Stock-Im-Eisen-Platz 1

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk
1., Innere Stadt
Aliasadressen
=Stock-Im-Eisen-Platz 1
=Stephansplatz 2
Konskriptionsnummer
vor 1862: 875
vor 1821: 929
vor 1795: 861
Baujahr
1896
Architekten (Bau)
Leonhard von Wielemans und Alexander von Wielemans
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Das Weltkugelhaus - Architektur und Geschichte

Das „Weltkugelhaus“ wurde 1896 von den Architekten Leonhard und Alexander von Wielemans erbaut. Den Namen erhielt es, weil das Reisebüro Thomas Cook das Symbol eines Globus anbringen ließ. Ab 1922 war es in Besitz der Nähmaschinenfabrik Singer, die den Globus entfernen ließ und den Schriftzug „Zur Weltkugel“ durch die Inschrift „Singer-Haus“ ersetzen ließ.

Als das Haus 1927 renoviert wurde, ließ die Firma Singer doch wieder einen Globus aus Spezialglas mit einem Durchmesser von 2.5 Metern anbringen, diesmal mit einer Banderole „Singer Wien“.

Das Haus brannte im April 1945 vom 2. bis ins 5. Stockwerk aus, es wurde jedoch bis 1953 wieder in seinen Ursprungszustand versetzt. Heute gehört das Haus der Bank Austria (ehem. Zentralsparkasse).

Baldaufsches Haus, Das goldene Männlein, auch: Lažanský-Haus

Das Lažanský-Haus, Ansicht von Salamon Kleiner

Zwischen 1376 und 1381 wird an dieser Stelle schon mehrfach ein Haus erwähnt [1], ab 1482 stand es in Besitz von Wolfgang von Asslabing. Dieser gab 1498 die Schaffung einer Figur des Heiligen Florian in Auftrag, die lange Zeit die Fassade des Hauses schmückte. Die goldene Fassung der Statue führte dazu, dass das Gebäude den Namen "Zum güldenen Männlein" erhielt, diese Kennung hielt sich bis ins 18. Jahrhundert. [2]

Diese Gebäude gelangte 1527 durch Erbe an den Sohn des ersten großen Mediziners Johannes Cuspinian, Niklas Spieshammer.

Die Familie Schmidlin

In der Barockzeit wurde das Haus von den damaligen Besitzern, der Familie Schmidlin, umgebaut, das goldene Männlein wurde von der Fassade entfernt und fand einen Platz im Innenhof, der Name und das Hausschild hielten sich jedoch. Josef Joachim Alexander von Schmidlin ließ an seinem neuen Haus, in Höhe zwischen dritten und vierten Stock, ein Wappen anbringen, das von zwei Putti gehalten wurde. Dieses Wappen ist heute ebenfalls im Besitz des Wien Museums. [3]

Die Apotheke „Zum Goldenen Männlein“

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1765 wurde das Gebäude von einem Apotheker namens Franz Anton Edler von Mafficioli gekauft wurde. Er richtete hier seine sehr beliebte Apotheke „Zum Goldenen Männlein“ ein. 1780 übersiedelte diese Apotheke in das gegenüberliegende Haus „Zum goldenen Löwen" (damals 1, Stephansplatz 11), wo sie aber bald gesperrt werden musste.

Das Lažanský-Haus, Ansicht 1874[4]

Baldaufsches Haus und Leopold Graf Lažanský

1797 wurde das Haus von Mafficoli an Melchior Edler von Baldauf verkauft, daher ergab sich der neue Name „Baldaufsches Haus“. 1834 wechselte es wieder den Besitzer (Vinzenz Mack), 1838 kam es an Macks Bruder Ignaz Mack, den Zuckerfabrikanten. Macks Tochter Rosine heiratete den Grafen Lažanský, und hinterließ das Haus ihrem Sohn aus erster Ehe, Leopold Graf Lažanský. Das Haus wurde nun nach ihm benannt, Leopold Graf Lažanský war ein in Wien recht bekannter Schauspieler (Pseudonym Neuhof), der als Exzentriker bekannt war

Dieses alte Haus war noch von zwei anderen Häusern begrenzt, die im 19. Jahrhundert der Verkehrsplanung und der Vergrößerung des Platzes zum Opfer fielen. Gemeinsam bildeten die drei Bauten eine Gasse, die als „Raubergäßchen“, später als „Kirchgassel“ (1518) bekannt war.[5]

Der Stephanskeller

Das Lazanskyhaus beherbergte auch ein bekanntes und beliebtes Kellerlokal, den Stephanskeller. Als das Haus 1893 abgerissen wurde, entstand in der Rotenturmstraße 11 ein neuer Stephanskeller, hier wurde allerdings nur der Namen übernommen.

Der Einsturz 1881

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Im Illustrierten Wiener Extrablatt wird in der Ausgabe vom 14. August 1881 der Einsturz des Lazanskyhauses und dessen Folgen genau geschildert. Reißerisch wird da berichtet, dass die Uhr des Zahnarztes, der im 3. Stock seine Praxis hatte, um 5 Minuten vor halb 12 stehen blieb, just als das Haus in sich zusammenbrach. Nur das Dach schwebte noch gespenstisch über der Einsturzstelle. Schuld an dem Unglück war die Verbreiterung der Singerstraße und der Abbruch des Hauses, das dafür im Weg gestanden war. Da sich die beiden Häuser nicht mehr gegenseitig stützen konnten, entstanden immer mehr Risse, bis die Statik nachgab.

Unter den Trümmern wurde ein Mädchen begraben, das wie durch ein Wunder unverletzt blieb. Es handelte sich um die 20-jährige Anna Steiger, eine Angestellte einer Tee- und Rum-Handlung, die für ihre Chefin Medikamente aus der Feldapotheke besorgen sollte. Sie verweigerte, in ein Krankenhaus gebracht zu werden, deswegen brachte man sie heim in ihre Wohnung in der Magdalenenstraße 20.

Das zweite Opfer hatte nicht so viel Glück, es starb bei dem Einsturz. Dabei handelte es sich um ein - in der damaligen Zeit sehr bekanntes - Modell, das in verschiedenen Kunstakademien beschäftigt. Der damals 60-Jährige, so wurde zynisch im Extrablatt geschrieben - sei sehr eitel gewesen und habe sich gerne 15 Jahre jünger gemacht. Man fand neben seiner verstümmelten Leiche seine Perücke, vom Journalisten als "abgetrennten Skalp" beschrieben.[6]

Neubau 1893

Als das Barockhaus 1893 abgerissen wurde, entstand eine heftige Debatte darüber, ob die Front des Neubaus zurückversetzt werden sollte oder nicht, um den Blick zum Stephansplatz nicht zu behindern. Andere waren der Meinung, dass zu viel Freiraum um einen gotischen Dom herum dessen Geltung vermindere, also räumliche Enge erfordern würde. Dem Besitzer (dem Bürgerspitalsfonds) wurde für die verminderte Baufläche (sie wurde von 482 qm auf 212 gekürzt) eine Abschlagszahlung in der Höhe von 270.000 Gulden geleistet. Daran erinnert eine Gedenktafel: "Durch das Gnadenwort Seiner Majestät, des Kaisers Franz Joseph I., wurde bei dem Bau dieses Hauses der Ausblick vom Graben auf den Stephansturm freigehalten. 1896"

Die vier Figuren auf dem Dach des Hauses, die beim Abriss noch gesichert wurden, wurden am Eingang zum Esterhazypark im 4. Bezirk aufgestellt. [7]

  • 1376: Besitz von Margarethe, Witwe des Nikolaus Hinlauf
  • 1382: Besitz des Christian Hinlauf (Sohn der Margarthe)
  • 1425: Thomas der Wambeiser (=Händler von Wamsen) hinterlässt das Haus seiner Witwe Anna
  • 1482: Der Enkel Wambeisers, Wolfgang von Asslabing, erhält das Haus
  • 1522: Wolfgang hinterlässt das Haus seiner Witwe Appolonia
  • 1527: der zweite Mann Appolonias, Niklas Spieshammer und Sohn des Cuspinian, erbt das Gebäude
  • 1540: Niklas Frau Sophie erbt das Haus
  • 1542: Sophies Schwester Margarethe erbt das Haus, sie verkauft es an den Apotheker Ulrich Heyn
  • 1582: die 10 Kinder des Ehepaars Heyn verkaufen das Haus an Schiffmeister Veit Eybegh
  • 1597: das Haus wird an den Stadtrat Hanns Hartmann verkauft
  • 1604: Hartmanns Frau Katharina erbt das Haus
  • 1650: Katharinas Enkel Oswald Hartmann verkauft das Haus an den Eisenhändler Jakob Gerhardt
  • 1674: der Rat Georg Frey kauft das Haus, er lässt einen Neubau errichten
  • 1714: Die Tochter von Frey, Barbara von Schmidlin, und ihr Mann Alexander erben das Haus
  • 1759: Karl Richard Joseph von Schmidlin schuldet der Witwe eines Goldarbeiters, Eva Maria Hofner, Geld und überträgt ihr das Haus
  • 1765: Der Apotheker Franz Anton Edler von Mafficioli erwirbt das Haus und eröffnet hier eine Apotheke "Zum goldenen Männlein"
  • 1797: Mafficioli verkauft das Haus an den Großhändler Melchior Josef Edlen von Baldauf
  • 1828: Der Bruder Baldaufs, Ferdinand, erbt das Haus
  • 1830: Ferdinand tritt das Haus seiner Frau Theresia ab
  • 1834: Das Haus wird an Vincenz Mack verkauft
  • 1838: Das Haus wird an Macks Bruder Ignaz vererbt
  • 1847: Durch den frühen Tod von Ignaz erben drei minderjährige Töchter, Amalie, Ignazia und Rosine das Haus
  • 1864: Rosine, seit 1850 verehelichte Gräfin Lazansky, ist Alleinbesitzerin
  • 1893: Das Haus wurde versteigert und abgerissen, mit ihm verschwand der Stephanskeller. Der Neubau war in Besitz der Brüder Karl und Emil Roth
  • 1922: Die Fa. Nähmaschinen Singer erwirbt das Haus
  • 1942: Da Haus wird unter "öffentliche Verwaltung" gestellt.
  • 1947: Die Singer Sewing Machine Company ist wieder Eigentümer und eröffnet hier eine Zweigniederlassung [8]

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Quellen

  1. Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. 7 Bände, Wien 1952 (Manuskript im WStLA), S. 5
  2. Renata Kassal-Mikula: Steinerne Zeugen, Relikte aus dem Alten Wien, Wien Museum, 2008, Wien, S. 24
  3. Renata Kassal-Mikula: Steinerne Zeugen, Relikte aus dem Alten Wien, Wien Museum, 2008, Wien, S. 28 ff
  4. Bildarchiv Österr. Nationalbibliothek. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons -http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lazanskyhaus_Stock_im_Eisen_Platz_1874.jpg#/media/File:Lazanskyhaus_Stock_im_Eisen_Platz_1874.jpg
  5. Eugen Meßner, Die Innere Stadt Wien, ÖBV, 1928, S. 25
  6. Andreas Kloner, Spektakuläre Unglücksfälle aus dem Alten Wien, Metroverlag, 2015, S. 17
  7. Eugen Meßner, Die Innere Stadt Wien, ÖBV, 1928, S. 25
  8. Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. 7 Bände, Wien, 1952 (Manuskript im WStLA), S 5 ff