Lindengasse
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Namensgebung und Geschichte
Die Lindengasse ist eine fast einen Kilometer lange Ost-West-Verbindung im 7. Bezirk (Neubau), die von der Stiftgasse bis zur Schottenfeldgasse verläuft und dort in die Stollgasse übergeht. Sie liegt damit parallel zur Mariahilfer Straße und zur Burggasse und bildet eine typische, von Wohn- und Geschäftshäusern geprägte Vorstadtgasse zwischen den großen Verkehrsachsen.[1]
Benannt wurde die Gasse 1862 nach dem Gasthausschild Zur goldenen Linde am Haus Nr. 24, das als lokales Wirtshauszeichen weit über das Grätzel hinaus bekannt war.[2] In älteren Quellen wird die heutige Lindengasse noch unter einer Reihe unterschiedlicher Namen geführt, die jeweils einzelne Abschnitte bezeichneten: So sind etwa Mittlere Gasse oder Im Schöff als Hinweise auf die frühere Lage zwischen Weingärten überliefert, während rund um einen öffentlichen Brunnen die Bezeichnungen Josefibrunnengasse und Josefigasse gebräuchlich waren.[3] Im mittleren Teil tauchte zeitweise der Name Leopoldigasse auf, westwärts finden sich Obere Brunngasse und Dreilaufergasse als ältere Abschnittsbezeichnungen.[4]
Mit dem Wachstum der Vorstadt Neubau wurden diese Abschnitte schrittweise zu einem durchgehenden Straßenzug zusammengefasst: 1897 kam es zur Verbindung mit der Neubaugasse, 1909 wurde die Dreilaufergasse einbezogen, 1913 schließlich reichte die Lindengasse nach einer Verlängerung über die Zieglergasse hinaus bis zur Schottenfeldgasse.[5] Die akzentuierte Schreibweise des Namens ist, anders als bei vielen anderen Wiener Straßennamen, nie üblich gewesen; stattdessen blieb die einfache Form Lindengasse amtlich.
Rund um 1900 veränderte sich das Straßenbild deutlich: Zahlreiche kleine Vorstadthäuser wurden durch höher verbautes Gründerzeit- und Jugendstil-Zinshaus ersetzt. Ein markantes Beispiel ist der Bereich um Lindengasse 4 an der Ecke Kirchengasse, wo das 1696 errichtete Barockhaus Zum grünen Tor (auch Rauchfangkehrerhaus) durch einen Neubau von 1904 ersetzt wurde, der bis heute mit seinen Erkern und secessionistisch inspirierten Balkongittern auffällt.[6]
Bis heute ist die Lindengasse von einem dichten Mix aus Wohnhäusern, Lokalen, kleinen Geschäften und Kreativbetrieben geprägt. In den 2010er-Jahren sorgte vor allem der Bereich rund um Lindengasse 60–62 für Schlagzeilen: Das damalige Altgebäude wurde zeitweise besetzt und in weiterer Folge durch einen Neubau mit Wohnungen, Nahversorger und einem kleinen Parkbereich im Blockinneren ersetzt, der auch von einer angrenzenden Schule mitgenutzt wird.[7][8][9]
Häuser der Straße
- Lindengasse 1
- Lindengasse 2
- Lindengasse 2A
- Lindengasse 3
- Lindengasse 4 - Eckhaus zur Kirchengasse; hier stand bis um 1900 das 1696 errichtete Barockhaus Zum grünen Tor (Rauchfangkehrerhaus), das durch ein Miethaus von 1904 der Architekten Franz Anderle und Wilhelm Schimitzek ersetzt wurde.[10]
- Lindengasse 5
- Lindengasse 6
- Lindengasse 7
- Lindengasse 8
- Lindengasse 9
- Lindengasse 10
- Lindengasse 11
- Lindengasse 12
- Lindengasse 14
- Lindengasse 15
- Lindengasse 16
- Lindengasse 17-19
- Lindengasse 18
- Lindengasse 20
- Lindengasse 21
- Lindengasse 22
- Lindengasse 23
- Lindengasse 24 - vermutlicher Standort des Gasthausschilds Zur goldenen Linde, das der Straße ihren heutigen Namen gab.[11]
- Lindengasse 25 - um 1900 errichtetes, reich dekoriertes Gründerzeithaus mit aufwendig gestaltetem Eingangsbereich und Stiegenhaus; heute revitalisiertes Zinshaus mit Wohnungen im gehobenen Standard.[12][13]
- Lindengasse 26
- Lindengasse 27
- Lindengasse 28
- Lindengasse 29
- Lindengasse 30
- Lindengasse 31-33
- Lindengasse 32
- Lindengasse 34 - hier fand am 13. Mai 1945 die erste Konferenz der KPÖ nach dem Zweiten Weltkrieg statt; später waren im Umfeld wissenschaftliche Gesellschaften sowie ein Reformhaus angesiedelt.[14]
- Lindengasse 35
- Lindengasse 36
- Lindengasse 37
- Lindengasse 38
- Lindengasse 39
- Lindengasse 40
- Lindengasse 41
- Lindengasse 42
- Lindengasse 43
- Lindengasse 44 - evangelisch-lutherische Auferstehungskirche der Pfarrgemeinde Neubau/Fünfhaus, 1959–1962 nach Plänen von Friedrich Rollwagen und Henry Lutz als Hallenkirche mit farbigen Glasmosaikfenstern errichtet.[15][16][17]
- Lindengasse 44A
- Lindengasse 45
- Lindengasse 46
- Lindengasse 47
- Lindengasse 48
- Lindengasse 49 - denkmalgeschütztes Wohnhaus, dessen Kern auf das 16./17. Jahrhundert zurückgeht; die heutige Fassade gehört zu den wenigen noch erhaltenen älteren Häusern der Gasse.[18]
- Lindengasse 50
- Lindengasse 51
- Lindengasse 52
- Lindengasse 53
- Lindengasse 54
- Lindengasse 55
- Lindengasse 56
- Lindengasse 57
- Lindengasse 58
- Lindengasse 59
- Lindengasse 60-62 - Neubauanlage aus den 2010er-Jahren mit Wohnungen, Balkonen und Loggien sowie einem Supermarkt im Erdgeschoss; im Hofbereich liegt eine kleine Park- und Spielfläche, die von Hausgemeinschaft, Schule und Öffentlichkeit genutzt wird.[19][20][21]
- Lindengasse 61-63
- Lindengasse 64-66
- Lindengasse 65
Verkehrsanbindung
Die Lindengasse ist sehr gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Im Osten sind die U-Bahn-Station Neubaugasse (U3, in Zukunft auch U2) sowie mehrere Buslinien (13A, 14A) in wenigen Gehminuten erreichbar; entlang der Neustiftgasse und am Neubaugürtel verkehren außerdem die Straßenbahnlinien 5 und 49, die eine rasche Verbindung zum Westbahnhof (U3, U6) und in die Innenstadt herstellen.[22][23]
→ weiter zu kreuzenden Straßen: Stiftgasse | Kirchengasse | Neubaugasse | Zieglergasse | Schottenfeldgasse | Stollgasse
Quellen
- ↑ im7ten.com: 20+ Tipps und Fakten aus der Lindengasse, 23. Mai 2024 (Abschnitt zur Lage und Ausrichtung der Straße).
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 4, Le–Ro, Wien 1995, Stichwort Lindengasse.
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 4, Le–Ro, Wien 1995, Stichwort Lindengasse; im7ten.com: 20+ Tipps und Fakten aus der Lindengasse.
- ↑ Wien Geschichte Wiki (teilweise zit. nach im7ten.com): Einträge zu Lindengasse, Dreilaufergasse und Josefibrunnengasse.
- ↑ Wien Geschichte Wiki: Lindengasse (Angaben zu Verlängerungen 1897, 1909 und 1913).
- ↑ WienSchauen: Alt-Wien wird neu – Abriss und Neubau um 1900, Abschnitt Lindengasse 4 (7. Bezirk).
- ↑ Der Standard: Vom Schandfleck zur „Premiumklasse“, 28. September 2015 (zur Vorgeschichte von Lindengasse 60–62).
- ↑ ESW Gebäudetechnik: Projektbeschreibung Lindengasse 60–62, 2013–2014.
- ↑ Gruppe Planung: Projekt Marianne-Fritz-Park beim Wohn- und Geschäftsgebäude Lindengasse 60–62.
- ↑ WienSchauen: Alt-Wien wird neu – Abriss und Neubau um 1900, Abschnitt Lindengasse 4 (7. Bezirk).
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 4, Le–Ro, Wien 1995, Stichwort Lindengasse.
- ↑ 3SI Immogroup: Zinshauskauf in Lindengasse (1070), News vom 5. März 2020.
- ↑ 3SI/Winegg: Altbau-Projekt Lindengasse 25 – 1070 Wien, Projektbeschreibung.
- ↑ im7ten.com: 20+ Tipps und Fakten aus der Lindengasse, Abschnitt Lindengasse 35 und 37 (mit Verweis auf Felix Czeike).
- ↑ Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs: Wien II.–IX. und XX. Bezirk, Wien 1993, Abschnitt Evangelische Auferstehungskirche.
- ↑ Wikipedia: Auferstehungskirche (Wien-Neubau).
- ↑ Evangelische Pfarrgemeinde A. B. Neubau/Fünfhaus: Website Auferstehungskirche, Lindengasse 44a.
- ↑ Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs: Wien II.–IX. und XX. Bezirk, Angaben zu Lindengasse 49.
- ↑ ÖRAG: Objektbeschreibung Lindengasse 60–62, 1070 Wien.
- ↑ Gruppe Planung: Projekt Marianne-Fritz-Park beim Wohn- und Geschäftsgebäude Lindengasse 60–62.
- ↑ BILLA: Filiale Lindengasse 60–62/Zieglergasse 19, 1070 Wien (diverse Filial- und Öffnungszeitenportale).
- ↑ 3SI Immogroup / Winegg: Projektbeschreibungen zu Lindengasse 25 – 1070 Wien (Angaben zur Verkehrsanbindung, U-Bahn und Buslinien).
- ↑ ÖRAG: Objektbeschreibung Lindengasse 60–62, 1070 Wien (Hinweis auf U3, U6, 13A, 5 und 49).