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Version vom 10. Januar 2016, 13:16 Uhr
Grund-Information | |
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![]() Freyung 8 | |
Aliasadressen | =Freyung 8, =Renngasse 2, =Tiefer Graben 1-5 |
Ehem. Konskriptionsnummer | 156, 157, 158, 159 |
Baujahr | 1916-1921 |
Architekt | Ernst Gotthilf-Miskolczy, Alexander Neumann |
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Das Haus, Österr. Creditanstalt für Handel und Gewerbe - Architektur und Geschichte
1916 ließ die Bank Austria - damals Österreichische Creditanstalt für Handel und Gewerbe - hier ein Bankgebäude errichten. Das Eingangsportal wurde von Gustav Peichl gestaltet. Das Gebäude war - über den Tiefen Graben - mit einer Brücke zum Haus Am Hof 6 verbunden, da sich dort das Haupthaus befand.
1937 brach die Wirtschaft zusammen, die Bank brach nieder. Das Haus gelangte daher in Besitz der "Österreichischen Versicherungs A.G", die später (bis 1946) in "Deutscher Ring, österreichische Lebenversicherungs A.G. (der deutschen Arbeiterfront)" umbenannt wurde.
Seit 2012 ist hier ein Teil des Verfassungsgerichtes angesiedelt, der vom Judenplatz (Böhmische Hofkanzlei) hierher gezogen war.
Zweiter Weltkrieg
Am 10.9.1944 schlug in das Haus eine Bombe ein. Sie riss das Dach ein und zerstörte eine Küche im dritten Stock. Durch die Druckwelle, die der Einschlag verursacht hatte, zerbrach auch das Glasdach des Kassensaales. Eine weitere Bombe fügte dem Haus am 12.3.1045 schwere Schäden zu (die Treppe stürzte ein), dabei starben auch sechs Menschen.
Bank Austria Kunstforum
Das Kunstforum wurde auf Anregung von Heinz Conrads hier eingerichtet. 1980 fand - unter dem damaligen Direktor Franz Vranitzky - die erste Ausstellung in den ehemaligen Kassenhallen der Bank statt. Eröffnet wurde mit der Schau "Aufbruch in die Moderne", die gleich 28.000 Besucher angelockt hatte.
Heute zeigt das Kunstforum hauptsächlich Kunst der Klassischen Moderne und der Nachkriegs-Avantgarde. Es hat auch eine eigene Sammlung zeitgenössischer Kunst, die Mittlerweile 9.000 Werke umfasst. Dazu zählen Arbeiten von Kokoschka, Klimt, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Attersee, Franz West und auch Ferdinand Georg Waldmüller.[1]
Vorgängerhäuser
Das ursprünglich hier stehende Haus "Zum goldenen Straußen" (Haus Stadt 157; 1, Freyung 8) wurde 1856 von der Niederösterreichische Eskomptegesellschaft (1853 gegründet) angekauft und 1871 mit dem Nebenhaus ("Zum rothen Mandl", Haus Stadt 158; 1, Freyung 9) vereinigt. Zwischen 1885 und 1904 erwarb die Eskomptegesellschaft auch das benachbarte Haus Stadt 159 (1, Tiefer Graben 3). Als die Eskomptegesellschaft auf den Platz Am Hof (Nr. 2; Hofkriegsratsgebäude, Österreichische Länderbank [seit 7. Oktober 1991 Bank Austria]) übersiedelte (Eröffnung der Amtsräume 6. Dezember 1915), kamen die Häuser 1914 in den Besitz der Creditanstalt für Handel und Gewerbe (die Am Hof 6 untergebracht war). Diese kaufte zwischen 1912 und 1914 auch die Häuser Stadt 156 und 160 und ließ anstelle aller genannten Gebäude einen Neubau (1914-1921) nach Plänen von Ernst Gotthilf von Miskolczy und Alexander Neumann errichten. Nach dem Zusammenbruch der Creditanstalt (11. Mai 1931; Auslösung des Bankenkrachs) kam das Gebäude 1937 an die Österreichische Versicherungs-AG. Seit August 2012 ist der Verfassungsgerichtshof in diesem Gebäude untergebracht.
Haus 156, „Zu Unserer Lieben Frau bei den Schotten“
Die erste urkundliche Nennung dieses Hauses stammt aus dem Jahr 1437. Aus einem Dokument des Jahres 1557 geht hervor, dass sich im Haus ein Geschäft befand. Im Jahr 1842 wurde das Gebäude umgebaut und im Jahr 1914 von der "Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe" erworben.
Zu Unserer Lieben Frau bei den Schotten (Apotheke) (1782–1837)
Haus 157, „Zum goldenen Straußen“
Dieses Haus lag an der Ecke Freyung/Tiefer Graben und trug den Schildnamen "Zum goldenen Strauß". Erstmals urkundlich erwähnt wird es im Jahr 1434. Am 21. Juli 1630 kaufte es der kaiserliche Kammerbildhauer Peter Concorz (Chonchartz), der unter anderem am Neubau der Schottenkirche in den Jahren 1638-1648 beteiligt war. Nach dem Totenregister der Stadt Wien starb er hier am 20. April 1658 als "königlicher Baumeister, Bauschreiber und Hausbesitzer auf der Schottenfreyung". • Großhandlungshaus Ignaz Schwab • Schenk- und Gasthaus "Zum goldenen Strauß"
Schuhknechtrevolte 1721
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts befand sich im Haus ein "Schenk- und Gasthaus" ("Zum goldenen Strauß"), von dem aus 1721 die Schuhknechtrevolte ihren Ausgang nahm, bei der die Schuhknechte gegen ihre Zunft revoltierten. Sie mussten nämlich in von der Zunft verwalteten Gesellenherbergen einkehren und konnten nur mit dem sogenannten "Abschiedszettel" (wurde bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses vom Schustermeister ausgestellt) eine neue Arbeit als Schusterknecht finden. Bereits 1715 war es zu einem allgemeinen Streik und ernsten Unruhen gekommen. Es wurden freie Herbergswahl, Abschaffung der "Abschiedszettel", Mitsprache in der "Gesellenlade", die durch ihre Beiträge finanziert wurde, und mehr Lohn gefordert. Die Regierung schlug sich auf die Seite der Meister und reagierte mit strengen Strafen. In den folgenden Jahren spitzte sich die Situation immer mehr zu. Nun wurde auch das Recht gefordert, die Arbeitgeber frei wählen zu dürfen und nicht von der Zunft einem Meister zugeteilt zu werden, da das bisherige System zu einer heillosen Protektionswirtschaft geführt hatte. Ab Oktober 1721 mieden die Schusterknechte die offiziellen Herbergen und quartierten sich in verschiedenen privaten Herbergen ein, von denen der "goldene Strauß" die größte war. Am 21. Oktober 1721 erließ die Regierung ein Dekret, das die Strafen gegen die Schusterknechte weiter verschärfte. Dadurch kam es in ganz Wien sowie in den Vorstädten zum Aufstand. Nach Angriffen auf Schusterwerkstätten und Plünderungen wurde die Rumorwache angewiesen, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Es gab Tote und Verletzte, und nun traten auch noch die Spannungen zwischen Rumorwache und Stadtguardia offen zu Tage, was zu gegenseitigen Behinderungen und sogar Verhaftungen führte. Als die Aufständischen den Rumorhauptmann und seine Truppe mit Steinen und Schusswaffen angriffen, verweigerte ihnen die Stadtguardia den Rückzug durch das Burgtor, während man die Angreifer passieren ließ. In der Folge wurde am 8. November 1722 der Befehl erteilt, die Stadtguardia aufzulösen, der jedoch erst zwanzig Jahre später umgesetzt wurde. Mit der Hinrichtung zweier Redelsführer, bei der die Schusterknechte anwesend sein mussten, konnte der Aufstand beendet werden. Viele Schusterknechte verließen daraufhin Wien, der Rest kehrte wieder in die Werkstätten zurück. Die privaten Herbergen wurden aufgelöst, wobei der "goldene Strauß" namentlich genannt wurde, jedoch wurde die Verwaltung der offiziellen Herbergen nun von den Behörden beaufsichtigt. Alle anderen Beschränkungen wurden aufgehoben. Im Jahr 1775 wurde das Haus vom Kammerjuwelier Joseph Friedrich Schwab erworben, dessen Enkelin den Bankier Friedrich van der Nüll heiratete. Er hinterließ das Haus 1780 seinen Söhnen Philipp und Ignaz. Letzterer richtete hier sein Großhandlungshaus ein. Nach dem Verlust von sieben Schiffsladungen Indigo musste die Firma 1818 alle Zahlungen einstellen, dieses Haus war jedoch schon 1811 verkauft worden. 1845 wurde das Gebäude umgebaut und 1856 von der drei Jahre zuvor gegründeten "Niederösterreichischen Eskomptegesellschaft" erworben. Diese ließ es 1871 abbrechen und ein neues Bankgebäude errichten, das 1914 an die "Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe" verkauft wurde.
Haus 158, „Zum roten Mandl“
An der Ecke Freyung/Tiefer Graben stand das Haus "Zum roten Mann". Für die Zeit um 1700 gibt Werner Arnold von Steinhausen den Namen "Bei der schmerzhaften Mutter" an, der sich jedoch nie durchsetzen konnte. Es wird 1436 erstmals urkundlich erwähnt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts befand sich hier eine Kellerschank, die vor allem von Künstlern und Scholaren besucht wurde. Der Legende nach soll sich hier Dr. Faust während eines Wienaufenthalts mit Augustin Hirschvogel und Bonifaz Wolmuet getroffen haben. Hirschvogel soll dabei die Gestalt des Teufels an die Wand gemalt haben, die Dr. Faust durch Magie belebte. Als alle erschraken, soll Dr. Faust gerufen haben: "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen!". Das sei der Ursprung dieses Sprichworts. Das Zusammentreffen dieser drei Personen kann wohl ausgeschlossen werden, da der historische Dr. Faust bereits im Jahr 1539 gestorben sein soll, Hirschvogel und Wolmuet aber erst ab Mitte der 1540er Jahre in Wien ansässig waren. Der Schildname "Zum roten Mann" beziehungsweise "Zum roten Mandel" könnte aber auf diese Legende zurückgehen. An der Hauswand war ein lebensgroßes Gemälde eines Mannes mit roten Haaren und in scharlachroter Kleidung angebracht. Wann und von wem es geschaffen wurde, ist jedoch unklar. Wilhelm Maximilian Kisch gibt an, dass es 1690 gemalt wurde, da zu dieser Zeit ein Scharfrichter im Besitz des Hauses gewesen sei und damit eine abschreckende Wirkung erzielen wollte. Den Urkunden zufolge gehörte das Haus zu dieser Zeit jedoch einer Frau. Bei einem Umbau im Jahr 1836 wurde das Gemälde entfernt. Später wurde das Gebäude von der "Niederösterreichischen Eskomptegesellschaft" erworben, die es 1914 an die "Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe" verkaufte. Das rote Mandel Der weltberühmte Doktor Faust, der unerreichte Meister der Zauberkünste, hielt sich oft in Wien auf. Er zechte gern im Kreise seiner Bewunderer und gab da manches von seinen vielbegehrten Zauberstücklein zum besten. So erschien er einmal in der Kellerschenke "Am Bühel" in der Nähe der Freyung. Die Gäste erkannten ihn sogleich, begrüssten ihn mit Jubel und baten ihn voll Ungeduld um ein paar Kunststücke. Er setzte sich aber ganz gelassen nieder und bestellte ein Glas vom besten Wein. Der Schankbursche brachte es ihm. Das Glas war aber so voll, dass er ein bisschen Wein über den Tisch goss. Da sagte der Doktor grimmig: "Wenn du mir noch einmal Wein verschüttest, so fresse ich dich mit Haut und Haar!" - Den Burschen ärgerte diese Zurechtweisung, und als er das leere Glas zum zweitenmal gefüllt hatte, verschüttete er vorsätzlich etwas vom Inhalt. Da sperrte der Doktor den Mund weit auf - und der Bursche war augenblicklich verschwunden. Darauf nahm der Schwarzkünstler noch eine grosse Flasche mit Wasser und goss den ganzen Inhalt in einem einzigen Zuge nach. Die Gäste waren sprachlos vor Entsetzen und Verwunderung. Der Wirt aber fing an zu jammern und rief: "Herr Doktor, wie soll ich denn heute die grosse Arbeit leisten ohne meinen Gehilfen? Gebt ihn mir wieder, ich bitte Euch inständig darum!" "Spart eure Worte," sagte der Hexenmeister mit gleichgültiger Mine, "er sitzt doch draussen auf der Stiege." Als der Wirt hinausschaute, sass wirklich der Kellerbursche auf der Stiege, klapperte vor Kälte mit den Zähnen und war tropfnass. Er kam gleich danach ins Schankzimmer, ging zornig zum Tische des Doktors hin und rief: "Mit euch will ich in meinem ganzen Leben nichts mehr zu tun haben! Ihr seid mit dem Teufel im Spiel!" Kaum war das Wort gesprochen, so entstand im ganzen Saal eine lärmende Unterhaltung und es wurde von nichts anderem mehr geredet als von dem Höllenfürsten und von seiner grossen Macht über die Menschen und die Geister. Da stand mitten im ärgsten Lärm einer der Gäste auf, ein Meister der edlen Malerkunst, der erst kurz vorher aus dem Auslande gekommen war, und rief mit lauter Stimme, dass er den Teufel an die Wand malen werde. Die Leute horchten neugierig auf und es wurde mäuschenstill im Saale. Der Maler machte sich sogleich ans Werk und es dauerte nicht lange, so sah man wirklich an der Wand das Bild eines Junkers in der Tracht eines Edelmannes mit einer Hahnenfeder am Hut, mit einem Spitzbart, einem Degen und einem wallenden Mantel. Die Gäste starrten alle mit verhaltenem Atem auf das Konterfei des Satans hin, das geradeso aussah, wie sie sich den Höllenfürsten längst schon vorgestellt hatten. Plötzlich wurde es im Saale finster; das Bild bekam Leben und fing an, sich zu rühren und zu bewegen. Die Kleider des Satans waren jetzt blutrot, die Feder am Hut, die immer hin und her schwankte, war gleichfalls rot, die Quasten und Verbrämungen waren kohlschwarz und das Mäntelchen spielte ins Grünliche. Die Leute getrauten sich nicht einmal, Atem zu schöpfen, sie starrten nur in einem fort auf die schauderhafte Erscheinung mit dem wachsbleichen Gesicht und den schrecklichen Augen, aus denen fortwährend ein unheimliches Feuer flammte. Plötzlich erhob sich das Satansbild und stürzte sich mit einem furchtbaren Getöse mitten in die Menge hinein. Da schrien die Leute voll Schrecken laut auf und rannten wie verrückt dem Ausgange zu. Dem Doktor machte der Höllenspektakel einen riesigen Spass und zu guter Letzt rief er noch den Leuten mit wahrer Donnerstimme die Worte nach: "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen!" Es war aber niemand anderer gewesen als er selber, der mit seinen Zauberkünsten das Bild des Höllenfürsten lebendig gemacht hatte. Wegen dieses Vorfalles bekam hernach die Schenke den Beinamen "Zum roten Mandl".
http://www.wien-tourist.info/index.php/Das_rote_Mandl
Südlich der Freyung lag ein Grundstück, das den Namen "Auf dem Mist" erhalten hatte. Dorthin brachten die Leute ihr gesamtes Gerümpel und luden es einfach innerhalb der Stadtmauern ab.
Gegenüber vom Mistplatz erhob sich auf der anderen Randlage das Gelände zu einem kleinen Hügel, der deshalb die Bezeichnung Auf dem Bühel trug. Dort hatte ein findiger Wirt in einem Kellergewölbe eine gemütliche Gaststube eingerichtet, in der es immer sagenhaft lustig zugegangen sein soll. Vor allem Studenten und Künstler kamen gerne in diesem Lokal zusammen, unterhielten sich über Malerei und Wissenschaft, aber auch über schwarze Magie und Zauberei.
Als eines Abend plötzlich völlig unerwartet der berühmte Doktor Johannes Faust die Treppe herunter kam, wurde er von der versammelten Gesellschaft mit tosendem Applaus begrüßt und bejubelt. Niemand beherrschte die Kunst der Zauberei und Geisterbeschwörung so perfekt wie er. Viele Städte hatte Faust schon bereist, nun war er endlich in Wien zu Besuch. Sogleich wurden Stimmen laut, er möge in der Wirtsstube etwas Spannendes vorführen. Doch er zog seinen Schlapphut vom Kopf und winkte nur freundlich in die Runde. Dann nahm er auf einem Sessel Platz und ließ die Gäste warten. Sofort eilte der junge Schankbursch herbei, bei dem er einen Wein bestellte. Der Bursche war ziemlich aufgeregt und füllte den bescher randvoll mit Wein, der beim Servieren etwas überschwappte - eine kleine Lacke bildete sich auf der Tischfläche. Da sagte Faust: "Wenn du mit noch einmal so viel des Weines verschüttest, fresse ich dich mit Haut und Haar!" Das rote Mandl, Opernring Nr. 4 Über diese Worte ärgerte sich der Schankbursche. Er nahm aber die Drohung nicht ernst. Als er dem Doktor Faust wieder nachschenkte, goss er absichtlich zu viel Wein in den Becher, so dass die Tischplatte überschwemmt wurde. Da sperrte Faust den Mund weit auf - und der Schankbursch verschwand! Anschließend packte Faust einen Wasserkübel, der immer zum Feuerlöschen bereit stand, und leerte ihn mit einem gewaltigen Zug aus. Entsetzen ergriff die Anwesenden. Nach einer Schrecksekunde sank der Wirt in die Knie und bat den Doktor inständig, er möge ihm doch wieder den Burschen zurückgeben, denn ohne ihn könne er nicht sein. Da antwortete Faust vollkommen ruhig und gelassen: "Mach die Tür auf und schau zur Stiege!" Und wirklich, ganz oben beim Eingang saß der arme Bursche, das Löschwasser rann an seinen Kleidern herunter. Er zitterte am ganzen Körper und klapperte mit den Zähnen. Zornig rief er zu Doktor Faust in die Gaststube hinunter: "Mit euch möchte ich nichts mehr zu tun haben. Ihr seid mit dem Teufel im Bunde!" Eilends verließ der Schankbursche das Haus. "Teufel hin, Teufel her," sprach Doktor Faust, "jeder hüte sich, mir so einzuschenken!" Die Männer in der Runde schauten ziemlich betroffen. Doch bald machte sich wieder eine neugierige Stimmung breit: Sie begannen über den "Gottseibeiuns" - so umschrieben sie den Teufel, um ihn nicht bei seinem Namen nennen zu müssen, zu diskutieren. Jedoch so vorsichtig sie ihre Gespräche begonnen hatten, desto hitziger und laute wurden sie, als es bereits der Mitternachtsstunde zuging. Plötzlich stand der Geometer und Kupferstecher Augustin Hirschvogel auf und verkündete vor der Versammlung, dass er jetzt den Teufel an die Wand malen werde. Alle lachten laut auf und Hirschvogel holte ein Stück Holzkohle von der Feuerstelle aus der Küche. Gekonnt zeichnete er nun auf der gekalkten weißen Wand einen schlanken jungen Mann: Dieser war äußerst elegant gekleidet, und ein Mantel umflatterte seine Gestalt wie Drachenflügel. Zum Abschluss malte Hirschvogel der Gestalt ein böse grinsendes Gesicht mit herausgestreckter Zunge. Als die Figur vollendet war, stand Doktor Johannes Faust auf. Mit fester Stimme sprach er: "So jetzt seht ihr den Teufel an der Wand, - ich will ihn euch aber lebendig zeigen!" Abrupt verdunkelte sich der Raum, und wie von Geisterhand bewegte sich plötzlich die Zeichnung an der Wand. Die Kleider des Mannes wechselten allmählich die Farbe von Weiß zu Schmutzig-Rot, die Augen des schrecklich blassen Angesichts leuchteten immer stärker wie höllisches Feuer. Plötzlich erklang ein donnerähnliches Getöse, und die entsetzliche rote Gestalt sprang mitten unter die Gäste. Da schrien alle vor Angst, Panik machte sich breit. Die Männer stürzten zur Treppe, um schnell diesen Keller des Grauens zu verlassen. Für Doktor Faust aber bedeutete alles einen Riesenspaß. Mit schallender Stimme rief er den Flüchtenden nach: "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen!" Nach diesem unheimlichen Zauberkunststück verließ Doktor Johannes Faust bald wieder die Stadt Wien. Die Gaststube im Kellergewölbe hieß von nun an nicht mehr Am Bühel zum Tiefen Graben, sondern erhielt ein neues Schild mit der Bezeichnung "Zum roten Mandl"-. Die bekannte Redewendung "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, stammt von dieser Begebenheit, die sich im Jahr 1538 zugetragen haben soll - zumindest wird es so erzählt. ▲ Was geschah wirklich? Bis in das Jahr 1836 befand sich an dieser Stelle der Freyung auf einem alten Haus ein Geschäftsschild mit der Bezeichnung Zum rothen Mandl, das einen ganz in Rot gehaltenen, schaurig aussehenden Mann.- ein rotes Mandl - zeigte. Die Sage verbindet diese Darstellung des Schildes mit der damals sehr beliebten Geschichte einer Teufelsbeschwörung durch Doktor Faust. Dieser Mann mit Schlapphut lebte wirklich vor ungefähr 500 Jahren: Es war der deutsche Arzt Georg Faust, der sich aber Doktor Johannes Faust nannte. Er wurde schon zu seinen Lebzeiten durch seine magischen Zauberkunststücke sehr berühmt und als ein Schwarzkünstler bezeichnet. Ob er aber der Stadt Wien einen Besuch abgestattet hat, ist äußerst fraglich. Augustin Hirschvogel hingegen arbeitete für die Stadt Wien - ein genialer Zeichner, Erfinder und vermesser-. Faust und Hirschvogel sind sich wahrscheinlich sogar begegnet, allerdings nicht in Wien, sondern in einer deutschen Stadt. Hirschvogel kam nämlich erst zu einem Zeitpunkt nach Wien, als Faust bereits einige Jahre tot war. ▲ Sagenhaftes Doktor Johannes Faust, 1480 - gestorben vor 1540 beschäftigte sich nicht nur mit Medizin, sondern auch mit Astrologie und Magie. Berühmtheit erlangte er durch seine Geister- und Teufelsbeschwörungen. Noch während er lebte, entstanden viele Zaubersagen über ich. Viele Universitätsstädte verweigerten ihm deswegen die Einreise. Über den angeblichen Besuch von Faust im Jahr 1538 in Wien wird noch eine andere wunderliche Sage erzählt: Faust habe sich bereits vor seiner Ankunft ein Haus in Form eines Triangels bauen lassen, in dem er später auch wohnte. Dieses Doktor Faust Haus soll sich im heutigen 2. Bezirk in der Flossgasse 7 befunden haben, dafür gibt es aber keinen Beweis. Viel wurde über die unwahrscheinlichen Künste von Faust gerätselt. Manche Menschen vermuten, er hätte mit dem teuflischen Mephistopheles einen Pakt geschlossen. Demnach erfüllt sich zwar sofort jeder Wunsch, den Faust ausspricht, aber nach 24 Jahren verfällt seine Seele dem Teufel. Bereits 50 Jahre nach dem Tod von Faust erschien ein dickes Buch, in dem alle sagenhaften Geschichten über ihn nachzulesen waren. Viele Dichter verarbeiteten die Mythen über diese schillernde Gestalt zu Theaterstücken. Die weltweit bekannteste Tragödie über Faust schrieb der Dichter Goethe. ▲ Geschichte Hirschvogel, 1503-1553, stammte wie Faust aus Deutschland, war aber etwa um 20 Jahre jünger. Weil er viele Künste beherrschte, wurde er aus Nürnberg nach Wien berufen. Er konnte nicht nur hervorragend zeichnen, sondern erfand auch Geräte für ein genaues Vermessungswesen. Von ihm stammt aus dem Jahr 1547 der berühmte Rundplan von Wien, dem erstmals eine exakte Vermessung zu Grunde lag. Im Wien Museum ist der Plan, der auf eine runde Holztafel gemalt und gezeichnet ist ausgestellt. Auch ein Teil der von Hirschvogel erfundenen Messinstrumente zur geometrischen Aufnahme der Stadt sind zu sehen.
Haus Stadt 159, Tiefer Graben 3
Bis 1620 kommt dieses Haus kaum in Büchern oder Dokumenten vor, es war der Burgkapelle dienstbar. 1645 gelangte es in Besitz des Ziegelbrenners Johann Thury. 1879 wurde es umgebaut und schließlich der Niederösterreichische Eskomptegesellschaft verkauft.
Haus Stadt 160, Tiefer Graben 5
Das Haus, das erstmals 1563 erwähnt wurde, lag am Tiefen Graben und war, wie das Nebenhaus, der Burgkapelle zugeordnet. 1826 ist ein Umbau dokumentiert, um 1910 wurde es von der Credit-Anstalt gekauft und für den Neubau abgerissen.
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