Petersplatz 7

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Haus: Petersplatz 7 Grund-Informationen
Wien 01 Tuchlauben 04 a.jpg
Aliasadressen =Petersplatz 7, =Tuchlauben 4
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 564 | vor 1821: 604 | vor 1795: 578
Baujahr 1710
Architekt unbekannt


Das "Vizedomhaus" - Architektur und Geschichte

Das Haus wurde bereits 1710 als "Vizedomhaus" erbaut, die Fassade wurde 1730 angebracht und könnte von Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach entworfen worden sein (nicht gesichert). Beim Bau stieß man auf ein gut erhaltenes Skelett, es dürfte sich dabei um einen Begrabenen des St. Peters-Freithofs gehandelt haben.

1753 kaufte Ferdinand von Engelshofen das Haus, er ließ im Innenhof die Inschrift anbringen: "Franciscus et Maria Theresia Justitiae custodes et vindices hanc Themides sedem P.C.A.O.R. MDCCLIII.“

1788 fand sich hier das Dienstbotenamt zur Vermittlung von Dienstboten und die Polizeioberdirektion, 1801 übersiedelte die Registratur des Hofkriegsrats her. Als die Polizeidirektion in das neue Gebäude am Schottenring zog, blieb nur mehr ein Wachzimmer über, das sich noch heute hier befindet.

Vorgängerhaus

Das Hubhaus

Das Haus wurde zwar erst 1309 urkundlich erwähnt, dürfte aber weitaus früher bestanden haben.

Ursprünglich war das Gebäude mit dem großem viereckigem Turm ein "Hubhaus", der herzögliche Hubmeister residierte hier und verwaltete Huben, also Rechtstitel eines Grund- oder Gutsbesitzes. Der erste bekannte Hubmeister ist Konrad der Harmarkter, der als Retter der Habsburger gilt. Als sich der Landadel gegen die Herrschaft von Friedrich I. dem Schönen verschwor, begannen auch in Wien Unruhen. Der Schützenmeister Berthold, der sich auf Seite des Landadels geschlagen hatte, begann aufzurüsten, doch der Hubmeister war schneller. Er ließ die Stadtmauer besetzten und rettete die Brüder von Friedrich, Otto und Heinrich, aus der Burg und brachte sie ins sichere Hubhaus.

1436, als Wolfgang Holzers Verschwörung im Spiegelhaus aufgedeckt wurde, wurden zahlreiche Gefangene hier festgehalten, bevor sie ins Schergenhaus überstellt wurden.

1444 kam es zu einem Sturm gegen das Haus, als sich die Wiener gegen Kaiser Friedrich III. auflehnten und den verbündeten Hubmeister beschimpften und sein Haus mit Steinen bewarfen. Auch die Peterskirche trug bei dieser Revolte Schäden davon.

Ab 1672 wurde aus dem Haus eine Regierungskanzlei.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus des Hubmeisters Ulrich von Eitzing

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Eitzing Wappen.gif

Ulrich Eitzing (* 1398, † 20. 11. 1460) galt als besonders machthungrig, er ging auch als "Dämon Österreichs" in die Geschichte ein.

Eitzing besaß unzählig viele Landflächen im Innkreis, nördlich der Donau im Wald- und Weinviertel und in Mähren. Nachdem er 1437 als Hubmeister eingesetzt war, verwaltete er zusätzliche Ländereien und das landesfürstliche Vermögen. In dieser Funktion wohnte er hier, im Hubhaus, zwischen 1444 und 1449 (er übersiedelte anschließend in das Haus Salvatorgasse 8).

Um zu noch mehr Macht zu gelangen, fälschte er - gemeinsam mit Kaspar Schlick - das Testament von Albrecht II., um damit zur Vormundschaft des Königs Ladislaus Postumus zu gelangen. Der Vormund von Ladislaus, der zur Welt kam, als sein Vater, Kaiser Albrecht II. (V.) bereits gestorben war (am 27.10.1439 - daher auch der Namenszusatz "Postumus": Der Nachgeborene) wurde jedoch Kaiser Friedrich III., was zu einem Zerwürfnis zwischen Eitzing und dem Haus Habsburg führte. 1451 schaffte Eitzing, dass sich 300 Adelige, wie die mächtigen Cilliern, böhmische, ungarische Ständeherren und den Wittelsbacher Ludwig, gegen den Kaiser verbündeten, und erzwang so die Entlassung Friedrichs aus der Vormundschaft. Doch entgegen der Erwartung von Eitzing wurde nicht er der Vormund, sondern Graf Ulrich von Cilli, der seinen Anspruch daraus ableitete, dass er die Revolte Eitzings finanziert hatte und der Onkel des Ladislaus war.

Nun wandte sich der Groll Eitzings gegen Ulrich von Cilli, er trachtete danach, ihm möglichst hart zu schaden. 1453 gelang ihm schließlich der Sturz des Grafen, doch die endlich gewonnene Vormundschaft erfüllte nicht seine Erwartungen. Ladislaus sah Eitzing als machtbewußten Beaufsichtiger, ohne das Feingefühl des Cilli. Auch die Adeligen des Landes schätzten den Emporkömmling nicht, und so wendete sich das Blatt 1455, als Cilli nach Wien einzog und Eitzing Wien sicherheitshalber verließ - Graf Cilli hatte ihn und seine Anhänger, wie Wolfgang Holzer, verfolgen lassen.

Eine neuerliche Kehrtwendung trat am 9.11.1456 ein: Graf Cilli wurde in Belgrad ermordet. Und wieder nutzte Eitzing die Gunst der Stunde, und gelangte an die Macht. Kurz bevor Ladislaus am 23.11.1457 stirbt, stürzte Ulrich von Eitzing im Auftrag des Ladislaus den Wiener Rat und den Bürgermeister und setzte Leute ein, die dem König nahe standen (als Bürgermeister nahm er Wolfgang Holzer, der durch die Verschwörung im Spiegelhaus später hingerichtet wurde).

Durch den Tod Ladislaus' (er könnte vergiftet worden sein), verliert Eitzinger wieder die Macht, bald wird er von Erzherzog Albrecht VI. verhaftet und (nach kurzfristiger Freiheit) im Schloss Schrattenthal bei Retz eingekerkert. 1460 dürfte er an der Pest gestorben sein.

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke[1]
Petersplatz 7 196501 römisch Im Jahr 1965 wurden im Zuge einer Notgrabung anlässlich des Tiefgaragenbaus mehrere Befunde zu Tage gefördert. Darunter befinden sich römische Mauern mit den dazugehörigen Bodenniveaus, Reste einer mittelalterlichen Mauer und Gräber des mittelalterlichen Friedhofes. Funde: Münze (4.Jh.), Terra Sigillata, graphithaltige Keramik (eine mit Wellenbandverzierung) 11.Jh.



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Quellen