Religionen in Wien
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Die Religionsfreiheit ermöglicht in Wien 16 staatlicht anerkannte Religionsgemeinschaften. Wie hoch heute der Anteil einzelner Religionen an der Einwohnerschaft ist, ist nicht eindeutig belegbar, denn zum letzten Mal wurde die Religionszugehörigkeit im Zuge einer Volksbefragung 2001 abgefragt. Fakt ist jedoch: Jährlich treten rund 12.500 Bürger in Wien bewusst aus der katholischen Kirche aus. Spürbar ist jedoch immer noch, dass die Grundlage der abendländischen Kultur der christliche Glauben ist (gesamt 46 % der Wiener sind katholisch oder evangelisch). |
Wohnbevölkerung in Wien nach Religionsbekenntnis und Geburtsland
Die Daten sind mit Stichtag 15.5.2001 der letzten Volkszählung entnommen. [1]
Geburtsland | Wohnbevölkerung-insgesamt | römisch-katholisch | evangelisch | israelitisch | islamisch | orthodox [2] | sonstige | ohne-Bekenntnis | unbekannt | katholisch in % |
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Insgesamt | 1.550.123 | 762.089 | 72.492 | 6.988 | 121.149 | 93.294 | 30.810 | 397.596 | 65.705 | 0,49 |
AUT Österreich | 1.183.834 | 675.768 | 57.320 | 2.961 | 36.919 | 23.506 | 16.616 | 323.640 | 47.104 | 0,57 |
DEU Deutschland | 26.230 | 8.276 | 5.796 | 88 | 395 | 274 | 543 | 9.085 | 1.773 | 0,32 |
ITA Italien | 3.907 | 2.357 | 47 | 8 | 15 | 18 | 56 | 1.064 | 342 | 0,60 |
Andere EU-Staaten [3] | 11.635 | 2.903 | 1.280 | 121 | 125 | 1.310 | 793 | 4.114 | 989 | 0,25 |
BIH Bosnien u. Herzegowina | 34.373 | 11.380 | 76 | 25 | 11.550 | 6.435 | 134 | 3.885 | 888 | 0,33 |
SCG Serbien u. Montenegro [4] | 73.035 | 5.001 | 961 | 52 | 5.166 | 48.568 | 638 | 8.517 | 4.132 | 0,07 |
HRV Kroatien | 10.769 | 6.242 | 104 | 3 | 113 | 799 | 155 | 2.874 | 479 | 0,58 |
MKD Mazedonien | 6.635 | 46 | 22 | 37 | 4.759 | 1.225 | 96 | 252 | 198 | 0,01 |
SVN Slowenien | 2.478 | 1.306 | 127 | . | 54 | 87 | 16 | 782 | 106 | 0,53 |
POL Polen | 24.917 | 14.087 | 418 | 193 | 41 | 49 | 319 | 8.371 | 1.439 | 0,57 |
ROU Rumänien | 9.297 | 1.663 | 1.181 | 232 | 20 | 2.722 | 1.128 | 1.909 | 442 | 0,18 |
CHE Schweiz | 2.346 | 877 | 402 | 27 | 30 | 28 | 79 | 737 | 166 | 0,37 |
SVK Slowakische Republik | 7.530 | 3.494 | 495 | 70 | 41 | 30 | 78 | 2.936 | 386 | 0,46 |
CZE Tschechische Republik | 21.158 | 11.604 | 625 | 73 | 52 | 49 | 263 | 7.860 | 632 | 0,55 |
TUR Türkei | 47.321 | 158 | 29 | 64 | 43.612 | 914 | 100 | 1.080 | 1.364 | 0,00 |
HUN Ungarn | 11.927 | 4.961 | 1.402 | 300 | 37 | 36 | 162 | 4.239 | 790 | 0,42 |
USA | 3.080 | 668 | 554 | 146 | 32 | 22 | 267 | 1.078 | 313 | 0,22 |
Anderer Staat | 69.651 | 11.298 | 1.653 | 2.588 | 18.188 | 7.222 | 9.367 | 15.173 | 4.162 | 0,16 |
Katholische Kirche
Als sich das Christentum ausbreitete, gehörte Wien zum Römischen Reich. Erstmals scheint das Christentum in Österreich im Jahr 174 auf, im 3. Jahrhundert ist die Religion schon weit im westlichen Raum verbreitet, im 7. Jahrhundert wird in Salzburg das Bistum gegründet, das allmählich auch den östlichen Raum missioniert. Schließlich ist im 8. und 9. Jahrhundert auch der Kirchenbau hier eingekehrt, die erste katholische Kirche ist wahrscheinlich die Ruprechtskirche. Als im 10. Jahrhundert die Magyaren in Wien einfallen, zerfällt die christliche Struktur und wird dann rasch wieder aufgebaut, sodass bis ins 13. Jahrhundert zahlreiche Klöster entstehen. Ein eigenes Bistum erhält Wien jedoch erst - nach zahlreichen Interventionen der Herrscher, zuletzt durch den Kaiser Friedrich III. - 1469. Der erste Bischof von Wien wurde Leopold Graf Spaur, die Propsteikirche St. Stephan wurde zum Dom erhoben.[5] 1448 wurde in Wien das erste Konkordat zwischen König Friedrich IV. und dem Papst geschlossen, in dem man die kirchliche Organisation der Kirche übertrug. Das Wiener Konkordat sollte bis 1803 Gültigkeit behalten.
Im 16. Jahrhundert wurde die katholische Kirche schwer erschüttert, die Reformation hatte Einzug gehalten. Die Niederösterreichischen Stände wurden Protestanten, das Kaiserhaus jedoch hielt am katholischen Glauben fest. 1570 war nahezu ganz Österreich protestantisch, was dazu führte, dass etwa 20 Jahre später die Gegenreformation einsetzte. In Wien siedelten sich nun Barnabiten, Kapuziner, Jesuiten und Serviten an, und nach Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte sich die Gegenreformation tatsächlich durchgesetzt.
Wien war nun wieder katholisch, und mit der Katholisierung ging die Barockzeit einher, großartige Sakralbauten feierten den wiedergefundenen Glauben. Mittlerweile griff aber auch der Kaiser stärker in die Kirchenpolitik ein, einen Höhepunkt fand die Entwicklung unter Joseph II., der einerseits die Struktur der Diözesen begründete, andererseits Klöster, die nicht ausreichend wirtschafteten, auflöste.1855 schlossen die Kirche und der Staat ein neuerliches Konkordat ab, das bewirkte, dass die Kirche mehr Einfluss denn je auf den staatlichen Machtbereich bekam, Eherecht und Schulwesen gelangten wieder in die Hand der Kirche. 1874 wurde das Konkordat formell aufgehoben, schließlich gipfelte der Kampf zwischen Liberalismus und Glauben in der Erlassung eines Staatsgrundgesetzes, das noch heute die Basis für die Religionsfreiheit darstellt.
Schlussendlich sorgte das dritte Konkordat, abgeschlossen zwischen Dollfuß und der Kirche, dafür, dass der "Christliche Ständestaat" einziehen konnte - es gilt genaugenommen noch heute. Nur kurz, in der NS-Zeit, wurde das Konkordat missachtet: Die Kirche verlor den staatlichen Schutz, Schulen und Organisationen der Katholiken wurden aufgelöst, der Religionsfonds floss in den NS-Schatz ein. Viele Priester und Laien wurden verfolgt, verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Nach der Befreiung wurde die Kirche schließlich wieder aufgebaut, heute ist die katholische Kirche mit 41 % am Gesamtanteil die stärkste der vertretenen Religionen - 31 % der Wiener sind ohne Bekenntnis.
Evangelische Kirche
Ein kleines Video zum Evangelischen Wien findet sich auf der Seite des ORF: evangelische Wien
Quellen
- ↑ Quelle: Statistik Austria - Volkszählung 2001
- ↑ Dazu zählt das Bekenntnis zur bulgarisch-orthodoxen, griechisch-orientalischen (orthodoxen), koptisch-orthodoxen, rumänisch-orthodoxen, russisch-orthodoxen, serbisch-orthodoxen sowie zur syrisch-orthodoxen Kirche.
- ↑ Mitgliedsstand vom 1.1.1995
- ↑ Einschließlich SRB Serbien und MNE Montenegro
- ↑ Peter Eisler, Manfred Skopec u.a: Stadtchronik Wien, Verlag Christian Brandstätter, 1986, Wien, S. 98