Friedhof Baumgarten

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Friedhof Baumgarten

Baumgartner Friedhof.jpg

Bezirk 14., Penzing
Benennung 1874
Benannt nach Bezirksteil Baumgarten
Lage Waidhausenstraße 52
Fläche in m² ca. 236 362
Grabstellen ca. 33 339


Namensgebung und Geschichte

1786 legten die beiden Gemeinden Oberbaumgarten und Unterbaumgarten im Bereich der heutigen Hütteldorfer Straße und Seckendorfstraße einen gemeinsamen Friedhof an. Nachdem eine Mauer und ein Friedhofskreuz errichtet worden war, fand die Weihe am 15. Jänner 1786 statt, das erste Begräbnis wurde am 10. Februar 1786 vorgenommen.

Etwa hundert Jahre später war der Friedhof zu klein geworden, man legte daher 1874 in der Ried Unterwaidhausen einen neuen an, dessen Weihe am 31.10.1874 vorgenommen wurde. Die letzte Beisetzung im alten Friedhof fand am 20. November 1876 statt. Auch der neue Friedhof musste mehrfach erweitert werden, das erste Mal bereits 1877, eine größere Erweiterung nahm man vor, als die stadteinwärts liegenden Gemeinden Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim sich mit dem Baumgartner Friedhof zusammenschlossen. Das führte dazu, dass 1888 die Leichen aus dem Schmelzer Friedhof (Neulerchenfelder Ortsfriedhof, heute Märzpark) exhumiert und in ein Massengrab nach Baumgarten überführt wurden. Heute zählt der Friedhof mit 236 362 m² Grundflächen zum fünftgrößten Wiens.

Im August 1966 wurde mit dem Abbruch bestehender Aufbahrungsgebäude begonnen, man errichtete zwei neue Hallen nach Plänen von Architekt Baurat Josef Strelec. Die Innengestaltung wurde von Erich Boltenstern übernommen, die künstlerische Ausgestaltung vom Maler Prof. Hermann Bauch.[1] Das erste Mal benutzt wurden die Hallen am 27. November 1967. Zwischen 1993 und 95 erfolgten umfangreiche Renovierungen.

Kunst im öffentlichen Raum

Die Christusstatue

Christusstatue, Baumgartner Friedhof

Stadtbaumeister Josef Münster spendete 1903 eine große Christusstatue, die ursprünglich von Andreas Halbig geschaffen wurde und für die Kathedrale von Esztergom bestimmt war.

Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Mahnmal für die Opfer des Faschismus

Eine markante Stelle des Friedhofs ist das Mahnmal für die Opfer des Faschismus (Gruppe I), das 1995 enthüllt und von Leopold Grausam geschaffen wurde.

Beschreibung & Merkmale

  • Fläche: ca. 236 362 m²
  • Grabstellen: ca. 33 339
  • Christusstatue von 1903, gespendet von Stadtbaumeister Josef Münster
  • Zahlreiche alte Grüfte entlang der Friedhofsmauer und Familiengrüfte aus den 1980er–1990er Jahren
  • Mahnmal für die Opfer des Faschismus (Gruppe I)

Erreichbarkeit

Telefon & Öffnungszeiten: Über die Friedhöfe Wien GmbH erreichbar (Kanzleistunden Mo–Sa, 8–15 Uhr)
3. November bis Ende Februar: von 8 bis 17 Uhr
März sowie von 1. Oktober bis 2. November: von 7 bis 18 Uhr
April bis September: von 7 bis 19 Uhr

Von Mai bis August hat der Friedhof jeden Donnerstag bis 20 Uhr geöffnet.[2]

Bedeutung

Der Friedhof Baumgarten ist nicht nur einer der größten Friedhöfe Wiens, sondern auch ein Ort historisch-kultureller Bedeutung. Er bewahrt Grüfte von bedeutenden Wiener Familien, zeigt künstlerische und architektonische Arbeiten des 20. Jahrhunderts und trägt mit dem Mahnmal zur Erinnerungskultur bei.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

Der Friedhof hat 26 Ehrengräber. [3]

Name Lebensdaten Tätigkeit
Franz Binder 1911–1989 Fußballspieler
Leopold Brauneiss 1847–1920 Stadtrat
Josef Gangl –1916 Schriftsteller, Schauspieler
Franz Glaserer 1904–1983 Politiker
Karl Glossy 1848–1937 Literaturhistoriker
Willy Hesch 1860–1908 Opernsänger
Kurt Horeischy 1913–1945 Chemiker und Widerstandskämpfer
Ernst Jirgal 1905–1956 Lehrer und Schriftsteller
Josef Ferdinand Künstler 1792–1857 Pfarrer von Reindorf
Trude Mally 1928–2009 Sängerin und Dudlerin
Rudolf Much 1862–1936 Germanist
Dionys Schönecker 1888–1938 Fußballspieler und -funktionär
Friedrich Schönpflug 1873–1951 Maler und Karikaturist
Rolf Schwendter 1939–2013 Schriftsteller
Friederike Seidl 1936–1987 Politikerin
Heinrich Swoboda 1861–1923 Theologe und Kunsthistoriker
Johann Tabarelli 1898–1956 Schriftsteller und Journalist
Karl Terkal 1919–1996 Opernsänger (historische Grabstelle)
Gerhard Weißenberg 1920–1980 Politiker
Maria Weith 1884–1950 Malerin
Heinz Zemanek 1920–2014 Computerpionier
Heinrich Zita 1882–1951 Bildhauer

Weitere Persönlichkeiten

Viele bekannte Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Politik, Wissenschaft und Sport sind außerdem hier beigesetzt:

Unglücksfälle

ICON Unglücksfall.png

Im Juli 2008 geschah auf dem Friedhof ein Unglück: Eine 60 Jährige wurde von einem 200 Kilo schweren Grabstein erschlagen, als sie auf das Grab stieg, um Blumen zu pflegen. [4] Dieser Zwischenfall inspirierte Elfriede Jelinek im gleichen Jahr zu ihrem Werk „Wenigstens die Erde sei ihr leicht und lieb“.[5]





Quellen