Der Eselritt zu Hernals

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Der Eselritt zu Hernals Relevante Orte: Sankt-Bartholomäus-Platz 3
Kleiner Kalvarienberg Wien 1724.jpg

In Hernals nächst Wien wurde jährlich am Tage des Kirchenweihefestes, das in diesem niedlichen Dorfe immer am Sonntag nach St. Bartholomä eintritt, ein sehr possierlicher Aufzug begangen. Man nannte ihn Eselritt.

Gleich nach dem Mittagmahle versammelten sich die lustigsten Burschen des Dorfes im Gemeindehause, dessen Tor sorgfältig hinter ihnen geschlossen wurde, um dem Gedränge der Neugier zu wehren. Hier verkleideten sie sich nach Verabredung in von Trödlern ausgeborgte Masken und ordneten sich zu ihrem Zuge. Waren sie bereit, so gab die allen wohlbekannte Haltertrompete durch dreimaliges Schmettern, zur Freude des zahlreich aus der Umgebung zugeströmten Volkes das Zeichen zum Anfang. Das Tor ging auf - und heraus wallt in Reih und Glied, mit feierlich angemessenen Schritten eine ansehnliche türkische Bande, die sich in ihrem lärmenden Marsche durch das Gespött der Städter über den Ersatz der Flöten durch ein paar schnarrende Geigen oder allenfalls Fagotte, durch Dudelsack oder Kontrabass nicht irre machen lässt, sondern in schönster Haltung den Zug durch die Gassen leitet.

Wie Leid auf Freude folgt dieser eine Anzahl Christensklaven paarweise in armseligen Kleidern, mit klirrenden Ketten behangen, umgeben und bewacht von grausamen Janitscharen. Bittend heben sie ihre Hände empor und ihr Elend lockt manchen Silberdreier aus den Taschen der Zuschauer in ihre Rotbüchsen. Wehe aber dem Mädchen, die sich nun zu nahe hinzu wagt; denn wird sie von einem Janitscharen ergriffen, so muss sie ein gleiches Schicksal mit den armen Gefangenen teilen oder sich mit einem Kusse loskaufen.

Nun kommt ein Zug Janitscharen, und horch! abermals ein Trompetenstoß und die Krone des Aufzuges, ein tüchtiger wohlbeleibter Pascha im schönsten Schmuck stolziert, tausend Neckereien und dem schallenden Gelächter des Volkes ausgesetzt, auf einem schmucken Esel daher und lässt sich, trotz Mohammeds Verbot den ihm häufig aus den Häusern dargereichten Wein wohl schmecken. Sein auf gleiche Weise berittenes und geschmücktes Gefolge und das nacheilende, jauchzende Volk beschließen den Zug, der sich durch alle Gassen des Dorfes schlängelt, und dann wieder in das Gemeindehaus zurückkehrt.

Hier werfen die Burschen die Verkleidung von sich, teilen redlich das Geld aus ihren Rotbüchsen und eilen in den Wirtsgarten , wo ihre wohlgeschmückten Mädchen im Tanzzelte sie schon erwarten. Ein fröhlicher Walzer, gewürzt durch Liebe und Wein, beschließt das Fest.

Der Sage zu Folge hat der glückliche Entsatz der Stadt Wien von der zweiten Belagerung der Türken 1683 und ihre schmähliche Flucht die Veranlassung zu dieser Volksvergnügung gegeben. Unter Josef II. Regierung ist sie für immer erloschen. [1]


Das Volksfest in Hernals, auch als Eselfest bekannt, gab es tatsächlich, es startete bei der Kalvarienbergkirche. Es wurde mit der Vertreibung der Türken 1683 in Zusammenhang gebracht, dürfte aber deutlich älter sein. Sicher ist, dass an diesem Tag der erste Most des Jahres ausgeschenkt wurde. Joseph II. verbot das Treiben schließlich, so dass er letzte Eselritt am 25. August 1783 stattfand.



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Quellen

  1. J. Gebhart: Österreichisches Sagenbuch, Lauffer & Stolp, 1862, Wien. S. 34-35