Stephansdom: Die Kanzel

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Stephansdom: Die Kanzel Beschreibung
Wien - Stephansdom, Kanzel (1).JPG
Mitten in der Kirche, am zweiten Pfeiler linker Hand, befindet sich die Kanzel, und wenn man sich fragt, wieso diese nicht näher beim Altar steht, so muss bedacht werden, dass die "Laienkirche" im Mittelalter im Langhaus abgehalten wurde. Der Chor war für Normalsterbliche nicht zugänglich.

Die Kanzel wurde zwischen 1510 und 1515 aus Breitenbrunner Kalksandstein angefertigt, der Sockel wurde aus drei großen Steinblöcken herausgehauen. Der Künstler war der Legende nach Meister Pilgram (schließlich ist hier wieder ein Porträt des Meisters zu finden), wahrscheinlicher ist aber eher ein Meister der Schar um Niclas Gerhaert van Leyden. Am gleichen Pfeiler war auch der Maximilianaltar zu finden, der aber 1885 abgetragen wurde.

Abbildung der Kanzel - noch mit dem Schalldeckel

Das monumentale Bauwerk wurde mehrfach restauriert, so ist bereits 1597 die erste Instandsetzung vermerkt, weitere fanden in den Jahren 1652, 1870 (da musste die Senkung des Kanzelpfeilers in Angriff genommen werden), und 1878 bis 1880 (damals wurde leider die Ölmalerei für immer zerstört) statt.

Die Kanzel besteht aus einem Fuß, einem Kanzelkorb (hier sind die vier lateinischen Kirchenväter Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius zu finden, die gleichzeitig aber auch die vier Temperamente darstellen sollen: Phlegmatiker, Choleriker, Melancholiker und Sanguiniker) und einer gewundenen Treppe mit 15 Stufen, an deren Treppenlauf sich Kröten und Eidechsen einen Kampf liefern (Gut und Böse). Ganz oben wacht ein Hund, der darauf achtet, dass nichts Böses hereindringt, das "Hündchen ohne Furcht".[1] Einst befand sich hier auch ein Schalldeckel, dieser wurde jedoch wieder seiner Ursprungsverwendung (Taufbecken) zugeführt.

Unter dem Korb der Kanzel kann Meister Pilgrams Portrait (oder das eines anderen Meisters) mit Zirkel und Winkelmaß entdeckt werden, er wird von den Wienern als "Fenstergucker" bezeichnet.

Die Kanzel diente feurigen Rednern als Grund für Auseinandersetzungen, bekannt sind Diskussionen aus der Zeit der Reformation, bis hin zur Rede an die Jugend durch Kardinal Innitzer 1938 - damals löste die Rede den Sturm der Hitlerjugend auf das Erzbischöfliche Palais aus. Heute wird die Kanzel nur mehr bei besonderen Anlässen (in der Advent- und Fastenzeit, sowie am ersten Freitag im Monat) genutzt.[2], [3]

Quellen

  1. Anton Ritter von Perger: Der Dom zu Sanct Stephan in Wien. 1854, Triest, S. 52
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Kanzel_des_Stephansdoms
  3. https://www.stephansdom.at/dom_im_detail_kanzel.htm