Johannesgasse 4: Unterschied zwischen den Versionen

Aus City ABC

Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(18 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{| border="1" cellspacing="5" cellpadding="2" style="border-color:#640064; border-width:2px;border-style:dashed;background-color:#ffffff;text-align:left;width:inherit;empty-cells:hide;border-collapse:default;"
{| class="prettytable" width="100%"
|-style="background-color:#c7c7c7;color:#640064;font-size:120%" class="Verlauf"
|- bgcolor="#B40404"
! width="10%" colspan="2"| Grund-Information
!<span style="color:#ffffff"> Haus: '''{{PAGENAME}}'''</span>
|-style="text-align:center;"
!<span style="color:#ffffff"> '''Grund-Informationen'''</span>
 
|-
|colspan="2"|[[datei:Johannesgasse 4.jpg{{!}}150px]]
| style="background-color:#dedede" | [[File:Vienna Shorts 2017 Metro Kino 2.jpg|200px|center]]
Johannesgasse 4
| style="background-color:#dedede" |
{| class="prettytable" width="100%"
|-
|-
|style="background-color:#f1f1f1; " | Aliasadressen
|style="background-color:#f1f1f1; " | Aliasadressen
Zeile 11: Zeile 12:
|-
|-
|style="background-color:#ffffff;" | Ehem. Konskriptionsnummer  
|style="background-color:#ffffff;" | Ehem. Konskriptionsnummer  
|style="background-color:#ffffff;" | vor 1861: 980 | vor 1821: 1039 | vor 1795: 1008
|style="background-color:#ffffff;" | vor 1862: 980 | vor 1821: 1039 | vor 1795: 1011
|-
|-
|style="background-color:#f1f1f1;" | Baujahr
|style="background-color:#f1f1f1;" | Baujahr
Zeile 17: Zeile 18:
|-
|-
|style="background-color:#ffffff;" | Architekt
|style="background-color:#ffffff;" | Architekt
|style="background-color:#ffffff;" | Christian Ulrich
|style="background-color:#ffffff;" | Christian Ulrich, Rudolf Dick
|}
|}
|}




== Das Haus - Architektur und Geschichte ==
== Das Haus - Architektur und Geschichte ==
Johannesgasse 4A "Mailberger Hof"


Am 20. Jänner 1375 wird erstmals ein Gebäude auf diesem Grundstück urkundlich genannt. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts gibt es kaum Daten zu diesem Haus. Fest steht, dass sich hier im 16. Jahrhundert der Mailberger Hof befand. Realis behauptet, dass das Gebäude ein Teil des benachbarten Pilgramhauses wurde, was jedoch durch das Hofquartierbuch von 1587 widerlegt wird, das den Mailberger Hof noch als selbständiges Objekt führt, während das Pilgramhaus schon 1531 den Clarissen überlassen und zum Annakloster umgebaut wurde. Zwischen 1587 und 1627 muss das hier besprochene Haus jedoch in den Besitz der Jesuiten gekommen sein, denen das Annakloster seit 1581 gehörte. Spätestens beim Bau des Noviziatshauses im Jahr 1627 ging es im Klosterkomplex auf.  
Das Gebäude wurde von Christian Ulrich und Rudolf Dick entworfen und 1892 erbaut. <ref>http://www.architektenlexikon.at/de/89.htm</ref>


Johannesgasse 4B "Maroltingerhof"
=== Metro Kino ===


Ab 1429 wird auf diesem Grundstück ein Haus samt Garten genannt. Später wurde es "Maroltingerhof" genannt, was darauf hindeutet, dass es um 1500 im Besitz dieses Bürgergeschlechts gestanden sein muss. 1563 stand es im Eigentum von Christoph Entzianer, einem Enkel des ehemaligen Rectors der Universität Dr.med. Johann Entzianer, und war ein Freihaus. Später kaufte es Michael Adolf Graf Althan, von dem es die Jesuiten 1627 zum Bau ihres Noviziatshauses erwarben.  
Hier ist seit 1951 das "Metro-Kino" zu finden, das in die Räume des ehemaligen Theaters „Die Komödie" (vorher auch "Das Moderne Theater") einzog. Das Theater wurde von Percy Faber eingerichtet. <ref>http://filmarchiv.at/about/locations/metro/</ref>Heute nennt sich das Kino "METRO Kinokulturhaus".


== Gedenktafeln ==


{| class="prettytable" width="100%"
! Bild
! Anlass/Persönlichkeit
! Text der Tafel
|-
| [[File:Wien01 Johannesgasse004 2019-04-24 GuentherZ GD KFJ1 4757.jpg|250px]]
| Erbauung des Hauses
| Am 29. Mai 1893 <br />
eröffnete seine K.u.K. Apost. Majestät<br />
Kaiser Franz Joseph I.<br />
im Beisein des Durchlautigsten Vereins-Projectors<br />
seiner K.u.K. Hoheit<br />
Erzherzog <Carl Ludwig<br />
dieses Haus<br />
|-
| https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/97/2017-02-24_164522_Wien01_Johannesgasse04_ex-RAVAG-Gebaeude_Gedenktafel1934.jpg/250px-2017-02-24_164522_Wien01_Johannesgasse04_ex-RAVAG-Gebaeude_Gedenktafel1934.jpg
| RAVAG-NS-Opfer
| Zum Gedenken an jene Menschen,<br />
die hier im Juli 1934 von<br />
nationalsozialistischen Putschisten<br />
beim Sturm auf das Haus der RAVAG<br />
des damaligen österreichischen Rundfunks,<br />
ermordet wurden.<br />
Gewidmet von der Stadt Wien
|}


== Vorgängerhäuser ==


Neubau 1885
Kurze Zeit war hier ein Pilgramshaus tätig: Am 15.10.1415 kaufte die Bürgersfrau Elisabeth Wartenauer das Haus und widmete es der Beherbergung und Pflege kranker Pilger. Da die Johanniter ihr einen Garten neben der Johanniterkirche verkauften, wurde dort das neue Pilgramhaus errichtet.


Nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurden die beiden Gebäude zusammen mit dem Nachbarhaus (Johannesgasse 4; siehe Kaufmännisches Vereinshaus) als Schule verwendet. 1884 kamen sie durch Tausch in den Besitz der Gemeinde Wien und wurden abgebrochen. An ihre Stelle trat ein Doppelhaus, das die Nummern Johannesgasse 4A und B trug und eine Volksschule für Knaben und Mädchen beherbergte. Nach deren Auflassung im Jahr 1925 wurden die Räume von der "Radio Verkehrs AG" (RAVAG) bezogen, die im Oktober 1925 den Sendebetrieb aufnahm. 1927 ließ diese eine Gedenktafel für Robert von Lieben, den Erfinder der Verstärkerröhre, anbringen. Am 13. Oktober 1926 wurde das Eigentumsrecht am Haus durch einen Gerichtsbeschluss der Gemeinde Wien einverleibt.  
Am Areal entstand dann das Annakloster mit der Normalhauptschule (ab 1774). <ref>Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien: Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 98</ref>


Juliputsch
== Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten ==


Beim nationalsozialistischen Umsturzversuch vom 25. Juli 1934, dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zum Opfer fiel, war auch dieses Gebäude Schauplatz blutiger Kämpfe. Eine Gruppe von 14 Mann fuhr gegen 13:00 mit einem Lastwagen vor, schlug den Türposten nieder und drang in den Senderaum ein, wo die Nachricht gesendet wurde, dass der Kanzler zurückgetreten sei. Inzwischen war die Polizei mit Panzerwägen vorgefahren, hatte die umliegenden Gebäude besetzt und im gegenüberliegenden Bankhaus "Kux, Bloch & Co." zwei Maschinengewehre in Stellung gebracht. Mit diesen sowie vom Dach aus wurde das Feuer auf die Putschisten eröffnet, wobei Hof- und Straßenseite des RAVAG-Gebäudes beschossen wurden. Als die Angreifer in den Keller flohen, kam Tränengas zum Einsatz, das sie zum Verlassen dieser Räume zwang. Danach drang eine Sturmkolonne der Polizei durch das Tor in das Gebäude ein, überwältigte die Nationalsozialisten und nahm sie fest. Dabei wurde neben einem weiteren Putschisten der 32jährige Rädelsführer Erich Schredt getötet. Auf Seite der Polizei kam ein Bezirksinspektor ums Leben. Weitere Opfer waren der Chauffeur des Generaldirektors und der Schauspieler Rudolf Ferstel, der sich den Angreifern in den Weg gestellt hatte. Ein weiterer Schauspieler musste durch die Ereignisse in eine psychiatrische Klinik gebracht werden. Um 15:45 kehrte wieder Ruhe in das Gebäude ein, doch war dem Inventar schwerer Schaden zugefügt worden: Mikrophone und andere Apparate waren beschädigt und die Vorhänge, die zur Verbesserung der Tonqualität aufgehängt waren, in Brand gesteckt worden, sodass die Feuerwehr gerufen werden musste. Um das Gebäude von der Außenwelt abzuschirmen, waren die Telephonleitungen aus den Wänden gerissen beziehungsweise durchgeschnitten worden. Darüberhinaus wies das Haus durch die Kämpfe viele Einschüsse auf.
=== Wohn- und Sterbehaus des Bildhauers Franz Anton Zauner ===
{| class="prettytable" width="100%"
|- bgcolor=" #37526f"
!<span style="color:#ffffff"> '''Persönlichkeit'''  </span>
!<span style="color:#ffffff"> ''' Franz Anton Zauner '''</span>
|-
| style="background-color:#dedede" | [[File:KopfX.png|150px|center]]
| style="background-color:#dedede" |
In dem Haus arbeitete und starb der Bildhauer [[Franz Anton Zauner]] * 5. Juli 1746 Unterfalpetan, Tirol, † 3. März 1822 Stadt 980, ebenhier). Zauner hatte durch seine Mutter, der Schwester des Bildhauers [[Joseph Deutschmann]], das Glück, bei ihm die Ausbildung machen zu dürfen. Zu seinen Werken gehören:
* Die Figuren am Dach des Palais Fries, [[Josefsplatz 5]]
* zwei knieende Engel zur Seite des Altaraufbaus in der Augustinerkirche (heute in Sarasdorf)
* Das Reiterdenkmal von Joseph II., das 1808 im Botanischen Garten von Schönbrunn aufgestellt wurde 


Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien
Nach Zauner ist auch eine Straße im 3. Bezirk benannt ([[Zaunergasse]]).
 
|}
Nachdem die RAVAG im Jahr 1938 in die Argentinierstraße übersiedelt war, wurde die Gedenktafel für Robert von Lieben entfernt und das Konservatorium der Stadt Wien (heute "Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien") im adaptierten Gebäude untergebracht.  




Zeile 53: Zeile 93:


[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Kino]]
[[Kategorie:Architekten:Christian Ulrich]]
[[Kategorie:Architekten:Christian Ulrich]]
[[Kategorie:offen]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Häuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Vorgängerhäuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Wohn- und Sterbehäuser]]
[[Kategorie:Architekten:Percy Faber]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Gedenktafeln]]
[[Kategorie:Architekten:Rudolf Dick]]


== Quellen ==
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 15. Dezember 2020, 11:14 Uhr

Haus: Johannesgasse 4 Grund-Informationen
Vienna Shorts 2017 Metro Kino 2.jpg
Aliasadressen =Johannesgasse 4
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 980 | vor 1821: 1039 | vor 1795: 1011
Baujahr 1892
Architekt Christian Ulrich, Rudolf Dick


Das Haus - Architektur und Geschichte

Das Gebäude wurde von Christian Ulrich und Rudolf Dick entworfen und 1892 erbaut. [1]

Metro Kino

Hier ist seit 1951 das "Metro-Kino" zu finden, das in die Räume des ehemaligen Theaters „Die Komödie" (vorher auch "Das Moderne Theater") einzog. Das Theater wurde von Percy Faber eingerichtet. [2]Heute nennt sich das Kino "METRO Kinokulturhaus".

Gedenktafeln

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Johannesgasse004 2019-04-24 GuentherZ GD KFJ1 4757.jpg Erbauung des Hauses Am 29. Mai 1893

eröffnete seine K.u.K. Apost. Majestät
Kaiser Franz Joseph I.
im Beisein des Durchlautigsten Vereins-Projectors
seiner K.u.K. Hoheit
Erzherzog <Carl Ludwig
dieses Haus

250px-2017-02-24_164522_Wien01_Johannesgasse04_ex-RAVAG-Gebaeude_Gedenktafel1934.jpg RAVAG-NS-Opfer Zum Gedenken an jene Menschen,

die hier im Juli 1934 von
nationalsozialistischen Putschisten
beim Sturm auf das Haus der RAVAG
des damaligen österreichischen Rundfunks,
ermordet wurden.
Gewidmet von der Stadt Wien

Vorgängerhäuser

Kurze Zeit war hier ein Pilgramshaus tätig: Am 15.10.1415 kaufte die Bürgersfrau Elisabeth Wartenauer das Haus und widmete es der Beherbergung und Pflege kranker Pilger. Da die Johanniter ihr einen Garten neben der Johanniterkirche verkauften, wurde dort das neue Pilgramhaus errichtet.

Am Areal entstand dann das Annakloster mit der Normalhauptschule (ab 1774). [3]

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohn- und Sterbehaus des Bildhauers Franz Anton Zauner

Persönlichkeit Franz Anton Zauner
KopfX.png

In dem Haus arbeitete und starb der Bildhauer Franz Anton Zauner * 5. Juli 1746 Unterfalpetan, Tirol, † 3. März 1822 Stadt 980, ebenhier). Zauner hatte durch seine Mutter, der Schwester des Bildhauers Joseph Deutschmann, das Glück, bei ihm die Ausbildung machen zu dürfen. Zu seinen Werken gehören:

  • Die Figuren am Dach des Palais Fries, Josefsplatz 5
  • zwei knieende Engel zur Seite des Altaraufbaus in der Augustinerkirche (heute in Sarasdorf)
  • Das Reiterdenkmal von Joseph II., das 1808 im Botanischen Garten von Schönbrunn aufgestellt wurde

Nach Zauner ist auch eine Straße im 3. Bezirk benannt (Zaunergasse).



Gehe weiter zu Johannesgasse 4A

Gehe zurück zu Johannesgasse | Straßen des 1. Bezirks

Quellen

  1. http://www.architektenlexikon.at/de/89.htm
  2. http://filmarchiv.at/about/locations/metro/
  3. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien: Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 98