Stephansdom: Halbmond und Stern: Unterschied zwischen den Versionen
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Dass jedoch auch die Türken daran glaubten, ihnen zu Ehren sei dieses Symbol am Wiener Dom, beweist ein Reisebericht von Evliyâ Çelebi aus dem Jahr 1665: | Dass jedoch auch die Türken daran glaubten, ihnen zu Ehren sei dieses Symbol am Wiener Dom, beweist ein Reisebericht von Evliyâ Çelebi aus dem Jahr 1665: | ||
Und auf der höchsten Spitze dieses Turmes ist eine massive goldene Kugel aus zwei Zentnern puren Goldes befestigt, die angeblich zehn Scheffel Weizen fassen könnte. Als nämlich Sultan Süleyman im Jahr 936 die Festung Wien belagerte, da brachte er es nicht über das Herz, diesen hohen Turm zu beschießen, und er sprach: ,Eines Tages wird dieser Turm ja doch ein Minare für den muhammedanischen Gebetsruf an einem Gotteshaus der Muslims sein. Also soll er auch mein Wahrzeichen tragen!‘ Und so ließ Sultan Süleyman vor den Mauern der Festung die oben erwähnte Goldkugel anfertigen und schickte sie dann dem König hinein. Der irrgläubige König wiederum ließ noch in der nämlichen Nacht die goldene Kugel auf der höchsten Spitze dieses Kirchturmes anbringen, und seither heißt die Festung Wien eben wegen dieser goldenen Kugel ,Der goldene Apfel von Deutschland und Ungarn‘. Später aber, als Sultan Süleyman die Belagerung der Festung aufgehoben hatte und abgezogen war, ließ König Ferdinand über dieser Goldkugel, dem Goldapfel Sultan Süleymans, einen goldenen Mond und eine Sonne aus Silber aufpflanzen. (Kreutel 1963: 122ff.) | Und auf der höchsten Spitze dieses Turmes ist eine massive goldene Kugel aus zwei Zentnern puren Goldes befestigt, die angeblich zehn Scheffel Weizen fassen könnte. Als nämlich Sultan Süleyman im Jahr 936 die Festung Wien belagerte, da brachte er es nicht über das Herz, diesen hohen Turm zu beschießen, und er sprach: ,Eines Tages wird dieser Turm ja doch ein Minare für den muhammedanischen Gebetsruf an einem Gotteshaus der Muslims sein. Also soll er auch mein Wahrzeichen tragen!‘ Und so ließ Sultan Süleyman vor den Mauern der Festung die oben erwähnte Goldkugel anfertigen und schickte sie dann dem König hinein. Der irrgläubige König wiederum ließ noch in der nämlichen Nacht die goldene Kugel auf der höchsten Spitze dieses Kirchturmes anbringen, und seither heißt die Festung Wien eben wegen dieser goldenen Kugel ,Der goldene Apfel von Deutschland und Ungarn‘. Später aber, als Sultan Süleyman die Belagerung der Festung aufgehoben hatte und abgezogen war, ließ König Ferdinand über dieser Goldkugel, dem Goldapfel Sultan Süleymans, einen goldenen Mond und eine Sonne aus Silber aufpflanzen. (Kreutel 1963: 122ff.) <ref>http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/stephansdom-mondschein/</ref> | ||
=== Tausch der Kirchturmspitze === | === Tausch der Kirchturmspitze === |
Version vom 25. Dezember 2017, 19:41 Uhr
Halbmond und Stern am Stephansdom - "Mondschein"
1529 belagerten die Türken Wien. Schon von der Ferne konnten sie sehen: Die Stadt hatte ein Gebäude, auf dem das Symbol des Islams zu sehen war, ein glänzender Halbmond und ein Stern. Gut zu sehen ist diese Besonderheit auf dem Stadtplan von Niklas Meldemann aus dem Jahr 1530, der Wien zur Zeit der Ersten Türkenbelagerung plastisch dargestellt hatte.
Der Mondschein und seine Symbolik
Die Wiener meinten lange, das heidnische Symbol sei angebracht worden, um sich den Türken zu unterwerfen (vgl. Schimmer, S.6), defacto handelte es sich aber um eine Darstellung des Universums, die bereits 1519 angebracht wurde. Der Halbmond und der sechszackige Stern standen auf einer goldenen Kugel, die die Sonne darstellte, die Inschrift "Meine Hoffnung ist Christi" unterstrich die Darstellung des Kosmos zusätzlich. Albert von Camesina hatte dazu eine andere Deutung: Der Stern, oder auch die Sonne, stelle den Papst dar, der Mond den Kaiser. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dr Mond Maria symbolisierte, sie ist oft in der christlichen Ikonographie mit dem Mond dargestellt, sogar im Dom findet sich eine "Strahlenkranzmadonna", auch "Mondsichelmadonna" genannt.
Dass jedoch auch die Türken daran glaubten, ihnen zu Ehren sei dieses Symbol am Wiener Dom, beweist ein Reisebericht von Evliyâ Çelebi aus dem Jahr 1665:
Und auf der höchsten Spitze dieses Turmes ist eine massive goldene Kugel aus zwei Zentnern puren Goldes befestigt, die angeblich zehn Scheffel Weizen fassen könnte. Als nämlich Sultan Süleyman im Jahr 936 die Festung Wien belagerte, da brachte er es nicht über das Herz, diesen hohen Turm zu beschießen, und er sprach: ,Eines Tages wird dieser Turm ja doch ein Minare für den muhammedanischen Gebetsruf an einem Gotteshaus der Muslims sein. Also soll er auch mein Wahrzeichen tragen!‘ Und so ließ Sultan Süleyman vor den Mauern der Festung die oben erwähnte Goldkugel anfertigen und schickte sie dann dem König hinein. Der irrgläubige König wiederum ließ noch in der nämlichen Nacht die goldene Kugel auf der höchsten Spitze dieses Kirchturmes anbringen, und seither heißt die Festung Wien eben wegen dieser goldenen Kugel ,Der goldene Apfel von Deutschland und Ungarn‘. Später aber, als Sultan Süleyman die Belagerung der Festung aufgehoben hatte und abgezogen war, ließ König Ferdinand über dieser Goldkugel, dem Goldapfel Sultan Süleymans, einen goldenen Mond und eine Sonne aus Silber aufpflanzen. (Kreutel 1963: 122ff.) [1]
Tausch der Kirchturmspitze
Lange Zeit forderten die Wiener vom Kaiser, die Turmspitze gegen einen Heiligen Georg auszutauschen. Erst 1683, nachdem die Türken Wien zum weiten Mal belagert hatten, ließ der Leopold I. stattdessen schließlich ein Kreuz anbringen, immerhin hatte er es seinen Wienern und der Kirche versprochen, wenn die Türken mit göttlicher Hilfe abgewehrt würden. Originell daran: der Stern verlor bei dieser Gelegenheit zwei Zacken, sie wurden in das Kreuz eingegossen. Die alte Spitze, die heute noch im Wien Museum aufbewahrt wird, hat daher nur mehr sechs Zacken.
Die Bildunterschrift zur Darstellung der Demontage besagt Folgendes: "Zur denkwürdigen Erinnerung an den Sieg der Christenheit über die Türken wird das heidnische Symbol von der Spitze des Stephansturmes herabgenommen und später durch ein Kreuz ersetzt."
Das verhasste Symbol wurde nach Abnahme erst dem Kardinal, Leopold Karl von Kollonitsch übergeben, dann übertrug man es an den Hof, damit es die Wiener noch bestaunen konnten. Zu dieser Zeit erhielt die Kupfersichel noch eine Inschrift vom Kupferstecher Johann Martin Lerch, die spöttisch über den türkischen Heerführer herzog: „Haec Solimane memoria tua. Ao.1529“ (Dies Soliman zu deinem Andenken). Dazu war eine Feige graviert.
Erst kam der Mondschein in das Bürgerliche Zeughaus, 1885 wurde er dem neuen Rathaus übergeben, bis er schließlich ins Wien Museum zur Aufbewahrung kam.
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