Landesgerichtsstraße 9A-11

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Haus: Landesgerichtsstraße 9A-11 Grund-Informationen
Landesgerichtsstraße 09.JPG
Aliasadressen =Landesgerichtsstraße 9A-11, =Alserstraße 1-5, =Frankhplatz 1
Ehem. Konskriptionsnummer Vorstadt Alserstadt: 1770: 1, 2, 3, 4 | 1795: 2, 3, 4, 5 | 1820: 2, 3, 4 | 1862: 2, 3, 4; Am Paradeplatz, Alser Hauptstraße
Baujahr 1831, Erweiterung 1873
Architekt Johann Fischer, Erweiterung Josef Schandl


Das Graue Haus - Architektur und Geschichte

Das Kriminalgebäude 1838, Kupferstich [1]

Bereits 1816 wurde beschlossen, die Schranne Am Hohen Markt 5 aufzuheben, sie war zu klein geworden. Das Landesgericht für Strafsachen (Wienerisch: "Landl", auch "Graues Haus"), damals noch "Kriminalgericht", wurde schließlich ab 1831 von Johann Fischer erbaut. [2] Am 14.5.1839 fand hier die erste Ratssitzung im neu eröffneten Haus statt. Das riesige Haus (mit 223 Meter Länge auf einem Areal von 21.872 Quadratmetern) bestand aus drei Trakten, in denen sich das Gefangenenhaus, eine Kapelle und ein "Inquisitenspital" (Gefängniskrankenhaus) befanden.

Bis 1850 unterstand das damals noch städtische Gericht dem Vizebürgermeister der Stadt, der damit gleichzeitig Präsident der Kriminalgerichte war. Mit 1.7.1850 wurde die Gerichtsbarkeit vom Staat übernommen, es wurde nun zum "k.k. Landesgericht in Strafsachen in Wien". Zwischen 1870 und 1878 wurden Umbauten vorgenommen, bei dieser Gelegenheit wurde auch ein drei- und vierstöckiger "Neutrakt" auf Seite der Alserstraße. Da Hinrichtungen nicht mehr öffentlich stattfinden sollten, wurden sie ab 1876 in den "Galgenhof" verlegt. Die Hinrichtung erfolgte durch einen "Würgegalgen".

"Niemals vergessen - seid wachsam" - Gedenktafeln im Weiheraum für alle Opfer der NS-Zeit

Zwischen 1914 und 1915 wurden durch Eduard Zotter Umbauarbeiten vorgenommen. [3]

In der NS-Zeit wurde das Gericht sofort übernommen und ein Hinrichtungsraum geschaffen - der damalige Raum 47 C, heute "Weiheraum", wo 650 Namen von Widerstandskämpfern ausgewiesen werden. Die Nazis statteten den Raum mit einer aus Berlin gelieferten Guillotine (damals Gerät F., F wie Fallbeil, genannt), aus. In dieser Zeit wurden 1.184 Personen hingerichtet, darunter

  • 537 politische Todesurteile gegen Zivilisten,
  • 67 Köpfungen von Militärs,
  • 49 kriegsbedingte Vergehen,
  • 31 kriminelle Fälle.

Unter den Hingerichteten befanden sich zahlreiche Widerstandskämpfer und auch 93 Frauen jeden Alters, die jüngste war ein 16-jähriges Mädchen, die älteste eine 72-jährige Frau. Beiden warf man "politische Gründe" vor. Die Leichen aller Opfer wurden dem Anatomischen Institut der Uni Wien übergeben.

1944 wurde der A-Trakt (Inquisitentrakt) durch eine Bombe getroffen und dabei zerstört, er wurde erst nach dem Krieg wieder aufgebaut.

Die letzte Hinrichtung in Wien (in diesem Haus) fand am 24.3.1950 statt, es handelte sich dabei um den Frauenmörder Johann Trnka. Offiziell abgeschafft wurde die Todesstrafe schließlich am 1. Juli 1950. Der Hinrichtungsraum wurde 1967 zu einer Gedenkstätte umgestaltet.

Zehn Zeittafeln

Zeittafeln an der Fassade des Landesgerichts

Ende Jänner 2015 wurden an der Außenfassade des Wiener Straflandesgerichtes zehn Zeittafeln angebracht, die an die Geschichte des „Grauen Hauses“ und die Strafgerichtsbarkeit von 1839 bis in die Gegenwart erinnern. Sie wurden von Justizminister Wolfgang Brandstetter gemeinsam mit Friedrich Forsthuber und im Beisein von Kulturminister Josef Ostermayer der Öffentlichkeit präsentiert. Die Tafeln erinnern auch an die Gräuel des NS-Regimes und die Abschaffung der Todesstrafe in Österreich.

Mahnmal "369 Wochen"

Mahnmal "369 Wochen"

Im April 2015 wurde vor dem Landesgericht ein Mahnmal für die Opfer der Justiz im NS-Regime enthüllt. Die Künstlerin Eva Schlegel schuf eine Pyramide aus Stahl, die den Schriftzug „369 Wochen“ trägt. Der Schriftzug wird als Lichtinstallation auf die Außenwand des Landesgerichts projiziert und steht symbolisch für die 369 Wochen der NS-Herrschaft in Wien. [4], [5]


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Quellen

  1. Franz Carl Weidmann: Neuestes Panorama von Wien oder malerische Ansichten der vornehmsten und merkwürdigsten Plätze, Straßen, Paläste, Kirchen, Klöster, Gärten und anderen vorzüglicheren Gebäuden der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien, ihrer Vorstädte und Umgegend. 2. Auflage, ca. 1838/39.
  2. http://www.architektenlexikon.at/de/1057.htm
  3. http://www.architektenlexikon.at/de/720.htm
  4. https://www.justiz.gv.at/web2013/home/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen_2015/mahnmal_369_wochen_erinnert_an_opfer_der_ns-justiz~2c94848b4cb2b0d4014ce12c4a560e44.de.html
  5. https://www.wien.gv.at/kultur/religion/369-wochen-mahnmal.html