Zedlitzgasse 4

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Haus: Zedlitzgasse 4 Grund-Informationen
Schulestubenbastei.jpg
Aliasadressen =Zedlitzgasse 4, =Jakobergasse 5, =Stubenbastei 6-8
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 797, 799 | vor 1821: 844, 846 | vor 1795: 1367, 903
Baujahr 1911
Architekt Hans Miksch und Julian Niedzielski


Das Stubenbastei-Gymnasium - Architektur und Geschichte

Die Schule wurde auf dem Areal des ehemaligen Jakoberhofes 1911 erbaut.

Gymnasium Stubenbastei

Treppenaufgang in die Schule

Erster Sitz der Schule war 1872 in der Hegelgasse, der offizielle Name lautete ab 21.4.1879 "Franz Josephs-Gymnasium". Die Fertigstellung des neuen Schulgebäudes war eigentlich früher geplant gewesen, der Wiener Börsenkrach von 1873 verhinderte jedoch die Finanzierung.

1911 fand schließlich endlich der Spatenstich für den Neubau statt. Während der Grabungsarbeiten stieß man hier, auf den Gründen des ehemaligen Jakoberhofes, auf Teile der alten Stadtmauer (Kasematten), Waffen und Knochenreste der Zweiten Türkenbelagerung.

1912 war dann endlich der Neubau fertiggestellt, sodass am 12.11.1912 die Eröffnung im neuen Haus gefeiert werden konnte, 1919 wurden erstmals Mädchen in der Schule zugelassen, 1922 wurde die Gasbeleuchtung durch elektrische Lampen ersetzt.

Eingangsbereich

Der Direktor war der Sozialdemokrat Radnitzky, der im Zuge der Februarkämpfe 1934 unter Dollfuß zwangspensioniert wurde. Während der NS-Zeit wurden alle Schüler zur Hitlerjugend zwangsverpflichtet, zuvor wurden aber 274 von 634 Schülern gezwungen, die Schule zu verlassen, sie waren "rassisch minderwertig", hauptsächlich jüdisch. Schon als die Schule eröffnet wurde, war sie eigentlich für ihre Liberalität bekannt gewesen, die Religionszugehörigkeit der Schüler war etwa zur Hälfte christlichen, die zweite Hälfe mosaischen Glaubens.

Bekannt wurde das Gymnasium auch, weil es als erstes Bildungsfahrten unternahm, die erste dieser Reisen ging nach Rom. Der erste Schulschikurs wurde im Schuljahr 1911/1912 abgehalten und zwar - in Hütteldorf.

Als im April 1945 die Alliierten Wien übernahmen, diente die Schule kurz als Kommandozentrale der Russen, nach einem halben Jahr wurde der Schulbetrieb aber wieder aufgenommen. Am 1.9.1946 wurde Radnitzky wieder aus der Pension zurückgeholt und als Direktor eingesetzt. Wunsch der russischen Besatzungsmacht war, hier Russisch zu unterrichten, seither ist die Schule einer der wenigen in Österreich, die ab der 1. Klasse Russisch als erste Fremdsprache anbieten. Deswegen finden auch heute noch zahlreiche Diplomatenkinder aus Osteuropa hier ein schulisches Zuhause.

Auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten absolvierten hier ihre Ausbildung, unter anderem Karl Kraus, der Mathematiker Franz Leopold Alt, der Pianist Paul Wittgenstein oder der Dramatiker Fritz Habeck. Aber auch heute lebende Persönlichkeiten wie Elizabeth T. Spira, Günther Nenning, der Stadtrat Rudolf Schicker, Der Oscarpreisträger und Filmregisseur Fred Zinnemann und der Zauberer Magic Christian gehörten zu den Schülern. Ein Jahr lang (1944) war auch Helmut Qualtinger hier.

Das Verzeichnis aller Absolventen bietet das schuleigene Verzeichnis an: http://www.stubenbastei.at/?page_id=2559

Schulkino Stubenbastei

1924 betrieb die Schule hier ein eigenes Kino.

Gedenkzeichen

Gedenktafel an vertriebene Juden

Judenstern.jpg

An der Hauptfront der Schule, links in der Laibung der Türe, ist eine Tafel mit Inschrift angerbracht, die an jüdische Kinder erinnert, die nicht maturieren durften. Genannt werden hier:

Walter Fritz Askonas * Ernst Beer * Viktor Brandweiner * Heinz Brodheim * Erwin Falk * Herbert Federer * Herbert Fischbach * Heinz Gehler * Kurt Gellner * Wilhelm Grünwald * Ernst Hochstädt * Raoul Kohane * Martin Kraminer * Stefan Norman Landau * Herbert Lauterbach * Hans Leucht * Herbert Lewit * Siegfried Lichtblau * Peter Lichtenstein * Kurt Lunenfeld * Harry Münz * Kurt Münz * Karl Ornstein * Siegfried Rachmuth * Robert Schönfeld * Kurt Stransky * Benno Weiser * Herbert Weiss * Georg Zinnemann

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Stubenbastei006-8 2018-02-14 GuentherZ GD NS-Opfer 0562.jpg Jüdische Schüler der Stubenbastei Die folgenden

Schüler hätten 1938
maturiert, wären
sie nicht als "nicht-
arisch" vertrieben
worden

Kriegerdenkmal

An der rechten Wand der Aula ist ein Kriegerdenkmal angebracht. Es erinnert an den Ersten Weltkrieg und wurde von Josef Bayer 1922 geschaffen. Seit 2003 ist das Denkmal durch Gussformen der Schüler der damaligen 6B bedeckt. Das Projekt wurde von den Bildhauern Stefan Buxbaum und Roman Spiess betreut.

Vorgängerhäuser

Schon vor dem Gymnasium war auf dem Platz eine Schule, nämlich die "Orientalische Akademie".

Orientalische Akademie

In Haus 799 (damals 846) wurde von Maria Theresia - ehemals am Dominkanerplatz - 1754 ein Sprachinstitut eingerichtet, das zum Ziel hatte, Dolmetscher oder Konsule für "Levante, Constantinopel oder bey der Staatskanzley" auszubilden. In der "k.k. Orientalischen Akademie", die sich ab 1786 hier in einem Teil des Klostergebäudes St. Jakob befand, wurden 12 Zöglinge aufgenommen, die fünf Jahre lang in erster Linie Sprachen erlernten, aber auch in Philosophie, Rechtsangelegenheiten und Leibesübungen ausgebildet wurden. Als "Sprachknaben" wurden sie dann in die Türkei gesendet, um vor Ort die Kultur kennenzulernen und die Unterschiede zwischen Orient und den Staatsinteressen ihrer Heimat begreifen zu können.[1],m [2] Von Kisch wird vor allem die reiche Sammlung an Lehrmaterial gerühmt: Die Akademie beherbergte eine große Bibliothek, eine Sammlung orientalischer Münzen, Abdrücke türkischer und persischer Siegel und Talismane aber auch 1500 Briefe und Urkunden. [3] Die Akademie übersiedelte später in das Theresianum (Favoritenstraße 15), dann - bis 1938 - in die Boltzmanngasse 16. [4]

Das Freiherr von Pidoll'sche Haus

Haus 797 wurde 1784 von Fürst Paar erbaut und ersetzte einen Teil der Jacoberkirche. 1806 gehörte das Haus dem Grafen Severin Rzewuski, 1820 Theresia und Anna von Leiner, danach Maria Freiin von Pidoll. [5]



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Quellen

  1. Artaria: Wien und dessen Merkwürdigkeiten oder unterrichtender Wegweiser für Fremde, 1818, S. 103
  2. Richard Groner: Wien wie es war, vollst. neu bearb. von Felix Czeike, Verlag Molden, Wien-München, 1965, 5. Auflage, S. 13
  3. Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser. Gottlieb, Wien, 1883. S. 490
  4. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 30
  5. Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser. Gottlieb, Wien, 1883. S. 490