Ballgasse 8

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Haus: Ballgasse 8 Grund-Informationen
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Aliasadressen =Ballgasse 8
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 929 | vor 1821: 985 | vor 1795: 1344
Baujahr 1772
Architekt Peter Mollner


Das Haus, Ballhaus und Tischlerinnung - Architektur und Geschichte

Das Haus in seiner heutigen Gestalt wurde 1772 von Peter Mollner erbaut. Im Erdgeschoss befindet sich eine Decke mit Putzspiegeln aus dem 2. Viertel des 19. Jahrhunderts, im 1. Obergeschoss liegt der ehemalige Innungssaal von Johann Straberger aus dem Jahr 1844.

Vorgängerhaus

Ballhaus

Ballspielhaus-Schild

Das „Ballhaus auf der Dacken“ wurde im 15. Jahrhundert in einem Nebengebäude des Himmelpfortklosters errichtet.

Kaiser Ferdinand I., der Bruder von Kaiser Karl V., brachte um 1500, als er die Krone übernahm, sein gesamtes Gefolge (angeblich kommt das Sprichwort „Das kommt mir spanisch vor“ durch dieses spanische Gefolge des Kaisers) und das Ballspiel aus seinem Heimatland Spanien mit. Bei dem Spiel handelte es sich um eine Art Tennisspiel (gioco della palla), das die Wiener bald gerne spielten, und für das einige Ballhäuser in Wien gebaut wurden.

Theater und Tanzpalast

Nachdem das Ballspiel aus der Mode kam, wurde das Haus auch als Theater genutzt, Ende des 17. Jahrhunderts wurden hier deutsche und italienische Komödien aufgeführt. Auch als Tanzpalast wurden die Räumlichkeiten genutzt, woher die Bezeichnung „Ball“ für ein Tanzfest herrührt. Das „Ballspielhaus“ war zur Zeit der Türkenbelagerung 1658 ein Sammelspital für Pestpatienten.

Tischlerinnung

Steintafel über dem Eingang

1772 wurde das Haus schließlich zur "Bürgerlichen Tischler Herberg“ umgebaut, wie eine, über dem Haustor befindliche Steintafel bestätigt: Das Korbbogenportal mit dem mit „WH“ bezeichneten Schlussstein zeigt die Inschrift „Nr. 1343 Der bürgerlichen Tischler Herberg 1772.“

Wandernde Gesellen mussten früher bei ihren Meistern wohnen, bis die Regelung aufgehoben wurde, ab da mussten sie – laut einer Verordnung von Maria Theresia in Herbergen wohnen, die ihnen von der Innung zur Verfügung gestellt wurden. Drei Jahre und einen Tag mussten sie auf der Walz sein. Unter den Gesellen gab es strenge interne Verhaltensregeln. Wenn man diese durchbrach, konnte einem als Strafe zum Beispiel der goldene Ohrring ausgerissen werden, daher sagen wir heute noch: "Das ist ein Schlitzohr". Bis 1893 blieb die Innung in diesem Gebäude.

Informationstafel zum Haus

Im Eingangsflur ist eine Informationstafel angebracht, sie erzählt mehr über das Haus:

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Ballgasse8-DSC 0705 01.JPG Tischlerinnung "Die Geschichte des Hauses Ballgasse 8 geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Um das Jahr 1560 wurde hier ein Ballhaus für das damals in Mode gekommene Federballspiel errichtet. Nach ihm hat die schmale stille Gasse ihren Namen. Als 1772 Kaiserin Maria Theresia die Errichtung von Herbergen für arbeitssuchende Gesellen befahl, kaufte die Tischlerinnung dieses einstige Ballhaus und ließ an seiner Stelle von dem bedeutenden Architekten Peter Mollner der bürgerlichen Tischler Herberg bauen. Mit seiner Fassade im josephinischen Klassizismus und dem charakteristischen Giebel mit der großen Bodentüre und dem Aufzugsbalken ist das Haus heute noch ein Denkmal der Wiener Bürgerkultur. Es war 121 Jahr lang Eigentum der Wiener Tischlerinnung, dann 69 Jahre im Besitz einer Baugesellschaft. Die alteingesessene Wiener Tischlerfamilie Hegenbarth in der Ballgasse, die seit 1854 von Generation zu Generation dieses Handwerk im Meisterstil betreibt, hat 1980 die einstige Herberg traditionsbewusst erworben, um dieses historische Haus zu revitalisieren und der nächsten Generation zu erhalten. WH-TM"


Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Persönlichkeit Conrad Adolph von Albrecht
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Im Haus wohnte und starb der Gelehrte Conrad Adolph von Albrecht (* 25. April 1681 Wien, † 17. Mai 1751 Stadt 929). Albrecht arbeitete eng mit Joseph Emanuel Fischer von Erlach zusammen, indem er die Allegorien erdachte, die der Künstler dann umsetzte. Beispiele sind in der Hofbibliothek, der Karlskirche, der Reichskanzlei, der Josephssäule am Hohen Markt, der Landständische Akademie, dem Grabmal Starhemberg in der Schottenkirche und dem Grabmal Trautson in der Michaelerkirche zu finden. [1]



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Quellen

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 44