Meister Martin Eisenarm

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Meister Martin Eisenarm Relevante Orte: Die Babenberger-Residenz, Am Hof
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Es war im Jahr 1237, als ein Schmied namens Meister Martin Eisenmann in Wien ein berühmter Mann war. Seine Bekanntheit hatte er wohl erreicht, weil er tüchtig war und sein Handwerk gut verstand, aber auch, weil er am Tag nur so lange arbeitete, bis er vier Groschen verdient hatte. Allerdings machte er das auch an Sonn- und Feuertagen. So erfuhr auch der Kaiser Friedrich II. vom seltsamen Tun des Meisters, und Arbeit an Feiertagen waren ihm gar nicht recht. So bestellte er den Schmied zu sich.

"Stimmt das, dass du auch an Sonn- und Feiertagen arbeitest?" herrscht er Martin an. "Ja", antwortet dieser selbstsicher. "Und auch, dass du täglich nur 4 Groschen einnimmst?" "Ja, auch das stimmt." "Warum?" "Nun, einen verschenk' ich, einen erstatt' ich, einen werf' ich weg und einen verwend' ich für mich", erklärt der Schmied.

Verwundert meinte der Kaiser: "Das verstehe ich nicht. Erkläre es mir!" "Das will ich gerne tun", sagte Martin. "Den ersten Groschen verschenke ich an die Armen. Den zweiten gebe ich meinem Vater als Lebensunterhalt und erstatte ihm so zurück, was er, als ich jung war und noch nichts verdient hab', für mich ausgelegt hat. Den dritten Groschen gebe ich meiner Frau, die damit machen kann, was sie will. Sie kauft sich Putz und Plunder, alles unnützes Zeugs - es ist weggeworfenes Geld. Den vierten Groschen aber verwende ich für meine eigenen Bedürfnisse. Ihr seht, mein Kaiser, dass ich mit 4 Groschen das Auslangen finde und alle in meiner Familie zufriedengestellt sind."

So zornig der Kaiser anfangs war, so sehr schloss er den Meister nun in Herz. Er sprach: "Meister Martin, Ihr könnt gehen und weiter tun wie bisher. Doch müsst Ihr mir versprechen, keinem Menschen zu erzählen, was es mit den 4 Groschen auf sich hat - so lange, bis Ihr mein Antlitz hundertmal gesehen habt."

Martin schwor es, veneigte sich und ging.

Der amüsierte Kaiser holte nun seine Räte zusammen und gab ihnen ein Rätsel auf, um sie zu testen. "Sagt, wie würdet ihr 4 Groschen verwenden, von denen der erste verschenkt, der zweite erstattet, der dritte weggeworfen und der vierte verbraucht wird?" Die Räte waren nun genauso verwirrt, wie der Kaiser es war, der sich nun prächtig amüsierte und seinen Herren aucht Tage Zeit gab, um mit einer Lösung zu kommen.

Die Räte hatten natürlich mitbekommen, dass der Schmied bei Hof gewesen war und so gingen sie zu ihm und forderten die Auflösung des Rätsels. Sie fragten ihn, was es damit auf sich hätte, doch der Schmied lächelte nur und meinte, dass er das nicht sagen dürfe. Doch dir Räte blieben hartnäckig und wollten wissen, womit sie ihn umstimmen könnten. So sagte Meister Martin schließlich nach einigem Überlegen, dass einhundert Golddukaten seine Zunge ockern würden.

Die Räte gaben ihm den verlangten Sold, und Martin setzte sich nun hin, nahm jede einzelne Münze in die Hand und betrachtete sie ausgiebig. Die ungeduldigen Räte drängten mit der Antwort, doch Martin fuhr mit seinem seltsamen Treiben fort, bis er die letzte Münze aus der Hand legte und die Lösung verriet.

Stolz eilten die Räte nun zum Kaiser und lösten das Rätsel auf. Sofort war dem Kaiser klar, dass Martin geredet hatte und bestellte diesen unverzüglich zu sich. "Du hast dein Versprechen gebrochen!" donnerte Friedrich. ">Das habe ich nicht", meinte lächelnd der Martin, "Eure Ratsherren brachten mir 100 Goldgulden. Auf jedem davon ist Euer Antlitz aufgeprägt. Ich habe mir - da könnt Ihr eure Minister fragen - jedes einzelne genau angesehen!".

Da musste der Kaiser herzlich lachen und verzieh dem Schlauen. Die Wiener sprachen noch lange über dieses Ereignis. [1]



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Quellen

  1. o.A.: Die schönsten Sagen aus Österreich, o. J., Seite 50