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== Namensgebung und Geschichte == | |||
Der Platz entstand erst zwischen 1894 und 1900, damals wölbte man den Wienfluss ein, das freie Gelände entstand. Die Bennenung erfolgt 1899 nach dem römischen Kaiser Karl VI. (1685-1740), in dessen Regierungszeit der Erlass der Pragmatischen Sanktion fiel. Diese besagte, dass auch Frauen in die Thronfolge eintreten konnten, wenn kein männlicher Nachkomme vorhanden war. 1713 - nach dem Pestjahr - gelobte Karl die Erbauung einer Kirche, die seinem Namenspatron, Karl Borromäus, geweiht werden sollte. | |||
*[[ | === Erste Besiedlung des Gebiets === | ||
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Noch vor einer dichteren Besiedlung verlief hier schon der Wienfluss. Da hier Gesteinsschichten aneinander trafen, die von unterschiedlicher Durchlässigkeit waren, machte der Fluss hier einige Biegungen, floss langsamer und schuf kleine fruchtbare Inseln. In der entstehenden Aulandschaft entwickelte sich eine wertvolle Flora und Fauna, die den Bewohnern im Umkreis ausreichend Nahrung bot, sie wurde zum Jagdgebiet. Eine sesshafte Besiedelung wurde jedoch durch immer wieder drohende Überschwemmungen verhindert. Die Auwälder wurden erst durch die Römer niedergeholzt, diese errichteten auch eine Holzbrücke auf die Wiedner Hauptstraße, die bereits damals genutzt wurde. In der Gegend wurde ein römischer Friedhof angelegt, man fand hier zahlreiche Grabdenkmäler. | |||
Der Wienfluss wurde als Holzschwämme genutzt, das im Wienerwald geschlägerte Holz trieb bis hier her und wurde am Karlsplatz gelagert. Das führte dazu, dass der Karlsplatz schon früh ein Verkehrsknotenpunkt wurde. Erst im 5. Jahrhundert, als sich die Römer aus Vindobona zurückzogen, verfielen die Bauten - die Holzbrücke wurde weiter genutzt. Im Mittelalter, zur Zeit der Babenberger, entwickelten sich in der Gegend zahlreiche Mühlen, Brauereien und Gasthäuser, die Großteils von den beiden hier liegenden Spitälern, dem Bürgerspital und dem Heiligengeistspital, betrieben wurden. Die Spitäler wurden während der Ersten Türkenbelagerung 1529 niedergebrannt. | |||
Im Zuge der ersten Türkenbelagerung wurden die Spitäler niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut. Die hölzerne Brücke (später Elisabethbrücke (1, 4)) wurde zwischen 1400 und 1404 durch eine Brücke aus Steinquadern ersetzt, um so dem Verkehrsaufkommen zu entsprechen. Im 15. Jahrhundert werden Weiher des Wienflusses erwähnt. | |||
1529 war das Gebiet um den heutigen Karlsplatz ein Schauplatz der Kampfhandlungen während der ersten Türkenbelagerung. Dies führte in weiterer Folge zu einem Ausbau der Befestigungsanlagen nach italienischem Vorbild. Das an die Befestigungsanlagen unmittelbar angrenzende Gebiet wurde zum militärischen Sperrgebiet mit einem Bebauungsverbot (Glacis). 1643 wurde das Gebiet des Paradiesgartens von Graf Starhemberg zunächst als Lehen und später als freies Eigen erworben. Der Grundstein des Freihauses auf der Wieden war gelegt. | |||
1713 und 1781 wurden (nie ausgeführte) Pläne zur Regulierung der Wien ausgearbeitet. Von 1716 bis 1739 wurde die Karlskirche erbaut. Im späten 18. Jahrhundert begann die Wandlung des Glacis vom Sperrgebiet hin zu einem Erholungsgebiet. Alleen und Beleuchtungen wurden errichtet und 1787 kam es zu einer Flussregulierung, nachdem es, im 18. Jahrhundert elf Hochwässer gegeben hatte. | |||
Seit den 1960er Jahren wurde der Karlsplatz für experimentelle Kunstprojekte im öffentlichen Raum genutzt. In jüngster Zeit wurden verschiedene Konzerte und Festivals dort veranstaltet. | |||
1802 wurde die Engstelle Kärntnertor entschärft und ein zweiter Tordurchbruch war der Beginn des ersten Einbahnsystems in Wien. In der Längsachse des späteren Karlsplatzes floss der Wienfluss im offenen Bett, überspannt von einer in der Verlängerung der Kärntner Straße errichteten Brücke (im Mittelalter Steinerne Brücke, ab 1854 Elisabethbrücke (1, 4)). Das Polytechnikum wurde 1816 errichtet. Nach der Schleifung der Befestigungsanlagen wurde die Verbauung des Karlplatzes zu einem architektonischen Experimentierfeld. Hier entstand der erste Monumentalbau der Ringstraßenzeit, die Evangelische Schule. Auf bürgerliche Initiative hin wurden Handelsakademie, Künstlerhaus und Neues Musikvereinsgebäude errichtet, die das neue Bild des Platzes, noch mit einem offen fließenden Fluss, prägen. | |||
Der Platz in seiner heutigen Ausdehnung, eigentlich ein Ensemble, entstand anlässlich der Einwölbung des Wienflusses (1895-1902, verbunden mit dem Abbruch der Elisabethbrücke) und des Baus der Stadtbahn durch Otto Wagner. 1899 wurde (bei gleichzeitiger Einbeziehung eines Teils der Lothringerstraße und der heutigen Parzellennummern 1-7) der Platz Karlsplatz benannt. Max Fabiani war Mitarbeiter bei der Gestaltung und sein Plan erhielt 1898 den ersten Preis. 1898 wurde die Secession nach einigen baulichen Schwierigkeiten (Bodenprobleme durch den Wienfluss) am Westende des Platzes eröffnet. | |||
Das von Wagner ebenfalls konzipierte Historische Museum der Stadt Wien wurde erst 1959 nach vierjähriger Bauzeit nach Plänen von Oswald Haerdtl errichtet. Am 1. November 1969 begannen die Bauarbeiten für die U-Bahn (fünf unterirdische Geschosse für die U 1, U 2 und U 4; Fertigstellung 8. Mai 1976); die Stadtbahnstationsgebäude Wagners (Stadtbahnhaltestelle Karlsplatz) wurden restauriert und wiederaufgestellt. In den 1970er Jahren wurden auch die letzten Baulücken durch den Bau der Bibliothek der Technischen Universität und des Akademiehofs geschlossen. | |||
In Verbindung mit dem Karlsplatz stehen in jüngerer Vergangenheit der Schwarzmarkt im Resselpark nach dem zweiten Weltkrieg und die Drogenszene seit dem Ende der 80er Jahre bis Mitte der 2000er Jahre (die sich auch auf die U-Bahn-Station erstreckt). | |||
== Häuser des Platzes == | |||
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Version vom 6. Dezember 2015, 21:07 Uhr
Namensgebung und Geschichte
Der Platz entstand erst zwischen 1894 und 1900, damals wölbte man den Wienfluss ein, das freie Gelände entstand. Die Bennenung erfolgt 1899 nach dem römischen Kaiser Karl VI. (1685-1740), in dessen Regierungszeit der Erlass der Pragmatischen Sanktion fiel. Diese besagte, dass auch Frauen in die Thronfolge eintreten konnten, wenn kein männlicher Nachkomme vorhanden war. 1713 - nach dem Pestjahr - gelobte Karl die Erbauung einer Kirche, die seinem Namenspatron, Karl Borromäus, geweiht werden sollte.
Erste Besiedlung des Gebiets
Noch vor einer dichteren Besiedlung verlief hier schon der Wienfluss. Da hier Gesteinsschichten aneinander trafen, die von unterschiedlicher Durchlässigkeit waren, machte der Fluss hier einige Biegungen, floss langsamer und schuf kleine fruchtbare Inseln. In der entstehenden Aulandschaft entwickelte sich eine wertvolle Flora und Fauna, die den Bewohnern im Umkreis ausreichend Nahrung bot, sie wurde zum Jagdgebiet. Eine sesshafte Besiedelung wurde jedoch durch immer wieder drohende Überschwemmungen verhindert. Die Auwälder wurden erst durch die Römer niedergeholzt, diese errichteten auch eine Holzbrücke auf die Wiedner Hauptstraße, die bereits damals genutzt wurde. In der Gegend wurde ein römischer Friedhof angelegt, man fand hier zahlreiche Grabdenkmäler.
Der Wienfluss wurde als Holzschwämme genutzt, das im Wienerwald geschlägerte Holz trieb bis hier her und wurde am Karlsplatz gelagert. Das führte dazu, dass der Karlsplatz schon früh ein Verkehrsknotenpunkt wurde. Erst im 5. Jahrhundert, als sich die Römer aus Vindobona zurückzogen, verfielen die Bauten - die Holzbrücke wurde weiter genutzt. Im Mittelalter, zur Zeit der Babenberger, entwickelten sich in der Gegend zahlreiche Mühlen, Brauereien und Gasthäuser, die Großteils von den beiden hier liegenden Spitälern, dem Bürgerspital und dem Heiligengeistspital, betrieben wurden. Die Spitäler wurden während der Ersten Türkenbelagerung 1529 niedergebrannt.
Im Zuge der ersten Türkenbelagerung wurden die Spitäler niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut. Die hölzerne Brücke (später Elisabethbrücke (1, 4)) wurde zwischen 1400 und 1404 durch eine Brücke aus Steinquadern ersetzt, um so dem Verkehrsaufkommen zu entsprechen. Im 15. Jahrhundert werden Weiher des Wienflusses erwähnt.
1529 war das Gebiet um den heutigen Karlsplatz ein Schauplatz der Kampfhandlungen während der ersten Türkenbelagerung. Dies führte in weiterer Folge zu einem Ausbau der Befestigungsanlagen nach italienischem Vorbild. Das an die Befestigungsanlagen unmittelbar angrenzende Gebiet wurde zum militärischen Sperrgebiet mit einem Bebauungsverbot (Glacis). 1643 wurde das Gebiet des Paradiesgartens von Graf Starhemberg zunächst als Lehen und später als freies Eigen erworben. Der Grundstein des Freihauses auf der Wieden war gelegt. 1713 und 1781 wurden (nie ausgeführte) Pläne zur Regulierung der Wien ausgearbeitet. Von 1716 bis 1739 wurde die Karlskirche erbaut. Im späten 18. Jahrhundert begann die Wandlung des Glacis vom Sperrgebiet hin zu einem Erholungsgebiet. Alleen und Beleuchtungen wurden errichtet und 1787 kam es zu einer Flussregulierung, nachdem es, im 18. Jahrhundert elf Hochwässer gegeben hatte.
Seit den 1960er Jahren wurde der Karlsplatz für experimentelle Kunstprojekte im öffentlichen Raum genutzt. In jüngster Zeit wurden verschiedene Konzerte und Festivals dort veranstaltet.
1802 wurde die Engstelle Kärntnertor entschärft und ein zweiter Tordurchbruch war der Beginn des ersten Einbahnsystems in Wien. In der Längsachse des späteren Karlsplatzes floss der Wienfluss im offenen Bett, überspannt von einer in der Verlängerung der Kärntner Straße errichteten Brücke (im Mittelalter Steinerne Brücke, ab 1854 Elisabethbrücke (1, 4)). Das Polytechnikum wurde 1816 errichtet. Nach der Schleifung der Befestigungsanlagen wurde die Verbauung des Karlplatzes zu einem architektonischen Experimentierfeld. Hier entstand der erste Monumentalbau der Ringstraßenzeit, die Evangelische Schule. Auf bürgerliche Initiative hin wurden Handelsakademie, Künstlerhaus und Neues Musikvereinsgebäude errichtet, die das neue Bild des Platzes, noch mit einem offen fließenden Fluss, prägen.
Der Platz in seiner heutigen Ausdehnung, eigentlich ein Ensemble, entstand anlässlich der Einwölbung des Wienflusses (1895-1902, verbunden mit dem Abbruch der Elisabethbrücke) und des Baus der Stadtbahn durch Otto Wagner. 1899 wurde (bei gleichzeitiger Einbeziehung eines Teils der Lothringerstraße und der heutigen Parzellennummern 1-7) der Platz Karlsplatz benannt. Max Fabiani war Mitarbeiter bei der Gestaltung und sein Plan erhielt 1898 den ersten Preis. 1898 wurde die Secession nach einigen baulichen Schwierigkeiten (Bodenprobleme durch den Wienfluss) am Westende des Platzes eröffnet. Das von Wagner ebenfalls konzipierte Historische Museum der Stadt Wien wurde erst 1959 nach vierjähriger Bauzeit nach Plänen von Oswald Haerdtl errichtet. Am 1. November 1969 begannen die Bauarbeiten für die U-Bahn (fünf unterirdische Geschosse für die U 1, U 2 und U 4; Fertigstellung 8. Mai 1976); die Stadtbahnstationsgebäude Wagners (Stadtbahnhaltestelle Karlsplatz) wurden restauriert und wiederaufgestellt. In den 1970er Jahren wurden auch die letzten Baulücken durch den Bau der Bibliothek der Technischen Universität und des Akademiehofs geschlossen. In Verbindung mit dem Karlsplatz stehen in jüngerer Vergangenheit der Schwarzmarkt im Resselpark nach dem zweiten Weltkrieg und die Drogenszene seit dem Ende der 80er Jahre bis Mitte der 2000er Jahre (die sich auch auf die U-Bahn-Station erstreckt).
Häuser des Platzes
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