Friedrichstraße 12
- Bezirk
- 1., Innere Stadt
- Aliasadressen
- =Friedrichstraße 12
- Konskriptionsnummer (Stadt)
- vor 1862: – Glacis
- vor 1847: –
- vor 1821: –
- vor 1795: –
- Baujahr
- 1897–1898
- Architekten (Bau)
- Josef Maria Olbrich
Die Secession - Architektur und Geschichte
1897 trat Gustav Klimt mit einer Gruppe von Künstlern aus dem konservativen Künstlerhaus aus und gründete die Vereinigung bildender Künstler Wiener Secession. Ziel war es, sich vom historistischen Kunstverständnis der Ringstraßenzeit zu lösen und ein Forum für moderne und internationale Gegenwartskunst zu schaffen.[1] Die neue Künstlervereinigung suchte von Anfang an nach einem eigenen Ausstellungshaus, das diese Programmatik architektonisch widerspiegeln sollte.[2]
Die Stadt Wien stellte für das Projekt das Grundstück zur Verfügung, eigentlich war als Standort ein Areal Ecke Wollzeile/Ring, im Bereich des heutigen Dr.-Karl-Lueger-Platzes, gedacht. Die Wiener Bevölkerung regte sich über das neue Gebäude jedoch derartig auf, dass dieser Plan verworfen und die Fläche nahe dem Naschmarkt gewählt wurde. [3] Für das Ausstellungshaus wurden mehrere Entwürfe diskutiert, unter anderem legte auch Klimt Skizzen vor. Schließlich setzte sich der Entwurf des jungen Otto-Wagner-Schülers Josef Maria Olbrich durch, der einen klar gegliederten, kubischen Bau im neuen Secessionsstil (Wiener Jugendstil) vorsah.[4]
Das Gebäude wurde 1898 fertig gestellt und am 15.11. feierlich eröffnet. Es war weltweit das erste Haus, in dem zeitgenössische Kunst ausgestellt wurde. Auch nach der Fertigstellung des Gebäudes war die Stimmung der Wiener zu dem Haus äquivalent: Man nannte es wegen seiner glatten Wände und der kubischen Form auch "Assyrische Bedürfnisanstalt".[5]
Das Haus wurde im Laufe seiner Geschichte mehrfach umgestaltet und nach Kriegszerstörungen wiederaufgebaut. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigten Bombentreffer und ein Brand im Inneren das Dach und Teile der Außenmauern schwer; der Wiederaufbau zog sich bis in die 1960er Jahre. 1985/86 und 2017/18 erfolgten umfassende Renovierungen unter der Leitung von Adolf Krischanitz, bei denen Fassade, Kuppel, Innenräume und der Zugang zum Beethovenfries erneuert wurden.[6]
Gestalterische Details
Symbol des Hauses ist die Lorbeerkuppel, die die Einheit von Kunst und Natur betonen soll, von den Wienern „goldenes Krauthappel“ genannt. Der Bau selbst fungiert als Manifest des Gesamtkunstwerks: Architektur, plastischer Schmuck, Schriftzüge und Farben sind konsequent aufeinander abgestimmt.[7]
Unter der Lorbeerlaube sollte sich die Kunst entfalten. Dies manifestiert auch der Spruch links neben der Eingangstür: "Ver Sacrum": Heiliger Frühling, er steht für den Wunsch einer neuen Blütezeit der Kunst.
Über dem Eingang ist der Leitspruch der Secession angebracht: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“. Er wurde von Ludwig Hevesi (siehe auch: Gedenktafel in der Akademiestraße 2B/2C) angebracht.[8], [9]
- Die bronzenen Eingangstüren wurden von Georg Klimt, dem Bruder von Gustav Klimt, entworfen.
- Die sechs Eulenreliefs an den Seitenwänden stammen von Koloman Moser; sie verkörpern Weisheit und Wachsamkeit der Kunst.
- Die Gorgonen über der Eingangstür sind ein Werk von Othmar Schimkowitz.
- Die beiden tonnenschweren Mosaikschalen neben der Freitreppe wurden von Robert Oerley geschaffen; formgleiche Schalen finden sich bei der Villa Wustl in Hietzing, die (für den Industriellen Richard Wustl) ebenfalls von Oerley geplant wurde.[10]
Interessante Fakten
Das Haus war ursprünglich an der Adresse Linke Wienzeile 2.
Die Konstruktion ruht auf rund acht Meter tief reichenden Betonsäulen, die bis zum an dieser Stelle unterirdisch verlaufenden Wienfluss hinabreichen – ein Stück unsichtbare Ingenieurbaukunst unter der weißen Hülle.[11]
Die Secession ist auch auf einem aktuellen Geldstück zu finden: Sie ist auf der Rückseite der österreichischen 50-CentMünze abgebildet.
Ein Kurzüberblick ist hier zu finden: Secession, Ausstellungen
Das Beethovenfries
Im Untergeschoß des Hauses ist der Beethovenfries von Gustav Klimt zu sehen. Das Werk entstand 1902 für die XIV. Ausstellung der Secession, die als Hommage an Ludwig van Beethoven konzipiert war und die Idee eines secessionistischen Gesamtkunstwerks umsetzen sollte.[12] Der Fries ist rund 34 Meter lang und etwa zwei Meter hoch; er interpretiert Beethovens 9. Symphonie als Abfolge von Sehnsucht, Kampf, Versuchung und Erlösung.
| Thema: Beethovenfries | |
|---|---|
|
Datierung: 1902 | |
Ursprünglich war das Wandbild als temporäre Arbeit geplant und sollte nach Ende der Ausstellung wieder abgetragen werden. 1903 kaufte ein Sammler das Werk und ließ es, in sieben Tafeln zerlegt, von der Wand nehmen, um es vor der Zerstörung zu bewahren. Später gelangte der Fries in den Besitz der Familie Lederer. 1973 erwarb die Republik Österreich das Werk; seit 1986 ist es – nach umfangreicher Restaurierung – in einem eigenen, klimatisierten Raum im Untergeschoß der Secession dauerhaft zugänglich.[13]
Der Rest des Hauses bietet rund 1.000 m² Ausstellungsfläche, auf der jährlich mehrere Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt werden.[14]
Die Secession als Künstlervereinigung
Die Vereinigung bildender Künstler Wiener Secession wurde am 3. April 1897 von Gustav Klimt, Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Max Kurzweil, Josef Engelhart und anderen als Abspaltung vom Künstlerhaus gegründet. Vorbild waren die Secessionen in München und Berlin, die sich bereits zuvor vom akademischen Kunstbetrieb gelöst hatten.[15]
Die Secession wollte internationale Strömungen nach Wien holen, den Austausch mit ausländischen Künstlerinnen und Künstlern fördern und den angewandten Künsten einen gleichberechtigten Platz neben Malerei und Skulptur einräumen. Das Vereinsorgan Ver Sacrum, eine kunstvoll gestaltete Zeitschrift, wurde zu einem wichtigen Medium dieser neuen Kunstauffassung.[16]
1903 gründeten Josef Hoffmann und Koloman Moser mit Unterstützung von Fritz Waerndorfer die Wiener Werkstätte, eine Produktionsgemeinschaft für Kunsthandwerk und Design, die aus dem Umfeld der Secession hervorging. Unterschiedliche Auffassungen über die Rolle der angewandten Kunst und über Fragen der Ausstellungspolitik führten in den folgenden Jahren zu Spannungen. 1905 verließ die sogenannte Klimt-Gruppe – darunter Klimt, Hoffmann, Moser und Otto Wagner – die Secession; die Vereinigung bestand mit anderen Schwerpunkten weiter.[17]
1939, im NS-Regime, strebte das Kulturamt danach, alle bestehenden Kulturvereinigungen zusammenzufassen und einem gemeinsamen Leiter zu unterstellen. Man zog sämtliche Kunstwerke zusammen und unterstellte sie dem Künstlerhaus. Damit wurde auch die Secession als eigenständige Gesellschaft beendet.
Nach 1945 erfolgte die Wiedergründung; heute zählt die Secession zu den ältesten unabhängigen, ausdrücklich der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Ausstellungshäusern weltweit.[18]
Die Marc-Anton-Gruppe
Neben der Secession steht eine bronzene Statue, die Marc-Anton-Gruppe, von der Bevölkerung liebevoll "Löwenfiaker" genannt. Sie zeigt den römischen Feldherren (* 82 v.Chr. in Rom, † 1. August 30 v.Chr) mit einem Löwengespann.
| Thema: Marc-Anton-Gruppe | |
|---|---|
|
Datierung: 1899–1900 | |
Arthur Strasser schuf die Figurengruppe 1899/1900 im Auftrag der österreichischen Regierung für die Pariser Weltausstellung 1900. Nach der Rückkehr nach Wien sollte das Monument ursprünglich beim Kunsthistorischen Museum aufgestellt werden, blieb aber provisorisch bei der Secession und steht bis heute dort.[19]
Am 7. Februar 1945 wurde die Gruppe durch Bombensplitter schwer beschädigt; 1956 erfolgte eine erste Restaurierung. Im Zuge des U-Bahn-Baus und der Errichtung eines neuen Depots für die Secession wurde die Statue 2005 erneut demontiert, konserviert und restauriert. Heute ist sie wieder vollständig zu sehen und zählt zu den markantesten Großplastiken des Wiener Jugendstils im öffentlichen Raum.[20]
Alte Ansichten
- Alte Blickwinkel auf Secession und Marc-Anton-Gruppe
Gedenktafeln
Die Erneuerung des Gebäudes der
Secession fand in der Zeit von
Jänner 1985 bis Jänner 1986 statt.
Die erforderlichen Geldmittel wurden
von der Stadt Wien gemeinsam mit
dem Bundesministrium für
Unterricht, Kunst und Sport und dem
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung bereitgestellt.
Die Renovierung des Hauses wurde
von der "Vereinigung bildender
Künstler - Wiener Secession" unter
der federführenden Planung von
Architekt Adolf Krischanitz
durchgeführt.
Die Renovierung der Secession 2018 wurde ermöglicht durch die Unterstützung von
Bundeskanzleramt Stadt Wien
Freunde der Secession Richard Grubman, Alexander Kahane
Fondation Evergete, Ronald & Jo Carole Lauder, Markus Schafferer, Daniela Almeida Ribeiro,
Theodoro Schafferer, Victoria Schafferer, SIGNA
Alfred Bär & Marion Bär-Brunschwig, Daniel Buchholz & Christopher Müller, William 6 Donna Eacho,
Burkhard & Gabriele Gantenbein, Francesca Habsburg, Anthony & Jeanette Handler,
Juranek-Yansouni Family, Christian Kaufmann, Adolf Krischanitz, Christian & Florence Levett
Robert & Sylvia Liska, Christian & Doris Mayer, Gregor & Bee Medinger
Alexander & Katharina Nürnberger, Christian & Maria Planegger, Wolfgang & Angelika Rosam
Donald & Mera Rubell, Otto & Christa Schwarz, Otto für Gustav, Philipp & Stephan Schwarz
Bankhaus Spängler, Richard & Christine Walker, Stefan & Elisabeth Weber, Hannes Winkler
1897 - 1898
Architekt Joseph
Olbrich
→ weiter zu Friedrichstraße
← zurück zu Kategorie:Jugendstil
Quellen
- ↑ Artikel Wiener Secession in: Wikipedia, abgerufen 2025; WienTourismus: Secession, wien.info.
- ↑ Jürgen Nautz, Jürgen P. Nautz: Die Wiener Jahrhundertwende: Einflüsse, Umwelt, Wirkungen, Böhlau Verlag Wien, 1996, S. 535 fff.
- ↑ Artikel Wiener Secessionsgebäude in: Wikipedia, Abschnitt Geschichte.
- ↑ Gabriele Fahr-Becker: Jugendstil, Köln 1997; Bösendorfer: Secession – Einheit in der Vielfalt, boesendorfer.com.
- ↑ Bertha Blaschke, Luise Lipschitz: Architektur in Wien 1850 bis 1930: Historismus - Jugendstil - Sachlichkeit, Springer Verlag, 2002)
- ↑ Artikel Wiener Secessionsgebäude in: Wikipedia, Abschnitt Renovierungen; ORF Wien: Secession saniert und modernisiert, 5. September 2018.
- ↑ Bösendorfer: Secession – Einheit in der Vielfalt, boesendorfer.com.
- ↑ Felix Czeike,Helga Czeike, Wien: Kunst, Kultur und Geschichte der Donaumetropole, DuMont Reiseverlag, 1999, S. 253
- ↑ Victoria Charles,Klaus Carl, Wiener Secession, Parkstone International, 2014
- ↑ Artikel Wiener Secessionsgebäude in: Wikipedia, Abschnitt Gestalterische Elemente.
- ↑ Artikel Wiener Secessionsgebäude in: Wikipedia, Abschnitt Geschichte (Fundamentierung).
- ↑ Secession: Beethovenfries, secession.at; VisitingVienna.com: Beethoven Frieze, 2025.
- ↑ Artikel Beethoven Frieze in: Wikipedia; WienTourismus: Klimts Beethovenfries, wien.info; ORF Ö1: Fachwelt zu Beethovenfries-Restitution, 2017.
- ↑ Secession: Offizielle Website, secession.at.
- ↑ Artikel Wiener Secession in: Wikipedia, Abschnitt Geschichte; TimeTravel Vienna: Die Secession – Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit, timetravel-vienna.at.
- ↑ Leopold Museum: Online-Album Secession, leopoldmuseum.org; Klimt-Datenbank: Wiener Secession.
- ↑ Artikel Wiener Secession und Wiener Werkstätte in: Wikipedia; TheArtStory.org: Vienna Secession – History and Concepts.
- ↑ Wiener Secession: Offizielle Website, secession.at; Artikel Wiener Secession in: Wikipedia.
- ↑ Artikel Marc-Anton-Monument in: Wikipedia; Wien 3D – Marc-Anton-Monument, wien.denkmal-3d.at.
- ↑ Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. München 1976, S. 73; Wien 3D – Marc-Anton-Monument.




