Am Hof: Unterschied zwischen den Versionen

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Quellen:
: Ursprung und Ziel, Nr. 218, April 2008


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Version vom 29. Juli 2015, 18:25 Uhr

Namensgebung und Geschichte

„Am Hof“ ist einer der ältesten Plätze Wiens. Hier war schon ein Teil des römischen Vindobonas (bei Grabungen wurden Nachweise für Werkstätten und Kasernen gefunden) – und der Standort der ersten Residenz der Babenberger. Heinrich Jasomirgott hat 1155 hier seinen Palast errichten lassen, und Kaiser Barbarossa empfangen, als dieser auf dem Weg zum dritten Kreuzzug war.

Auch die Minnesänger Reinmar von Hagenau und Walther von der Vogelweide (1200) waren hier zu Gast, regelmäßig fanden hier Minnesang-Wettbewerbe statt. Walther von der Vogelweide verewigte den Hof in seinem Lied: „Das ist der wunnigliche Hof ze Vienne“.

Eingegrenzt war der Hof durch die römischen Stadtmauern und das Tor zur Juden-stadt. Ab 1280 übersiedelte der Hofstaat in die Hofburg – danach wurde das Gelände als Marktplatz für den Verkauf von Fisch und Krebsen verwendet. Ab 1418 wurden auch andere Waren, wie Obst Gemüse und Bäckereien verkauft.

Einen Teil erhielten die Karmeliter, die um 1400 die Klosterkirche erbauen ließen (und dann 1554 den Karmelitern übergaben).

1463 wurde hier der Bürgermeister der Stadt Wien hingerichtet – und auch Graf Hardegg wurde hier geköpft, weil er die Festung Raab kampflos den Türken überlas-sen hatte. (Die Grafen von Hardegg waren Protestanten und dürften Intrigen zum Opfer gefallen sein).

Bis Ende 1848 standen hier 2 riesige Gaskandelaber – an einem von beiden wurde Graf Latour gehängt. Danach wurden beide Lampen entfernt und durch die heutigen ersetzt.

Der Hof kam auch im Film der Dritte Mann vor – die Litfaßsäule ist der Eingang zur Wiener Kanalisation. (In Wahrheit stieg das Filmteam über die Öffnung bei der Secession ein – es gab auch nur einen Drehort – nämlich in der Sammelkammer nahe dem Naschmarkt)


Markttreiben Am Hof

Im 14. Jahrhundert wurde der Platz als Seefisch- und Krebsmarkt genutzt. Das städtische Rentenbuch aus dem Jahr 1418 schrieb sogar vor, dass Seefisch nur mehr hier verkauft werden dürfe – und nicht, wie bisher, Am Hohen Markt (dem Fischmarkt). Auch Obst, Gemüse und Backwaren wurden hier angeboten.

Nachdem 1753 eine Regierungsverordnung eine Bereinigung des Marktwesens bekannt gab, wurden die Waren schrittweise auf andere Marktplätze verlegt – Grünzeug wurde ans „Schanzl“ verlegt, der Fischmarkt an den Donaukanal, Am Hof blieb nur das Backwerk.

Zwischen 1842 und 1918 befand sich am Hof ein beliebter Christkindelmarkt, seit einigen Jahren ist dieser Markt wieder aufgelebt.

1973 entstand hier der Flohmarkt, der 1977 aus Platzgründen auf den Naschmarkt übersiedelt ist. Freitag und Samstag wird zwischen März und November ein Kunst und Antiquitätenmarkt abgehalten

Die Mariensäule

Seit Ende des 30-jährigen Krieges steht hier die Mariensäule, die Maria Immaculata ist von vier Engel umgeben, die siegreich gegen einen Drachen (=Hunger), einen Löwen (=Krieg), eine Schlange (=Unglauben) und einen Basilisken (=Pest) kämpfen.

Die Säule wurde von Kaiser Ferdinand III. gestiftet – zu Erinnerung an die Schwedengefahr (Die Schweden hatten 1646 auf eine Belagerung Wiens verzichtet). An ihr sind vier Tafeln in lateinischer Schrift angebracht, drei davon von Ferdinand III., eine von Leopold I. Auf der Rückseite der Säule ist die Widmung von Kaiser Ferdinand III. angebracht:

„Dem allerbesten, größten, höchsten Gott, Herrn des Himmels und der Erde, durch welchen die Könige regieren, der ohne Erbsünde empfangenen jungfräulichen Gottesgebärerin, durch welche die Fürsten herrschen, dieser, die wir aus besonderer Andacht zur mächtigen Frau und Patronin von Österreich erwählt haben, vertraut, übergibt und opfert sich, seine Kinder, Völker und Kriegsheere, Länder und all das Seinige Ferdinand III., Römischer Kaiser, der zu dieser Sache ewigen Gedächtnis diese Säule gemachten Gelübdes wegen aufrichtet. Den 18. Maji 1647.“

Auf der zweiten und dritten Tafel (an den beiden Seiten der Säule) ist der Text des ferdinandeischen Doppel-Gelübdes eingraviert. Auf der letzten Tafel (Vorderseite) ist der Renovierung durch Kaiser Leopold gedacht:

„Leopold, Römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, hat diese von seinem aller-durchlauchtigsten Herrn Vater zu Ehren der ohne Makel empfangenen Jungfrau er-richtete Statue kostbarer hergestellt und unvergänglich gemacht; denn die steinerne, die er gefunden, hat er aus österreichischer Frömmigkeit und Gelübde durch Erz verewigt, um zu bezeugen, dass er alles und sich selbst ihr schulde und durch ihre Begnadung Kronen, Siege, Frieden und Nachfolge erhalten habe. Im Jahre 1667, am 8. Dezember“.

Original war die gesamte Säule vergoldet und hatte 205 Zentner Gewicht (84 die Säule, 29 die Marienstatue, 10 der Drache, die vier Engel 72 und die Tafeln 10). Ohne Postament ist die Säule 7,5 Meter hoch.

Radetzky-Denkmal

Ende des 19. Jahrhunderts gab es auf dem Platz ein weiteres Denkmal, das des reitenden Feldmarschalls Radetzky. Es wurde nach 20 Jahren jedoch auf die Ringstraße (Stubenring 1) umgesiedelt.



Die Häuser des Platzes



Quellen:

Ursprung und Ziel, Nr. 218, April 2008

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