Rotes Wien
Wien 1918–1933 – Erste Republik & Rotes Wien
1. Gründung der Republik
11. November 1918: Kaiser Karl I. verzichtet auf jede Beteiligung an den Staatsgeschäften.
12. November 1918: Ausrufung der Republik Deutschösterreich in Wien.
Wien wird Hauptstadt der neuen Republik (ab 1919: Republik Österreich).
Problematisch: Zerfall der Habsburgermonarchie, wirtschaftliche Not, Hunger, Arbeitslosigkeit.
2. Politische Lage
Wien war politisch stark von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) geprägt.
Österreichische Politik insgesamt aber von Spannungen zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen.
1920er: Wien wird als eigenständiges Bundesland organisiert – Hochburg der Sozialdemokraten.
3. „Rotes Wien“ (1919–1934)
Begriff für die sozialdemokratische Kommunalpolitik in Wien, weltweit beachtet.
Wohnbauprogramm: Bau von rund 65.000 Gemeindewohnungen („Gemeindebauten“) – z. B. Karl-Marx-Hof, Reumannhof.
Soziale Reformen: Ausbau von Gesundheitswesen, Schulen, Kinderfürsorge, Kultur.
Bildung und Kultur: Volkshochschulen, Büchereien, Theater.
Finanzierung: „Wohnbausteuer“ und progressive Kommunalabgaben.
4. Gesellschaft & Alltag
Starker Gegensatz zwischen proletarischen Bezirken (Favoriten, Ottakring, Floridsdorf) und bürgerlichen Kreisen.
Wien wurde international als Modellstadt für soziale Reformen wahrgenommen.
Zugleich politische Radikalisierung: paramilitärische Formationen (Heimwehr, Republikanischer Schutzbund).
5. Ende der Ersten Republik
Wirtschaftskrise ab 1929 verstärkte Spannungen.
1933: Ausschaltung des Parlaments durch Engelbert Dollfuß → Beginn des autoritären „Ständestaats“.
Wien verlor seine Rolle als „soziales Vorbild“; der Bürgerkrieg 1934 beendete endgültig die Epoche des „Roten Wien“.