Sage von der weißen Frau

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Sagen und Legenden
Sage von der weißen Frau
Relevante Orte: Freyung 6, Herrengasse 6-8
Die Weiße Frau, Bertha von Lichtenstein

Vor mehr denn 400 Jahren lebte auf der Burg Liechtenstein Bertha, die Gemahlin des Johann von Liechtenstein, eine Frau, die sich sowohl durch körperliche Schönheit als auch durch Geistesadel auszeichnete. Ihr Gemahl, ein regelloser, herrschsüchtiger Mensch, verbitterte ihr durch grundlose, blinde Eifersucht das Leben. Da überraschte ihn der Tod in der Blüte seines Lebens.

Bertha zog sich auf die Burg ihrer Väter zurück, wo sie mit ihrem unvermählten Bruder Heinrich von Rosenberg ein stilles beschauliches Leben führte. Die erhebende Musik und Dichtkunst gaben ihr Trost für die Leiden ihres Daseins. Immer tätig und für das Wohl Anderer besorgt, überwachte sie mit Sorgfalt die Erziehung einiger Waisen aus ihrer Familie, darunter den Nachkommen des weltberühmten Stadthalters Meinhard von Neuhaus. Noch bei Lebzeiten nannten sie die Arbeiter von den Bauten an den Familienschlössern Neuhaus und Teltsch in Mähren, in Folge der weißen Witwentracht, die sie seit dem Tode ihres Gemahls nach damaligem Gebrauch nicht ablegte, "die weiße Dame".

Nach Vollendung der Bauten wurde ein großes Festmahl, an dem sich alle Arbeiter und Untertanen beteiligten, veranstaltet und um sich selbst ein Denkmal zu schaffen, bespeiste sie am Gründonnerstag jeden Jahres alle Gäste die sich bei ihr einfanden. Ihre Zahl betrug oft über 10.000. Diese Gastmahle erhielten von einer böhmischen Nationalspeise den Namen "süße Kasch" und blieben noch lange nach dem Tode der edlen Bertha in dankbarere Erinnerung.

Am 10. April des Jahres 1476 starb Bertha, tiefbetrauert von Allen, die sie kannten, denen sie eine hilfreiche Mutter in der Not und eine Stütze in der Gefahr war, auf dem Liechtensteinschen Familienhause, wo sie auf Besuch bei ihren Verwandten gewesen war. Sie wurde ihrem Wunsche gemäß nicht neben ihrem Gatten zu Maria-Stiegen, sondern bei den Schotten beigesetzt. Die Sage ließ sie auch noch nach ihrem Tode ihre heilbringende Mission fortsetzen, denn als "weiße Frau" durchwandelt sie die Hallen ihres Schlosses, wenn ein wichtiges Ereignis naht und warnt die den Häusern Liechtenstein und Rosenberg verwandten Höfe vor nahender Gefahr. [1]

Der wahre Kern

Dass im Schottenstift immer wieder eine Weiße Frau umgeht, ist mehrfach in der Literatur beschreiben. Auch Franz Grillparzer, der 1817 das Drama "Die Ahnfrau" verfasste, soll die Legende gekannt haben, er hatte als Kind im Schottenhof gelebt. [2] Bertha Liechtenstein (geb. 1430, gest. zu Wien im Jahre 1476) war die Tochter des Oberstburggrafen Ulrich von Rosenberg und Katharina’s von Wartenberg. Ihr Palais befand sich dort, wo heute das Hochhaus in der Herrengasse steht.[3]

Geister im Schottenkloster

Eine weitere Legenden erzählt auch von Geistererscheinungen im Schottenkloster.

Relevante Orte: Schottenkloster
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Viele Jahrhunderte lang wurde berichtet, dass Schottenmönche durch eine Geistererscheinung auf ein bevorstehendes trauriges Ereignis - meist den Tod eines Bruders oder sogar des Abtes - hingewiesen wurden. Zu mitternächtlicher Stunde sollen sich dann die Gänge des Klosters erhellt haben und Berta von Rosenberg ging um.

So wird auch die Geschichte erzählt, dass ein junger Novize die weiße Frau gesehen habe, ihr weißer Talar reichte bis zur Erde und sie schwebte durch die Gänge. Der Novize beobachtete sie starr und atemlos, bis sie in die Gruft verschwand, wo sie schon 400 Jahre lang lag. [4]



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Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karaftia, 1880. S. 272
  2. https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/zeitreisen/2027932-Mittelalterliches-Treiben.html
  3. https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Liechtenstein,_Bertha_von
  4. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952, Nr. 45, S. 67, www.sagen.at