Salvatorkirche
- Bezirk
- 1., Innere Stadt
- Adresse
- =Salvatorgasse 5
- Konfession / Orden
- Altkatholische Kirche Österreichs (Bischofskirche)
- Patrozinium
- Christus, der Erlöser („Salvator“) – ursprünglich Maria geweiht
- Bau‑ und Renovierungsdaten
- Ersterwähnung 1298; Erweiterungen 1360/61 und 1373 (zweites Schiff); Renaissance-Portal um 1520/30; große Innenrenovierung 1971/72
Salvatorkirche - Architektur und Geschichte
Die Salvatorkirche – oft auch Salvatorkapelle genannt – verbirgt sich im Komplex des Alten Rathauses. Ihr Eingang an der Salvatorgasse führt durch ein prächtiges Renaissanceportal in einen historischen Innenraum, der auf einen spätmittelalterlichen Stadthof zurückgeht. Der Kern der Kirche entstand im 14. Jahrhundert als Hauskapelle eines Stadtpalais; 1298 wird sie erstmals erwähnt. Nach der Beschlagnahme des Palasts ging die Kapelle 1316 an die Stadt, wurde 1360/61 über die neu angelegte Passage erweitert und 1373 um ein zweites Kirchenschiff verbreitert – eine Unregelmäßigkeit, die ihren Grundriss bis heute prägt. Besonders kostbar ist der Dachstuhl: dendrochronologisch auf 1296–1299 datiert, gilt er als ältestes erhaltenes Dachwerk Wiens.
Die Salvatorkirche ist ein prächtiges Renaissancewerk. 1871 wurde sie der Altkatholischen Kirche übergeben, 1971 wurde sie renoviert.
Seit 1871 steht St. Salvator der Altkatholischen Kirche zur Verfügung und ist ihre Bischofskirche in Österreich. Prägend für die Liturgie wurden im 19. Jahrhundert die deutsche Sprache und die Kommunion unter beiderlei Gestalt; 1971/72 ordnete eine Renovierung den Raum neu (Rückversetzen des Hochaltars, Aufstellen eines Volksaltars).
Die Entstehung im Laufe der Jahrhunderte
1298 wird erstmals eine Hauskapelle erwähnt, die sich im ersten Stock des Hauses - zur Betonung des privaten Charakters - befand. Gegründet wurde sie von Otto II. und seinem Bruder Haimo III. zu Ehren der heiligen Maria, sie trug damals den Namen "Kirche im Ottenheim beim Bürgerrathaus". Der Name Ottenheim bezieht sich dabei auf die Brüder.
Da sich Otto II. an der Verschwörung gegen die Habsburger im Jahr 1308 beteiligt hatte, wurde sein Palast und die Kapelle von Friedrich I. beschlagnahmt und der Stadt Wien übergeben (1316). Bereits ab 1341 ist nachgewiesen, dass das Rathaus die Kapelle als Rathauskapelle nutzte. 1360 wurde die Kapelle auf Initiative von Kaplan Jakob de Poll bis zum Erdgeschoss erweitert, 1373 wurde der Sakralraum errichtet, in dieser Zeit dürften auch die Wandmalereien entstanden sein (freigelegt während der Renovierung 1969).
Etwa in dieser Zeit hatte sich für das Kirchlein schon der Name "St. Ottenheimkirche" bei den Wienern eingebürgert - und als kritiklos verehrende Katholiken begannen sie, dem Heiligen Ottenheim ihre Anbetung entgegenzubringen - eine verwitterte Marienstatute wurde für den nie existierenden Heiligen gehalten. Dem damaligen Kaplan Peter Hanifvogel war das ein Dorn im Auge und er veranlasste bei Papst Leo X. das Verbot, diese "Ketzerei" weiter zu betreiben. Die Kapelle wurde nun dem Erlöser Jesus Christus geweiht und fortan "St. Salvator" genannt.
1520 fand eine neuerliche Erweiterung der Kirche statt, nun konnte man von der Salvatorgasse ins Innere gelangen. Das Renaissance-Portal aus dieser Zeit hat sich bis heute kaum verändert.
Die Kirchen Außen
Renaissance-Portal (um 1520/30)
Das Portal zur Salvatorgasse ist eines der wenigen erhaltenen Renaissance-Portale der Inneren Stadt. Zeitgenössische Aufnahmen zeigen im Gebälk Halbfiguren von Christus Salvator und Maria – ein „sprechendes” Portal, das den neuen Namen der Kapelle ins Bild setzt. Seine ruhigen Proportionen kontrastieren schön mit dem älteren Mauerwerk des spätmittelalterlichen Baus.
Dachstuhl (1296–1299)
Über dem unregelmäßigen, zweischiffigen Raum spannt sich ein historisches Dachwerk, dessen Hölzer dendrochronologisch auf 1296–1299 datiert wurden. Es gilt als ältestes erhaltenes Dach in Wien – ein stilles Technik-Denkmal, das die frühe Hauskapelle baulich überliefert
Zeittafel
| Jahr(e) | Ereignis |
|---|---|
| 1296–1299 | Der Dachstuhl entsteht; die Hölzer werden dendrochronologisch auf diese Jahre datiert und gelten als ältestes erhaltenes Dachwerk Wiens. |
| 1298 | Ersterwähnung einer Hauskapelle im späteren Alten Rathaus. |
| 1316 | Nach der Beschlagnahme des Palais geht die Kapelle in den Besitz der Stadt Wien über und dient fortan als Rathauskapelle. |
| 1360/61 | Erweiterung der Kapelle bis zum Erdgeschoss und über die neue Passage – der mittelalterliche Kern nimmt seine heutige Lage an. |
| 1373 | Anfügung eines zweiten Kirchenschiffs; der asymmetrische, zweischiffige Grundriss entsteht. Um 1370 entsteht die Wandmalerei „Christus am Ölberg“ (Empore). |
| um 1520–1530 | Ausbau zur Salvatorgasse und Einbau des bis heute erhaltenen Renaissance-Portals. |
| 1765 | Stiftung der Kanzel im Nordschiff; ihre ruhige Gliederung zeigt bereits frühklassizistische Züge. |
| frühe 2. Hälfte 18. Jh. | Entstehung der Kleinorgel (1 Manual, 6 Register) auf der Empore des Nordschiffs; das Instrument wird später mehrfach umgebaut. |
| 1795 | Johann Meidinger malt das Salvator-Altarblatt („Salvator Mundi“) für den frühklassizistischen Altar im Südschiff. |
| 1799 | Christophorus-Relief (vom Haus Salvatorgasse 10) wird in die Kirche übernommen. |
| 1871 | Übergabe der Kirche an die Altkatholische Kirche; seither Bischofskirche der Altkatholischen Kirche Österreichs. |
| 1961 | Segnung der Glocke „Adalbert“; die Kapelle erhält wieder eine eigene Stimmengabe. |
| 1971–1974 | Umfassende Innenrenovierung: liturgische Neuordnung (Volksaltar), Freilegungen und konservatorische Maßnahmen. |
Das Innere der Salvatorkirche
Innenraum, Grundriss & Erinnerung
Die Salvatorkirche bewahrt ihre zweischiffige Eigenart seit der Erweiterung 1373; dadurch wirkt der Saal bis heute asymmetrisch und intim. Entlang der Wände erinnern Grabsteine aus dem 14.–18. Jahrhundert an frühere Bürgerfamilien. Auf der Empore hängt ein Christophorus-Relief (1799), das aus einem Haus der Salvatorgasse übernommen wurde – ein schönes Beispiel für die Stadt als „Materialspenderin“ ihrer eigenen Geschichte.
Klassizistische Ausstattung: zwei Hochaltäre und die Sakristeitür
Zur klassizistischen Erneuerung gehören die beiden Hochaltäre in den beiden Kirchenschiffen sowie die neu gefasste Tür zur Sakristei.
Im nördlichen Kirchenschiff steht der heute liturgisch verwendete Hochaltar mit einem älteren Altarbild, das die "Kreuzigung Christi" zeigt; über dem Tabernakel erscheint das "Lamm Gottes (Agnus Dei)", und im Scheitel des Bogens schwebt der **Heilige Geist** in Gestalt der Taube.
Das Pendant bildet in der Südkapelle der "Salvatoraltar" mit dem Altarblatt "Johann Meidingers (1795)", der Christus, den Erlöser, in einer himmlischen Glorie zeigt.
Die klassizistisch gegliederten Rahmungen – kannelierte Säulen, vergoldete Kapitelle und streng profilierte Gebälke – binden beide Altäre zusammen; die "Sakristeitür" nimmt diese ruhige Linienordnung auf und führt vom Altarraum in die dienenden Räume.
Kreuzigung Christi Altar
Im nördlichen Kirchenschiff bildet der Kreuzaltar den liturgischen Mittelpunkt. Sein großes Mittelbild – eine Kreuzigung Christi aus einem älteren Altar – fasst die Kalvarien-Szene in strenger Ruhe zusammen: Der gekreuzigte Herr steht vor einem verdunkelten Himmel, die Figuren im Vordergrund halten die Stille des Augenblicks. Das klassizistische Retabel rahmt das Gemälde mit zwei kannelierten, graumarmorierten Säulen und vergoldeten Kapitellen; darüber spannt sich ein Rundbogen, in dessen Scheitel der "Heilige Geist" als Taube erscheint. Über dem Tabernakel leuchtet das "Lamm Gottes (Agnus Dei)", sodass Kreuz, Geist und Agnus eine klare theologische Achse bilden. In der Zurückhaltung seiner Formen und Materialien wirkt der Altar wie eine Bühne für das Passionsbild – ein konzentrierter Gegenpol zum „Salvator“-Altar im Südschiff.
Salvatoraltar
Im Südschiff steht der frühklassizistisch gefasste Salvatoraltar. Sein großes Mittelbild zeigt Christus als „Salvator Mundi“ – den Erlöser der Welt –, der den Erdball in den Händen hält. Über der Szene thront Gottvater mit weißem Bart in einer Wolkenglorie; Engel staffeln den Blick nach oben. Die streng gegliederte Architektur des Retabels mit kannelierten Säulen und klar profiliertem Gebälk verrät bereits den Übergang vom Spätbarock zur Klassik.
Seitenaltäre
Die Kapelle führte mehrere Nebenaltäre, die das gottesdienstliche Leben der Rathausgemeinde strukturierten:
- den Liebfrauenaltar,
- den Leonhard-, Jobst- und Dorothea-Altar sowie den
- Allerheiligen- und Zwölf-Boten-Altar.
Sie verdichten die Frömmigkeitsschwerpunkte einer städtischen Kapelle zwischen Marienverehrung, Heiligenfürbitte und Apostelmemoria
Allerheiligen- und Zwölf-Boten-Altar
Hier steht die Gemeinschaft der Heiligen im Zentrum, meist mit einem Apostelkreis (die „zwölf Boten“) um Christus oder ein zentrales Heilsmotiv gruppiert. Erkennbar ist er an den klaren Apostel-Attributen (Petrus Schlüssel, Paulus Schwert, Andreas Andreaskreuz, Jakobus Pilgermuschel usw.). In Rathauskapellen trug ein solcher Altar die liturgische Erinnerung an die Apostel und die Stadtpatrone.
Liebfrauenaltar
Ein Marienaltar, wie er in Rathaus- und Stadtkapellen oft den „stillen Schwerpunkt“ bildete: Im Mittelpunkt steht die Gottesmutter – häufig als Maria mit Kind, als Schmerzhafte Mutter oder in einer Himmelsglorie (Krönung/Assumptio). Typische Attribute sind Sternenkranz, Lilien oder Rosen; Engel tragen den Blick nach oben. Solche Marienaltäre bündeln private Bitten und städtische Memoria.
Leonhard-, Jobst- und Dorothea-Altar
Ein Trinitäts-Seitenaltar mit drei populären Fürsprechern:
- Hl. Leonhard erkennt man an Ketten/Fesseln (Patron der Gefangenen, Vieh- und Stallsegen);
- Hl. Jobst/Jodokus als Pilger mit Hut, Stab und Muschel (Fürbitter für Reisende und Kranke);
- Hl. Dorothea mit Obst-/Blumenkorb, oft Rosen (Symbol für himmlische Gaben).
Solche Kombinationen waren für bürgerliche Stiftungen typisch und schließen an die Alltagsnöte einer Stadtgemeinde an.
Kanzel (18./19. Jahrhundert)
Die Kanzel im Nordschiff ist eine private Stiftung aus dem Jahr 1765 (Renovierung 1832). In ihren ruhigen Proportionen, den flachen Kassettenfeldern und den sparsam gesetzten Ornamentbändern zeigt sie frühklassizistische Züge. Sie ordnet sich dem kleinen Zweischiff-Raum unter und wirkt wie ein sachlicher Resonanzkörper für das Wort – ein bewusstes Gegenstück zur festlicheren Altararchitektur.
Orgel (Sonnholz, 1750; Restaurierung 1987)
Die Brüstungsorgel entstand 1750 – vermutlich von Gottfried Sonnholz. 1987 wurde sie durch Herbert Gollini auf den historischen Zustand zurückgeführt. Das Instrument verfügt (in der heute dokumentierten Fassung) über sieben Register auf einem Manual; die Pedalstimmen Basso 8′ und Flauto 8′ stützen den kleinen Saal ohne ihn zu überfahren. Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch
Auf der Empore des nördlichen Schiffs steht eine Kleinorgel aus der frühen zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Instrument verfügt über ein Manual und sechs Register; seine Disposition ist auf den intimen Raum zugeschnitten. Im Lauf der Zeit wurde die Orgel mehrfach umgebaut, sodass heute historische Substanz und spätere Eingriffe ein klingendes Ganzes bilden.
Glocke („Adalbert“, 1961)
Die Gemeinde nennt ihre Glocke „ADALBERT“; sie wurde am 15. Oktober 1961 gesegnet – Glockenpatin war die Schauspielerin Paula Wessely. Seither gibt die kleine Glocke der Kapelle wieder hörbar Stimme; sie ruft zu Gottesdiensten und markiert Feste im engen Gassenraum.
Quelle: YouTube • Direktlink
Gedenktafeln
Gedenktafel Adalbert Schindelar und Gustav Nohel
Adalbert
Schindelar
erster Bischof
der altkatholischen Kirche
Österreichs
6.1.1865 – 11.10.1926
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Pfarrer
Gustav Nohel
Geistlicher Rat
2.11.1890 – 4.1.1949
Erster altkatholischer Gottesdienst
Den Gründern unserer Gemeinde
Pfarrer Alois Anton und Dr. Carl Linder
im Gedenken an den
ersten altkatholischen Gottesdienst
in St. Salvator am 15. Oktober 1871
Oktober 2001
Bischöfe der altkatholischen Kirche
Zur Erinnerung an die Bischöfe der
altkatholischen Kirche in Österreich
6.1.1865 Adalbert Schindelar 11.10.1926
3.2.1874 Robert Tüchler 24.5.1952
28.6.1903 Dr. Stefan Török 6.6.1972
24.9.1924 Nikolaus Hummel 7.1.2006
Robert Tüchler
Wien - Eine Stadt stellt sich vor
Die Salvatorkirche trägt das Schild Nr. 18 der Aktion „Wien – Eine Stadt stellt sich vor“.
Altkatholische Kirche
1360 - 1361
im wesentlichen der heutigen Form
genähert. Renaissance-Portal um
1520 - 1530
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Quellen








