Sobieskigasse
- Bezirk
- 9., Alsergrund
- Verlauf
- zwischen Währinger Gürtel und Nußdorfer Straße
- Benennung
- 1862
- Benannt nach
- Johann III. Sobieski (1629–1696), König von Polen und Oberbefehlshaber des Entsatzheeres 1683
- Frühere Namen
- Ziegelgasse, Feldgassel, Johannesgasse; später unter anderem Windmühlgasse, Himmelpfortgasse und Ruprechts Gasse; 1938–1945 Streblgasse
- Charakteristik
- dichte Wohn- und Mischbebauung der Gründerzeit, Gemeindebauten, ehemalige Spitalsbauten, Helene-Deutsch-Park
- Öffentlicher Verkehr
- U6 und Straßenbahnlinien 37, 38 (Nußdorfer Straße), Busverbindungen in der Umgebung
Vertiefende Informationen: 9. Bezirk – Alsergrund · Sobieskiplatz · Helene-Deutsch-Park · 1. Karolinen-Kinderspital
Lage und Verlauf
Die Sobieskigasse verläuft im nördlichen Teil des 9. Bezirks als leicht geschwungene Wohnstraße zwischen dem Währinger Gürtel im Westen und der Nußdorfer Straße im Osten.[1] Sie bildet gemeinsam mit dem benachbarten Sobieskiplatz und den angrenzenden Gassen ein ruhiges, stark von Gründerzeitbauten geprägtes Wohngebiet abseits der touristischen Hauptwege.[2]
Entlang der Gasse liegen Querbeziehungen in Richtung Schubertgasse, Sechsschimmelgasse und Säulengasse, im Mittelteilstück wird die Sobieskigasse durch Pulverturmgasse, Lustkandlgasse und Ayrenhoffgasse gekreuzt. Zwischen Pulverturmgasse, Sobieskigasse, Ayrenhoffgasse und Lustkandlgasse öffnet sich der Helene-Deutsch-Park als begrünter Innenbereich.[3][4]
Die Lage zwischen Gürtel und Nußdorfer Straße macht die Sobieskigasse gut erschließbar: Die U6-Station Nußdorfer Straße sowie die Straßenbahnlinien 37 und 38 liegen in Gehweite, dazu kommt ein enges Netz an Bus- und Radverbindungen im Umfeld.[5]
Name
Die Gasse ist seit 1862 nach Johann III. Sobieski benannt, dem polnischen König, der als Oberbefehlshaber des Entsatzheeres in der Schlacht am Kahlenberg 1683 eine zentrale Rolle bei der Befreiung Wiens von der Zweiten Türkenbelagerung spielte.[6][7] Damit reiht sie sich in eine Gruppe von Straßen und Plätzen ein, die an Personen und Ereignisse dieser Zeit erinnern.
Vor der Benennung nach Sobieski trug der Straßenzug mehrere unterschiedliche Namen. Abschnitte wurden als Ziegelgasse, Feldgassel oder Johannesgasse geführt; im 19. Jahrhundert finden sich Bezeichnungen wie Windmühlgasse, Himmelpfortgasse und Ruprechts Gasse.[8] In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Sobieskigasse 1938–1945 in Streblgasse umbenannt, ehe sie nach Kriegsende ihren historischen Namen zurückerhielt.[9]
Geschichte und Entwicklung
Im Zuge der starken Stadterweiterung des späten 19. Jahrhunderts wurde der Bereich rund um die Sobieskigasse mit durchgehenden Gründerzeitblöcken verbaut. Die Häuserzeilen zeigen bis heute reich gegliederte Fassaden mit historistischen Dekoren; an der Ecke Sechsschimmelgasse 12 / Sobieskigasse 1 entstand 1894 ein markantes Gründerzeit-Eckhaus von Architekt Max Fleischer.[10][11]
Im frühen 20. Jahrhundert kamen öffentliche und soziale Einrichtungen hinzu. Besonders prägend war der Neubau des Karolinen-Kinderspitals an der Sobieskigasse 31, der 1912 bis 1913 nach Plänen von Eugen Fassbender errichtet und 1914 eröffnet wurde.[12][13] Daran schloss der zwischen Lustkandlgasse 50, Ayrenhoffgasse 5 bis 9 und Sobieskigasse 31 gelegene Infektionspavillon an, der 1923–1925 auf Initiative von Julius Tandler entstand und als Kinderübernahmestelle eine wichtige Rolle in der kommunalen Gesundheits- und Sozialpolitik spielte.[14][15]
Nach der Schließung des Karolinen-Kinderspitals 1977 wurde der Gebäudekomplex in den 1980er-Jahren für neue Nutzungen adaptiert; unter anderem sind hier heute Wohngemeinschaften von „Jugend am Werk“, ein Kindergarten und sozialpädagogische Einrichtungen untergebracht.[16][17][18]
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen moderne Wohnhausanlagen hinzu, darunter der Gemeindebau Pulverturmgasse 4 / Sobieskigasse 28–30 mit einem großen Sgraffito „Ornament“ des Künstlers Ludwig Schrott aus dem Jahr 1965, der die Ecke markant akzentuiert.[19][20]
Im Jahr 2015 wurde ein über 120 Jahre altes Gründerzeithaus in der Sobieskigasse abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der in der Diskussion als „Implantat“ bezeichnet wurde und durch seine Formensprache stark mit der umgebenden Gründerzeitbebauung kontrastiert.[21] Die Debatte um diesen Neubau trug dazu bei, Fragen des Ensembleschutzes und der Schutzzonen im nördlichen Alsergrund stärker in den Fokus zu rücken.
Wichtige Gebäude und Anlagen
Karolinen-Kinderspital (Sobieskigasse 31)
An der Adresse Sobieskigasse 31 liegt der monumentale Bau des Karolinen-Kinderspitals mit dem zugehörigen Infektionspavillon, das als erstes seiner Art in Europa gilt und in mehreren Bauphasen zwischen 19. Jahrhundert und 1920er-Jahren entstand.[22][23] Der Gebäudekomplex steht heute unter Denkmalschutz und ist als ehemaliges Kinderambulatorium in der Liste der denkmalgeschützten Objekte des Bezirks geführt.[24]
Helene-Deutsch-Park
Zwischen Pulverturmgasse, Sobieskigasse, Ayrenhoffgasse und Lustkandlgasse erstreckt sich der Helene-Deutsch-Park als rund 3.500 Quadratmeter große Parkanlage, die 2004 nach der Psychoanalytikerin Helene Deutsch benannt wurde.[25][26] Der Park fungiert als wohnungsnaher Spiel- und Aufenthaltsort mit Spielgeräten, Sitzmöglichkeiten und einem begrünten Hofcharakter. Parkbenennungstafeln an den Eingängen Pulverturmgasse und Sobieskigasse erläutern die Biografie der Namensgeberin.[27]
Gemeindebau Pulverturmgasse 4 / Sobieskigasse 28–30
An der Ecke Pulverturmgasse 4 / Sobieskigasse 28–30 befindet sich eine Wohnhausanlage von Wiener Wohnen, die mit ihrem Eckbaukörper den Straßenraum fasst.[28] Auffällig ist das Sgraffito „Ornament“ von Ludwig Schrott aus dem Jahr 1965 an der Fassade, das in Bilddokumentationen zum Alsergrund immer wieder als Beispiel für künstlerisch gestaltete Gemeindebauten genannt wird.[29][30]
Verkehr und Stadtbild
Die Sobieskigasse ist überwiegend als Wohnstraße mit Tempo-30-Bereichen und Schwerpunkt auf Fuß- und Radverkehr wahrnehmbar. Die Nähe zum Währinger Gürtel und zur Nußdorfer Straße sorgt für eine gute Anbindung, gleichzeitig bleibt der unmittelbare Straßenraum vergleichsweise ruhig und wird vor allem von AnrainerInnenverkehr geprägt.[31]
Der Kreuzungsbereich Sobieskigasse / Ayrenhoffgasse wurde in den 2010er-Jahren verkehrsberuhigt und zu einem platzähnlichen Aufenthaltsbereich mit verbreiterten Gehsteigen und Radweg umgestaltet, was vor Ort häufig mit dem Bild einer kleinen Nachbarschafts-„Piazza“ beschrieben wurde.[32][33]
Aktuell wird die Gasse im Rahmen von Klimaanpassungsmaßnahmen gemeinsam mit der benachbarten Wilhelm-Exner-Gasse begrünt und mit zusätzlichen Bäumen und Grünflächen „klimafit“ gemacht, um die Aufenthaltsqualität und das Mikroklima im dicht bebauten Grätzel zu verbessern.[34][35]
Alte Ansichten
- Alte Ansichten rund um die Sobieskigasse
Kapelle im Karolinen-Kinderspital, Blick gegen den Altar, um 1936 (Wien Museum, Inv.-Nr. 211004, CC0)[36]
Kinderübernahmestelle im Hofkomplex Lustkandlgasse / Ayrenhoffgasse / Sobieskigasse, um 1926 (Wien Museum, Inv.-Nr. 57962/79, CC0)[37]
Infektionskrankensaal der Kinderübernahmestelle, Innenansicht, um 1926 (Wien Museum, Inv.-Nr. 57962/94, CC0)[38]
Portal des ehemaligen Karolinen-Kinderspitals an der Sobieskigasse[39]
Gemeindebau Pulverturmgasse 4 / Sobieskigasse 28–30 mit dem Sgraffito „Ornament“ von Ludwig Schrott, 1965[40]
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Kreuzende Straßen: Währinger Gürtel · Sechsschimmelgasse · Pulverturmgasse · Lustkandlgasse · Ayrenhoffgasse · Nußdorfer Straße
Quellen
- ↑ https://www.wienschauen.at/das-implantat-in-der-sobieskigasse-abriss-neubau/
- ↑ https://www.wienschauen.at/das-implantat-in-der-sobieskigasse-abriss-neubau/
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Helene-Deutsch-Park
- ↑ https://www.wien.gv.at/freizeit/helene-deutsch-park
- ↑ https://www.wien.gv.at/alsergrund/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fennamen_von_Wien/Alsergrund
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Wiener_T%C3%BCrkenbelagerung
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fennamen_von_Wien/Alsergrund
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fennamen_von_Wien/Alsergrund
- ↑ https://www.meinbezirk.at/alsergrund/c-bauen/gruenderzeit-eckhaus-in-wien-9-alsergrund_a1493416
- ↑ https://www.cityabc.at/index.php/Sechsschimmelgasse_12
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Karolinen-Kinderspital
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Karolinen-Kinderspital
- ↑ https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Alsergrund/Auf_dem_Schubertgrund
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Infektionspavillon_des_Karolinen-Kinderspitals
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Karolinen-Kinderspital
- ↑ https://www.jaw.at/de/kontakt/standortew/84
- ↑ https://www.wien.gv.at/bildung/sobieskigasse-31-kindergarten
- ↑ https://www.wienerwohnen.at/hof/706/Pulverturmgasse-4.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:1090_Pulverturmgasse_4_Sobieskigasse_28-30_-_Sgraffito_Ornament_von_Ludwig_Schrott_1965_IMG_3756.jpg
- ↑ https://www.wienschauen.at/das-implantat-in-der-sobieskigasse-abriss-neubau/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Karolinen-Kinderspital
- ↑ https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Alsergrund/Auf_dem_Schubertgrund
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Alsergrund
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Helene-Deutsch-Park
- ↑ https://www.wien.gv.at/freizeit/helene-deutsch-park
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Parkbenennungstafel_Helene-Deutsch-Park_-_Eingang_Sobieskigasse
- ↑ https://www.wienerwohnen.at/hof/706/Pulverturmgasse-4.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:1090_Pulverturmgasse_4_Sobieskigasse_28-30_-_Sgraffito_Ornament_von_Ludwig_Schrott_1965_IMG_3756.jpg
- ↑ http://austria-forum.org/af/Bilder_und_Videos/Bilder_Wien/1090/3756
- ↑ https://www.wien.gv.at/verkehr/anwohnerparkplaetze-1090
- ↑ https://www.meinbezirk.at/alsergrund/c-lokales/eine-piazza-fuer-den-bezirk_a67759
- ↑ https://www.meinbezirk.at/tag/ayrenhoffgasse
- ↑ https://www.wien.gv.at/alsergrund/
- ↑ https://www.facebook.com/GrueneWien9/posts/2802005213416562
- ↑ https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/26316-kapelle-im-karolinen-kinderspital-9-sobieskigasse-31-blick-gegen-den-altar/
- ↑ https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/421990-9-sobieskigasse-31-lustkandlgasse-50-ayrenhoffgasse-9-kinderuebernahmestelle/
- ↑ https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/422014-9-sobieskigasse-31-lustkandlgasse-50-ayrenhoffgasse-9-kinderuebernahmestelle-infektionskrankensaal-innenansicht/
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wien_-_ehem._Karolinen-Kinderspital,_Portal.JPG
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:1090_Pulverturmgasse_4_Sobieskigasse_28-30_-_Sgraffito_Ornament_von_Ludwig_Schrott_1965_IMG_3756.jpg
![Kapelle im Karolinen-Kinderspital, Blick gegen den Altar, um 1936 (Wien Museum, Inv.-Nr. 211004, CC0)[36]](/images/6/68/Karolinen_Kinderspital_Kapelle_Wien_Museum_Online.jpg)
![Kinderübernahmestelle im Hofkomplex Lustkandlgasse / Ayrenhoffgasse / Sobieskigasse, um 1926 (Wien Museum, Inv.-Nr. 57962/79, CC0)[37]](/images/e/e7/Karolinen_Kinderspital_Wien_Museum_Online_1.jpg)
![Infektionskrankensaal der Kinderübernahmestelle, Innenansicht, um 1926 (Wien Museum, Inv.-Nr. 57962/94, CC0)[38]](/images/0/04/Karolinen_Kinderspital_Wien_Museum_Online_2.jpg)
![Gemeindebau Pulverturmgasse 4 / Sobieskigasse 28–30 mit dem Sgraffito „Ornament“ von Ludwig Schrott, 1965[40]](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/1090_Pulverturmgasse_4_Sobieskigasse_28-30_-_Sgraffito_Ornament_von_Ludwig_Schrott_1965_IMG_3756.jpg)