Der Wiener Pfeifer Gämperl

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Der Wiener Pfeifer Gämperl
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König Andreas von Ungarn, der Venetianer genannt, weil sein flüchtiger Vater Stephan sich mit der Tochter der Republik Venedig, Tomasina Morosini, vermählt hatte, fand seinerseits in seinem Kronstreit mit Ladislaus in Wien ein schätzendes Asyl. Herzog Albrecht, der Sohn von Kaiser Rudolph, verwarf mit Abscheu den Rat seiner Umgebung, den königlichen Flüchtling seinem Gegner auszuliefern. Andreas wurde in Wien wie ein Freund des Fürstenhauses behandelt.

Leider sollte diese Eintracht nicht von langer Dauer sein, denn Andreas ging in eine Falle, welche ihm wahrscheinlich die damals einflussreichen und vom Volke sehr gehassten schwäbischen Räte des Herzoges gelegt hatten. Als eines Tages der Herzog von einer Jagdslust heimkehrte, ritt ihm sein ganzes Haus entgegen, um ihn feierlich zu empfangen. Andreas wurde aufgefordert, sich dem Zuge anzuschließen. Der weigerte sich mit der unüberlegten Äußerung, sein königliches Blut würde ihm nicht gestatten, einem Herzog diese Ehre zu erweisen.

Albrecht fühlte sich arg gekränkt und entzog dem Übermütigen seinen Schutz. Dieser lebte fortan in Wien von den Gaben eines wohltätigen Mönches. Endlich erhielt die Partei des Andreas in Ungarn gegen den neuen König Carl von Anjou die Oberhand, worauf Andreas, heimlich als Mönch verkleidet, Wien verließ und in Ofen gekrönt wurde.

Der neue König forderte nun von Herzog Albrecht mehrere Orte zurück, die dieser dem unruhigen ungarischen Grafen von Güssing abgenommen hatte. Albrecht verweigerte die Rückgabe und zog dadurch seinen vormaligen Gastfreund mit 80.000 Mann nach Österreich, welches von den Ungarn bis an die Vorstädte Wiens verheert wurde. Trotz dieser Gefahr spotteten in Wien die "Schwaben", wie Albrechts Günstlinge allgemein genannt wurden, den neuen Königs, den sie seiner Mutter wegen den "Krämer von Venedig" nannten. Sie unterließen auch nicht, seine Macht als unbedeutend zu schildern.

Es lag dem Herzog viel daran, über den letzten Punkt Gewissheit zu erhalten, und so sollte ein Vertrauter die Stellung und Waffenmacht der Ungarn auskundschaften. Dazu bot sich ein possenhafter Kriegsknecht an, der aufgrund seiner Fähigkeit zu pfeifen "Pfeifer" genannt wurde, gewöhnlich aber als Gämperl bekannt war.

Gämperl kannte Andreas noch aus der Zeit seiner Zuflucht in Wien, als er dessen trübe Stunden durch Schwänke erheitert hatte. Nun wagte sich Gämperl also durchs Ungarnlager an der Schwechat bis zum Zelt des Königs. Andreas erkannte ihn gleich, und befahl, dem Pfeifer ein kostbares Kleid, Geschmeide, Geld und ein Pferd zu geben. Dieses musste Gämperl gleich besteigen und durch das Lager reiten. Als er das hinter sich gebracht hatte, ließ ihn der König frei und mit Geleit nach Wien zurück reiten.

Hier staunte alles über Gämperls Schmuck und Ausstattung, und als man ihn zu Albrecht brachte, riet er diesem keck, sich eine List auszudenken, um den "reichsten Krämer der Welt" mitsamt seinem Kram an der Schwechat zu fangen. Er schilderte dem Herzog die feindliche Übermacht, und nach sechs sehr betrübten Wochen trafen sich schließlich Andreas und Albert (1291) an der Fischa, um ein Schutzbündnis einzugehen. Fünf Jahre später heiratete der König Albrechts Tochter Agnes.


Tatsächlich belagerte der ungarische König Andreas III. von Ungarn (* um 1265; † 14. Januar 1301), der letzte ungarische König aus dem Haus der Arpaden, Wien mehrere Wochen lang, nachdem er mit dem 80.000 Mann starken Heer das Gebiet zwischen der Leitha, Wiener Neustadt und Wien verwüstet hatte. Nach längeren Verhandlungen kam es zu Friedensverhandlungen, bei der auch die Heirat von Agnes (* 18. Mai 1281 (1280?) Wien, † 10. Juni 1364 Königsfelden) mit dem Ungarn-König vereinbart wurde.



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Quellen