Das Jungferngässchen und der Wiener Don Juan

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Sagen und Legenden
Das Jungferngässchen und der Wiener Don Juan


1., Innere Stadt Jungferngasse Petersplatz 7 (Haus Stadt 571) Haus Stadt 613 (hist.) Schwibbogen »Junkerbrücken«

Relevante Orte: Jungferngasse · Haus Stadt 613 (A/B, abgebrochen 1876) · Petersplatz 7 (ehem. Stadt 571) · Schwibbogen »Junkerbrücken«


Die Sage vom Wiener Don Juan

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Jungferngässchen – Schauplatz der Erzählung

Das Haus Stadt 613 bestand ursprünglich aus zwei Häusern, 613 A und B. Haus A wurde urkundlich erstmals 1376 erwähnt, als es bei einem Erbschaftsstreit geteilt wurde. Beide Häuser wurden 1876 abgebrochen. In diesem Haus Nummer 613 wohnte Anfang des 14. Jahrhunderts ein hübsches Mädchen namens Frowiza.

Sie führte ein lockeres Leben, worüber ihr Vater, ein angesehener Bürger, nicht glücklich war. Es hieß, dass die von ihr veranstalteten Orgien schon vielen Söhne der Stadt die Gesundheit und sogar deren Leben gekostet hätten. Gegenüber, im Haus 571 (Heute Petersplatz 7) wohnte der Stadtrat Stephan Knogler, der einen einzigen Sohn hatte, den er streng aufgezogen hatte. Dieser Bursche spielte tagsüber auch den wohlerzogenen Sohn, nachts jedoch kletterte er aus dem Fenster, balancierte über den Schwibbogen, der das Haus 571 mit dem Haus 613 verband, um an den Gelagen von Frowiza teilnehmen zu können. Eines Nachts ertappte der strenge Vater den Sohn, als er wieder einmal aus dem Fenster Frowizas in angeheitertem Zustand auf den Schwibbogen kletterte. Der Vater schrie wütende Drohungen gegen den Sohn, dieser erschrak, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und stürzte in die Gasse. Er brach sich dabei das Genick.

Der Stadtrat verklagte Frowiza wegen Unzucht. In der damaligen Zeit wurde eine Frau, wenn ihr ein ungesittetes Leben nachgewiesen werden konnte, dazu verurteilt, öffentliche Kirchenbuße zu tun. In ärmliche Gewände gehüllt musste sie, mit bloßen Füßen und einem Strohkranz in der Hand, vor einer Kirchentüre stehen und sich vom Volk beschimpfen lassen. War dieses Urteil einmal verhängt worden, fand sich kaum mehr ein Mann, der das Mädchen heiratete.

Der Wiener Spruch "die Jungfrau muss den Stephansdom reiben" kam daher, dass der Strohkranz mit einem Reinigungsgerät verglichen wurde, mit dem die Kirche gesäubert werden solle - im Fasching eine Anspielung auf unverheiratet gebliebene Mädchen.

Die Gasse erhielt nach Frowiza den Namen "das leichtsinnige Jungferngässchen", später einfach "Jungferngässel" - der Schwibbogen trug lange den Namen "Junkerbrücken".

Ort: Hausstellen Stadt 613/571 (hist.); Übergang über den Schwibbogen zur Jungferngasse

[1]

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Die Häuser Stadt 613 A/B sind 1376 belegt und wurden 1876 abgetragen; gegenüber lag Stadt 571 (heute Petersplatz 7). Schwibbögen zwischen Häusern waren im Mittelalter häufig und prägten enge Gassenräume. Der Spottname des Gässchens und der Faschingsspruch verknüpfen Moralgericht (Kirchenbuße mit Strohkranz) mit der Ortsüberlieferung – typisch für die volksetymologische Deutung von Jungfernamen.

Vertiefende Informationen: Jungferngasse · Petersplatz · Stephansdom · Fasching


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Quellen

  1. Erzählkern nach Wiener Sagensammlungen: Frowiza, Knoglers Sohn und die »Junkerbrücken«; Spruchbildung im Fasching.