Das Wunder des heiligen Judas Thaddäus in der Peterskirche

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Sagen und Legenden
Das Wunder des heiligen Judas Thaddäus in der Peterskirche


1., Innere Stadt Peterskirche Judas Thaddäus – Nothilfe

Relevante Orte: Seitenaltar/Andachtsbild des heiligen Judas Thaddäus in der Peterskirche (überlieferte Stelle der Volksandacht)


Wenn alle Türen zu sind

Datei:Peterskirche Judas Thaddaeus Symbol.jpg

Heiliger Judas Thaddäus mit Keule und Tafel – Legendenmotiv (Symbolbild)

Die Wiener erzählen: Ein kleiner Handwerksmeister stand vor dem Ruin. Der Gerichtsbote hatte Pfändung angesagt, das Kind lag krank, und niemand verlieh ihm mehr Geld. In seiner Not trat er in die Peterskirche und blieb vor dem Bild des heiligen Judas Thaddäus stehen, den man als Helfer in aussichtslosen Fällen ruft. Er flüsterte nur: Wenn du mir eine Tür öffnest, will ich danken, solange ich lebe.

Am nächsten Morgen klopfte ein Fremder an. Er brachte einen verschollenen Brief mit einer Zahlung, die dem Meister längst zustand, und verschwand, bevor man ihm danken konnte. Der Bote kam, sah die Quittung und steckte die Zange wieder ein. Das Kind bekam Fieberleichte; am übernächsten Sonntag trug die Frau des Meisters ein kleines silbernes Herz an den Altar – das erste, sagen die Leute, von vielen.

Andere erzählen stattdessen von einem Gefangenen, dessen Haftbefehl sich aus einem Schreibfehler ergab, oder von einer jungen Frau, die eine Stelle fand, nachdem der letzte Versuch gescheitert war. Immer heißt es: Wenn alle Türen zu sind, hat der heilige Judas Thaddäus noch einen Schlüssel in der Hand.

Ort: Seitenaltar/Andachtsbild in der Peterskirche; Votivgaben als Dank


Varianten der Erzählung: Geretteter Schuldner dankt mit Silberherz · Freilassung nach Irrtum · Genesung eines Kindes nach Gelöbnis · der Helfer erscheint als Pilger und ist später am Altarbild wiederzuerkennen.

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Judas Thaddäus gilt im Volksglauben als Anwalt in schwierigen und scheinbar aussichtslosen Anliegen. In den Innenstadtkirchen fanden sich dafür eigene Andachtsbilder und kleine Altäre; Votivgaben wie silberne Herzen bezeugen Gebetserhörungen. Die Sage verdichtet solche Einzelschicksale zu einem Muster: Bitte, unerwartete Wende, Dank am Altar – und die Gewissheit, dass ein Heiliger eine verborgene Tür öffnen kann.[1]


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Quellen

  1. Wiener Sagen- und Andachtsüberlieferung zu Judas Thaddäus; Votivpraxis in Barockkirchen der Inneren Stadt.