Neuer Markt 5

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Neuer Markt 5
=Kärntner Straße 22
Konskriptionsnummer
vor 1862: 1045
vor 1821: 1108
vor 1795: 1074
Baujahr
1897
Architekten (Bau)
Franz Kupka, Gustav Orglmeister
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0


Das Hotel Ambassador, ehem. Hotel Krantz, Hotel Munsch, "Zur Mehlgrube" - Architektur und Geschichte

Neuer Markt 5, Hotel Munsch (Ambassador) um 1897 [1]

Das heutige Hotel Ambassador, erbaut als Hotel Krantz, wurde 1897 von Franz Krupka und Gustav Orgelmeister im Auftrag von Josef Krantz errichtet. Das elegante Hotel bot auf Seite der Kärntner Straße ein Restaurant, Highlight war jedoch der prunkvolle Majolikasaal im Souterrain, hier waren Kreuzgewölbe und Wände komplett mit bemalten Majolikaplatten verkleidet.

Am 10.11.1919 verkaufte der Besitzer Josef Krantz das Hotel an die "Hotel Krantz AG", unter der eine vollständige Renovierung vorgenommen wurde. Das Hotel wurde auf modernsten Standard angehoben, Die Zimmer wurden mit Bädern, Toiletten, Telefonen und elektrischen Uhren ausgestattet.

Am 6.6.1926 kaufte Alois Rous, Stadtbaumeister und Erbauer des Hanuschspitals, das Hotel für seine Tochter Mimi (Senft). Noch heute ist das Hotel in Besitz seiner Familie, mittlerweile führen seine Enkel, die Zwillingsschwestern Edith Philp und Erika Schleiffelder, das Luxushotel.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, am 12.3.1945 verursachten zwei Bomben Beschädigungen bis zum zweiten Stock. Das Hotel wurde bald nach dem Krieg wieder eröffnet - diesmal unter dem Namen Ambassador.

Vorgängerhäuser

Auf dem Areal lagen einst drei kleinere Häuser.

Eines davon nannte sich "Zum Glücksrad", wurde erstmals 1355 erwähnt und lag auf Seite der Kärntner Straße. Das Haus, das eine Weinschenke beherbergte, wurde 1696 von der Stadt Wien gekauft. Bis zu seinem Abbruch zwischen 1850 und 1858 blieb in deren Besitz.

Ein zweites Haus wird 1453 und 1454 urkundlich genannt, es dürfte danach in den Mehlkasten integriert worden sein.

Zur Mehlgube

Gleich neben der "Alten Mehlgrube" und der "Neuen Mehlgrube" (Kärntner Straße 20) befand sich im Mittelalter das städtische Mehldepot, die sogenannte Mehlgrube. Sie wurde zwischen 1453 und 1697 als Mehlkasten, später als repräsentative Gastwirtschaft genutzt.

Zwischen 1326 und 1359 gehörte ein Areal, das sich von hier bis zur Kärntner Straße 22 erstreckte, dem Conrad der Herrscheftlein. 1453 überließ der Kaplan Ulrich Hirssauer das Haus der Gemeinde und widmete es als "Mehlkasten und Mehlgrub". Von da an befand sich hier Jahrhunderte lang das städtische Mehldepot und die "Metzenleihanstalt". Dieser "Metzenleiher" hatte die Aufgabe, auf die Mehlmesser, Sackträger und Mehlbeschauer sein scharfes Auge zu richten.

1697 wurde die Mehlgrube demoliert und im Auftrag der Stadt ein neues Gebäude nach Plänen von Johann Fischer von Erlach errichtet, zu Ehren der Grundsteinlegung wurde sogar eine eigene Münze geprägt. Als besonderes Detail wurde in Höhe des dritten Stocks eine weibliche Figur angebracht, die aus einem Fester sah. Sie war das Gegenstück zu einem steinernen Hausknecht, der oben am Dach des gegenüberliegenden Hauses (dem "Schwan") hinüberschaute.

Die "Neue" Mehlgrube

In der neuen Mehlgrube quartierte sich ein gutfrequentiertes Gasthaus ein, dessen Besitzer der Kremser Johann Georg Radelmayer war. In dieser Zeit entwickelte sich das Gasthaus zu einem Tanzlokal, das ab 1717 als Ballsaal bekannt wurde, zu dem Herren einen Dukaten Eintritt zahlen mussten, Damen aber frei waren (laut einer Beschreibung der Lady Montague). Hier fanden Kinderfaschingsfeste und Maskenbälle des Adels statt, die ausgelassenen Feste boten Tanz und Spiele. Die ersten Bälle inszeniert der Tanzmeister Accriboni im Auftrag Prinz Eugens. Auch die junge Maria Theresia nahm an den Veranstaltungen des Öfteren teil, wie ein Bericht von Khevenhüller-Metsch aus dem Jahr 1743 schildert.

Im großen Saal des ersten Stocks der Mehlgrube fanden außerdem die "Ahnenbälle" statt. Diese exklusiven Bälle durften nur besucht werden, wenn man eine bestimmte Ahnenfolge (16 adlige Vorfahren) nachweisen konnte. Damit distanzierte sich der Adel vom Bürgertum. Am Ball wurde mit wertvollem Schmuck und prunkvoller Kleidung gewetteifert. Die Glanzzeit dieser Bälle war um 1730. [3], [4]

Konzertlokal

Um 1782 wandelte sich der Ballsaal in ein Konzertlokal: Es traten Sänger und Violinvirtuosen auf, sogar Mozart veranstaltete (1785) sechs erfolgreiche Abonnementkonzerte in den Räumlichkeiten. [5] Genannt werden auch Aufführungen von Ludwig van Beethoven und Johann Nepomuk Hummel

Gasthaus Zur Mehlgrube, Casino und Hotel Munsch

1798 eröffnet der Wirt Michael Mörus ein Gasthaus, das er "Zur Mehlgrube" nennt. Auch er organisiert in alter Tradition Bälle und Konzerte, sein Lokal bestand bis 1831. In diesem Jahr renoviert Mathias Czermak das Gebäude und lässt es zu einem Casino umbauen. Er engagiert Lanner und Morelly für seine Veranstaltungen und lässt Journalisten hier Treffen abhalten - aus diesen ergab sich später der Verein Concordia.

1837 übernimmt Franz Xaver Munsch das Lokal und lässt 1866 das Gebäude zu einem Hotel umbauen.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Gedenktafel für den Schriftsteller Mark Twain

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Rechts vom Eingang des Hotels Ambassador findet sich eine Tafel, die daran erinnert, dass ein halbes Jahr, vom Oktober 1898 bis Mai 1899, Mark Twain (* 30. November 1835 in Florida, Missouri; † 21. April 1910 in Redding, Connecticut) hier gewohnt hatte.

Vor seiner Abreise aus Wien war der damals schon berühmte Schriftsteller zu einer Audienz bei Kaiser Franz Joseph I. eingeladen. Der Legende nach soll er vom Balkon seines Zimmers den feierlichen Trauerzug beobachtet haben, der Kaiserin Sisi in die Kaisergruft begleitete. Die Kaiserin war am 10.09.1898 in Genf von dem italienischen Anarchisten Luigi Lucheni erdolcht worden.[6]

Alte Ansichten



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Quellen

  1. Moriz Nähr (Fotograf), 1., Neuer Markt 5 - Hotel Munsch (Hotel Ambassador), 1894–1897, Wien Museum Inv.-Nr. 37502, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/93352/)
  2. https://www.ambassador.at/geschichte
  3. Richard Groner: Wien wie es war, vollst. neu bearb. von Felix Czeike, Verlag Molden, Wien-München, 1965, 5. Auflage, S. 12
  4. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 27
  5. Hans Pemmer: Die Mehlgrube, ein Alt-Weiner Vergnügungszentrum. In: Wiener Geschichtsblätter, 17. Jahrgang, Heft 3/1962, S. 75 ff.
  6. Mark Twain beim Kaiser. In: Neue Freie Presse, Wien, Nr. 12483, 26. Mai 1899, S. 6
  7. August Stauda (Fotograf), 1., Neuer Markt 5 - Hotel Munsch, vor 1897, Wien Museum Inv.-Nr. 12712, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/61724/)
  8. Michael Frankenstein & Comp. (Fotoatelier), 1., Neuer Markt 1-5 - Blick gegen Stephansdom, um 1875, Wien Museum Inv.-Nr. 78079/98/1, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/134763/)
  9. Unbekannt (FotografIn), 1., Neuer Markt 5 - Umbau des Hotel Munsch (heut. Hotel Ambassador) - Römergrab, 1897, Wien Museum Inv.-Nr. 106153/29, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/578387/)