Michaelerplatz 2: Unterschied zwischen den Versionen

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File:Carl Wenzel Zajicek 003.jpg|Das Palais 1891, Karl Wenzel Zajicek, "Kaiserliche Ausfahrt vor dem Café Griensteidl"
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File:Griensteidl 6109.JPG|Ornamente und Skulpturen
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File:Herrengasse 1-3.jpg|Blick über das Haus <ref>Google Maps, 2017</ref>
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Version vom 9. Dezember 2017, 12:23 Uhr

Grund-Information
Café Griensteidl building - Michaelerplatz.jpg

Michaelerplatz 2

Aliasadressen =Michaelerplatz 2, =Schauflergasse 2, =Herrengasse 1-3
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1861: 25 | vor 1821: 32 und 33 | vor 1795: 16 und 17
Baujahr 1897
Architekt Carl König


Palais Herberstein, ehem. Palais Dietrichstein - Architektur und Geschichte

Wappen der Herbersteins auf Seite der Schauflergase

Ehemals stand hier das Palais Dietrichstein, ein dreistöckiges Haus, in dem 1764 der spätere Besitzer, Joseph Carl von Dietrichstein, geboren wurde. Er wurde Landmarschall von Niederösterreich und erster Gouverneur der k.k. privilegierten Nationalbank. Dietrichstein kaufte das Nebengebäude dazu und erweiterte so das Palais 1818. 1861 kam es in den Besitz von Graf Herberstein, der damit zum Namensgeber des Hauses (Herbersteinsches Haus) wurde. [1]

Carl König wurde bereits 1894 beauftragt, ein neues Gebäude, das Palais Herberstein, zu entwerfen, stieß jedoch auf große Abwehr in Künstlerkreisen: Mit dem Abriss sollte auch das Cefè Griensteidl verschwinden. Der Bau begann damit erst 1897, als das alte Café Griensteidl nicht mehr im Haus war.

Die Baufläche wurde zur Gewinnung von Verkehrsfläche um 500 Quadratmeter verkleinert, der Baugrund musste daher maximal ausgenutzt werden. König, der versuchte, sich an den Stil der Hofburg anzupassen, erntete dafür mehr Spott als Lohn. Es hieß, „das Haus könne sich den Luxus des kolossalen Hauptgeschoßes nicht leisten und müsse es daher in zwei Stockwerke zerlegen“.

1927 zog in das Gebäude die Girozentrale der österreichischen Genossenschaften ein. 1936 wurde die einst üppige Dachzone vereinfacht und die Kuppel, die von den Wienern in Konkurrenz zur Michaelerkuppel gesehen wurde, abgetragen (Grund für die Abtragung war jedoch, dass das Haus aus ökonomischen Gründen um einen Stock erweitert wurde).

1951 kaufte die Genossenschaftliche Zentralbank (die heutige Raiffeisen Zentralbank) das Haus und ließ es komplett renovieren. Einige Zeit war der Sitz der Redaktion des „Standard“ hier (1990 bis zur Übersiedlung in die Vordere Zollamtsstraße 13).

1998 wurde das Haus abermals aufgestockt, diesmal durch den Architekten Karl Langer.

Vorgängerhäuser

Das alte Palais Dietrichstein um 1890

Die Besitzer der Häuser auf dem Areal lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurück verfolgen, darunter waren die Herren von Strayffing, Georg von Malitz zu Tribes, die Herren von Wulfenstorf auf Perga, Hanns Ynprugkher zu Neuhäusel und viele andere. Ab 1660 gelangte das Areal in Besitz des Gundacker Graf von Dietrichstein, in der Familie blieb das Haus dann bis ins 19. Jahrhundert. 1815 ließ Josef Carl Graf von Dietrichstein anstelle des alten Gebäudes ein neues errichten, dabei bezog er jedoch alte Bestandteile mit ein.

Lokale

Café Griensteidl

Das Griensteidl vor 1897, Foto für die Illustrierte "Die vornehme Welt" [2]

1847 wurde in diesem Palais das Cafè Griensteidl gegründet. Der Apotheker Griensteidl, der in Wien nie seinen Beruf ausgeübt hatte, aber eine Kaffeesiederkonzession besaß, übersiedelte von seinem ehemaligen Platz im ersten Stock eines Hauses in der Bibergasse hierher. Er verwendete seine gesamten Ersparnisse für die luxuriöse Innenausstattung, was sich bald bezahlt machte: Sein Kaffeehaus war gut frequentiert.

Während der Revolution 1848 hatte es kurz den Namen Nationalcafè, weil sich hier viele Politiker trafen. Es versammelten sich hier aber auch junge Literaten und Schauspieler, es war eines der elegantesten und meistbesuchten in Wien.

Das Griensteidl heute

1858 wurde das Cafè renoviert, die Besucher sprachen von einem „Feentempel“. In den letzten Jahren seines Bestehens trafen sich hier auch die Mitglieder des Schriftstellerkreises „Iduna“ und „Jung-Wien“, darunter Peter Altenberg, Hugo von Hoffmannsthal, Karl Kraus und Arthur Schnitzler.

In der Nacht von 20. auf 21. Jänner 1897 wurde der letzte Kaffee ausgeschenkt, kurz darauf das Palais abgerissen. Dieser Abriss inspirierte Karl Kraus im gleichen Jahr zu seiner Satire: „Die demolierte Literatur“. Die Dichter versammelten sich künftig im Café Herrenhof, Cafè Museum und im Café Central.

Erst fast 100 Jahre später, 1990, wurde das neue Café Griensteidl eröffnet.

Weitere Ansichten




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Quellen

  1. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien: Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 82
  2. Blickfänge einer Reise nach Wien - Fotografien 1860-1910. Ausstellungskatalog des Wien Museum 2006
  3. Google Maps, 2017