Stephansdom: Gedichte, Das Wunderbild aus Póts

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Gedichte
Das Wunderbild aus Póts
Die Sage über das Wunderbild aus Póts wurde in Gedichtform erzählt. [1]
Wien - Stephansdom, Maria-Pötsch-Altar.JPG

In Pots im Ungarland
Ein Frauenbild sich fand,
Gar schlecht auf holz gemalt,
Von wenig Glanz umstrahlt.

Beachtet nur gering
Das Bild im Dunkel hing,
Nur bunt'ren Schilderei'n
Sie dort die Andacht weih'n.

Einstmals in seinem Gram
Ein armer Bauer kam,
Den heißt sein frommer Sinn
Zur Heil'gen hinzuknien.

Der hebt empor die Hand
zum Bildnis an der Wand,
Und fleht gar brünstiglich:
"O Jungfrau, rette mich!"

Da wird's ihm, wie im Traum,
Er sieht und glaubt es kaum,
Er sieht und steht versteint,
Das Heil'genbildnis weint.

Voll Schreck zum Gotteshaus
Der Bauer flieht hinaus
Und kündets fern und nah
Was dort sein Auge sah.

Und Alles strömt im Nu
Dem Wunderbilde zu,
Da sehen all' vereint
Die heil'ge Jungfrau weint.

Bald in dem ganzen Land
Das Zeichen ward bekannt,
Unzähl'ge Waller nah'n
Ob wahr auch, was sie sah'n.

So auch nach Österreich
Die Kunde kam sogleich
Zu holen da das Bild
Des Kaisers Wort befiehlt.

Und als die Ehr' und Pracht
Das Bild nach Wien gebracht,
Da ist versiegt zur Stelll'
Der heil'ge Tränenquell.

Geschmückt gar reich und fein
Mit Gold und Edelstein,
Ward zu St. Stephan d'rauf
Gestellt das Bildnis auf.

Und manch ein fromm Gemüt,
Das Andacht dort durchglüht,
Ward durch der Jungfrau Bild
Mit stillem Trost erfüllt.




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Quellen

  1. Johann Nepomuk Vogl: Dom-Sagen. 1845, Haas, Wien. S.84 ff