Leben gerufen. Nun wurden Huren eingesperrt und ausgepeitscht, doch nicht nur sie waren betroffen. Auch Giacomo Casanova war Opfer der Spione und beschwerte sich literarisch darüber. Damit die Dirnen noch zu Geschäften kamen, mussten sie sich tarnen. Man fand sie also als Rosenkranzverkäuferinnen oder als Putzmacherinnen. In höchsten Kreisen wurde der "Feigenblattorden" gegründet, der edlen Herren weiterhin die bezahlte Liebe ermöglichte. Als der Geheimbund aufflog, verdonnerte die Keuschheitskommission die Herren, öffentlich um Speis und Trank zu betteln. Die Wiener, die von der Kommission wenig hielten, reagierten entsprechend: sie versorgten die "Bettler" mit Leckerbissen und Spezialitäten. | ||
Während dem Wiener Kongress 1814/1815 sorgten mehr Hübschlerinnen denn je für den Spaß von Staatsmännern und Würdenträgern. Damit stieg auch das Einkommen der Ärzte (zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten) erheblich. | |||
Um 1820 gab es in Wien 20.000 Freudenmädchen, eine Anzahl, die, gemessen an 300.000 Einwohnern, beachtlich ist. | |||
Eine der bekanntesten Freudenmädchen war um 1852 Josefine Mutzenbacher, ein Vorstadtmädchen aus Ottakring. In ihren Arbeitspausen verbrachte sie die Zeit im Café Griensteidl. | Eine der bekanntesten Freudenmädchen war um 1852 Josefine Mutzenbacher, ein Vorstadtmädchen aus Ottakring. In ihren Arbeitspausen verbrachte sie die Zeit im Café Griensteidl. | ||
https://www.wien.gv.at/video/170286/Stadtspaziergang-das-erotische-Wien-entdecken | |||
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Version vom 4. März 2018, 10:49 Uhr
THEMA: Prostitution | was ist hier zu finden |
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Die Prostitution gehörte in Wien in allen Jahrhunderten zum Stadtbild. Die Zentren, wo Liebe angeboten wurde, waren vor allem der Graben, die Gegend um den Spittelberg und später der Volksgarten. |
Prostitution in Wien im Laufe der Jahrhunderte
Das erste bekannte Wiener Puff befand sich am Michaelerplatz, hier stand das "Lupanar". Lupa, die Wölfin, war die römische Bezeichnung für Vertreterinnen dieses Gewerbes (eine Dirna hatte Romulus und Remus aufgezogen), Lupanar war daher das römische Puff. In kleinen Separees verwöhnten hier römische Damen ihre Legionäre aus Vindobona. Bei der Ausgrabungsstelle am Michaelerplatz findet man die Reste dieses Gebäudes, sieht man genauer hin, so erkennt man eine Wand mit Spuren von Fresken mit Weinranken, der Pflanze des römischen Gottes Bacchus. Über dem Eingang in das Bordell fand sich der Schriftzug "HIC HABITAT FELICITAS", hier wohnt die Glückseligkeit. Auch im dritten Bezirk, im Bereich des Rennwegs, waren zahlreiche Dirnen anzutreffen. In der römischen Zivilstadt erkannte man Prostituierte an ihren grünen Togas (weiße Tunikas durften nur ehrbare Frauen tragen), an einer blonden Perücke und roten Stöckelschuhen.
Das Gewerbe boomte vor allem zur Zeit der Universitätsgründung, Studenten waren gute Kunden. Im Mittelalter gab es 30 Badestuben, die ihre Kunden verwöhnten, Nutznießer und Dienstleister waren beiderlei Geschlechts.
Im 16. Jahrhundert blühte das Geschäft mit der Liebe, neben drei offiziellen Bordellen (zwei beim heutigen Naschmarkt und eines am Tiefen Graben) trieben sich Freudenmädchen in den Gassen, Spelunken und - immer noch - in den Badehäusern herum. Ferdinand I. (1503-1564) sah das Treiben nicht so locker und berief die erste Keuschheitskommission ein, sie sorgte für hohe Strafen, wenn Damen dem Gewerbe nachgingen. Viel Erfolg hatte die Kommission nicht, denn auch Ferdinand II. hatte seine Probleme mit dem Thema. Zur Abschreckung führte er eine Neuerung ein: die erwischten Dirnen wurden im "Narrenkötterl" am Hohen Markt zu Schau gestellt und von der schaulustigen Bevölkerung mit Unrat, faulem Gemüse oder Fäkalien beworfen. Doch auch diese Maßnahme führte nicht zu erhofften Erfolg, die Mädchen nutzten die Chance, neue Kunden anzuwerben. Auch Abraham a Santa Clara wetterte gegen die Unzucht, mehr dazu unter Abraham a Santa Clara in der Augustinerkirche.
Im 18. Jahrhundert, in der Zeit Maria Theresias, wurde schließlich eine neue Keuschheitskommission ins Leben gerufen. Nun wurden Huren eingesperrt und ausgepeitscht, doch nicht nur sie waren betroffen. Auch Giacomo Casanova war Opfer der Spione und beschwerte sich literarisch darüber. Damit die Dirnen noch zu Geschäften kamen, mussten sie sich tarnen. Man fand sie also als Rosenkranzverkäuferinnen oder als Putzmacherinnen. In höchsten Kreisen wurde der "Feigenblattorden" gegründet, der edlen Herren weiterhin die bezahlte Liebe ermöglichte. Als der Geheimbund aufflog, verdonnerte die Keuschheitskommission die Herren, öffentlich um Speis und Trank zu betteln. Die Wiener, die von der Kommission wenig hielten, reagierten entsprechend: sie versorgten die "Bettler" mit Leckerbissen und Spezialitäten.
Während dem Wiener Kongress 1814/1815 sorgten mehr Hübschlerinnen denn je für den Spaß von Staatsmännern und Würdenträgern. Damit stieg auch das Einkommen der Ärzte (zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten) erheblich. Um 1820 gab es in Wien 20.000 Freudenmädchen, eine Anzahl, die, gemessen an 300.000 Einwohnern, beachtlich ist.
Eine der bekanntesten Freudenmädchen war um 1852 Josefine Mutzenbacher, ein Vorstadtmädchen aus Ottakring. In ihren Arbeitspausen verbrachte sie die Zeit im Café Griensteidl.
https://www.wien.gv.at/video/170286/Stadtspaziergang-das-erotische-Wien-entdecken