Allerheiligenstriezel
Ganz Wien Allerheiligen (1. November) Bäckerbrauchtum
Historischer Hintergrund
Der Allerheiligenstriezel steht in einer Reihe von Gebildbroten, die in Mitteleuropa zu bestimmten Feiertagen gebacken werden. In Wien wird er zum Fest Allerheiligen und Allerseelen verortet, verbunden mit dem Totengedenken zu Beginn des November. Die Schenkung durch die Bäcker knüpft an ältere Stiftungs- und Almosenbräuche an, bei denen Brot, Gebäck oder kleine Geldbeträge an Bedürftige verteilt wurden.[2]
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich der Charakter: Aus dem religiös fundierten Almosen wurde ein eher bürgerlicher Kundenbrauch. Der Striezel wurde zu einem erwarteten, aber nicht mehr explizit caritativen Geschenk, das die Bindung an eine bestimmte Bäckerei stärken sollte. Die zunehmende Konkurrenz und die steigenden Rohstoffpreise machten die jährliche Gratisabgabe schließlich immer schwieriger, was zum gemeinsamen Beschluss der Bäcker führte, die Praxis zu beenden.
Der Allerheiligenstriezel heute
Heute ist der Allerheiligenstriezel in Wien vor allem als saisonales Gebäck bekannt, das in den Wochen rund um Allerheiligen in Bäckereien und im Handel angeboten wird. Statt eines geschenkten Weißbrot-Striezels überwiegt der Hefezopf mit Zuckerbestreuung oder Mandelbelag, der privat gekauft und im Familienkreis verspeist wird.
In einigen Familien lebt der frühere Geschenkcharakter in kleiner Form fort, wenn etwa Patinnen und Paten ihren Patenkindern zum Allerheiligenstag einen Striezel mitbringen oder dieser beim Friedhofsbesuch und beim anschließenden Beisammensein eine Rolle spielt. Damit bleibt der Allerheiligenstriezel als Brauch im Jahreslauf präsent, auch wenn die alte Wiener Sitte des kostenlosen Bäckerstriezels nicht mehr praktiziert wird.[3],</ref>https://bauernladen.at/artikel/regionalitaet/fur-striezelbettler-und-verliebte/?srsltid=AfmBOorG5xKS9e3eas1P-zLvySqh0pu3CLIFtono3l7sWQVC4YJyFcxi</ref>
Vertiefende Informationen: Rituale und Brauchtum · Allerseelen und das Allerseelenstück · Literatur zu Wiener Bäckerbräuchen und Gebildbroten.
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Quellen
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 52
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1., Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 52
- ↑ https://noe.orf.at/magazin/stories/3018910/