Fleischmarkt 1: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 49: | Zeile 49: | ||
1932 gab es einen interessanten Eklat zwischen Direktion und Technikern, nachdem diese ausgerechnet die Silvestervorstellung boykottiert hatten. Dazu der folgende Artikel vom 1.1.1932: | 1932 gab es einen interessanten Eklat zwischen Direktion und Technikern, nachdem diese ausgerechnet die Silvestervorstellung boykottiert hatten. Dazu der folgende Artikel vom 1.1.1932: | ||
[[File:Kammerspiele Streik.jpg|thumb|center300px|Zeitungsartikel vom 1.1.1932 über die beabsichtigte Schließung der Kammerspiele]] | [[File:Kammerspiele Streik.jpg|thumb|center300px|Zeitungsartikel vom 1.1.1932 über die beabsichtigte Schließung der Kammerspiele]] | ||
"''Endgültige Schließung der Kammerspiele. Ähnlich wie im Raimundtheater gestaltete sich die Situation in den Kammerspielen, wo Maler Alfred Kunz für den Aufbau der Bühne sorgte. Ein Teil des Personals war zur Stelle, der fehlende Teil war ersetzt, der Beleuchter war ausgeblieben. Man versuchte, das Licht im Zuschauerraum und auf der Bühne einzuschalten, aber diese Versuche schlugen fehl, denn, wie sich bald herausstellte, war die Hauptschaltung gesperrt worden. So mussten auch hier die Abend- und Nachtvorstellungen abgesagt werden. | "''Endgültige Schließung der Kammerspiele. Ähnlich wie im Raimundtheater gestaltete sich die Situation in den Kammerspielen, wo Maler Alfred Kunz für den Aufbau der Bühne sorgte. Ein Teil des Personals war zur Stelle, der fehlende Teil war ersetzt, der Beleuchter war ausgeblieben. Man versuchte, das Licht im Zuschauerraum und auf der Bühne einzuschalten, aber diese Versuche schlugen fehl, denn, wie sich bald herausstellte, war die Hauptschaltung gesperrt worden. So mussten auch hier die Abend- und Nachtvorstellungen abgesagt werden.'' | ||
Kurz vor 8 Uhr fuhren zahlreiche Autos vor den Kammerspielen vor und das Publikum konnte erst jetzt von dem Unterbleiben der Vorstellung unterrichtet werden. | ''Kurz vor 8 Uhr fuhren zahlreiche Autos vor den Kammerspielen vor und das Publikum konnte erst jetzt von dem Unterbleiben der Vorstellung unterrichtet werden.'' | ||
Einige Schauspieler konnten nicht zu ihren Anzügen gelangen, da die Kleiderkasten in den Garderoben versperrt und ihre Schlüssel nicht aufzutreiben waren. Aufgrund des Streiks des technischen Personals haben der Hausbesitzer Baumeister Max Schweinburg und der künstlerische Leiter Direktor Dr. Beer beschlossen, die Kammerspiele endgültig zu sperren. | ''Einige Schauspieler konnten nicht zu ihren Anzügen gelangen, da die Kleiderkasten in den Garderoben versperrt und ihre Schlüssel nicht aufzutreiben waren. Aufgrund des Streiks des technischen Personals haben der Hausbesitzer Baumeister Max Schweinburg und der künstlerische Leiter Direktor Dr. Beer beschlossen, die Kammerspiele endgültig zu sperren.'' | ||
Dieser Beschluss wird damit begründet, dass die Eröffnung dieser Bühne lediglich im Interesse der technischen Angestellten stattfand, die durch den Zusammenbruch der Direktion Wenzler brotlos geworden waren. Wenn nun dieses Personal das Theater gerade vor den zwei glänzend verkauften Silvestervorstellungen im Stiche lässt, besteht auch für den Eigentümer keine Veranlassung, den Betrieb weiterzuführen. Darstellende Künstler werden von dieser Maßregel nicht betroffen, da die Vorstellungen der Kammerspiele von den Kräften des Volks- und Raimund-Theaters bestritten wurden." | ''Dieser Beschluss wird damit begründet, dass die Eröffnung dieser Bühne lediglich im Interesse der technischen Angestellten stattfand, die durch den Zusammenbruch der Direktion Wenzler brotlos geworden waren. Wenn nun dieses Personal das Theater gerade vor den zwei glänzend verkauften Silvestervorstellungen im Stiche lässt, besteht auch für den Eigentümer keine Veranlassung, den Betrieb weiterzuführen. Darstellende Künstler werden von dieser Maßregel nicht betroffen, da die Vorstellungen der Kammerspiele von den Kräften des Volks- und Raimund-Theaters bestritten wurden." | ||
'' | '' | ||
Version vom 20. März 2016, 09:59 Uhr
Grund-Information | |
---|---|
Fleischmarkt 1 | |
Aliasadressen | =Fleischmarkt 1, =Rotenturmstraße 20, =Steyrerhof 1 |
Ehem. Konskriptionsnummer | 700, 728 (Vor 1821: 744, 774) |
Baujahr | 1909-1910 |
Architekt | Arthur Baron |
„Orendihof“ auch „Residenzpalast“ - Architektur und Geschichte
Der Residenzpalast wurde 1909 von Arthur Baron erbaut. Das sezessionistische Haus wurde mit einer vorgehängten Metallrahmenkonstruktion ausgestattet, eine architektonische Besonderheit dieser Zeit.
Vorgängerhaus
Im 16. Jahrhundert befand sich hier das „Gasthaus zum Goldenen Hirschen“. Im Haus befand sich damals eine von Matthäus Heuperger 1504 gegründete Liebfrauenkapelle (später Mariä Verkündigung).
Ab 1799 befand sich hier der Sitz der Musikalisch-Typographischen Verlagsgesellschaft Johann Mecke, um 1816 hatte der Geigen- und Leutenmacher Andreas Kamlosi hier seine Werkstatt.
Die Fechtschule
Im 17. Jahrhundert wurde im Gasthaus "Zum goldenen Hirschen" eine Fechtschule abgehalten. Die Schüler waren vor allem Handwerker, die sich am Sonntag Kämpfe mit Holzsäbeln und Schlachtschwertern messen konnten.
Erste Wiener Rettungsstation
Hier befand sich ab 1883 die erste Wiener Rettungsstation, die aufgrund des Brandes im Ringtheater (während Hoffmanns Erzählungen), bei dem 386 Menschen verbrannten, von Baron Jaromir Mundy gegründet wurde.
Bis zu diesem Zeitpunkt war es üblich, dass Verletzte von Hausmeistern, Leichenträgern und Laternenanzündern in das nächste Spital getragen wurden. Am Tag nach dem Brand wurde die „Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft“ gegründet, Johann Strauß komponierte sogar einen Marsch „Freiwillige vor!“.
Kammerspiele
Auf der dem Schwedenplatz zugewandten Seite ist der Eingang zu den Kammerspielen, die ehemals als “Residenztheater“ gegründet wurden. Die Kammerspiele haben ein bewegtes Dasein hinter sich, (erst unter Zentralleitung des „Deutschen Volkstheaters“, Interessengemeinschaft mit den Reinhardbühnen Wien / Berlin, Filialbühne der Josefstadt). Das Programm in den Kammerspielen bietet meist etwas zu Lachen – und das in Starbesetzung.
Der Streik
1932 gab es einen interessanten Eklat zwischen Direktion und Technikern, nachdem diese ausgerechnet die Silvestervorstellung boykottiert hatten. Dazu der folgende Artikel vom 1.1.1932:
"Endgültige Schließung der Kammerspiele. Ähnlich wie im Raimundtheater gestaltete sich die Situation in den Kammerspielen, wo Maler Alfred Kunz für den Aufbau der Bühne sorgte. Ein Teil des Personals war zur Stelle, der fehlende Teil war ersetzt, der Beleuchter war ausgeblieben. Man versuchte, das Licht im Zuschauerraum und auf der Bühne einzuschalten, aber diese Versuche schlugen fehl, denn, wie sich bald herausstellte, war die Hauptschaltung gesperrt worden. So mussten auch hier die Abend- und Nachtvorstellungen abgesagt werden. Kurz vor 8 Uhr fuhren zahlreiche Autos vor den Kammerspielen vor und das Publikum konnte erst jetzt von dem Unterbleiben der Vorstellung unterrichtet werden. Einige Schauspieler konnten nicht zu ihren Anzügen gelangen, da die Kleiderkasten in den Garderoben versperrt und ihre Schlüssel nicht aufzutreiben waren. Aufgrund des Streiks des technischen Personals haben der Hausbesitzer Baumeister Max Schweinburg und der künstlerische Leiter Direktor Dr. Beer beschlossen, die Kammerspiele endgültig zu sperren. Dieser Beschluss wird damit begründet, dass die Eröffnung dieser Bühne lediglich im Interesse der technischen Angestellten stattfand, die durch den Zusammenbruch der Direktion Wenzler brotlos geworden waren. Wenn nun dieses Personal das Theater gerade vor den zwei glänzend verkauften Silvestervorstellungen im Stiche lässt, besteht auch für den Eigentümer keine Veranlassung, den Betrieb weiterzuführen. Darstellende Künstler werden von dieser Maßregel nicht betroffen, da die Vorstellungen der Kammerspiele von den Kräften des Volks- und Raimund-Theaters bestritten wurden."
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
Gedenktafel und Geburtshaus Franz Schalk
An der Fassade des Hauses Rotenturmstraße 20 / Fleischmarkt 1 (in den 60er Jahren des 20. Jhdt. Pressehaus) befindet sich eine Erinnerungstafel für Franz Schalk. Sie wurde 1963 enthüllt.
Franz Schalk war ein österreichischer Dirigent, ein Schüler von Anton Bruckner. In den Jahren 1918 bis 1929 war er Direktor der Wiener Staatsoper, einige Jahre davon teilte er sich diese Aufgabe mit Richard Strauss. Schalk war außerdem maßgeblich an der Begründung der Salzburger Festspiele beteiligt.
Schalk wurde in diesem Haus geboren.
Wohnhaus Theodor von Karajan
Um 1830 wohnte hier der Musikschriftsteller Theodor von Karajan (* 22. Januar 1810 in Wien; † 28. April 1873 ebenda), Von Karajan war ein griechisch-stämmiger österreichischer Germanist, Historiker und Politiker. Er war der Urgroßvater des Dirigenten Herbert von Karajan (1908–1989).
Wohnhaus Adele Sandrock
Letztlich bleibt noch zu erwähnen, dass Adele Sandrock in diesem Haus gewohnt hat. Sandrock war eine Schauspielerin ( 2 Jahre lang die Geliebte von Arthur Schnitzler) und komödiantische Darstellerin in mehr als hundert Stummfilmen (zB. im Film Dr. Marbuse).
Gehe weiter zu Fleischmarkt 1A | Rotenturmstraße 21 | Steyrerhof 2
Gehe zurück zu Fleischmarkt | Rotenturmstraße | Steyrerhof | Straßen des 1. Bezirks