Die Stadtviertel
Zum Thema
Die Innere Stadt war in vier Viertel gegliedert, die jeweils nach einem der wichtigsten Stadttore benannt waren:
- Stubenviertel (Stubentor),
- Kärntnerviertel (Kärntnertor),
- Widmerviertel (Widmertor) und
- Schottenviertel (Schottentor).
Die Viertel dienten als Verwaltungs- und Organisationsbezirke und werden in der historischen Forschung bis heute als charakteristische Teilräume der mittelalterlichen Stadt beschrieben.[3][4]
Mit dem Wachstum der Stadt dehnte man im 15. Jahrhundert die Regelungen der jeweiligen Viertel auch auf die angrenzenden Vorstädte aus; für 1444 ist die Ausdehnung der Viertelseinteilung auf die Vorstadtgebiete urkundlich nachweisbar.[5] 1663 wurden die Viertel jeweils halbiert, um die Bürgerwehr in acht Kompanien gliedern zu können; damit reagierte man auf die militärischen Bedrohungen dieser Zeit und schuf kleinere, besser handhabbare Einheiten.[6]
Nach der Stadterweiterung und Eingemeindung der Vorstädte 1850 verloren die historischen Viertel ihre praktische Bedeutung; in der amtlichen Verwaltung spielen sie heute keine Rolle mehr. In Stadtplanung, Denkmalpflege und Welterbe-Management (Historisches Zentrum von Wien) werden die Viertel-Bezeichnungen jedoch weiterhin verwendet, um die unterschiedlichen Charaktere innerhalb der Inneren Stadt zu beschreiben.[7]
Widmerviertel
Benannt nach dem Widmertor.
Das Widmerviertel nimmt den südwestlichen Teil der Inneren Stadt ein, etwa zwischen Graben, Kohlmarkt, Michaelerplatz und Burgtor. Es umfasst damit den Bereich rund um die Hofburg und das Goldenen U (Graben – Kohlmarkt – Kärntner Straße) und entspricht in vielen Darstellungen dem sogenannten Burgviertel.[8]
Die Bewohner dieses Viertels versammelten sich bei Katastrophen und Gefahrenfällen auf dem Graben, wenn die Sturmglocken von St. Stephan läuteten.
Schottenviertel
Benannt nach dem Schottentor.
Das Schottenviertel liegt im nordwestlichen Teil der Inneren Stadt und umfasst den Bereich rund um Freyung, Schottengasse, Universitätsstraße sowie den Anschluss an Ringstraße, Parlament und Rathaus. Es ist eng mit dem Schottenstift verbunden, dessen Klosterhof einen wichtigen geistlichen und wirtschaftlichen Mittelpunkt bildete.[9]
Der Versammlungspunkt dieses Viertels war Am Hof: Hier hatten sich die Bewohnerinnen und Bewohner einzufinden, wenn Sturmglocken oder andere Alarmzeichen ausgerufen wurden.
Kärntnerviertel
Benannt nach dem Kärntnertor.
Das Kärntnerviertel umfasst den südöstlichen Teil der Inneren Stadt mit dem Raum um Kärntner Straße, Neuer Markt, Karlsplatz und die anschließenden Stadtabschnitte in Richtung Wienfluss. Historisch reichte der Einflussbereich des Viertels über das Kärntnertor hinaus bis in die Vorstädte rechts der Wien, insbesondere nach Wieden.[10]
Treffpunkt der Bewohner dieses Viertels bei Läuten der großen Glocke zu Sankt Stephan war der Neue Markt.
Stubenviertel
Benannt nach dem Stubentor, eigentlich jedoch nach den hier befindlichen Trinkstuben und Badestuben; im Bereich der Wollzeile lag die erste einzig privilegierte öffentliche Stadt-Trinkstube. Das Stubenviertel nimmt den nordöstlichen Teil der Inneren Stadt ein, vom Stephansplatz und Rotenturmstraße über die Wollzeile bis zum Stubenring am Donaukanal.[11][12]
Hier versammelte man sich rasch am Lugeck, wenn Brand- oder andere Alarmzeichen ausgerufen wurden; der Platz war ein wichtiger Verkehrsknoten und Marktbereich im Stubenviertel.
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Quellen
- ↑ OeBV: Von Vindobona bis zum 1. Bezirk Wiens, Unterrichtsunterlage 01, 2023, S. 6 f.
- ↑ Stadt Wien: Managementplan UNESCO-Welterbe – Historisches Zentrum von Wien, 2002, S. 35 (englische und deutsche Fassung).
- ↑ Artikel Innere Stadt (Wien) in: Wikipedia, Abschnitt Geschichte.
- ↑ Stadt Wien / UNESCO: Historic Centre of Vienna – Management Plan, Kap. 2.2 (Stadtstruktur).
- ↑ Peter Csendes u. a.: Historisches Ortslexikon Wien, Wien 2004, Stichwort Innere Stadt (Hinweis auf die auf die Vorstädte ausgedehnte Viertelseinteilung 1444).
- ↑ Landesverein für Landeskunde von Niederösterreich: Türkenjahr 1663 und Niederösterreich, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, 40 (1976), mit Verweisen auf die Organisation der Wiener Viertel.
- ↑ Stadt Wien: Managementplan UNESCO-Welterbe – Historisches Zentrum von Wien, 2002, Kap. Urban space structures.
- ↑ Wien Geschichte Wiki / Historisches Ortslexikon: Zuordnung der Vorstädte zum Widmerviertel.
- ↑ Artikel Innere Stadt (Wien) in: Wikipedia, Abschnitt zur traditionellen Viertel-Einteilung.
- ↑ Peter Csendes u. a.: Historisches Ortslexikon Wien, Wien 2004, Zuordnung der Vorstädte zum Kärntnerviertel.
- ↑ Stadt Wien: Managementplan UNESCO-Welterbe – Historisches Zentrum von Wien, 2002, Beschreibung des Stubenviertels.
- ↑ Stadt Wien: Mittelalterliche Siedlungsbereiche (Online-Informationen der Stadtarchäologie), Abschnitt Innere Stadt.